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! < . ) li? ll I! >» 1 ' I u r'k/ > >? ^ !. ''- »>> i, r > q b I !»l ^ 8« Mittwoch, den 29. Februar 1869. Dresden, dm 29. Februar. — Se. Maj. der König hat dem Oberförster auf dem Lhalheimrr Revier im Forstbezirke Crottendorf, Tust. Frirdr. Brunst aus Anlaß seines 50jährigen Dienstjubi« läumS daS Ehzenkreuz des Verdienst-Ordens verliehen. — Sr. Maj. der König hat genehmigt, daß der -ostheatrr-Secretair, Hofr. v. I. Pabst, das von Sr. )oh. dem Herzog« von Sachsrn-Coburg-Gotha ihm ver« «Heu, Berdienstkreuz deS Herzogl. Eachsen-Ernrstinischen »vtordenS annrhme und trag«. > ' — Se. Maj. der König hat dem Registrator bei der Landrentenbankverwaltung, Eecretair Aug. Frirdr. Richter, daS Ehrenkreuz des Verdienst-OrdenS verliehen. — Oesfentliche Gerichtsverhandlungen: Wenn Jemand einen ächten LypuS von Windbeutelei und Unverschämtheit ins Auge fasten wollte, so mußte er der am vorigen Sonnabend bei hiesigrm Bezirksgericht statt- findrnden Hauptverhandlung beiwohnen. Auf der Anklage bank befand sich ein junger Mensch von einigen 20 Jah ren, Namens Fr. Louis Gräfe aus Berlin, dessen hübsches Aeußere mit der zu Lage tretenden Beschaffenheit seines Innern einen schneidenden Contrast bildete. Er hat sich in unbefugter Weis« den Namen eines Studenten der Phi losophie beigelegt; denn obgleich er gymnasiastische Vor bildung genossen hat, so konnte er doch nicht Nachweisen, daß er eine Universität wirklich bezogen habe. Jndignirt erschien er darüber, als ihm vorgrhalten wurde, daß er bei der Berlin« Polizei, mit welcher er bereits in mehr fachem Conslict gewesen, auch als Landschaftsmaler ver zeichnet sei, und drückte sich über dieselbe in sehr wegwer fendem Tone aus. Erst am 26. Nov. v. I einer we- gen Wechselfälschung und Unterschlagung ihm auserlegten einjährigen Gefängnißstrafe entlassen, mochte ihm der fer nere Aufenthalt im Vaterlands unbequem geworden sein, und er tauchte deshalb am 23. Drcbr. plötzlich in Dres den auf, angeblich, um sich hier ein« Stellung als Lehrer zu verschaffen. Als ob man hier auf dasjenige Marte, dessen mqn sich in Berlin gern entledigt! Mit einer glück lichen Lournüre und tüchtigen "Suade versehen, hatte er nicht angestanden, sofort nach Ankunft im Hotel de Po- logne seine Wohnung aufzuschlagen, obschon er seiner An- gäbe nach zu Bestreitung eines so kostspieligen Logements nur 5 Thlr. mit anhrr gebracht hatte. Aber nur nobel! spricht der Berliner. Zur Erreichung seines angeblichen Zweckes, hier eine Lehrerstelle suchen zu wollen, scheint er ganz eigenthümliche Mittel ergriffen zu haben, denn wir finden ihn am Lage nach seiner Ankunft, als am heiligen Abend vor Weihnachten, in einer öffentlichen Wirthschaft mit allerlei Volk zechend und jubelnd, bei welcher Gele genheit er die nrugefundenen Brüder splendid traclirt« und behufs der Bezahlung der Zeche einen anwesenden Koch lehrling um 4 Lhlr. (wahrscheinlich das eben erst erhal tene Weihnachtsgeschenk) anpuwpte, mit der Andeutung, er solle sich dafür am anderr» Mdrgen in seinem »Hotel* an deren Stelle 10 Lhlr. von ihm holen. DaS wäre nun freilich ein glänzendes Geschäft gewesen, als aber der Koch am andern Morgen dorthin kam, war der sauber« Bogel mit Zurücklaffckng einer Schuld von 8 Lhlrn. be reits auf Nimmrrwiederkehr auögeflogen. In der darauf folgenden Nacht hatte er sich sodann wer weiß wo herüm- gesielt, seiner Angabe nach in Wirthschaften, denn e« ver sicherte auf Befragen Mit unerhörter Frechheit, „in Berlin wohne man manchmal auch nicht." Am zweiten Feiertage war er jedoch wieder im Lictonahotel abgestiegrn, und hatte dort bis zum andern Tag« eine Schuld von 2 Thlr. 18 Ngr. contrahirt, jedoch abermals unbezahlt gelassen. Unterdeß mußte er nun irgendwo erfahren haben, daß die Polizei ihm auf den Fersen und er von Berlin aus sig- nalisict sei. Sein erfinderischer Kopf ersatrn daher zur möglichen Unkenntlichmachung einen neuen Schwindel. Er begab sich zuvörderst in die lithographisch« Anstalt des Herrn Rau aus der Pragerstraße, und erbat sich daselbst d«e schleunigste Herstellung von' 100 Stück Visitenkarten mit dem Namen „Friedrich Louis von Gräfe", Unter dem Vorgeben, deren heute noch behufs der Abstattung meh rerer Visiten benöthigt zu sein. Nachdem er während des LageS mehrmals wiedergekehrt, um sie zu holen, kam er endlich gerade in dem Momente zu Herrn Rau, als 3 jener Karten fertig waren. Diese reichten indeß für sei nen Zweck vollkommen hin; er gab Befehl, den Rest in daS Viktoriahotel zu schicken, woselbst der P'örtitr den Be trag bezahlen würde, und verschwand. Mit dieser selbst- geschaffenen Legitimation versehen', begab er sich nun in ein drittes Hotel und ließ sich bei einem dort wohnenden adeligen Herrn anmelden. Da derselbe aber nicht gegen wärtig war, kam eS zu einigen Erklärungen zwischen ihm und dem Portier, wrlchem er weiß machte, er sei Derjt« nige, der LagS vorher eine telegraphisch« Depesche von Berlin auS anher gesendet habe; unter anderen Vorspie gelungen gab er ferner an, « sei ein Verwandter des