Volltext Seite (XML)
Dixsr» vlatt wird de« Leiern von Dresden vvd Umgebung am Tage vorher bereits al» Zlbend-Zlnsgabe zugestellt, während es die Post-dlbouncntrn am Morgen in einer Gejamtau-gabe erhalten. verugrgedW: «lerteltatrN» d«» ls«N» - imler« » «»»,„«, a» »ur «tumali l.»»V. Nna au»«Ln>,k»o«. —2»«» » NN»-» «» »0 ,f. Li «i*mq>i«n SuI-0»»- lmi» bi, PviiaMk. tobnevetieli«»!»». im«u»< kn» «tl «Mlprechendem Zu'Llaze. « «O»r»< oller «rittet«. original. Nit«»S»»«-> «nr «it »»ntUibtt Mi»' ««birt>ait»e »„«rar. rüivstl»« dlA«, mderMKN««! ü2r» N»l»,r«««.st»r«»s«: «»»»ich»«» ch»,ßv«^ HegvLLnSeL L85V Verlag von Ktepsrl, L Relchardt. /lnreigen-canl. Nnnakme von klnkündigunaen t»r nachmittag« s Ukr Ton»- und ftkieriag« nur Manenlnabe ss von N bi« v,r Uür Die I tvalttgeSrilnb »eile lca s Tilde,» 20 Pjg., An kündiaungen auk der Bnvalieite geile vs Pf« : di» rwaliige geile aut Den feile so Pt«., als Eingeiaudt geile so B», Nummern na» »onn- und Keirri,,«» r iualtigc itzrundietlr so Pia . aui Vrwalieile «0 Mg.. 2 wattige Zeile auf Lerttetle und al» Luiaeiandt «0 Pia. Ausivitrttge Aus> trage nur acaen Aorau«vejat>lu«g. lveleidiiiner werben m,i ro Pf,, berechn«. Nernlvrechanlchlutz: «m» I Sir. u und «k. ras» «r. SV7. Stitikl Wilhelm in Dresden. Neueste Drabtberichte. Kammerherr Graf v. Rex-Zedlitz 7, Lohnbewegung lsteverclen. Lontzet in Madrid, Lchivcdcn und Norwegen. Philhnrmon. Konzert. Moltkes Frau. Tlnnrcrsla,,, 26. Lklriiier lr»«z. itaiser Wilhelm in Dresden. . Unt«r d«m begeisterten Willkommenjubcl der aus Stadt und Land zahlreich herbeigeslrömten Bevölkerung und dem Vielfarbigen weste rrdeN Grüften der Flaggen und Fest- aewinde hat Kaiser Wilhelm am heutigen Tage als Gast König Friedrich Augusts seinen Eiirzug ,n nniere Residenz gehalten. Tin au» der Reifkühle eine» Späthcrbstmorgeiis klar- Srnrneiitag lag über der seitlich zu> rerlieh dem Bilde den erwünschten, strm :grund. Gilt Kaiser Wilhelms hentigei en Stadt und verliel ffeichen Hintergrund .. . , „ nch auch in erster Linie dem Könige, so hat doch auch dies mal wieder die Einwohnerschaft unserer Stadt mit voiler Her zensfreude dem kaiserlichen Herrn Gruft »nd Heil entboten v»d ihren Gefühlen der Liebe und Verehrung zu dem obersten MrndeSsürsten und Freunde unseres Königs den gleichen, laut beredten Ausdruck gegeben wie stets bisher. - Pünktlich 11 Uyr 25 Minuten lies der kaiserliche Sonderzua, dem Herr Generaldirektor v. Kirchbach und dir zu dem Kaiser bekchligte Ehrendienst: Kommandierender General. General der Kavallerie v. Broizeni, Oberst und Regi mentskommandeur v. Sckckieben und Hauptniann Schumann, beide vom Grenadier-Regiment Nr. 101, bis Elsterwerda ent- gegengefahren waren, . - - i« Hauptbahnhofe ein. Leichten Schrittes eilte Kaiser Wilhelm, der über dem grauen Mantel das Band der Raute trug, auf König Friedrich August, der in der Uniform seines preuftischen Ulanen-Regiments „Hennings von Trcssenseld" Nr. 16 erschienen «r. zu und küftte und umarmte ihn auf das herzlichste. Dem rinzen Johann .Georg, der die Uniform des 2. preuftischen Garde-Ulanen-NeginieNtS angelegt hatte, gleich seinem könig lichen Bruder mit dem Bande des Schwarzen Ablerordens. reichte dar Kaiser die Hand, ebenso dem Herzog Borwin von Mecklen- dem Generaladjntanten General v. Minckwitz usw. Nach Gras Hohenlhul, Oberffgllmeistcr v. Haugk, -Itadtkmnmandant Generalleutnant v. Schweinitz, Oberpostdircktor Geh. Ober-Post- iat Hakke, Kreishailptmann Schmiedel, Polizeipräsident Köttig, OberregierungSrat Hohlfeld. Negierungsrat Tr. Becker, Eisen- bahndirestor Wtüller u. a. m. . vor dem Bahnhofe bqsten der Bezirksverein Dresden von Sachsens Militärvexeins- bund mit Fahnen unter Kommando des Herrn Wolfram und die Herren Offiziere d«S Beurlaubtenstandes Aufstellung genommen. Au P«ittn der von dem 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 gestellten Ehrsmonchagnie unter Befehl des Hcrri^ Hauptmaniis von dem weiten. den dichten Massen deS Bahnhose an der Seite ein längs liulkinoern und . umrahmten Platze vor dem König Friedrich Augusts erschien, setzte langsam anschwellendes begeistertes Hurrarufen ein, das sich in mächtiger Steigerung bis zu den Dächern der umliegenden Häuser fortpslanzte. Das Kommando „Stillgeslanden!" war er bosten» di« Tamhouve schlugen ein und unter den Klängen der Nationalhymne schritten die hohe» Herren, der Kaiser in der Rechte« den Marschallftab, die Front der Ehrenikomvagnie ab, die alsdann vor ihrem kaiserlichen Chef einen schneidigen Parademarsch ausführtc. Bald danach — alles vollzog sich in raschem Tempo — bestieg der Kaiser mit dem König den vier- lpännigen L la Daumont gefahrenen Phaeton zur Fahrt ins Refidenzschloft. An der spitze ritt Herr Polizcihauptmann Klahr« mit einer Abteilung Gendarmen. Im zweiten Wagen lichen Adjutanten Hauptmann Jreiherrn v. Berlepsch, im vierten: Oberhosmapchall Graf zu Eulenburg und komman dierender .Genera! v. Broizem, im sünsten: Gcneraladjutant Generalleutnant Graf v. Hiriscn-Häscler und Oberst v. Schliebcn, im sechsten: Jlüaeladjiitant Major v. Neumann-Eosel, Lberstall- Meister v. Hangk und General ä l» ouito Generalmajor v. Altrock, im siebenten: Militärischer Bevollmächtigtei Oberstleutnant Freiherr v. Salza und Lichtenau und Fliigcladjntant Oberst von Wilucki, im achten: Leibarzt Dr. Nieduer und Hauptmann Schumann, im neunten: Flügeladjutant ObersNeulnant von Schönberg und Ordonnanzoffizier Hauptmann Richter usw. Vor und hinter dem Wagen mit den Majestäten ritt die unter Befehl des Herrn Rittmeisters v. Herder stehende Eskadron des neuen schmucken sächsischen 3. Ulanen-Regiments Nr. 21. Vor dem groftcn Triumphbogen Ausstellung genommen, an ihrer Spitze Herr Oberbürgermeister Beutter und Herr Stadtverordnete,.Vorsteher Jnslizrat Tr. Stöckel, außerdem die beiden Herren Bürgermeister §cupöld und Heische!. Alle Herren trugen die ihnen zukommeuden Ehrenketten, die Stadträte goldene, die Stadweroronetcn silberne. Die Menschen menge, die den Platz umstand und die Balkonc und Fenster bis zu den höchsten Höhen hinaus dicht füllte, die zum Teil herr liche Dekoration der umgebenden Härper, — das alles wirkte in dem Hellen Lichte, das durchhuschende Sonnenstrahlen zuweilen noch glanzvoller aujhelltcn, als ein äufterst farbiges und belebtes Milieu der Szene. Zahlreiche Photo graphen batten sich dort etabliert, dürsten aber kaum glückliche Augenblicke zu guten Aufnahmen gesunden haben, da der kaiser liche Wagen, statt mitten vor dem ansgestellten Kollegium zu hatten, ein Stück weiter bis unter den Triumphbogen fuhr, wo er onhielt. Herr Oberbürgermeister Beutler mutzte in gröhter Eile an den Wagenschlag treten und konnte den Kaiser dann mit folgenden, weithin verständlichen Worten begrüben: „Eure Kaiserliche Majestät wollen den Vertretern der säch sischen Haupt- und Residenzstadt allergnädigst erlauben,, ihre teilnehmende Freude über den Besuch, den Eure Majestät unserem allverchrten Könige abstottci., in tiefster Ehrerbietung kundzn- geben und Eure Kaiserliche Majestät im Namen der ganzen Bürgerschaft aus warmen patriotstchen Herzen zu bea üften. Wir freuen uns des heutigen Besuches Eurer Kaiierlichen Majestät um so mehrmals nach den Tagen der Trauer und der Trübsal in unserem Kvnigshouse und unserem Lande heute wieder Heller Sonnenschein des Glückes um unsere» König erglänzt, dem es gelungen ist, die Herzen seines Volkes im Sturm zu erobern, und als wir sicher lein dürfen, daß auch Eure Kailerliche Mujestät hieran freudigen Anteil nehmen. Auch die Nebel einer schweren wirtschaftlichen Depression, die vornehmlich unser säch sisches Vaterland und seine Hauvtstadt bedrückten, beginnen sich wieder zu heben, und wenn cS der weisen und kräftigen Politik Eurer Kailcrlichen Majestät auch ferner, wie in den schweren Zeiten des letzten Jahres, gelingt, dem Vaterlande den Frieden zu bewahren, so dürfen wir die Hoffnung hegen, daß auch unser Sachsenland unter der Regierung seines geliebten Königs einer wir heute ganz besonders freudig ais hochwillkommenen <^ast in unserer Stadl mit dem Ruse: Se. Majestät der Deutsche Kaiser Hurra, Hurra, Hurra!" Mit sichtlichem Interesse folgte der Kaiser, der außerordent lich blühend und wohl auSsah, dieser Rede; sein ernster und Male zu, namcntlick.^i den wl einige ;u, namentlich, als dieser die Hoffnung aus Besserung ,n rtschastlichen Verhältnissen Sachsens erwähnte, und dank bar lächelte er, als vielhundertstimmig aus Kindermund und iu den tiefen Stimmen der Stadtväter, die seinen Wagen umstanden, das „Hurra" erklang. Als Antwort auf die Ansvrache hielt bei Kailer. leicht mit der rechten Hand, die auf der Wagenlehne lag. gestikulierend, eine kurze Erwidcriiiigsredc an den Oberbürgermeister, in welcher er sagte, doft er dem Oberbürgermeister seine Freude über seine Begrüßung und seinen Dank für den Empfang anssprechen könne, den ihm die Stadt Dresden bereite! Hab' Dresden wisse es ja, daß er an allen Ereignissen, die das iäch- sijchc Königshaus angingcn, regsten Anteil genommen Hab--, namentlich an all den groftcn Jubiläen, die das sächsische Königs Haus feiern konnte. Es freue ih» ganz besonders, m» heutigen Tage sein warmes Interesse für Sachsens Hauptstadt an de.. Tag legen zu können. „Ich verspreche Ihnen," so sagte der Kaiser, „alles, was ich tun kann, um die vvu Ihnen erwähnte Lage Sachsens zu heben, das werde ich tun." Der Herr -Oberbürgermeister möge der Bürgerschaft seinen Dank sagen und ihr seine Freude über den ihm zu Teil gewordenen Empfang aussprechen. Tanach reichte der Kaiser dem Oberbürgermeister die Hans, grüßte noch einmal, und wahrend die am Triumphbogen postierte Kavelle, gestellt von den vereinigten Musikern, „Heil Dir im Siegerkranz" anstimmte, setzte sied der Zug wieder in ^Bewegung. Tie Pferde zogen an, noch ein brnuiendcs Hurra, das die klare Oktoberluft erzittern machte, und langsam fuhren die Majestäten durch die im bunten Flaageugewande praugendc Prager. Sec und Schloftstrafte der köuigllchcir Residenz der Wettiner zu. Tic künstlerische Ausschmückung der Frststraste von seiten der Stadt, an deren Vollcudung noch in der letztem Nacht Hunderte von fleißige» Hände» in fieberhafter Hast gear beitet, hatte drei Höhepunkte anfznweisen, die von vornhereiu ein weises Beschränke» im Ausbau des dem Ganzen zu gründe liegen den dekorativen Gedankens zur Pflicht machten: der Eingang zur Prager Straße, der Altmarkt und die Augiistiisbriicke bedeuteten gleimiam die offiziellen ruhenden Pole in der Flucht der dekorativen Erscheinungen. Als bestimmendes, phusiognomiegebendes Moment der Eiuzeldekoratione» hatte der neue Stndtbaumt Erlivei», der mit dieiem Ansschiunckimgswerke nicht ohne Eriolg debütiert, eine aus den erfreu Blick zu erkennende starke Farbigkeit gewählt, während die Architektur der verschiedene» Bauwerke eiben sehr zweckeut sprechenden, mehr wuchtigen als graziösen Charakter zur Schau trug. Am eiudriiiglichste» machte steh dieles Streben an der Ehrenpforte und dem improvisierten Ehre »Hof geltend, der dem Eingang zur Prager Straße zur schönen Zierde gereichte. Eröffnet wurde das dekorative Arrangement deS EhreuhofcS, iu dem der Empfang der kaiserliche» Majestät durch die Vertreter der Stadt vor sich gegangen, durch zwei 7 Meter hohe Pylone», die als Krönung ,c eine» auf dem Reichsapfel stehenden preußischen Adler in ausgeprägter Tilhouettieruug zur Schau trugen. Die Kapitäle und Säulenschäfte zeigten reiche Oriiamenticrung, wäh rcud an den vier untere» Ecken Schalenaufsätze, mit geschorenem Fichtcurcisig gestillt, ans dem Goldfrnchte hervorlugten, angebracht waren. A» die beiden EiiigangSpylouc» reihten sich zu beiden Seiten je vier Postamente an, deren Pilaster Eierstabverzicruugeii und sonstiges Ornameutbeiwerk in Altgold sehen ließen. Als Krönung wäre» hier blanmeiße majvlikaartige Vase» gcwähli, in die wiederum geschorene Fichtcnreisigbuume mit goldenen Früchten gesetzt waren. Die Ehrenpforte, in großen monu mentalen Linien geholten, nahm in ihrer AnSdehunng von etlichen 20 Metern nahezu die ganze Breite der Prager Straße ein. Sie gliederte steh architektonisch in eine Durchfahrt — Breite 6 Mercr. Höhe 7 Meter —, die durch doppelte Säulen , schlosse, , . . . Seitenautdauten in der Höhe von 18 Metern an. Am besten nahmen sich an der Ehrenpforte die das ganze Bauwerk abschlie ßenden Seitenansbaiiten aus. die, namentlich von weitem gesehen, ohne Frage einen imponierende» Eindruck machten. TaS Giebel Kunst nnd Wissenschaft. Mittellung aus dem Bureau der Königlichen Hof» «heater. Im Schauspiels, au je w>rd Sonnabend, den 28. Oktober, Shakespeares Lustspiel „Was ihr wollt" in oftümer »ist! . . . .. . .. Fvgu BastS, Maria — Frau GaSny, Orsino — Herr Dettmer, Sebastian — Herr Wierth, Junker Tobias von Rülp — Herr Müller, Junker Christoph von Bleichenfang — Herr Gebühr. Malvolio — Herr Fischer, Fabio — Herr Gunz, Narr — Herr Rens. Antonio — Herr Egaerch, Schiffdhauptmann — Herr B. Äeumann. Valentin — Herr Walther, Priester — Herr Duff. Die Vorstellung findet außer Abonnement statt. 'Der Vorverkauf beginnt Freitag, den 27. Oktober, vormittags 10 Uhr, an der Kasse des König!. Schauspielhauses. st* Philharmonisches Konzert. Der fest begründete Ruf und die allgemeine Beliebtheit dieser Konzerte gab dem gestrigen ersten Abend daS gewohnte Gepräge ferner Vorgänger: Der Gewerbehaussaal war in allen Platzen ausverkauft, die Auf nahme glänzend. Den künstlerischen Erfolg sicherte zunächst die Exc«l«ncia Seüor Pablo de Sarosate. Auch einer von denen, über welche die ewige Jugend schützend die Hand hält, an denen die Zeit scheinbar spurlos vorüberäeht. Nur un- wesentlich verändert durch den Reif, den der Spätherbst des Lehen» ihn auf» Hpupt gestreut, bHerrscht er, ein guter «chjiger, heute noch genau so souverän seine Kunst und seine zur vollen Wirkung: das Bestrickende der Tongebung, die, ent zusetzen, um die Hörer fest im Banne zu haben. Mag er spielen, erner waS er will, von en Kunst as Won , - vom „Rattenfänger": „Sie müssen alle hinterdrein". Das be wies «r gestern wieder mit dem ersten seiner Vorträge, dem A-Moll-Konzert von Saint-SasnS, einem ziemlich Phantasie 1«n, rer« vl ur elegant, gearbeiteten Werk, bei dem das Was wenig, das Wi e alles bedeutet. Unter seinen Fingern gewann es Dmft und Leben, zind im-Finale einen w eigenapligen Zauber, hgft manalaubte, em Meisterstück der Kompositwn gehört zu haben. Mochte hier der Vortrag allein des Redners Glück, jo tot Sarafate danach mit einer eigenen Fantasie über „Don Juan" einen in allem ungetrübten künstlerischen Genuß. Alles, was er in seiner Kunst an Eigenart zur Verfügung Hot, kam roll ... einer immer berückend schönen, durchaus stilvollen Auffassung. In gleicher Vollendung gab er uns schließlich noch zwei seiner eige- nen Kompositionen: I7ooturve-8örsnscko und Olrsnson russss lmit Orchester), die er sich sozusagen selbst aus den Leib ge schrieben hat, Stücke, in denen sich die ganze Individualität seines Spieles ausdrückt. Stürmisch applaudiert und immer wieder auf das Podium zurückgerufen. dankte er, wie gewöhnlich, mit einer Reihe von Zugaben. — Neben einem solchen Lrebling der Musen und Menschen ehrenvoll zu bestehen, ist nicht leicht, und wenn es der Sängerin des Abends, Frl. Marga Ner sch, noch mehr als dies zu erzielen gelang, so ist damit zu ihrem Lobe eigentlich schon genug gesagt. Sie lang die Eglautine-Acie aus Webers „Euryanthe" lmit Orchester), em Stück, das im Konzertsaal eigentlich etwas deplaciert ist, später — von Herrn KorlPretzsch vortrefflich am Klavier begleitet — eine Reihe von Liedern, mit der sie einen weitaus größeren Erfolg cr- ielte. als mit der Eglantinen-Szene. Das vollgesättigte Organ, ^ .. . . . chule — gaben diesen Liedern so starken Reiz, daß auch Frl. Neisch ihr Programm um zwei Stücke erweitern mußte. — Die Ge rn e r b eh a u s ka p «l l e unter Leitung von Herrn Kapell meister Willy Olsen zeichnete sich in der Begleitung der großen Solovorträge wieder rühmlich auS. Ist. 8r. Moltkes Frau. Zur Enthüllung des ^erlin Moltke-Standbildcs rn Berlin am 26. Oktober. Wenn morgen in Gegenwart deS Kaisers und der höchsten Ver- treten der Armee die Hülle fällt von dem Denkmale, das dem größten deutschen Strategen auf dem Königsplahe in Berlin, lands Macht un^ Ehre schuf. Dankbarer noch als sonst wird man deS Feldherrn gedenken, der die deutschen Heere einst zum "" 'ährte. Vielleicht ist die Gelegenheit dieses Ehrentages F hlccht gewählt, um mich jener Frau sich zu erinnern, die länger als ein Vicrleljabrhundcrt die treue und liebende Gc sährtin Helmuth von Moltkes war und der das tragische Geschick widerfuhr, in der Blüte der Jahre scheiden zu müssen, ohne den glorreichsten Abschnitt seines Daseins zu erleben, ohne ihn aus der höchsten Höhe seines Ruhmes sehen zu können. Wenn das deutsche Volk seine Helden ehrt, so sollte cs deswegen nickt der Frauen vergessen, die, wie Johanna von Bismarck und Marie von Moltke, diesen Helden zur Seite standen und, zu deren Größe voll Verständnis aufsckauend, ihren eigenen Lebenszweck nur darin suchten, ihnen im häuslichen Kreise jede Sorge, >edes kleine Ungemach aus dem Wege zu räumen, jo daß ffie hier »ur ausruhen und Stärkung finden möchten zu den Pflichten ihres Amtes, zur Erfüllung der höhen Aufgaben, vor die das Schicksal sie stellte. Man weih, daß Moltkes Frau ihm als Stiefkind seiner Schwester nahe verwandt und an Jahren viel jünger ivar als er. Sie stand fast noch im Kindcsalter, als sie kaum sechzehnjährig dem 41jährigen Generolstabsmajor die Hand vor dem Altäre reichte. Marie Burt war am 5. April 1826 in Kiel als die Tochter eines Engländers aus vermögendem und angesehenem Hause, des John Heytiger Burt, geboren, der seinen Wohnsitz nach Holstein verlegt hatte, seitdem er eine Tochter dieses Landes, Ernestine von Stäffeldt, zur Fra» genommen hatte. Nur hin und wieder verließ er seine zweite Heimat, um den ihm gehörigen großen Ziickervlaittagen aus der westindischen Insel St. Eroir einen Besuch abzustatten. Marie Bürt war 6 Jahre alt, als sie die Mutter verlor, und zwei Jahre -später führte ihr Vater Auguste -von Moltke als zweite Gattin heim. Damals ver tauschte Mr. Burt Kiel als Wohnsitz mit Schleswig und dieses dann schließlich mit Itzehoe, — um Hamburg näher zu sein. Marie Burt war eben konfirmiert worden und begann, in die große Welt ousgeführt zu werden, als sie zum ersten Male den Bruder ihrer L-tiefmuttcr erblickte. Sein Name freilich ward langst täglich im Burtschen Hause mit Liebe und Bewun dcrung genannt. Abends, nach gemeinschaftlichem Tee. las man sich die Briese vor, die er vom Orient aus an seine Schwester richtete und in denen er seine Kriegserlebnisse anschaulich und lebendig schilderte. Wie er dann selbst kam, sah Marie zu ihm. dem so viel erfahreneren und älteren, anfangs wohl mit kindlicher Scheu und Befangenheit auf und ahnte nicht, daß in seinem Herzen so schnell eine starke Neigung zu ihr ausgckeimt war. Als die Stiefmutter es dann übernahm, sie hiervon rn Kenntnis zu sehen, war sie so überrascht, daß sie bat, drei Taoe warten