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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905020901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905020901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-09
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.02.1905
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verugsgebithn «MErlt»k»' »—»e» b,« ««all» nortmalteer 3»tra,«n, durch uulere W»t«n »»«»»« und au Gönn- und Moulaaen aur «umali »M« »0V« durchaurwärtlaktkom- «tlNou«» » Mt In« , M«. »0 M v»> «inmaliacr Zulielluna durch die Eo«i»Mt. chduevkliellotlbi. iniAut»- «und mit en«Ivr«ch»ndem Kuichlae«. -««»druck aller Arlilel«. Orialna«. Mmeiluuaen nur m» deuUicher Ou»I>e»an,ad«i„Dre»dü!a»r "> tuliiilia Nachlräaliche Lonura» oinvriiche birtbcn uud«rick«ich»al: »nveüluiaie Mamütrivie werdrn nicht aiisbewadtt. Lele,ramm.Adresse: Nachricht«» -»««»den. ScgrilNdtt 1856. Uftren und SolMsren «nei-tc»niit Kv8te Ite^ttgsguoUe Ku8l»v 8wy. Koritrstr. 10. 8^.»»»-.'».'."'"^ Ha»plgeschüst»ilellc: viariciistr. tit. -lnxelgen.canl. chnnakime den Anlündiaunaeu lit nack»»i!iaa« 2 UI»r. Lann- m>» chriniaaL »ur Mariensirakr 2» vo» ti bis t,I!I!,r Die 1 iMÜiaeArniid »eile <co « Lilbeni ro Pt» . An tiiiidiauuaen cui« der »Lrivaltcitr Zeue LL Via : tue rwallisr Zeile aus len seile !M Pi,, , als Emaesaudt Zeile 1« Piz ^,n Nummern »och Sonn. Mid >>eieiloaen 1 >"Lll-,c Slruiidm.e Lv Psg. aus PrwaNene «0 Pu, Llvaliiae Zeile aui reit'küc und ala öiiiaciandi w P>a Ausmürilae Aul- traue »ur aeac» Borau«de,aliluila Brlkadiauer weiden rnu w P g. vereckmer. chernivrechanschlus,' Ilmt I !»r. U und Sir. 2«IVS. Wl»H»R»Q» KZ II. Tril l7 pii-nstsviiv 81,-. Viuptivdlr /u Scküsn.tleimnsi' Mit pp 6l!i8V5N. v-rcl. »»Qsklhllirfiit. Lii-nslscstt, 811°. 17 ? ?! I Nttii»««! »'! ir« ?!!« ^I>» 1 8 Vi plimss in U»i^»il«>ir 2<r, ^Nlgenk»u»i,1i'NR»«' S. tt, l'r-«t«v»^rrch's»>,' 41 <1.1n«r. ktrit'i'ent-ntr.», tu I.11?»ti»ii: II uritzi l»«-i H-tin HIN» Uchitniann. Itre^Ion ,»a «1er l»io»ltt',ntr'«lz!rcU«' 5t. Wlvpli»» I illllMwE liialrroliv-LSuIss«»!«!» IreiniMmsl-o 1 »L ?üiLle äer „Drssänsr ^acliri^teri". ^ »unnlinie-ctitll« tur liiüernte nuck Xlinnue-meutr. H lii I'SlllLl'- 8 Alle !ls P8KI /. solmsllov ilcwaittinff oinc-8 ü«»oru»8 tvülki-ütligvir v. stürkenckon Lwloü im llwwo, bcstw l-lout/. tür iriiiiitc-i-. I?»I«,—,w II u. t-t«-. l.K»>> l,ückl».-choü livüroyntli. .Kittel m-g. rlwnimcltt.'-lio n. II > einen leb le »zock. Fit. chchvrlteiieeimtäiicke. unüvertiollsiie« Verjüng»»»»»!'- u. Vgrüelidnei ungsnuttel. von W-elmt »n- ,, gentzbmer IVnkuvß bei g>c>!>8ter lieiuljelilceft. Lekuobtel ru «i Vollblicien» 2 Kork. Fllemveilcaut unck Ver«anck 1tIlI !>I>I > 1., kVc umui tvt t»^ '«»«I - Svzialpolitüche«, Ländlicher Grundbesitz. Giäsi» Moiittgnoio. Bc'techniig von Angestellten, Mntmnßl. Witterung: ^^,,,,,^».»4.^^ »»»««,»» Tlsslütl- „Feionia". Unruhen in Rußland, Knnalvoilage. Troubetzkoy-Ansttellniig Lvtleiielstle Mild, vcrnnderllkl». 4-«p, I «Ile Ze/r»eF» Sozialpolitisches. Im Reichstage Hat es wieder umfangreiche sozialpolitische Debatten gegeben, und Mar über den Antrag des Zentrums g»,s allgemeine Einführung des z e h n st n n d i g e n A rb « its tageS in Fabriken. Außerdem siebt die Beratung eines sozial- demokratischen Antrags aus Errichtung von Arbeitersmmern in unmittelbarer Aussicht. Solveit die sozialdemokratische Iuiiia tive aus diesem Gebiete in Frage kommt, pseiien es nachgerade bereits die Spatzen von allen Dächern, das? es «ich dabei lediglich um „Fensterreden", mir agitatorische Vorstöße bandelt, dazu be stimmt, durch Aufstellung übertriebener und unerfüllbarer For derungen den „volkstümlichen Nimbus" der Partei des Um sturzes zu vergrößern. Das Beste, was von der bürgerlichen Gesellschaft der arbeitenden Klasse an sozialen Reiormen gewührt wird, ist den Wortführern der Partei dcS Umslurzcs niemals gut genug, und sie erklären deshalb regelmäßig, nicht milmacheu zu können, weil das Gebotene „zu wenig" sei. Das berüchtigte Wort von den „Bettelgroschen" der Arbcitcrversicherung ist noch unvergessen, und genau dieselbe Gesinnung war es, die auch seht wieder bei dem sozialdemokratischen Redner zur Geltung kam, indem er 'höhnisch fragte, warum sich denn das Zentrum ans die Fabrikarbeiter beschränke und nicht auch Heim- und lanvwirl läuislllche Arbeiter in den Bereich der Imerpellauon ziehe. U» gleich wurde von dersclbcu Seite der Regierung, die in allen sozialpolitischen Dingen an der Spitze der sUvilnation marschiert und die eben erst durch ihre Haltung im Bergarbeiteraussrond ein großartiges Zeugnis für ihre Unabhängigkeit von kapita listischen Einflüssen abgelegt hat, künstliche „Millionenziichlerei" vorgeworsen. Das geht wirklich über die Hutschnur, wie man zu sagen Pflegt, und mau kann in der Tat gar nicht ost genug derartige sozialdemokratische Maßlosigkeiten scünagcln. um den wahren Charakter der ausschließlich aui politi'che Machtzwecke berechneten „Arbeiterfreundlichkcit" der Sozialdemokratie in die richtige Beleuchtung zu rücken. Ein Sichbescheidcn mit praktisch erreichbaren Zielen, die eine wirkliche Verbesserung der wirt schaftlichen Lage der Arbeiter zur Folge haben, gibt es bei der Partei des Umsturzes überhaupt nicht, vielmehr ist alles darauf zugeschnitten, daß das Eintreten eines mehr oder minder znsric- denen sozialpolitischen Beharrungszustandes verhindert und die Begehrlichkeit immer aufs neue angesiachelt wird durch die ge flissentliche Verhetzung und Verkleinerung des von dem bürger lichen Staate Gebotenen unter gleichzeitiger Eurpsehliing der Sozialdemokratie als der alleinigen Errettcrin ans allen Röten. Immerhin hat die fortgesetzte ölsentliche Kritik an dem gekenn- zeichneten Verfahren der Sozialdemokratie doch schon insofern ihr Gutes gehabt, als die Wirkung jener Methode bereits merkliche Einschränkungen erfahren hat. Sogar sozialdemokratische Kreise selbst haben Widcripruch gegen die beharrlich ablehnende Stellungnahme der Partei gegen sozialpolitische Neuschöpsungen der Regierung und der bürgerlichen Parteien erhoben. Auf der anderen Seite ist freilich auch nicht zu verkennen, daß das Zentrum ebenfalls an einer bedenklichen Neigung leidet, den Bogen der Sozialrcform im parteipolitischen Interesse zu ilberspailnen. In jeder Reichstagssession pflegt die „regierende Partei" einen wahren Wettlanf mit der Sozialdemokratie ans der sozialpolitischen Arena zu veranstalten, als dessen Ergebnis dieses Mal u. a. der Antrag auf Einführung des zehnstündigen Maximalarbeitstages in allen Fabrikbctrieben aus der Bildsläche erschienen ist. Die Antwort der Regierung und der nationalen Parteien aus den agitatorischen Vorstoß des Zentrums ist genau so ausgefallen, wie sie nach Lage der Sache aussallen mußte: es wurde übereinstimmend betont, daß man diese ein schneidende Frage in erster Linie der natürlichen Eigen- cntwicklung im Wege der freien Vereinbarung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern überlassen müsse, wie das in Amerikas England und Frankreich bereits geschehen ist. Auch b>.i uns hat sich der Zchnstnndentag auf solche Art schon vielfach eingebürgert, so namentlich im Baugewerbe, sowie bei den Dachdeckern, Steinsetzern, Brauern und 'Töpfern. Gewaltsam ober in den wirtschaftlichen Werdegang mit Hilfe der Gesetz gebung cinzugreifen, erscheint nicht bloß deshalb unangebracht, weil in vereinzelten Industrien schon jetzt eine kürzere Arbeits- zeit besteht, sondern vor allem, weil die wirtschaftliche Kon- kurrenzkraft Deutschlands vor Schaden bewahrt bleiben muß. Gras PosadowSkn unterließ es nicht, dem Zentrumsredner mit seiner Ironie die eigentlichen agitatorischen Beweggründe des Antrages unter die Nase zu reiben, indem er äußerte, der Inter pellant werde wohl selbst der Ansicht sein, daß dieser sozial- volitische Apfel noch nicht reis sei. Auch den aus die Fabri k- Arbeiterinnen beschränkten lOstündigen Maximal-Arbeits- tag, für den sich tatsächlich gewichtige ethische Gründe geltend machen lassen, behandelte Graf Posadowsky mit der größten Zurückhaltung wegen der gerade hier sich empfindlich fühlbar machenden Konkurrenz des Auslandes, namentlich Italiens, der Schweiz, Oesterreich-Ungarns und Belgiens. Der Staats- sekretär erklärte, daß mit den genannten vier Konkvrvenzstoaten Verhandlungen eingeleitet seien, von deren Ergebnis die Ein- rübruno eines gleichzeitigen Maximalarbeitstages für weiblich« Fabrikarbeiter abhängig lei: selbst dann aber müsse unsere Textilindustrie durch llebcrgangsfrisien noch besonders geschützt werden. Er'reulicherweise läßt sich also die Rcichsregierung in der vorliegenden Frage von einem Geiste der Rücksicht nahme ans die berechtigten Interessen unserer Industrie leiten, dessen künftiges Hervortreten bei allen sozialpolitischen Neuerungen dringend zu wünschen wäre. (s'tttschlllümig des linuerlichelt HrnildliesilreS. Berlin sicht gegenwärtig unter der Hermcha't der alljähr lich um diese Zeit üblichen „großen landwirtschaillichen Woche", in der zahlreiche hervorragende landwirtichgikliche Lrganüa- tionen unter lebhafter Anteilnahme der Reichs- und Staats behörden nebeneinander tagen, nämlich das Prcußiichc Landes ökonomie. Kollegium, der Dentiche Landwirtschattsrat, die Teui'che Landwiilich.astsge'ellscha!l. die Steuer» und Birtichansresormer und der Bund der Landwirte. Ans diciem Anlaß erscheint es angebracht, an einen bemerkenswerten Vcrmch zu erinnern, Len die preußische Regierung im Interesse der Landwirtschaft zu unternehmen im Begriffe lieht. Es handelt sich um eine Entichuldnng ocs bäuerlichen Grundbesitzer. Unter den Schwierigkeiten, die einer kräsiigen Entwicklung des Bauern standes cntgegcnslehen, nimmt die vergleichsweise hohe Ver schuldung eine der ersten Stellen eui. Nach einer Berech nung der „Statistischen .Korrespondenz" sind in Preußen die selbst ständigen Landwirte im Hauptberufe zusammen mir etwas über einem Viertel des Wertes ihres Gesamtvermögens ver'chuldei. Das wäre nun zwar für den Geiamtsiagi noch nicht gerade bedenklich, falls derselbe Berschuldungsgrad sich in allen Landes teilen gleichmäßig vorsände. Dicic Voraussetzung trifft aber nicht zu, vielmehr weist ein großer Teil der Monarchie eine höchst unerfreuliche Höhe der Verschuldung aus, und dazu kommt eine Gestaltung der Einkommens-Verhältnisse, aus der klar her vorgeht, daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der landwirt schaftlichen Bevölkerung viel zu wünschen übrig läßt. Es be trägt nämlich bei über aller Landwirte im Hauptberufe mit mindestens 60 Mark Grundsteuer-Reinertrag das Einkom men nicht mehr als 3000 Mark: -sh haben ein Einkommen von über 500 bis 3000 Mark, und bei ich übersteigt es noch nicht 500 Mark, während nur etwa von ihnen sich in der EinkommenSgrnppe von über 3000 Mark bennden. Die preu ßische Regierung hat sich angesichts des aus diesem Gebiete herrschenden Notstandes zu einer bedeutsamen Maßregel ent schlossen, die in dein Bersuche einer gleichzeitig aus Selbst hilfe und gesetzlichem Eingreifen oufgebanten Entschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes gipfelt. Das Verfahren, von dem der Großgrundbesitz ausgeschlossen ist, bezweckt die Umwand lung der hypothekarischen Schuldenlast in unkündbare Hypotheken, die, niedrig verzinst, durch Amortisation getilgt werden. Die Grundbesitzer, die an der Entschuldung teilnehmen, bilden „Jahrcsgesellschaflen". Die Schuldner bringen einen Garantic- fonds bis zur Höhe von 10 Prozent der von der Iahrcs- gesellschatt zu stellenden Gesamtsumme in der Weise aut, daß jedes Mitglied seine gesamten Tügnngsratcn zunächst zu diesem Fonds entrichtet. Der Staat übernimmt eine Garantie für Verluste bis zu 10 Prozent der Entschuldungsdarlchen. Wer das Eni'chnldnngsversahren wünscht, darf seinen Grundbesitz nicht über -de-Z landschaftlichen Beleihungswertes belasten, was er vcrlraasinäßig der entschuldenden Stelle gegenüber erklärt. Die prcnßi'che Regierung will zuerst mit einer „Probeentschuldung" in der Provinz Brandenburg und in der Rheinprovuiz Vor gehen, und cs iollen hierfür ', Mill. Mark im nächsten Etat aus- geworien werden. Je nach den dort gesammelten Erfahrungen wird beabsichtigt, die Zustimmung des Parlaments dazu ein- zuholen, daß der Entschnldiingsgesetzentwurs später auch für die anderen Provinzen aus dem bloßen Vcrordnungswcge in Kraft gesetzt werden kann. Eine ähnliche, ausschließlich ans Selbst hilfe beruhende Einrichtung existiert bereits bei uns in Sach sen in dem Landwirtschaftlichen Creditvercin, der ebenfalls un kündbare hypothekarische Darlehen auf Landgrundstücke in Höhe von nicht über des Taxwertes bei geringer Verzinsung unter Zuschlag einer Amortisatwnsquote gewährt. Neueste Drahtmeldungeu vom 8. Februar. Deutscher ReichSta«. Berlin. (Priv.-Tel.j Die erste Beratung des vom Zen trum beantragten Gesetzentwurfs betreffend vie Freiheit der Religronsübung iToleranzantraaj wird fort- gesetzt. — Aba. Schräder lsreis. Vereinig.): Der Antrag macht den Eindrucks als wäre er imr im Interesse der katholischen Kirche gestellt. Herr Bachem verlangt Toleranz, hat aber selbst zugebcn müssen, daß die katholische Kirche intolerant ist. Da- mit kommen wir nicht zu einem konfessionellen Frieden. Sie tun auch alles, um zu verhindern, dastdie Katholiken mit den Protestanten in Berührung kommen. (Widerspruch.) Sie wollen eben die Macht über die katholisch« Bevölkerung behalten. Wir aber könne» es nicht zulassen, daß irgend eine Gemeinschaft sich über den Staat und die Staatsgesetze stellt, und deshalb müssen wir den zweiten Teil Ihres Antrags unbedingt ak- lchnen. Dagegen müssen wir dringend wünichcn, daß .de. erste Tel! zur Annahme gelangt, der dem Individuum rotte Rciigionssreihcü sichern will. — Aba Hotimann Bcrl lTozi spricht sich ebenfalls für ausschlietzückic Annahme de- ersten Teiles uns: dock» müßte darin aurdrücklictz festgclcgt w:.- den, daß der Austritt aus der Kirche nichts koste: und daß mn dem Austritte aus der Kirche jede Kos>enverps!icht»»g ftir oft- auihöre. Auch müßten die Umständlichkeiten bei der Austritts-- erllärung anshören. Wozu zur Schmach des Jahrhunderts d Religion benutzt werde, habe man ja erst kürzlich in Peter-, bürg gesehen, wo die Äugeln des Zaren wgar aui das kirchliche Symbol, das den Massen vorangctragcn wurde, psi»«,. In unsere. Volksschule dnichdringe die Religion den ganzen Nnterrichi, aus genommen etwa nur Rechnen. Denn das gehe »reilich uicku an. daß man in der Rechcnilundc den .Kindern gleichzeitig bei bringe, dreimal I ist 1 und dreimal 1 ist 3. (Stürmische Heiterkeit links ) Es sei eigentlich eine Schmach, daß ein solcher Antrag, wie Teil 1, überhaupt jetzt noch nötig sei, nachdem vor bald 200 Jahren in Preußen ein König anssprach, dar. seine Untertanen Freiheit zum Denken und zum Reden leiben müßten. Bedenken Sie: cm Hobenzoller »nd Freiheit! sLtür- mi'che Heiterkeit linksü Das war Friedrich der Große. Seit dem hat cs auch noch andere Große gegeben, aber so groß gesprochen bat seitdem keiner mehr, obwohl sie auch häufig genug geredet haben. «Heiterkeit.! Heute pfeift es aus einer anderen Ecke, und der Wind wirbelt die Minister im Kreiie herum. Auch den Herrn Grasen Büloiv, der neulich daran dachte, ani Ratyause oder Reichstage am Blitzableiter in die Höhe zu klettern. Der Gedanke ist gar nicht so uneben. lHeiter- keit.) Er solle nur da hinaus klettern, um da vielleicht als Welteriahne zu dienen. lTiürmische Heiterkeit.) Weiterhin meint Redner, es wäre vielleicht ganz gut, in diesen Toleranz- gcletzentwurs auch die Eidcssrage aufzunehmcn und den Ge wissenszwang zu beseitigen, ebenso den Zwang zur Teilnahme Andersgläubiger am Religionsunterricht. Redner teilt aus seinen yerlönlichen Erlebnissen mil. daß er, der als Dissident seine Kinder vom Religionsunterricht scrngehalten habe, 1889 des halb vom Kammcrgericht als letzter Instanz freigesprochen wor den sei. dagegen 1899. nachdem inzwischen zwei Kultusminister ex-wechicli hatten, verurteilt, weil das Kammergericht inzwischen seinen Siandvunkt geändert habe, aber ohne daß das Gesetz geändert worden sei. Und das stärkste Stück an dieser Ver handlung von 1899 war. daß, als er sich aus die Entscheidung desselben Kammergcrichtö von l889 berufen habe, der onklaacnde Staatsanwalt ihm sagte: „Es war Ihre Psticht, sich beim .Kammergericht zu erkundigen, ob sich dasselbe bei Ihrer Frei- sprechung nickt geirrt habe"' (Stürmische Heiterkeit.) Ich werde nock einen Ministerwechsel abwarten. und werde dann das Kammergericht tragen, ob es sich nicht iin Iabre 1899 geirrt habe. (Lcholleude Heiterkeit.) Selbst Stöcker hat es für ge Kindern doch, was sie zu glauben haben. Die Gewi'ftns- bedrückung ist gegenüber den Dissidenten immer schlimmer yewoi- den. Plan nimmt den diisidentischen Eltern sogar schon ans Grund des 8 l666 das Erzickmngsrechl. — Adg. Müller- Meiningen (frei». Volksp,): Dem Klcrilalismns dar» keine Staats- hilie zu teil werden. Das Zenrrum sei religiös intolerant, ober auch in weltlichen Dingen, wie Schule. Ehe. Redner zitiert eine Broschüre: „Gebetbuch für katholische Männer", worin es beiß«: „Wer »ur liberale Zeitungen liest, der wird ein Verräter sein" (Heiterkeit im Zentrum. Ruse: Sehr richtig.) In geradezu plasphemücher Weise (Unruhe im Zentrum) würde dann die R ligion zu politischen Zwecken benutzt. Weiter excmplismeri Red ner auch aus eine in Mainz erschienene Polnische Broscküre. die von .Hetzereien gespickt »ei, vermutlich gegen die Slaatssihii!-' Mit dem ersten Teile des Antrages snmpathittere auch er. obwo'si er sürckle. daß dieser n'ir dos Zentrum für spätere weitergedend' Forderungen eine Einsallspsorte sein werde. Ter zweite Teil !ei aber unhaltbar, wenn alle Staatslio-beit aus diesem Gebiete am geschasst »»erden solle Wie denke Bachem sich die Sache teil dem bisherigen protestantischen Kirchenregiment? Und sollen dem voracscklagenen ? 14 zmolgc alle Sckulcn an die Drdcns- kongrcgatinnen ausgelicsert werden'? Willigen Sie ein in die Treittttliig von Sckulc und Kirche (Lachen im Zentrum), ge währen Sie volle Gewissenstreiheit und verzichten Sie endlicv aut Slaatshilsc. dann können «vir uns einigen. Mer Sie wollen levialich eine freie Kirche in einem unfreien Staate (Bestall links.) — ikbbg. Gröber (Zentr.) bestreitet, daß das Ziel des Antrags sich in Fassung oder Inhalt gegen den Protestan tismus ruckte. Der Antrag wolle vielmehr nur dem katboliscken Gottesdienst in Mecklenburg. Sachsen usw. zu seinem Rechte ver helfen. Nicht gegen jede StoatSboheit operiere der Antrag, son dern geaen die Auffassung, als sei der Staat in Kirchcnsrogen ein entscheidender Faktor. Redner verbreitet sich besonders aus führlich noch über die Verhältnisse in Sachsen. Ein katholischer Hiltsgeisilicher sei mn 30 Mark bestraft worden, weil er Sterbe- sakramente gespendet habe. (Ruse im Zentrum: Piui. Prä- sident Gras BaIlcstrem (klingelnd und mit dem Finger drc»- hcnds: Meine Herren! Dos ominöic Wort! Stürmische Heiter keit.) Am Konao besteht Religionsfreiheit, und da soll im Den«- scheu Reiche keine Religionsfreiheit herrschen?? sBeisall beim Zentrum.) — Hieraus wird aus Antrag Sattler Vertagung bc schlossen. — Morgen 1 Uhr: Handelsverträge. — Schluß 6Di Uhr. Preustischer Landtag. Berlin. (Priv.-Tel.) Abgeordnetenhaus Ans Fragen des Schleppmonopols und der Schifsahrtsabgabcn nickst einwandfrei geregelt seien. — Aba. v. Arnim (kons.) stimmt mit Rücksicht aus die an der Vorlage voraenommenen Ver- befferungen dafür. — Abg. Dr. Wiemer ttreis. Lolksp.) er- klärt, ein Teil seiner Freunde würde trotz der Verschlechterungen, die die Vorlage in der zweiten Lesung erfahren bade, dafür stimmen, überzeugt, daß, wenn einmal der Kanal bis Hannover gebaut sei, seine Fortführung bis zur Elbe durch die Macht der Tatsachen werde erzwungen werden. Der ander« Teil seiner '18/6^ 'N8 IkMö-Mg 'PllUlä wckOMM .I9UP8k>.1d
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