Volltext Seite (XML)
Seite 12 „Dresdner Nachrichten« Seite 12 Sonntag, 8. Oktober L8SS >S> Nr. S7S ^ „K l u b d e r Harmlosen" vor Gericht. Ueber die Verhandlungen am Freitag ist noch zu berichten: Zeuge Landrath v. Wackerbarth «in der Uuifomi eines Hauplmanns der Reserve) bestätigt, daß der Angeklagte v. Kapser bei ihm in Kvttbus als Referendar fleißig und tüchtig aembeilet habe. Herr v. Käufer war bei ihm vom Februar bis September 1897 beschäftigt. Von einem bewnders luxuriöse» Leben des Herrn v. Kauier hat Zeuge nichts bemerkt. Mehrere Zeugen stellen Herrn v. Kapser in Bezug auf Fleiß und Kenntnisse ein gutes Zeugnis! aus. Zeuge Dr. Leipziger: Der Angeklagte v. Kauter habe früher für das „Kl Journal" Artikel „Aus der Gesellschaft" geschrieben. Nach dem der Artikel im „Verl. Tagebl." erschienen war, kamen eines Tages v. Kapier und v. Kröcher zu dem Zeugen und baten um Ausnahme eines Artikels „Der Hinterma»» des Berliner Tage blatts", in welchem auSgeführt wurde, daß Dr. Kornblum. der Gewährsmann des „Tagebl ", nur Rache für seinen Ausschluß ans dem Spielklub nehmen wollte. Zwei Tage, nachdem der Artikel im „Kl. Jour»." erschienen war, erhielt Zeuge von Herrn v. Man- tensscl einen Brief; darin wurde er auigcsordcrt, den Einslüster- ungcn über den Dr. Kornblum kein Gehör zu schenken, dieser sei nach seiner Meinung ein hochachtbarer Herr, ein vollkommener Gentleman, cS lei nicht wahr, daß Erinittelungen gegen Tr. K. wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels cingeleitet seien und man sei es der Ehre des Mannes schuldig, solche falschen Nachrichten nicht in die Presse zu lanciren. - Aus Befragen giebt v. Manteusrel zu. daß thatsächlich Ermittelungen wegen gewerbsmäßigen Glücks spiels gegen Dr. Kornblum schwebten, ihm sei es aber daraus an gekommen. daß Dr. K. nicht gewarnt und etwa zur Flucht ver anlaßt werden könnte. — Zeuge Dr. Leipziger: Vom Standpunkt der Presse muß ich es für mindestens cigenthümlich Hallen, daß der Kriminalkommissarius v. Manteusfel, der mir m demselben Briese seine Dankbarkeit ausdrückt, sich bemüht, eine ganz falsche Nachricht in die Presse ru lanciren. — R.-A. Dr. Schachtel be tont, daß das. was v. Manteuffel in dem Briefe geschrieben, das Gegentheil der Wahrheit ici. — v. Kapser: Es ist interessant, daß v. Manteusfel, der thatsächlich wußte, daß schon lange ein Ver fahren wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels gegen Dr. Kornblum schwebt, diesen für einen hochanständigen Mann gehalten habe. — Zeuge Dr Leipziger: Leider habe ich Herrn v Manteuffel Glauben geschenkt, und io habe ich mich denn veranlaßt gesehen, die Herren v. Kröcher und v. Kapser zu desavouiren. Die Folge war, daß die gegnerischen Blätter über mich verfielen. — R -A. Dr. Schachtel wünscht in längeren, ziemlich erregt verlausenden Aus einandersetzungen Auskunft über Folgendes: Herr v. Manteusfel ist der Einzige, der gegen Herrn v. Kapser Ermittelungen an gestellt hat und auf dessen Ermittelungen die ganze Anklage be ruht. Der Zeuge hat hier unter seinem Eide erklärt, das; gegen v. Kapser von keiner anderen Seite Verdächtigungen erhoben worden seien und daß auch Herr Dr Kornblum gesagt habe, er könne Herrn v. Kapser nichts EhreurührigeS nachlageu. Wie ist es nun möglich, daß trotz alledem, jedenfalls auf Grund der Stellungnahme des Herrn v. Manteusfel. die Verhaftung des Herrn v. Kapser stattfinden und die Untersuchungshaft acht Monate andnuern konnte? — Zeuge v. Manteuffel erklärt, daß er für die Verhaftung nicht die veranlwortliche Stelle sei. lieber die Frage, ob und wer verantwortlich kür die Verhaftung v. Kapser's und weshalb die letztere beschlossen sei, erhebt sich eine sehr lebhafte Erörterung zwischen dem Lbcrslantsanwalt, der Vertheidignng und dcnr Herrn v. Manteuffel. In sehr lebhafter Form wünscht v. Kapser eine Ansllärung von Herrn v. Manteusfel, wie er zu der ungeheuerlichen Behauptung gekommen sei, daß er (Angeklagter) in der Wohnung der Frau Frieda Voigt „Leute ausgenommen" habe. Er wünsche eine ganz präzise Antwort darüber. Zeuge v. Manteuffel beruft sich auf Gerüchte, die ihm zu Ohren gekom men seien, v. Kapier: Kann der Zeuge eine» Mann nennen, von wem er dies falsche Gerücht, welches belastend gegen mich ver- werthet wurde, erhalten hat? v. Manteuffel: Ich glaube, daß ich vom Grafen Königsmark so etwas gehört habe. Ich glaubte zuerst, daß cs sich um ein Frl. Tillp Voigt handelte, die mir noch aus meiner Leutnantswit in der Erinnerung vorschwebte. v. Kapser: Wan» war die Leutnantszeit des Herrn v. Mantenssel? Zeuge: Vor 20 Jahren etwa. v. Kapser: Ta war Frieda Voigt 4 Jahre alt! (Große Heiterkeit.) Ich stelle also fest, daß der königliche Kriminalkommissarius v. Manteusfel ohne jeden Anhalt dem Herrn v. Kröcher gegenüber gesagt hat : „Ach, der Herr v. Kapser scheint schon der Rechte zu sein, der nimmt ja in der Wohnung der Frieda Voigt die Leute aus." Hält der Zeuge dies mit seinem Amte für vereinbar? v. Manteuffel (erregt): Ich muß doch entschieden bitten, daß hier meine Person von meinem Amte getrennt wird. Ich kann als Beamter sehr wohl in die Lage kommen, an Personen Fragen zu stellen, die de» Zweck haben, andere Dinge zu erforschen. R.-A. Schachtel: Tann werden wir den Herrn Minister des Innern fragen müssen, ob cS leinen Intentionen entspricht, daß ei» königlicher Kriminalkommissar in dieser Weise, lediglich um auf den Bnich zu klopfen, über einen Negierungs-Referendar solche Gerüchte ohne positiven Untergrund verbreitet. Präs.: Ich muß doch entschieden bitten, nicht fort gesetzt Ausführungen zu machen, die nicht mit der Sache Zu sammenhängen. R.-A. Dr. Schachtel: Diese Ausführungen sind doch sehr wichtig, es handelt sich für uns darum, die Glaub würdigkeit eines Zeugen zu prüfen. Sic wollen doch nicht ver gessen, das; sich Herr v. Kapier auch vor dem Minister zu verant worten haben wird, und wen» sich Herausstellen sollte, daß Herr v. Manteuffel sich solche Tinge aus den fünf Fingern gesogen haben sollte, so wird er vielleicht in die Lage kommen, sich vor dem Minister verantworten zu müssen — Zeugin Schauspielerin Lona Kussinger. die seinerzeit vorübergehend im Eentraltheatcr engagirt war, hat den Angeklagten v Kröcher in Berlin kennen gelernt. Präs.: Wo war denn das? Zeugin: Ich kann mich nicht darauf besinne». Präs.: War es in den Amorsäle» oder Blumensülen oder solchen Orten? Zeugin: Solche Orte besuche ich nicht. Präs.: Oder war es in der America» Bar? Zeugin: Das weiß ich wirklich nickt. Präs.: Sie haben daun ein Vcrhält- niß mit Herrn v. Kröcher gehabt ? Zeugin: O, aber nur 3 Wochen lang. Präs.: Hut Herr v. Kröcher großen Aufwand für Sie ge macht? Zeugin: O bewahre! Präs.: Haben Sie nicht zusammen dinirt oder soupirt und viel Geld verzehrt? Zeugin: Rein, das hat nicht viel gekostet. Wir verkehrten gewöhnlich im Savvh-Hotel. Präs.: Na, da pflegt man auch nicht Weißbier zu trinken. «Heiterkeit.» Zeugin: Wir habe» ,a manchmal Sekt getrunken, zumeist aber Pilsener Bier und die Rechnung der Mahlzeiten war nicht sehr groß. Die Zeugin bestreitet des Weiteren, daß v. Kröcher ihr kostbare Geschenke gemacht habe. Sic habe weder Brillantringe noch Wohnuuasmiekhe von ihm erhalten, v. Kröcher habe vielmehr nur einmal eine Schneidcrrechuung von etwa >30 Mt. für sie bezahlt und ihr einen Fächer gescheut!, der etwa 110 Mk. Werth gehabt habe» dürste. — Zur Ergänzung der oben erwähnten Zeugenaussagen seines Herausgebers Dr. Leipziger ver öffentlicht das „Kl. Journ." folgenden an diesen gerichtete» Brief: „Sehr geehrter Herr! Am Freitag, den 20. d. M., erschien im „Kiemen Journal" ein Actckcl. weicher die jetzt so beliebte „Spieler-Maire" besprach. Mich interessirt nicht, woher jene Informationen stammten. Ich verlange also keinen Berrath des Redaktions-Geheimnisses. Sic waren einmal jo sreundlich, im Interesse der Frau Gräfin Brackdorf in dein „Kleinen Journal" aus einen von dieser Dame znm Besten der in Schlesien Ucbcr- schwcmmten veranstalteten Veikans hinzuweiscn. Aus Tankbarkeit und »veil ich weiß, daß ich einer guten Sache diene, möchte ich Ihnen nahelcgen, Informationen, weiche darauf hinzicleii, einen gewissen kleinen Dr. Kornblum in der öffentlichen Meinung herab- zuictzcn, keinen Glauben zu ichentcn. Jene Mittheiffmgen sind, wie ich weiß, unwahr und entstellen den wahren Sachverhalt. Insbesondere habe ich leine Ermittelungen wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels gegen Dr. Kornblum angcsteltt. Ich überlasse es Ihrem Zartgefühl und Ihrem Takte, in geeignet erscheinender Weise, natürlich ohne meinen Namen und Amt zu nennen, von meine» Mittheilimgcn Gebrauch zu machen zu Ihrem Nutzen und Frommen. Soviel ich weiß, ist jener Mann ein Gentleman, dein durch jene Veröffentlichung bitteres Unrecht geschehen ist. Ich bin fest überzeugt, daß Sie in bekannter Liebenswürdigkeit und Un parteilichkeit der angegriffenen Ehre >enes Mannes Gerechtigkeit werden widerfahren lassen. Ich zeichne mich Hochachtungsvoll und ergebenst Hans v. Manteuffel, Kriminal-Kommissar und auptmann der Garde-Landwehr-Fcld-Artillcrie." Das „Kl .ourn." bemerkt hierzu: „Zu >ener Zeit waren wir noch so naiv, zu glauben, daß ein königlicher Kriminalkommissar, der Träger eines preußischen altadligen Namens, ein Hauptmann der Garde Feld-Artillerie nicht im Stande sei. in der frivolsten Weile wissentliche Unwahrheiten unter der Maske der Dankbarkeit in die Presse zu lanciren. Herr v. Manteuffel hat zugeben muffen, daß Zeit der Abfassung seines Briefes thatsächlich Ernnttelungeu Kur praLUsodo uvä solläv kleudelte» <1er Verd8t- M Ml6i--8ai8vil M llsim liNll Melm. Zpecialiläl- Mlil, «ek Lolt-Vapos, Laü-MLntot lur Damstniaüe, vaU unrl Urvater Illncker-HI LiitvI. vte altrvuvwinlrte k^rraa (O über 25 ckabr« aut äor Llarionstrrrsso) bürgt lür 8lrvngs,tv IlvvNltät arrcl bittet, dearbte» L« «ollen. sie!» «Irr« «esebriNsIvbrN SS LS r in lil-68!i6N-M1M Z LroMMerstrasZo 8 bellnüet. 8k. Ml!. ?Lll! MiLk >e»°l »«MÄLLLW MMklt Illilsj5V, x. MWe LeMMelle lm «1- 100 81ül-k 3- Pf.-Cig.Mk. 1.80,2.-.2.20. 2.10 l O-Pf.-Cig.Mk. 1.20,4.50.4.60.4.80 4- . „ 2.0«».2.80.2.90.:!.- 8- .. „ 5,20.5.40.5.60.5.80 5- „ 3.20,3.40.3.60,3.80110- „ „ 6—.6.50,7—.7.50 Mustcrkiftcn von 100 Stück, enthaltend 10 verschiedene Sorten von je 10 Stück noch beliebiger Wahl, stehen zu Diensten. t-Ar! 8tr60Ü0l, Cigarrcn-Jabrik, f DrcSdcn-A., Wcttiuerstraßc 13. — Jllnslrirter Preiscvuraiit wird franko zugesandt. — 8 k. 8cl«' Orthopädische Heilanstalt. Zu weiterer Vergrößerung habe ich meine Anstalt nach Räck- nihstraste 13 verlegt. 4»>. kelianr.. 8 in Firma: raluiliiÄ Muzsr L Lohn. llieiteKr.B, Ritterhof» Loi üekgeltvlirt. ik-ersünlleb zu sprechen von 9—12 und 3—6 Uhr. 8 »erMmi VW. llsnlkl. Waisenhnusstr. 17, Ecke Seeftr., empfiehlt sich bei allen vorkommenden zahntcchnischen sowie operativen Arbeiten. Solide Preise. Prompte Bedienung. 8 TSelivtinv > und deren Folgen, Ausflüsse, -Sarnbeschwerden, tveschwiire, Schwächezustände re. (25iährige Praxis) heilt »ach einfcich bewährter Methode O. «»«einsb), Dresden, Ziuzcudvrsstr. 47, vart. rechts, tägl. v. 9—4 u. 6—8 Abos.. Sonnt, v. 9—3. (16 Jahre b. verstorb. irr. me,I. Ulap thätig gewesen.) 8 I DSU" L2i,bner«»t» in Gold, Aliiiniiiu!»! und Kaiitschnk nach den neuesten Erfindungen. Garantie sür gutes Paffen. SchoneudsteBehandlung, n Mäßige Preise. 8 Ser LLMtsLSv MsrUrsfsrll, sowie in olle» verzweifelten Fällen, wo jeder Halt für ein fcstsitzendes Gebiß verloren gegougeu ist, leisten die patent amtlich geschützten Kkjn-k!üMUlini-88!m28 8M. »kMelM geradezu Erstaunliches. Eine 5sährigc Erfahrung in meiner großen Praxis berechtigt mich, meine Erfindnng aus'S Wärmste zu empschle». Tie Patienten können meine Reni-A>nm.- Geöisse nicht genug loden wegen des scslen Sitzes und der größtmöglichen Knüfahigteit. Dresden, Pragers!» 28, II. Zahnarzt IkK!»eeber. Vzz knirt il«i' Sprechz. 9—1, 3—6. 4 8eblo«»8tr. 4. Sonntags 10—1. Zahnersatz von 2 M. an tPassen garantirt). Zahnziehen in örtlicher Betäubung 1,60 M. Dauerhafte Plomben. K.r«. nur schonendfte, sorgfältigste Privatbehand- » lung. 8 4cppr»b. LabirarLt Q. k-rax. zur wegen gewerbsmätzzge» Glücksspiels gegen Dr. Kornblum schweb- 8ortse«ru«g siehe nächste Seite. «Innig vresäsa H. gr. Plauenschestr. 14 Dampf- und Kurbader, Packnrisien, Massage ufw. Eigene streng individuelle Krankenbehandlung. Schönste Erfolge in allen geh. Krankheiten. Victor Otto, iii-rtliellirg pr. kk886,!r. Tie Anstalt ist von 8 Ubr Morgens bis 8 Uhr Abends geöffnet. M flik «!ei> Viotort