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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905012502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905012502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-25
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Dielt« Blatt wird den Leiern von Dresden und Umgebung a» Tage vorher bereu« al« Abend-Ausgabe zngestcklt. während eS die Polt-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Verugsgedllhr: «in-NviittUck »«>> «',«»"> btt Itiaki» »weimaNakr Nnliaanna d»,ä> »iNere ,«»'»»« und a, Lo»n- und Moniaaen nur emmav » MI. »oPi, diilkd ausiväriiictzom- »mslonav« » M, in, , Mt ,o -LI. ü<kt «nmaiiaer ZiNittin», buich die Noll »MI. >»k,>kitzcl,»ii»eld,, i», iaud mit «nn»>tä>cnb«m stuiidiaa«. S> oaibrixt asirr Ariitkl u, Ortainal- M»I»iI»nae» nur mu deuttichrr Qutt »e » a » , ad« «,Drk»d iNachr") ziiläift,, dtackiriiaiiäie donoiar- an'vriickr dieivk» >„iberüll>ichl,l»: «uxtiaiiote Mannitlivie werde» niitil auidewalut. rekepramm-Nbrekie: Ntachrichien »rr«deu. 18LV Nerlag von Kiepscl, L Neic1,crrdt. Ureigen-tarü. btauobme von Kntsinbiaunoea d>-> »„chiiiNiani- k> Uiir Loni! uns Veutta-,- mir Mlli^ulttoke os van r> in« '/.i Ul» !>>e ttvaliiaeGcuiik «:Ie r»u « Lilbew Sv iLkq,. Ki. luüiiiaungea am der Liivavene «een iL Li» die-ipuiliae äciie aulleri nur sv Pw, »io <L»i«eiandI steite «L P>» a» ii-ummera mutz Sonn »Md Stte>!ü,tu l^aiu»e Aiuabreiir Sll itz>« , »», isiwaiieNe «> V'l. Livaiiipe keil, »ui Lerveue u»o ul« U,n»kiaui>>« Pi» Na«,oärua« Am- iu-s« nur ereri, itzorausdezaiuu»» L'kiigbüiUkr werben um ro Pj». deieUinet, NernivroitzaniLlntz: «nU l Sir. ll mW «r. 20»». Nr. tz>)7» Lniaaol« Unruhen in Petersburg, Neueste Dralstberichte. Hosiinchrichten. Almeeoerändeiungen. Geweilieocrein, nm-I» Gkiuchlsveihautiluiigen, Beigalpeiteruusiian». Pettl-iiluvicrapend, Absluienzler u»b Gemißm'lie!, Mittwoch, 25. Innttar i;r05. Tie Unruhen in Petersburg. ist lieber das Petersburger Stadtgebiet der grobe ÄklagrrungSzustand verhängt worden. Großfürst Nikolaus Michailo- witsch wurde telegraphisch nach Petersburg berufen, um, wie verlautet, durch seine Popularität aus die Volksmassen zu wirken, In Petersburg wurde von der Polizei eine große An zahl von B o m b e n w e r k ll ä t t e n a u i g e h o b e n, in denen Studenten gefährliche Wursgelchosse herstelltcn Die Polizei ge- lnngte durch Verrat in den Besitz der ganzen Liste von geheimen Werkstätten, in denen seit Wochen Bomben angcsertigt wurden. Amtliche Meldungen. Im Laufe des 23. Januar fand kein Z u s a m m c n st o ß zwischen den Ruhestörungen veranstaltenden Volksmengen und dem Militär statt. Die Truppenabtei»ngen batten nicht nötig, von der Waffe (Gebrauch '» machen, da die Menge beim Er scheinen des Militärs sich zerstreute, Im Lause des Tages wurde ein Versuch gemacht, den Kaiistioi iGoStinnvj Dwors anzugreisen Der Versuch wurde jedoch abgeschlagen. Am Abend schlossen sich die Arbeiter ^er Elektrizitätswerke dem Aus tta n de an. Infolgedessen machten sich einige Volkshaufen die Dunkelheit zu nutze und begannen Schaufcnster und Läden in verschiedenen Strogen e i n z u i ch l a g c n. Tue Ruhe wurde jedoch überall schnell wieder hcrgestellt, Am 23. Januar ist niemand getötet oder verwundet worden. Die genaue .Zahl der am 22. Januar Verwundeten wird auf 333 angegeben, wovon 83 an den Ambulanzstellcn verzeichnet wurden. Die auswärts verbreitete Meldung von einem Zusammen stöße zwilchen Arbeitern der 18 Meilen von Petersburg ge legenen Kvlpine-Fabrik und dem Militär ist vollständig un begründet. Tie Arbeiter der Fabrik. etwa 1803. legten am Sonnabend die Arbeit nieder, verhielten sich jedoch ruhig. Am Sonntag morgen rächte eine unbedeutende Gruppe nach Peters burg ab, kehrte jedoch bald zurück, idente herrscht dort Ruhe. ^ Ein geheizter Extrazvg. lieht auf dem Bahnhöfe in Zarskoje-sielo fortwährend zur eventuellen Disposition der ka , se r l ichen F a m i l i e. Man glaubt jedoch nicht, daß der Zar russisches Territorium verlassen wird, vielmehr dürste sich die kaiserliche Familie, wenn sie die Hauptstadt überhaupt verläßt, nach Livadia begeben. Die Gesundheit des Zaren soll nach einer Meldung aus Kopenhagencr Hofkreisen erschüttert und sein Zustand sehr beunruhigend sein. Auch der Ober- vrokurator des Heiligen Synod Pobjcdonoszcw ist ge fährlich erkrankt. Großjürst Wladimir. Der Vertreter des „Daily Telegraph" fragte eine» Hof beamten, weshalb ohne olle Umstände unbewaffnete Studenten und Arbeiter niederac sch essen wurden? Tie Antwort lautete: „Weil das bürgerliche Gewi, suspendiert ist und das KriegS- recht besieht. Lie sind vielleicht erstaunt, zu hören, das, das Volk gar nichts hiervon weist. Aber wir in Rußland können die Dinge nicht so arrangieren, wie man eL bei Ihnen tut. Gestern Nacht beicküost Se. Majestät, die Gewalten der Zivil behörde zu suspendieren und die Wahrung der össentlicben Ord nung de», Großfürsten Wladimir anzuvertrancn. Dieser ist in der Geschichte der französischen Revolution wohlbelcsen und läßt sich keine einfältigen Tumiicheiten gefallen. Er wird nicht den Irrtum begehen, den so viele Offiziere Ludwigs XVI, be gingen. Großfürst Wladimir wird keine Schwäche zeigen. Seine unfehlbare Kur sür die ko»- slilutionellen Krankheiten des Volkes ist immer gewesen: Hun dert Mann der Unzufriedenen vor ihren Kameraden oufzu- knüpfen, aber bisher hat er kein Gebär gefunden," Ter Hof- beamte fuhr fort: „Heute ist aber Monseigneur Inhaber oller Gewalt und llonn nach Herzenslust experimentieren. Die Großfürstin ist jedoch in Verziveistiing, und das „Weiber- colk" in ollen großfürstlichen Palais lendet alle Stunden und öfter Boten aus, nm zu erfahren, wie viele Verwundete in den Spitälern sind und wie man am besten ihre Leiden lindern könnts. Attentat ans Großfürst Sergius? x,Petit Parisien" läßt sich ans Petersburg melden, daß gegen Großsürst Sergius, aus dessen Anraten die drakonischen Maß- s regeln zur Unterdrückung der Arbeiterbewegung getrosten wor den waren, ein Attentat verübt worden sei. Das Gerücht erhält sich hartnäckig. Großfürst Sergius, Oheim des Zaren, wurde am 29, April 1857 geboren und war bis vor kurzem General- Gouverneur von Moskau, wo er allen Nttormbestrebiiiioen sehr energischen Widerstand entgegensetzte. Mit lruistickemj Neujahr d, I, wurde der Posten in Moskau ausgelassen und der Großfürst reiste nach Petersburg, Bei seiner Abreise wurde ans dem Bahnhöfe in Moskau gegen seinen früheren Gehilsen, General Trepow, ein Attentat verübt, das jedoch mißlang. Groß sllrst Sergius erhielt während der letzten Tage in Moskau zahl reich« Briefe und Todcsaiidrohungcn. Außerordentliche Sichcrhkitsme.ßregeln. Tic weiteren Beratungen des Ministerkoiuitees sind nun gegenstandslos geworden, da die geplanten Reformen nie! andcn mehr befriedigen, Tie amtlichen Kreise befürchten eine Zeit neuer gegen den Zaren gerichteter Attentate, Nereus lind über all außerordentliche Sicherheitsmaßreacln getrosten worden und die Palast-- Zarskoje-Ssclo und Peterhos sind ringsum vvn Sol daten umgeben. Kein Großsiirst zeigt sich aus den Straßen, und alle großfürstlichen Paläste sind militärisch besetzt. lieber das Blutbad in den Straßen Petersburgs bei dem Zusammenstöße zwi'chen Militär, und Arbeitern werden noch folgende schaueilichc Einzel heiten bekannt: Beim Alexaudergarten klamwcrten sich die Leute an das Gitter und weigerten sich, zu weichen, Tie vcr- hielten sich sonst aber ruhig. Nachdem oie Kosaken zuerst mit Peitschenhieben länger als eine Stunde versucht hatten, due, Menge anscinanderzutreiben, formierten sie sich in Reib und Esticd, und es wurde der Befehl gegeben, zu feuern. Sie schossen mit großem Eifer aus die vordersten Reihen der Zuschauer, welche hauptsächlich aus Studenten bestanden, Zlüche, Kreischen und Röcheln ersülllcn die eisige Luft. Von Panik erfaßt, ergriff das Volk die Flucht, während sich etwa 30 Personen im TodeS- kampfc blutend im Schnee wälzten. Vom Winterpalais wehte die kaiserlich« Standarte, Die Studenten wichen nicln, bevor sie nicht die meisten ihrer Kameraden aufgehoben und in Schlitten gebracht hatten. In einem Schlitten hielten zwei Studen ten— einer davon war selbst verwundet — einen toten Ka meraden ausrecht, dessen ostcner Mund, verglaste Augen, wachsbleiches Gesicht und bervorgucllcndes Gehirn unter den Zuschauern unsäglichen Abscheu hervorricsi Diese traurigen Züge ginge» am Anitjchewpalais vorüber, wo die Kaiserin- Mutter weilte, stn ein^in anderen Bestcbt beißt e-s: Die Soldaten setz'e» an, schössen und ans Hunderten Geweinen bsttzke der Tod deu Arbei tern entgegen, Männer. Tranen und Ko der wälzten sich iu ilnem Blote: snrehibaie Augstschieie rischütterle» die Lust, Eine zweite, eine dritte Salve erdwlwte: an 5n0 Tote und Vmmindcie l„gcb amtlicher Petersluirze, Miltcstnng sollen es insgesamt 96 Tote „nd 333 Verwunden: sein, D. Red ) blieben ans dem Platze. Unter deu Geiullenen instand sich auch der Priester Sergius. Priester Gavon. lelber verwundet, hielt dus Kruzifix nniier in die Höbe und segnete damit die Seinen während diele, von den Soldaten verfolgt, in regel- losir Flucht gegen die Pustiowweike ziuücklieien. Ihres leichten blutigen Sieges nicht zuiiirden. nähme» die Tnippen ioiort die Vestolgnng der Fliehenden aus, die ihnen verzweiielt zibchli-'n: »Iln sech m nn'ere V>üdck! Haltet iniie!" Tie Soldaten ln- lümmern sich aber nicht um diele Zinnie, und alsteüs wird die nnbischreibUcln B r n t n I i t ä t hetiwrgrhobe». uiir wckcker die Soldaten in die welulwe Aibestemienge küchsiben, ohne F-anen und K »der, ,a silbit Säiigllnge z» schonen, Vestcbiedene Kone- spandentcn belichten, daß Prilvnen ans den besten Petcrsluiiger Ständen de» Schlitten einer sehr hochstehenden Peiiönljchkctt tvstrnbar elnrS Großiürsteni nnarhalten und den Betreffenden mit dem Riste „Mord r. bitte um Verzech,mg!" zwu Niedettnle» rw ngen wollten und ihm. als er sich weigeile, ins Gesicht fpncklen, Ter Bei steter des Stadtbanistes von Moskau ersäht eine Bekanntmachung wonach in Anbetracht des AuKlnndeS in einigen Fabriken zur Vechwniig äbiikichcr Stlaßenninuhen, wie in P,ter->- burg. das Publikum ausgeioidett wiid. jeglichen Ansammlungen »nd Umzügen fern zu beiden, andernfalls ähnt che schatte Maß regeln, w,e in Petersburg, ergriffen werden winden Außer in den bereits genannte» Fabriken baben die Arbeiter in Moskau - V-----,- v«, Petersburger Agentur wurde sornilich bcmnmt, um die AuSIiiittte über die wahre Sachlage zu leie«. Tie Böste war flau. Tie Aufregung m uni io groger, als die Stimmung ohnehin erregt ist. Für den 2ii, Januar wird ei» allgemeiner Ansstand befürchtet, dem sich auch d e Trwchkerikuiichei awchlirßen wollen, «Wieder holt,) Iu L od z fände,, ebeistalls Dtraßenu» ruhen statt, Polizei und Kosaken ze.str.irieu 800«) durch die Straßen ziehende Arbeiter. ES tnnxur bitte Verletzungen vor: über 50 Vkrhastun grri wnidcn vorgeuvmmen, Tic neuesten Meldungen lanlcn: Petersburg. Nach amtlicher Bekanntgabe benagt die genaue Anzahl der am 22. Januar bier getöteten Per , soncn 96, ! Petcrsbur g, lPriv.-Tel.s Ti? Soldaten sollen gestern uicist in die Luft geschossen haben, woraus cc sich erklärt, daß sämtliche Bogenlampen zerstört sind, Enw, oiiiziöicn Angabe zufolge bat es gestern nichtsdestoweniger von früh 8 Uhr bis zum Abend 128 Tote und 380 Verwundete gr geben. Ter Priester Gapon hält sich joichältig versteck. Er empfiehlt Respekt vor dem Besitz, aber Krieg gegen die Autokrane, die für die Leiden des Volkes verantwortlich fei. Trotzdem unternahm gestern eig riesiger Volkshause einen An griff aus den am Newski-Proipeki gelegenen Kaushof, wurde aber vom Militär zuiiiclgetriebe». Heute sind die Geschäfte im Kauinoi geichsosscu und den Kaushof sckbst umgibt em Kordon ,o..r» ,„,».»cvr «L»>r,.uuu«-. .^-egraphen- und Tclcphonoerbin düngen zu zeistörcu beabstchtic.en. Ein «»derer Plan besteht angeblich darin, die ganz? Hauptsiadl in Brand zu sehen. Dm Ausbruch des Generalstreiks in Moskau wird Zeder Augenblick erwartet. Auch Sebastopol befindet sich in ost'enen> Aurruhr. Ti? Mairosin der Marinestation, die in Baracke:: an Lava wohnen, sollen sich gegen ihre eigLnen Offiziere erhoben haben. Petersburg, Gestern abend versammelten sich du Advotatendes Petersburger Avvelihoies und ihre Gekilier, im ganzen etwa 380 Perianen. zu einer Beratung im Gerichts gcbäude. Es wurde beschlossen, sich mit der Arbeiter b e w e g ll n g s o l i d a r i > ch zu erklären und Protest gegen dos Möglichkeit vorltzruden ici, Prozesse mit Ruh« zu sichren, und da>: die Advokaten es daher sblehnen, vor Gericht auszutreten. Schließlich wurde noch beschlossen, Gcldsammlungen zu verav sraltmi zum Besten der Arbeüerpropagand«. Moskau, Ter Ansstand gewinnt großer- Aus oehnnng. Heute haben die Setzer die Arbeit eingestellt Moskau. In den Druckereien ist um Mittag di- A r b c i t e i u g e st c l l t worden, sodaß mehrere Zeitungen wo: gen nicht erscheinen werden, Tie Ausständigen der Lederfabriken verhalten sich ruhig. Auf polizeiliche Anordnung sind die Watten ans den Schaufenstern der Waüenbändler entfernt wer den, Tie Wcttienbänvler baben ihre Läden geschlossen, Moska ii. Bis beute mittag 12 Uhr betrug die Zahl der Ansständigen 10000 Manm Neueste Triiljtmel-mliieit vom 24. Januar. Prensincher Landt«». Berlin, Im Abgeordnete nh«»fe erklärte vo- Eintritt in die Tagesordnung Abg, v, Zedlitz, die Hreikonservativen würden vor Kenntnis des Inhalts der Handelsverträge nichtin die Beratung der K o n a l v o rl a g e eintreten. Dicin Erk ärung schlossen sich Redner aller Parteien an. Das Haus verweigerte sodann, gemäß dem KommisnonSantraae. dir Ermächtigung zur Strafverfolgung des in Kassel erscheinenden „Volksblattes 'ür Hessen und Waldeck" wegen Beleidigung de-'- Abgeordnctenhauses. Hierauf wurde die Beratung des Land wirtichofts-Etats fortgesetzt. Kunst und Wissenschaft. si* Mittcllung ans dem Bureau der Königlichen Hof theater, Der Vorverkauf zu der Donnerstag, den 26, Januar, siatlnndenden llrauiiüliriing des dionysischen Schwankes „Jo b r- markt in Pulsnitz" von Waller Harlan beginnt Mitt woch, den 28, Januar, vormittags 10 Uhr an der Kasse des Schauspielhauses. — Im 5, S i n f o n i ek o n z e r t der Serie U, Freitag, den 27. Januar, im Opernhanse wird Gustav Mahlers 5. Sinfonie -um ersten Male gespielt. si* Herr Egon Petri gab gestern einen Klavier-Abend iMusenhavsl, nachdem er einige Tage vorher im Philharmo- nilchen Konzert mit großem Erfolge ausgetreten war. Einen wichen erzielte er auch diesmal wieder m ungeteiltem Maße von feiten jeiner Freunde und Verehrer, in beschränkterem Sinne bei denen, d'.e die Virtuosität nicht als Höchstes in der Kunst einschätzen. Unter dem Gesichtspunkte der letzteren be- urteilt, kvnnte man sich schon mit dem erste» Vorträge, der von Bilsoni für Klavier übertragenen Ehaconne, nicht in ollem einverstanden erklären. Technisch lvielte sic Herr Petri aller dings tadellos, klar »nd durchsichtig, mit feinsinniger Be obachtung der korrekten Stimmcnfnhruna, aber doch lo wenig im Stil und Geiste Bachs, daß man sich öfter versucht fühlte, an ein Stück moderner Art zu glauben. Auch mit dem Vor trage der vier Impromptus aus op. 90 von Schubert konnte Herr Petri nicht voll befriedigen. Die schroffen dynamischen Gegensätze, die, um ein Beispiel anznfübren, Herr Petri in den La-cknr- und Xs-ckiir-Stiicken beliebte, sind zweifellos, wie auch der Beifall von seilen der Damenwelt bewies, sehr effektvoll, künstlerisch aber absolut nicht motiviert. Ist gerade Schubert doch einer von denen, die ausschließlich im Ebenmaß des Schönen singen und dichten, denen die Ursache olles, die Wirkung Nebensache ist, die Musik machen um der Poesie willen. Nehn- sich fielen Brahms Variationen und Fuge über ein Thema van Handel v»S, Die Variationen wurden brillant, bravourvoll, man darf jagen niit höchster Jinesfe gespielt; daneben wnrdc leider aber auch mit Kanonen geschossen und das Pedal mit Fußtritten behandelt. Wohl feierte die Technik auch hier glän zende Triumphe, aber doch nur jene Technik, die einem schönen Körper ohne Seele gleicht, Herr Petri ist ein zu starkes Talent, um mit der Zeit die Einsicht nicht zu gewinnen, daß das Vir tuosentum allein nicht zum Künstler erhebt. Seine außer gewöhnliche Intelligenz, an der nicht zu zweijeln ist, wird ihm den sicheren Weg zeigen, den er gehen muß. um mehr als glänzender Blender »u lein. H. Kt. Sind nnsere täglichen Geilichmittel Gifte? lNach einer Untcrr-oung mit Geheimrat Professor Tr, Wilhelm Engelmann, Direktor des Physiologischen Jnslittits der Universität Berlin,> Eine ausführliche, allseitig motivierte Beantwortung der mir vorgelegten Fragen, so äußerte sich Professor Enaelmcmn, muß ich leider ablehnen. Sie würde eine umfangreiche Arbeit er fordern, die auSzuführcn ich nicht in der Lage bin. Gerne aber will ich erklären, daß di- extreme Abstincnzbcwcgung. welche eine absolute Ausschaltung der von Ihnen genannten Genußmittel er reichen will, mir vom phvsiolvgischen Standpunkt anS nicht nur unbcwechtigt. sondern geradezu verkehrt und gefahrdrohend, außer dem inhuman erscheint. Auf Ihre Frage: Hat die stärkere Inanspruchnahme de? Individuums, die gerade die Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit sich gebracht hat, die Gemlßmittel mit ihren schnell anregen den Wirkungen nicht von ganz besonderer Bedeutung für unsere ganze Lebentführun« gemacht? antworte ich mit einem entschicde- K Lie p»»»lsr-Mtvitl-n!ck» Wocknnschrist „Hfeviziniiche Nelksbläittr", der »iele »ee eekiea Nnioiüät.'n als M.tardeiier «„achSre». bat üa> i» Rück sicht aus »en nnmee lttdenickmstliiber wcroendcn Kümos g.misicr Krcöe gegen unsere täglichen «N»»tt»ittel mit ewer Aimtckrage a» eie bcrvi»- ragendften Pb»siol»g»n, Kliniker, 'Natt,»logen, Pl'ariimkMogeu. AervenMtte u>>» pvM'»tt«r gewandt. Der Krag bogen beliebt ans 9 fragen, w Mi tte Nngel'gettbktt vom vh»siol»a>>ch»n. bogienüchen, sozialen und »lnclitto- ätschen Standpunkt ans bebandeln. Ais „ne der eisien Bnvvonen g»i die Rnnttroge, wrlche avciselioS von großem, allgemeinem Iniercße n«, rer- bffkichiwe» wir die nocvsiebenden Aeujzckuugcn des Bettimu 'Pvpsiologcii Geheimrot« Vros. Dr. Engelmann. neu Ja. Tie von Ihnen angeführten Genußmittel. also Schnaps Wein, Bier, Tabak, Kaffee und Tee. in jever Anwcndungsforn- fiir „Gift" zu erklären, wie cs gewisse extreme Abstinenzler tun halte ich für töricht und für unverantwortlich, sie auf Grunv einer unbewiesenen Ansicht allgemein dem Volke entziehen zu wollen. Ich Halle den mäßigen Gebrauch dieser Ge nußmittel für die moderne K u l t u r m c n s ck b e i i für sehr wichtig, denn ich glaube, daß unsere Ernäbrnnp leiden würde, wenn wir diese Genußniittcl ausschließen wollten Wir sind an den Gebrauch der Genußmittel so gewöhnt, daß das Essen ohne dieselben «nS nicht mehr schmecken und daß wir ohw sie weniger gut verdauen würden. Als „unbedingt notwendig" könnte im Interesse der Bolksgcjnndhcit höchstens die Ausicha! tnng des Scknaples in Frage kommen. Einen „äquivalenten Ersatz" sür Tabak aibt es bis jetzt nicht. Ernste Gef^abrea sür die Gesundheit der „breiten Massen" scheint mir der Tabok genußnicbtzuhabcn. Sic fragen, ob nickst die Wahl der Genußmittel von de, individuellen Konstitnlion. der sozialen Stellung, von Alter, materiellen Verhältnissen, klimatischen Faktoren usw. abhängig ist und ob sich daraus nicht die Notwendigkeit ergibt, die Frag« der Zulässigkeit bestimmter Geniißniitlel abhängig z» machen von der Möglichkeit ihrer Beschaffung für bestimmte Bolksichicb tcn. Ich kann auch aus diese Frage nur mit einem einfache! Ja antworten. Tue extreme Abstinenzbetvegung schüttet das Kinl mit de», Bade aus und diskreditiert auch die an sich durebaim berechtigte moderne MäßigkeitSbewegung durch ihre ungcrcch« sertmlcn und übertriebenen Forderungen. Man muß lick davor hüten, die ganze, so überaus wichtig, und zng'eich komplizierte Fragt- der Ernährung von einen, einzigen, z, B. vom rein chemischen oder energetische» Stand Punkt ans zu beurteilen und zu glauben, daß beispielsweise dm Priisung der Nahrungsmittel aus ihren Kaloriengehalt schon zu> Beurteilung ibres Wertes genüge. Es gibt Stoffe, die vom chemischen und energetischen Standpunkte aus vollkommen go nügend erscheinen und doch vom physiologischen wertlos sind. Es kommt nicht darauf an, waS wir essen und trinken, sondern was ins BI„t übergeht, was wir assimilieren. Deshalb ist es auch wichtig, daß unsere Nahrung nicht nur chemisch und energetisch zweckmäßig, sondern auch wohlschmeckend und wohlriechend sei
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