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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050603014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905060301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905060301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-03
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1905
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WrMM keke-kimiktilM» «Neu ILiIilikt ^ltmarkt — Laldsu« kraxvr !8tra88v 30. verllicheS vnd SikchfischeS. Aus den Antrag des Kollegiums betr. die Erschließung des Areal» Friedrichstadt-Nopd zu Iudustriezweckeu teilte der Rat mit. daß eine Entschliehung seitens des König!. Ministeriums »och nicht eingegangen fei, und in Beantwortung verschiedener Eitwaben betr. die Erwerbung des Areals des alten Annen- friedhofes, das» der Rat auf seinem ablehnenden Standpunkt der- harren müsse. Herr St.-V. Beyer bedauerte letzteren Ent schluß und beantragte, das Antwortschreiben des Rates zur noch- maligen Verhandlung an den Verwaltungsausschuk zurückzu- geben. Der Antrag wurde abgelehnt und von dem RatSichreiocn Kenntnis'genommen. Auf ein dem Rate unterbreitetes Gesuch d§s Bürgervereins der Wilsdruffer und Seevorstadt um Einrichtung einer Omnibuslinie zwischen Balkenbrücke und Pirnaischer Platz, erwiderte dieser, daß er beschlossen habe, der Einrichtung solcher Omnibuslinien nicht zuzuslimmen, da der Verkehr direkt durch die Straßenka'ynverbinduiigen acnü- gend gefördert werde. Auf Antrag des Rates wurde der Wahl der Herren Oberbürgermeister Beutler, Sladtrat Schröer und des Stadtverordneten-VorjlcherS Dr. Stöckel zu Deputier ten für die Ueberreichung einer Glückwunschadreste an den Deutschen Kronprinzen aus Anlaß seiner Vermählung zugc- stimmt. — Bor Eintritt in die Tagesordnung stellte Herr St.-B.. Ahlhelm den Antrag, Punkt l der Tagesordnung, die Aenderung des StadtverordnetenwahlrcchtS von der heutigen Verhandlung abzusekcn. Herr Stadtverordneten - Vorsteher Justiziar Dr. Stöckel sprach sich gegen die Absetzung aus, ebenso der Vizevorstcher Herr Dr. H ackel und Herr St.-V. Un rasch. Ter Antrag Wilhelm wurde abgclehnt. Das Wort erhielt zunächst Herr Vizevorstcher Dr. Hackel, welcher für den Vorstand über den bereits von »ns mitgetciltcn Entwurf referierte: ihm folgte als Referent des Rechtsausschusses Herr Schriftführer Rechtsanwalt Müller v. Bern eck: sodann begründeten die Stadtverordneten Herren Al,l Hel in und Rechtsanwalt Krumbiegcl ihre cingebrachtcn Vorschläge zur Wahlrechtsordnung, von denen ersterer Trennung von Gcwerb- lreibende und Kauflcute ans Grund des Entwurfs des Rechls- auSschnsses bezweckt, letzterer auf die Dauer des Bürgerrechts- besitzes als Grundlage für die Bemessung der Stimmen begrün det ist sbei tzjäbrtgem Bürgerrecht fst, s—9jälirigem 'b, 9-12- jährigem V». über 12 jährigem 1 Stimme). Herr Obcrbürgcr- Meister Finanzrat a. D. Beutler ergriff in der Debatte zuerst das Wort, um unter Hinweis auf die jahrelangen Vorarbeiten, die dem Entwürfe vorausgcgangen sind, den Standpunkt des Rates zu motivieren, und betonte gegenüber den Angriffen auf den Ratsentwurf, dem man.vorgcworfen habe, das? er noch hinter der Stein-Hardenbergschen Reform zurückginge, sdaß, wenn dies zutreffe, man zu jener Zeit auch nicht vorausgefche» Hab«, dah esLeute geben würde, die die Grundlagen von Ordnung. Recht und Sitte anarcisen würden. Sollte die Versammlung dem Anträge Ärumbiegel oder Ahlhclm zustimmen so würde der Rat dem nicht beitreten können. Rom der Slädteordnung sei — dak müßte gegenüber dem Plnralivahliystem betont werden — eine Wahl mit verschiedener stimmenzahl der Wähler nicht zulässig. Hiervon sei -zwar Dispensation durch die Regierung aus Grund der revidierten Slädteordnung oorausgeseheu bczw. möglich: bei einer >c> wichtigen Frage aber, wie die vorliegende, würde die Regierung niemals eine Dispensation aussprechen. Zudem könne die Dispensation dann nie gewährt werden, wenn die Rechte irgend einer Klasse benachteiligt würden. Das sei aber bei jedem Plural'ystem bezw. bei beiden ej,gebrachten Entwürfen der Falls Wenn Herr St.-V. Dr. Krumbiegel z. B. den unter 5 Fahren im Besitze des Bürger rechts befindlichen nur fst Stimme zubillige, fei das doch eine ldvnz schwere Benachteiligung. Bei einer Stimmbcmessung, die auf einem Einkommen von 260) Mark beruhe, könne niemand von Gcldsackpolitik sprechen. Der Vorwurf, -daß nach dem Rals- ent"mrfc -v vcr>ckncdene Bemessung der Stimmenzahl mög lich sei. sei hinfällig, wie bei der Einkommensleucrbenennung so würde «vch hier im Entwürfe ein Incinandcrgrciien zioeier angrenzenden Klassen nie ganz zu vermeiden sei». In vertraulicher Besprechung im Rate habe man einstimmig dahin gcurteilt, daß die Vorlage wenn auch keine ioecüe, so doch die Beite wäre, die auf realem Boden zu erlangen sei. Herr St.-V. Christoph bemängelte das Zujammenbringeu von Arbeitern, Geweroc-und Handlungsgehilfen mit Kontor-, Bureau- und Rechnungsversonal in Abteilung li. Wenn man nichtnational gesinnten Kreisen Stimmrecht gibt, so solle man doch diese mit Rattonalgesinulen nicht in eine Klasse bringen und so der Gefahr aussetzen, von jenen majorisiert zu werden. St.-V. Rechts- anwalt Kohlmann erinnert an die Erregung, die das 'DreiMassenwahliystcin durch die Wahleutrechiung geschaffen habe, und sieht von der Durchführung des Berusswaylsnstems gleiche Erregung voraus: das; die Vorlage das Aeußerste an reak tionärem Geiste zeige, könne niemand bestreiten. Die Städte ordnung gewähre dcnienigen das Wahlrecht, die entweder durch längeres Wohnen oder durch Gewerbebetrieb an einen Ort ge fesselt seien. Aus gleichem Gesichtspunkte sei der Eutunirs seiner Freunde entsprungen, nicht aus politischen Sondcrinlcreisen; er wisse sehr wohl, daß mancher Gewerbetreibende, der ein ge ringes Einkommen l>abc, doch der Stadt mebr nutze, als mancher, der Hohe Steuern bezahle. Er selbst sei, wie verschiedene andere Stadtverordnete gewählt worden unter der Verpflichtung, gegen jede Verschlechterung bezw. Begründung des Stadlvcrordiietcn- wahlrechts wach dem Einkommen zu stimmen. Wenn das auch nicht unterschrieben worden sei, so sei cs für ihn und andere doch «in festes, bindendes Versprechen. Herr St.-V. Buchbiuder- obermeisler Unrasch dankte dem Vorredner für die Offenheit, mit der die Redner vie bestimmenden Motive oargelegt hotten. Wenn das längere Wohnen als Grund des zu erwar tenden größeren Interesses an der Stabt geltend gemacht werde für die Begründung der Zuertcilung vor mehreren Stimmen, so mache der Entwurf selbst diese Begründung hinfällig, indem eine Anrechnung früherer Bürgergualifikatiou vorausgeichen sei. Er selbst sei nicht gegen eine Tätigkeit von Sozialoemo- kraten im Kollegium, fedcnfalls sei diese besser zu einer Wider legung der Vorwürfe, als die Presse gccigncf. Dem Berufswabl- jystem könne ohne Bedenken zugeftimmt werden. Herr St.-V. M ü h r i n g verweist darauf, das; der Rat für die anderen Vorschläge nicht zu haben sei. Er sei dafür nicht eben dankbar. Aber das Kollegium l>abe gar nicht danach zu fragen, ob der Rat di« Entschließungen der Versammlung billige. Er werde sich nicht von seinem mit Herrn St.-B. Ahlhclm ausgearbesi tcten Vorschläge abbringen lassen. Für den kleinen Mann sei da» Proportionalsystem durchaus nicht dauernd ungünstig. Herr St.-V. Simm gen trat ebenfalls für den Entwurf Krumbiegcl «in. St.-V. Glötz konnte nicht verstehen, ivarum sich Handwerker und Hausbesitzer für deu Ratseutwurs er wärmen. Aus die sozialdemokratische Mitarbeit verzichte er ern, man sehe ja >m Reichstage, was dabei herauskomme, stach einigen weiteren Zwischenbemerkungen ergriff H-rr Oberbürgermeister Beutler nochmals das Wort. Daß aus eine Mauserung der Sozialdemokratie zu tätiger Mitarbeit in absehbarer Zeit zu hoffen sei, müsse er bestreiten. Von deu An wesenden wurde es sicher niemand erleben. Er möchte nochmals um Annahme der Ratsvorlaae bitten. Herr St.-V. Sack trat für den Entwurf Krumbiegcl ein. Herr St.-V. S ch u man n trat für das Berusswahlsvstcm ein, indem er darauf hinwies, däß die Reformer innerhalb des Kollegiums dieses zu terrori sieren versuchte». Herr Vizevorstcher Dr. Häckel erhielt dos Schlußwort als Referent und wurde durch verichiedcne Zurufe, besonders von Herr St V. Schumann, unterbrochen, woraus sich eine kurze aufgeregte Episode entspann. Herr Vorsteher Iustizrat Dr. Stöckel forderte energisch zur Ordnung auf.. Hert St.-V. A l> lhcI m wandte sich nochmals sehr erregtsgcgen . die Reformer un» den Herrn St.-V. Schumann, erst Herr st.-P. - Neuschild sprach ruhiger für die Ratsvorlage. Sodann brachte Herr St.-V. Ahlbelm eine» Antrag ein, dahin lautend, daß in l Abteilung L der Natsvorlage Handel und Industrie selbständige Abteilungen für Handel, Industrie und Gewerbe gebildet würde, s Nack verschiedenen kurzen Zwischenbemerkungen erhielten die, Stadtverordneten Herren Krnmbiegel und Ahlhelm das Schluß-! hst' wort. Beide wandten sich gegen die Ratsvorlag«, die man mit allen Mittel,f durchdrücken wolle. St.-V. Ahlhelm verlos dabei einen ihm vom Ministerium zuoegangeucn Brief, aus welchem hervoraiug, daß durchaus keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bei der Regierung für eine eventuelle Dispensa- lion bczw. für die Pluralwahl zu fürchten feien, da ihm sonst doch rundweg geschrieben worden wäre, daß Bemühungen in dieser j Richtung nutzlos seien. Nachdem noch .Herr Vizevorstcher Dr. Häckel das Sclflukreserat erstattet hatte, erfolgte die Abslim- munq über die Vorlagen. Der Antrag Ahlhelm wurde gegen 10 Stimmen abgelehnt, Antrag Krumbiegcl in namentlicher Ab stimmung desgleichen. Schließlich wurde ebenfalls der Enr- wurs des Vorstandes und RechtSaausschusses stvas unter lebhafter Bewegung konstatiert wurde), mit grotzcr Mehrheit aoge- lebnt. Sodann wurde die Sitzung >I1 Uhr geschlossen. — ES folgte eine geheime Sitzung. — Der H i m m el f a h r t s t ag mit seinem schönen Sommerwctter brachte sämtlichen Verkehrsanstalten einen äußerst lebhaften P c rf o ne n ve r k e h r. Allen voran waren es die Eiscnbahnzüge, die am Donnerstag gewaltige Mengen von Aus- slüglern zu befördern hatten. Der Hauploerkehr bewegte sich, wie immer an Sommer-Sonntagen^ nach der Sächsischen Schweiz: schon i» den zeitigen Morgenstunden muhten die Züge bedeutend verstärk, werden, und in den Abendstunden rollte Zug um Zug von Schandou vollbesetzt in die Halle des Haupt- bahnyoseS ein. Außer den im Fahrplane vorgesehenen zahl- reickfeu Sonniagszüge» erforderte hier die Bewältigung des An dranges 10 Sonderzüge. Nach und von Tharandt, sowie nach und von Cossebaude mußten je drei Sonderzüge und auf der Döbelner Linie ein solcher Zug abgclassen werden. Der Ver kehr nach der Dresdner Heide war ebcusalls sehr stark, sodaß sich in deu Abendstunden di« Abfertigung eines Sonderzugcs von Klotzsche nach Dresden nötig machte. — Die anläßlich der Rennen zwischen hier und dem Rennplätze vorgesehenen Sonder- züge waren sehr gut besetzt; sie beförderten annähernd 1100 Personen. — Zur Besprechung der verschiedenen Vorlagen betreffend Abänderung des städtischen Wahlrechts hatte auch der Allgemeine M i et b e w o h » e r-V c r e i n am Mittwoch abend eine öffentliche Versammlung nach dem „Vürger- Casino" sGroßc Brüdergassei einberusen. Eröffnet wurde sie vom Vorsitzenden, Herrn Rechtsanwalt Türk. Das Referat batte Herr Lehrer Beck übernommen, der n. a. aussührte: Der vorhandenen Mängel wegen sei eine Abänderung des jetzigen Wahlrechts dringend geboten. Die Nominierung der Kandidaten kurz vor der Wahl, das Bciseiteschiebcn jeder Opposition und der Kampf hinter verschlossenen Türen hätten eine große Tcil- namslosigkeit erzeugt. Der Umstand, daß die Stadt nur einen Wahlbezirk darstellc, habe die Herausgabe von Listen ihrer hohen Kosten wegen sehr beeinträchtigt und zu allerhand Bündnissen genötigt u)w. Redner beleuchtete nun der Reihe nach die ein zelnen Vorschläge. Derjenige des Rates: Berufswahl unter Einteilung in vier Klassen erscheine ihm äußerst rückständiger Natur zu jein. Mit Sicherheit würde er zu einer rücksichtslosen Vertretung der Berussinteressen führen. Das Allgemeinwohl müsse darunter leiden, und außerdem halte er die darin fest- aelegte Bewertung der Arbeiterschaft für ungerecht. Ein reines Klasfcii-Wahlsystem wäre auch die vom Stadlverordnetcn-Schrist- sührer Herrn Tirektor Ahlhelm mit Hilfe des Herrn Kaus- nianus Moehring eingebrachte Vorlage nach dem Proportional- Wahlsystcui. Hier würde die Einkommensgrenze nur auf 2000 Mark bemessen, anstatt der vom Rate gesorderie» 2500 Mark sirühcr 3000 Mark). Für den Vorschlag des Stadtverordneten Herrn Rechtsanwalts Krumbiegel, als Grundlage die Dauer der Erwerbung des Bürgerrechts anzusehen, vermöge sich der Redner ebenfalls nicht zu erwärmen. Alle diese Wahlrechte liefen schließlich nur daraus hinaus, die Sozialdemokratie zu bekämpfen, ohne wirklich dem Gemeinwohl zu dienen. Referent empfahl die Einführung von Bezirkswahlcn als geeignetes Mittel zur Belebung des Interesses in der Bürgerschaft. Der Uebelsland des Nichtkcnncns der Kandidaten werde damit zum Verschwinden gebracht und auch eine Rcchenschastsablegung ge währleistet. Hätten andere Stadtvarlamente die Sozialdemokraten ohne Schaden ausgenommen, so könne man das in Dresden auch tun. Den mit Beifall begrüßten Ausführungen folgte eine aus gedehnte Diskussion. Man beklagte lebhaft den herrschenden Indifscrenlismus. Herr Kaufmann Moehring verteidigte den von ihm ausgearbeitctcn Ahllsclmfchen Proportional-Wahlvor- schlag und nannte ihn das gerechteste aller Systeme. Es jicherc auch der Opposition eine angemessene Vertretung im stadt- varlament. Nach dem Schlußwort des Referenten wurde die folgende, van ihm vorgeschlagenc Resolution gegen zwei Stimmen angenommen: „Der M.-B.-V. verwirft auf das ent schiedenste jedes Wahlrecht, das die Bürger nach Einkommen oder Berns trennt. da solche Wahlrechte lediglich aus eine Entrechtung der großen Mehrzahl der Bürger hinauslaufen und somit, statt dem sozialen Frieden z» dienen, dauernde Verbitte- rung in die Bürgerschaft tragen. Er fordert die Einführung von Bezirkswahlen unier Beibehaltung des gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts mit der Maßgabe, daß für den Ge wählten die absolute Majorität erforderlich ist. — Der Himmeliahrtstag ist von jeher als ein verregneter Tag verschrien. Früher mögen die Tatsachen dieser Auffassung cnlsproclmi haben: feit einigen Jahren hat sich aber das Blatt gewendet und das Himmelsahrtsfest war von da an, abgesehen vielleicht von einem kurzen <sprüh° oder Gewitterregen, immer vom Wetter begünstigt. Und wem ist dieser glückliche Umstand z» verdanken? Wobl einzig und allein dem Verband Dresdner Kegelklubs, der bei, den Wettergewaltigen sehr gu> augcschricbcu zu sein scheint. Seit sechs Jahren nämlich unternimmt dieser Verband regelmäßig zur Himmelfahrt eine große Herren Partie, und diese waren seither, ausgenom men höchstens die erste, durch Regen so gut wie gar nicht gestört. Auch diesmal halt« der Verband in dicier Hinsicht sein altes Glück und die Beteiligung an der Partie war infolgedessen ungemein stark. Die reichlich 260 Mitglieder fuhren mit dem früh 7 Uhr vom Hauptbahndoie abgeiasscncn Zuge über Pirna— Dürrröhrsdors nach Neustadt in Sachsen, von wo man direkt nach dem ctiva 20 Minuten entfernten ,,Bergbaus" marschierte und sich hier zum allgemeinen Picknick mcverließ. Unter flotten Marschwegen der Neuitädter Kapelle wandcrtcn die Kegler dann nach dem „Ungerberg" und ließen sich's auch hier wohl, sein. Ein von humorbegabten Kegelbrüocrn -i-I Iioc- in Szene gesetztes burleskes Theaterstück rief «ine zwerchfellerschütternde Wirkung hervor. In geschlossenem Zuge rückte der Verband in der zioeiten Stunde in Neustadt wieder ein und okkupierte das „Schützenhaiis", wo dos gemeinsame Mittagessen, verschönt durch Konzert der genannten Kapelle und mehrere Ansprachen, eingenommen wurde. Bis zum Abend widmete man sich im „Tchühcnhause" und vielen anderen Lokalen der allaemeincn Fidelitas. Nur ungern werden die Neuitädter den Dresdner Verband haben scheiden sehen, der in dem freundlichen Städtchen wieder einen prächtige» Nachmittag verlebte. — Die für den Bereich der Täckffischen Stoatsbcilmen -be stehenden zehntägigen Ru ndr e i s e ka r t e n, die am 8. und 9. Juni gelöst werden, gelte» bis znm 19. Juni -. I.; die Gültigkeit erlischt um Mitternacht des letzten GeltunMages. Eine gleiche Verlängerung der Geltungsdauer tritt für die oußerdentichc» Strecken im Verkehr aus Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmischen Nord- bahn und der Friedländer Bezirksbahncn ein. Die Rückiabr- karten nach der Schweiz behalte» für die au Herden t'che» Strecken ihre tarifmäßige Benuliuiigsfrlst, werde» also von der Gültig- kcilsverlängeruug zu Pfingsten nicht berührt. Erwähnt iei noch, daß auf den Sächsischen staatscisenbahnen die Vergünstigung für Gesellschaitsfahrkarlc» von Sonnabend vor bis mit Diens tag nach Pfingsten nicht gewährt wird. — Ter von seinem Amte als Stadtverordneter vorläufig suspendierte Restaurateur Angermanu ist nicht, wie von anderer Seite behauptet worden ist, der Besitzer von Aiigermauiis Hotel in der Pillnitzer Straße. ' — Im AuSstellu ug »- Park werde» in nächster Zeit einige große Ge s a n gs - A u fsüh r» n gen geboten, welche allgemeine Aufmerksamkeit verdienen. Am 9. Juni singt der Stndeiiteii-Clior ., O rP h e i D rä » ga r" aus Upsala, welcher vor einigen Jahren bei seinem Auftreten im Königs. Opernhav'e berechtigtes Anstelle» erregte: Sonntag, deu ersten Psingstfeierlag, wird der deutsche Volt - geia » gverei» aus Prag in drei Abteilungen eine Anzahl Gesänge znm Vortrag bringen. — Polizeibericht. 2. Juni. In der Johann Vorstadt vergi stete sich geltem in einem Zustande geistiger Erregung ein Kausniann durch Einatmen von Kohlenozydgas. — In ve> schicdenen Tageszeitungen hatte sich unlängst ein Tr. Märze! Fusion oder I. Ducane angebotcn. jungen Mädchen außergewöh» sich gut bezahlte Stellen in Nizza rn verschaffe». Durch einen entsprechenden Ausdruck ans seine Postkarten, die den sich Melden den zugingeu, hatte er den Anschein erweckt, als ob er in Monlc Carlo ei» Ausliinslsburenu über Hotels unterhalte. In Wirklich keil ist es, wie die cingezogenen Erkundigungen ergeben haben. Faiwn-Dneanc nur »in die Erlangung der im voraus zu cntricki tenden Gebühr von -6 Franken zu in» Ta cs nickt ausgeichlosien erscheint, daß der Genannte auch unter anderen Namen sein be trügerisches Angebot in hiesigen Zeitungen wiederhol», so wird vor diesem Schwindle r gewarnt. — Ein Schadenfeuer brach vorgestern obend nach 10 Uhr aus noch unbekannter Uriache in einem an den Vcrkauir- laden eines SchneidergcichäslS angrenzenden Gardcrobcn-Lager aus der Wittenberger i> r a ß e 92 l'Borstadt Slriest.nj aus. Der vermutlich in Abwesenheit der Bewohner längere ..eil unbe merkt gebliebene Brand hatte bei Ankunst der Feuerwehr bereits eine solche Ausdehnung «rlangl, daß sofort eine Schlauchleitung in Gebrauch genommen werden mußle, mit deren Hilfe ober dm Gefahr bald beseitigt werden konnte. Eine größere Menge Herren- und Kiuderkleioer wurden vernichtet, aber auch an dem im Laden bcsindlicheu Stostlager war durch die Hitze, da die zu diesem iühreudc Dür durchgebraunt war, emoiindlicher Schaden aiigerichtet und ferner die Schauienstcrschcibe zerstört worden. Ter geschädigte Geschästsiuhabcr soll nur wenig versichert haben. — Auf der Großen Zwiugerstraßc fuhr gestern gegen Mittag ein Automobil einem beladenen Henwogen in die Flanke Während von dem letzteren nur ein Teil der Ladung hcrabgerisien wurde, erlitt der Oberbau des Automobils mrbrfach Beschädig»» gen. — In Eoswig scheuten vorgestern vor einem sehr mich fahrende» Automobil die Pferde eines mit mehreren Personen be setzten Wagens und gingen durch. Während sich mehrere Perm neu durch Abspringen retteten, erlitt eine Frau bei dem schließlich erfolgten Anprall des Wagens an einen Baum mehrere erhebliche Verletzungen. — Pirna ist bekanntlich der Geburtsort dcS Ablaßkräuwrs Tctzel. Die dort befindliche Tetzelsä ule. an der einst der Ablaßhandel betrieben worden sein soll, erhielt jetzt euren,neuen Standort an der Dresdner Straße, und zwar »u der Elbieitc der Straße, auf einem hierzu auigcmauerlcn Rundreil. — Der seit November v. I. wegen Vergehens nach 8 i7f, Ziffer 1, ocrb. mit 8 176, Zitier 3 des Strafgesetzbuches in Nnter- suchuugshast besindliche Lehrer Sieg Hardt aus Ullers dorf ist durch Beschluß der 1. Strafkammer des Dresdner Landgerichts außer Verfolgung gesetzt worden, weit nach dem von der Königliche» Anstaltsdircktiou Sonnensteui erstatteten Gutachten auzunehmen sei, daß sich S. zur Zctt der Begehung der Handlungen in einem Zustande krankhafter - Störung der Geislcstäliakeit befunden habe, durch welchen seine freie Äillensbestimmuug ausgeschlossen gewesen sei. Sieghardt wird aus der Untersuchungshatt entlassen, dagegen in eine noch zu bestimmende Heilanstalt überführt werden. ; — R ossc» , l. Juni. Durch Erhängen entleibte sich hier der srüherc Kolcniialwarcnhändlcr Lehmann, nachdem er bc- - rcits am Tage vorher versucht hatte, durch Oefsnen der Pulsadern ireiwillig aus dem Leben zu scheiden. — Hainichen. 1. Juni. Ter Kaufmann und Stadtrat a. D. Friedrich Earl Putziger beging das 0 0 jährigc Bürger- jubiläum. Ter Jubilar wurde mannigfach geehrt. — Vorgestern und gestern sind in der Ofchain - Straße zu Leipzig-Sellerhausen abermals 1.6 bis 20 Personen unter Jleischvergistungs-Er sch ei nungen erkrankt, fünf davon liegen schwerkrank darnieder. Erwiesenermaßen haben die Erkrankten von dem Fleische gegessen, das der Fleischer- Meister Möbius in Wahren eingctührt hat. Seitens der Stants- aittvaltschaft wird der Fleischer Walther in Böhlitz-Ehreirberg, von welchem das ungenießbare Fleisch in Wahren - Möckern /stammt, gesucht, und es wird angenommen, daß er geflüchtet ist. Walther ist bereits früher wegen Nahrungsmittelver- fälsckung bestrast. — Leipzig, 2. Juni. Gestern ist in der Kirchstraßc zu Leipzig-Polkmarsdorf ein N a ch s chl ü i s e l d i e b st a h l in einer Privatwohnung verübt worden bei welchem dem Diebe über 900 Mk. in die Hände gefallen sind. — Am Donnerstag nachmittag wurde das Erzgebirge von einem heiligen Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen ^ lwimgesiicht, der Straßen auiriß und die Ackerkrume sorfführtc. j ^ Der Blitz hat wiederholt eingeschlagen, zum Glück aber nur " einmal gezündet. In Cuiiersdorf wurde ein Wohnhaus ein- geäscbert. Aus dem Pöhlberge sielen Schloßen. Ein Blitz strahl traf dort eine Telcphonstange und zersplitterte sic. D:r Strahl fuhr die Leitung entlang durch den Telephonapparat des Äergreslaurants, von wo aus er, ohne daß er weiteres Unheil angerichtet hätte, in die Erde geleitet wurde. — Am Donnerstag früh goß eine alleinstehende Frau in Stollberg Petroleum ins Oienieuer. Die Kanne erplodierte und setzte die Kleider der Frau in Flammen. Die Unglückliche wurde am ganzen Körper io arg verbrann!, daß sie am Abend ihren furchtbaren Verletzungen erlag. — InMiItweida kommt heute die Vereinigung sächsischer B ü rgcr m e i stc r aus Städten mit revidierle. Slädteordnung zu einer Konferenz zusammen, auf w.'lchcr Ve:- waltungsfragen erörtert werden. Die Verhandlungen sind interner Natur. — Waldbeim. 1. Juni. Am heutigen Tuge ist ein Teil der Landgemeinde Richzenhain in den hiesigen Stadtbersik ein verleibt worden. Waldheil» hat dadurch 100 Einwohner mehr erhallen. — Beim Baden ertrank in WünichcS Teiche in Eber s- bach am Mittwoch abend der 17 Jahre alte Gemeinde«»!!«- kopist Michel. Die Leiche wurde erst am Donnerstag früh gefunden. — Herr Bürgerscbullehrer Paul Otto Thomas in Dübeln wurde als Schuldirektor der Stadt Schlettau gc- wähli. — Landgericht. Gegen den in Vorstadt Pieschen wob- »enden Kitticher Hermann Franz Kluge wird vor der 1. Straf kammer wegen fahrlässiger Körperverletzung in Ausübung des Bernies verhandelt. Am 24. Februar fuhr der Angeklagte mit einem zweispännigcu Düngertransporuvagen durch die Großen- bainer Straße und brachte an der Ecke der Liszt-Stratzc einen Milck'kutscher zu Fall. Der 'Verunglückte wurde überfahren und erlitt ganz erhebliche Verletzungen. Kluge wird zu 160 Mk. Geldstrafe oder 1 Mouat Gesängnis verurteilt. — Der in Tres- den-Trachau wobnendc Banunternehmer Gustav Albin Knall schädigte als Arbeitgeber die hiesige Ortskrankenkasse um 366 Mark Versicherungsbeiträge und wird deshalb zu 1 Woche Ge sangnis vernrieilt. -- Vor dcr 4. Strafkammer steht Bernsrings verhandlung au gegen den 1860 in Prabichütz geborene», in Lommatzsch wohnhaften Gärtner Robert August Julius Postbke, welcher der Unterschlagung angeklagt ist. Im April 1903 erhielt dcr Angeklagte von seinem damaligen Arbeitgeber de» Auftrag, einen Betrag von 18 Mk. bei einem Mnhicnbefitzcr in Lommatzfch einzuziehen Von dem empfangenen Geldc bedielt er jedoch 8 Mk. für sich und wurde deshalb am l. März 1905 vom Schössen, gericht Meißen zu 6 Wochen Gciängnis verurteilt. Der An geklagte legte Berufung ein, und zwar mit dem Erfolge, daß die zweite Instanz die ausgcworicnc Strafe aui die Hälfte er mäßigt. Das Berufiingsaericht berücksichtigt strafmildernd, daß der Angeklagte die unterschlagenen 8 Mk. iedcnsalls nicht dauerr»d belmlten wollte. — Der Metallichieiicr Paul Friedrich Peukcrt ans Cotta kam mit einem Freunoe am Biertische in Streit, er- griff eine Seltersuxifsertlafche und versetzte damit dem Gegner einen Schlag aus den Koos. Nur einem glücklichen Umstande ist cs zu verdanken, daß der Geschlagene nicht lebensgefährlich« Bcr- letzungcn erlitt. Das Schöffengericht verurteilt« den P. zu 1 Monat Gesängnis. Tie von dem Angeklagten eingelegte Be rufung wird kostenpflichtig verworfen. Dvesörrer Nachrichten »52. Seite». Sonnabend. ». Juni
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