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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050812026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905081202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905081202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-12
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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In Weinsberg wurden durch Hagelschlag zwei Drittel der Weinernte vernichtet, in Heilbronn viele Dächer und Schornsteine beschädigt. Landau. Gestern wurden in Oberb ergh eim durch Blitzschlag acht Wohnhäuser ein geäschert. lieber Lan dau und Neustadt gingen gestern schwere Gewitter nieder. Die Weinernte wurde durch Hagel vernichtet. Der Schnellzug von Weißenburg traf heute mit 14/. Stunden Verspätung in Saar- gemünd ein. Die Obsternte ist verloren. Auf der Wetterseite sind sämtliche Fenster zerschlagen worden. Paris. Der durch den gestrigen Wirbelsturm in Sedan/und Umgebung angerichtete Schaden wird aus vier Millionen Francs geschäht, davon entfallen auf die Stadt Sedan allein 1'^ Millionen. Der Stadtpark und der Friedhof in Sedan sind vollständig vernichtet. Eine Frau wurde gelötet, zahlreiche Personen verletzt. In 20 Gemeinden rings um Sedan ist die Ernte vollständig vernichtet worden. Die AriedenÄmission. Newyork. Die „Tribuna" schreibt, es könne mit Be stimmtheit versichert werden, daß Rußland sich nicht allein darauf vorbereitet habe, eine angemessene Kriegsentschä- digungzu bezahlen, sondern daß es, seitdem ihm die Jricdens- bcdingungen bekannt seien, schon Schritte getan habe, um den er forderlichen Betrag aufzubringen. — „World" berichtet, die russischen Friedensunterhändler hätten, nachdem sic die Friedens bedingungen in Händen hatten, und bevor sie sie nach Petersburg übermittelten, Kabcltelegramme an die Firma Rothschild in Paris und an ein Antwcrpener Bankhaus gesandt. London. „Daily Telegraph" meldet aus Portsmouth jNewhampshire) vom 10. ds.: Bei der Prüfung der sa pani schen Beglaubigungsschreiben stellten die russischen Friedensbevollmächtigten scsi, daß in diesen der Mikado ver langt, daß jede von den Friedenskommissaren getroffene Verein barung seinem Ermessen unterworfen werden müsse, während der Kaiser von Rußland die russischen Friedensunter händler in dem Beglaubigungsschreiben ermächtigt, in seinem Namen Bedingungen und Zugeständnisse zu verlangen und an- zunehmen, und den etwaigen Abmachungen, die sie unterzeichnen würden, seine Genehmigung erteilt. Infolgedessen erklärte Witte bei Eröffnung der heutigen Sitzung, um die gegen seitigen Machtbefugnisse auszuglcichen. beabsichtigten die rnssi- sehen Fricdensiintcrhäiidlcr, von der ihnen erteilten Ermächti- gung. den Friedcnsvertrag obnc jede Rücksprache mit dem Kaiser von Rußland zu unterzeichnen, keinen Gebrauch zu machen. Portsmouth. Die Deckung der K r i e g s k o st e n, deren Festsetzung der Zukunft überlassen wird und die Abtre tung der Insel Sacha l"Ni sind die H a u P t p u n k t e der japanischen Friedensbedingungen. Dos Wort „Entschädigung" sIndemnity) ist vermieden und dafür „Zurück zahlung" (Re mboursements gesetzt worden. Portsmouth. Weitere japanische Friedens- bedingunaen sind: Zession der russischen Pachtung aus der Liaotung-Halbinsel, Räumung der gesamten Mandschurei, Rück- zcdierung aller russischen Vorrechte in der Mandschurei an China, Anerkennung der offenen Tür durch Rußland, Zession der chine sischen Ostbahn iüolich von Charbin an Japan, während die Hauvtlinie durch die nördliche Mandschurei bis Wladiwostok russisch bleiben soll, Anerkennung der japanischen Schutzherr- schast über Korea. Gewährung von Fischereigerechtjamen an Japan in den sibirischen Küstengcwässern östlich über Wladiwostok bis zum Beringsmeer, Uebergzibe der internierten russischen Kriegsschiffe an Japan und Beschränkung der russischen Strcit- kräfte zur See im fernen Osten. Portsmouth. sPriv.-Tel.s Die Deckung der Kriegskosten, deren Festsetzung der Zukunft überlassen wird, und die Abtretung der Insel Sachalin sind die Hauptpunkte der japanischen Bedingungen. Das Wort „Entschädigung" ist vermieden und dafür „Zurückzahlung" gesetzt worden. Paris. sPrio.-Tel.) Ter „Matin" meidet aus Ports mouth: Ein russischer Delegierter antwortete dem Korrespon denten des Blattes aus die Frage, welchen Eindruck die Sitzung auf ihn gemacht habe: „Offengeilanden, einen schlechten." Mussisch-japanischer Krieg. London sPrio.-Tel.) Die „Times" melden aus Tokio: Die japanische Regierung erläßt eine Bekanntmachung, in der sie zur Einreichung von Angeboten für die Erteilung von Fischereikonzessionen für das Sachalingcbiet für eine das Jahr 1906 entschließende Periode aussordert, und kündigt somit direkt an, daß eine dauernde Besitzergreifung von Sachalin beabsichtigt ist. Zur Lage in Nuftland. Petersburg. Die Veröffentlichung des Manifestes und des Gesetzes über die Reichsduma erfolgt nicht, wie die Blätter meldeten, am 12., sondern erst in nächster Zeit. — Die Gerüchte über die Abreise des Kaisers nach Moskau sind vollständig unbegründet. Ter Kaiser besuchte gestern das Lager von Zarsroje Selo. Wilhelmshöhe. Der Kaiser hörte gestern den Vor trag des Chefs des Zivilkabinetts. Gegen abends unternahm das Kaiserpaar eine Ausfahrt, heute früh einen Spazierritt. Weimar. Der K aiscr trifft im Laufe der nächsten Woche aus der Wartburg ein. Ob die Kaiserin mit- kvmmt, ist noch unbestimmt. Plauen i. V. Wie der „Bogtl. Anz." aus sicherer Quelle erfährt, hat der König den Besuch der Städte Meerane, Glauchau, Reichend« ch, Netzschkau und Mylau aufgegeben und auf später verschoben. Dagegen wird der König die Städte Zwickau. Lengenfeld, Treuen, Plauen, Werdau und Crimmitschau am 2g., 24. und 25. August besuchen. Gießen. HPriv.-Tel.s Der Historiker Professor Tr. Wil helm Oncken stt gestorben. Paris. (Priv.-TetZ Ialuzot bietet seinen Gläubigern 20 Prozent zum Ausgleich. Paris. Nach einer Meldung des „Temps" ist der fran zösischen Regierung mitaeteilt worden, daß die von den Deut- schere aus Anlaß der Missum-Missum-Angelegenheit gefangen genommenen Senegalesen fr ei gelassen tviirden sind. Paris. Das „Echo de Paris" veröffentlicht einInter - view mit dem Sultan von Marokko, demzufolge dieser erklärte, er sei von der Nützlichkeit der Reformen überzeugt: der Maghzen und die Mehrheit des Volkes seien bereit, sie anzu- nehmen, aber cs bedürfe der Geduld und eines planmäßigen Vorgehens, um die sich bietenden Schwierigkeiten zu überwinden. Ter Sultan sei geneigt, die Ratschläge, namentlich die des be nachbarten und befreundeten Frankreichs onzunehmen; er er- achte als die dringendsten Reformen die der Armee und der Finanzen. London. sPriv.-Tel.s Die „Times" melden aus Monte video: 800 bei den Hafenarbciten beschäftigte Steinbrecher zer störten die Maschincnanlaaen. was eine Einstellung der Arbeitauf unbestimmte Zeit zur Folge haben wird. Auf allen Bauten ruht gleichfalls die Arbeit infolge eines allgemeinen Aus stands der Maurer und Aimmerleute. London. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio: Es sind ernste Anzeichen für Unruhen in China vorhanden. Einem Telegramm aus Peking zufolge brachte eine große Anzahl Lama 12 Katholiken um und lötete und verwundete mehrere französische Missionare in der Provinz Honan. Von französischer Seite sind aus diesem Anlaß ernste Vorstellungen bei der chinesischen Regierung erhoben worden. London. „Daily Mail" meldet aus Tanger: Alle Handelsstraßen zwischen den marokkanischen Seehäfen und der Stadt Marokko, mit Ausnahme des Weges von Mogador aus, sind wegen eines allgemeinen Aufstandes der um MaroKo herum wohnenden Stämme gefährdet. Mehrere Kvratvanen wurden geplündert. Tronisö. Das Entsahschiff „Terra Nova" ist gestern abend hier angekommen. K on sta n t i n o p el. Die Pforte hat bei der rumänischen Regierung Schritte unternommen, um der auf eine Auto nomie Albaniens hinziclenden Agitation, die in letzter Zeit in Bukarest betrieben wurde, ein Ende zu machen. Teheran. In K e r m a n sind Unruhen ausoe- brachen. Die Bevölkerung ist durch Predigten des Mullah Mo- hamed Ryga gegen die Nichtmohammedaner erregt worden. Tic Maßnahmen der Regierung zur Unterdrückung der Unruhen waren von günstigem Erfolge. Der Mullah wurde nach Mesch- heS verwicsin. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 11. August. —* Se. Majestät der König begab sich gestern nachmittag von Moritzbnrg nach Ebersbach zur Rehbockpirsch und kehrte von dort heute vormittag wieder nach Moritzburg zurück. Ans dem Wege dahin wurde ihm gestern nachmittag von der Ge meinde Bärwa! de -ine Ovation dargebracht. Heute vor mittag halb 12 Uhr besichtigte der König das Moritzburgcr Brüderhaus. Zur heutigen königlichen Mittagstafel sind die Herren Kammcrherr Freiherr v. Burgk auf Schönfeld, Ober- sorstmeister Plant und Forstmeister Schmidt mit Einladungen ausgezeichnet worden. - * Tic Besichtigungen der sächsischen Regi ment er im M a n vv e rg e l ä nd e durch Se. Majestät den König dürsten bereits am 15. August ihren Anfang nehmen' Sie werden i» einem Zeitraum von etwa 14 Tagen fast täglich stattfinden. Der Monarch soll beabsichtige», als Beförderungs mittel am Manöver ein Automobil zu benützen. I» Freiberg wird der König nach dem vorläufige» Programm am 1. September eintrcssen, um in der Nähe von Jreiberg das Schützen-Regiment zu besichtigen. —* Zur Absage des Königsbesuch cs in Glaucha» schreibt das dortige „Tagcbl.": „Ein Schatten hat sich aus die Stimmung unserer Stadt gesenkt, nachdem der froh erwartete Be such Sr. Majestät des Königs in Glaucha» bis in unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Jahrzehnte laug war unserer Industrie sladt nicht die Freude zu teil geworden, de» Herrscher des Landes in ihrem Weichvilde zu begrüßen. Um so größer war bei allen ihren vaterlandstreuen Bewohnern die Begeisterung, als bekannt wurde, daß König Friedrich August bestimmt im August hier seinen Einzug halten würde, und die bereits getroffenen Vorberei tungen zum Empfange Seiner Majestät ließen schließen, daß die immerdar im Kern patriotische und gutmonarchischc Stadt gewillt war, ihre» Herrscher mit eiiidriicksvoUen Huldigungen zu empfan gen. Daß gerade der Besuch hiesiger Industriebetriebe den Haupt teil des dem Köuigsbesuche zu gründe gelegten Programms ein nahm, beweist, daß es unserem geliebten Monarchen darum zu tun war, Glaucha» als Industriestadt ei» Zeichen seiner Anerkennung ihrer Bedeutung zu geben. Erfreut sich doch alles, woraus das Cmporblühen unseres Landes basiert und was in ehrlicher Arbeit des Menschen Hand erschafft und zur Hebung unseres Volkslebens sichren kann, seines Schutzes und seiner impulsiven Förderung. Nun ruht eine beklommene Resignation über der Stadt, nachdem der Ausfall des Kvnigsbcsnches lsier bekannt geworden ist. Ist es ein Zufall, daß die Nachricht gerade jetzt emaing angesichts der Krisis, welche sich für Glauchau an gewisse Vorgänge knüpft? Es ist besser, auf diese Frage keine Antwort zu geben, und besser, ans der Entwicklung der Ereignisse zu lernen. Das eine steht sicher fest, daß aus den Wirren »nd Irrungen der Zeit »ur das treue Festhalten am monarchischen Gedanken retten kann, und ie ernster wir die Zeit nehmen, in der wir leben, um so freudiger empfinden wir es, daß der Gedanke des Königtums in unserer Bürgerschaft noch starke und feste Wurzeln hat. Ter vorläufige Aufschub des geplanten hohen Besuches kann nur geeignet sein, den später zu entbietenden Willkommeiigruß noch herzlicher zu ge stalten und in erhöhtem Maße uns zu vaterländischer und monar chischer Gesinnung zu ermahnen!" —* Der Oberpostdirektor Geheime Obcrpostwt Halle ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Vorstchergcschäfte bei der hiesigen Oberpostdirenion wieder übernommen. —* Die Bestrebungen und Arbeiten der von Geh. Kommer zienrat Lingncr vor mehreren Jahren ins Leben geruscnen Zentral st elle für Zahnhygicnc in Dresden baben von berufenster Seite auch eine äußere Anerkennung gefunden. Der Zcntralvercin deutscher Zahnärzte hat anläßlich seiner letzten Generalversammlung in Hannover dem Leiter der Kunst und Wissenschaft. Zinn ersten Male: „De i Akten von Leo» Lanri Crntral-rheatcr. »er Prinz gemahl". LuMnet in drei Akten von Lson Lanrof nnd Jules Chancel: deutsch von Wilhelm Thal. Es gab einmal eine Zeit — zum Glück liegt sic^ schon ziemlich Oper „ „ . .. „ , fern—, da war ein Perettenlibretto ohne den Talmiglanz kleinstaatlichcii HoNebcns, ohne eine Anzahl kankaturenhafter Zeremonienmeister, Minister und Kammerhcrrcn, vor allem aber ohne eine mehr oder weniger schlimme Entgleisung des Liebesglücks auf Königsthronen nicht aut denkbar. In diese „gute" alte Zeit, in die rasch dahingewelkte Blütezeit der alten Operette, versetzt uns das Autorciikleeblatt ikci»ros-Cl>a»cel-Thal zurück niit seinem stark nach Schwank und Operette hiiinciacndc» Lustspiel „Der Prinzgemahl". Die Trübung des ehelichen Glückes wird im vorliegenden Falle dadurch hcrbci- geführt, daß der prinzliche Gemahl Cyrill (Herr Adalbert) der regierenden Königin von Eorconicn (Irl. Clemens) mit der ihm ausschließlich zufalleiidcn Rolle, um einen — legitimen Thron folger im Königreich Corconicn bemüht zu sein, nicht zufrieden ist. Er will mehr sein nls eine Art notwendiges -liebet zum Zwecke der Erzielung königlicher Nachkommenschaft: er möchte der ebenbürtige Gatte, der einflußreiche Berater, der angesehene und geachtete Mitreaent seiner von ihm innig und wahr geliebten königlichen Gemahlin sein. „In jeder normalen Ehe ist der Mann der Herr im Hause: er besorgt alle ernsten »nd wichtigen Geschäfte, und wenn des Tages Mühe und Arbeit im Rücke» liegt, dann emp fängt ihn liebend die Gattin und verscheucht ihm kosend alle Sorgen und Plagen. In unserer Ehe ist'S gerade umgekehrt!" Mit diesen oder ähnlichen Worten macht schließlich der in seiner Manneswürde verletzte Prinzgemahl seinem gepreßten Herzen Luft. Allein, weder die Verfassung des Landes, noch auch die auf ihre Alleinherrschaft kaprizierte junge König!» räumen dem tatenlustigen und auf seine Mannesehre haltenden Prinzgemahl die von ihm begehrten Rechte ein. Da er immer energischer eine Stellung for dert, wie sie sein ManneSstolz erheischt, kommt es zum Bruche zwischen den Gatten: der Priiimemahl reist ab — trotz der Bitten und Gegenvorstellungen seines Vaters, des entthronten Königs von Jngra (Herr Odemar), der sich am Hofe von Corconien, wo er ein höchst fideles Leben und — neuen Kredit gefunden hat, köst- stch amüsiert und nunmehr fürchtet, daß „die schönen Tage von Aranjuez" für ihn vorüber sind. Der dritte und letzte Akt des Stückes bringt aber nicht nur für ihn eine glückliche Lösung und Erlösung, indem ihn die lebenslustige, licbeslüsteriie und pekuniär nicht übel bestellte Tante der Königin Lenosa (Frl. Karla E r» st) zu ihrem vierten Gatten erkürt, sondern auch für das königliche Paar die Wiederanssöhnnng, für den Prinzgemahl die ersehnte ehrenvolle Stellung nls Mtlregent und für dnS ganze Land Cvr- conien die erhoffte Aussicht auf einen kleinen Thronerben. Daß die Herren Autoren bei der Führung, Entwicklung und Lösung dieser Handlung besonders delikat verfahren wären, wird freilich niemand behaupten wollen, die Situationen und Redewendungen pendeln vielmehr recht oft hart um die Grenze des Anstößige» herum. Wenn nun auch in dieser prickelnden Pikantrrie der Szenen und des Dialogs der Hanptreiz des Stückes liegt, so soll doch andererseits nicht unterlassen werden hiiizuzufügen, daß auch eine reichliche Dosis guten und harmlosen Humors m dem Drei akter enthalten ist, der um so mehr geeignet ist, für zwei Abend stunden eine lustige Unterhaltung zu bieten, als die in hohem hinwegsehen lassen. Die 'Novität, um deren wirksame Lebensweckung sich außer den Genannte» noch die Herren S i ck (Konseilpräsident) und H olz (Gardeleutiiant) besonders verdient machten, wurde von dem verhältnismäßig gut besuchten Hause mit lebhaftem Beifall ausgenommen, — nicht zum mindesten wohl um einer Reihe satirischer Anspielungen auf aktuelle politische Vor gänge willen, zu denen das Milieu des Stückes begreiflicherweise reichlich Gelegenheit bietet. —ckt. Berliner Leven. L. Berlin, 10. August. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, die fre'lich den Kenner der Verhältnisse nicht allzusehr überraschen kann, daß die besten Schildcrer des Berliner Levens und Wesens „Äußer- halbschc" sind, wie man in Berlin so schön sogt. Auch Julius Stinde, der soeben verstorbene Vater der Wilhelminc Buch- Holz, der Bertreter in der echten Berliner Spießbürgerlichkeit, war von außerhalb nach der deutschen Reichshauptstadt aekommen, ein Holsteiner von Geburt, ein Hamburger von Erziehung nnd schließlich ein Berliner nach Neigung. Es ist wohl kein Zufall, daß er von Beruf ursprünglich ein Chemiker und später ein Kritiker war. So nur konnte er, der Fremde, mit scharfem Blick die Bestandteile der Ikrberlinerin erkennen nnd mit fast photogrcipbischcr Treue in seiner Wilhelminc Buchholz lebcn- strotzend zusainmenfassen. Diese Berliner Inan aus dem Mittel- sianoc, der sich noch allein die Merkmale der Bodenständigkeit und Eigenart der alten Berliner bewahrt hat, während die ^oberen Zehntausend" sich mehr und mehr der internationalen Wesensart anpassen und die unteren Klassen der Bevölkerung noch ganz einen Mischmasch-Charakter tragen, ist mit köstlichem Humor beobachtet und »nt vollendeter Kunst Iviedergcgeoen. Ihre resolute Art, ihre Fähigkeit, sich in allen Lebenslagen schnell zurcchtzusinden, sich auf zeaes noch so überraschende Ereignis wfort ihren Vers zu niachen, sich durch nichts verblüffen und nichts in Erstaunen versetzen zu lassen, die Vorsehung für alle zu spielen, die in ihren Gesichtskreis treten, sich selbst niemals die Butter vom Brote nehmen zu lassen, dabei im Grunde des Herzens gutmütig und menschenfreundlich — so stellt diese Wil- hclmine den Typus der unverfälschten Berlinerin dar. Bis aus die kleinsten Redewendungen hat Stinde die Sprache dieser Schicht der Berliner Bevölkerung studiert und sie so recht nach- aeahmt, wie man dies in Büchern sonst nur selten findet. Gerade dieser Vorzug seiner „Familie Buchholz" war es, die diese Bücher zu einer Lieblingslektüre des Fürsten Bismarck, eines der besten Kenner des Berliner Bolkscharakters, machte. Er fühlte sich ebenso zu Julius Stinde und dessen Buchholz-Büchern hinge zogen, wie zu dem treffliche» Komiker Helmerding, der echte Gestalten aus dem Berliner Leben aus den Brettern des Wallner- Theaters verkörperte. Es sind nicht viel mehr als zwei Jahrzehnte verflossen, seit- dem Stinde seine Buchholz-Schristen veröffentlichte^ die ihn schnell weithin bekannt und beliebt gemacht haben. Sie waren zuvor in einem Montagblatte in ztvangloser Folge entstanden, und es ist sicher, daß ihr Verfasser ursprünglich gar nicht daran gedacht hatte, aus ihnen ein Buch zu mach«!. Aber gerade durch die Art ihrer Entstchung erhielten sie ein ungemein frisches und schlagfertiges Gepräge. Sie hatten einen für die achtziger Jahre m Berlin noch beispiellosen buchhäMerücht»
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