Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 01.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-01
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.05.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vir. IS«. Leite S. E Moutag. 1. Mai 18SS di« UrtheilS-AuSferffgungen elnzuforbem. Der Gerichtshof beschloß,, alle die Akten des Oberlandesaerlchts Dresden und der Borinstanzen > mzusordern, in welchen sich die vom Berlhcidiger angezvgenen Entjcheidlliigen desiiiden, und noch Eingang der Akten einen neuen Termin anzuberaumen. Es erscheint einigermaßen merkwürdig, bemerken nut Recht die „Verl 9t. 9t ", daß ein preußisches Gericht darüber Untersuchungen anstellt. ob die Urtyeile sächsischer Gerichte mit Recht und Gesetz übereinstimmen. — Am Sonnabend Abend in der 11. Stunde und gestern Vormittag in der 8. Stunde wurde die Feuerwehr nach den Grundstücke» Moritz st raße 20 und Jahn st ratze 4 alarmirt Äu ersterein Orte war. aus noch unaufgeklärter Ursache, in einein Niederlnasnium für photographische Artikel Feuer entstanden und durch dasselbe ein großes Regal zerstört und ein Theil der Maaren vernichtet bez. beschädigt worden Nach Aufbrechen der Eingangs- ihür des verschlossenen Geschäftes vermochte die Jeueuvchr den Brand sehr bald zu ersticken. Der andere Alarm betraf einen durch Explosion eines Ben-inlämpchens. wie solches zum Anbrennen von Cigarre» verwendet wird, i» einem Eigarrenladen entstandenen Brand, durch welchen der ganze Inhalt dcS Ladens — Cigarren. Tabake, Cigaretten. Weine re. — vernichtet bez. zerstört, wie auch an Gevaudethellen nicht unerheblicher Schaden verursacht worden war. Der Schaden an Maaren allein soll gegen 5000 Mk. be tragen Die Feuerwehr unterdrückte den Schaben in kurzer Zeit, war aber dann mit den Abräumungöarbeiten «och gegen eine Stunde thätig. — Bon niorae» an ist das Georgenthor aus Anlaß des SchloßumbaueS für den Fahr- und Rntverkehr gesperrt. Für Fußgänger wird der Verkehr durch das Georgenthor, soweit thun- Uch, ofseii gehalten: tageweise werden jedoch Sperrungen auch für den Fußverkehr eintreten. In Petersburg verlautet, bke Ho, nilo von Montenegro mit Prinzessin geschäsl, verbunden mit kaufmännischer Stellenvermittelung. — Die gerichtliche Sektion der vor einigen Tagen in der Nähe der Mordgrundbrückc gefundenen Kindesleiche hat ergeben, daß das Kind todtgeboren gewesen und bereits sechs bis acht Tage an dem Fundorte gelegen haben muß. — Ein am Freitag in Blasewitz aus der Elbe gezogener Leichnam wurde als der des aus Stadt Wehlen stammenden Arbeiters Robert Richter recognoscirt. — Aus Meißen ist seit 8 Tagen, wie das dortige „Tagebl." meldet, der Bauunternehmer Z. mit Hinterlassung bedeutender Schulden spurlos verschwunden. Die Frau soll von ihrem Manne brieflich die Mittheilung erhallen haben, „daß er zur Zeit des Em pfanges des Briefes nicht mehr unter den Lebenden sei". Allgeniein ist man jedoch der Meinung, daß der Flüchtling ausgewandert ist. da er noch >n den letzten Tagen größere Summen Geldes von Verwaisten erhoben haben soll. — Bei den, am Freitag Mittag auftretenden Gewitter schlug in Ruppersdorf bei Herrnhut der Blitz in das Wohnhaus des Gartennahrnngsbesitzers Brendler und zündete. Durch rasche.Hilfe tonnte das Feuer bald erstickt werden. — In der Nähe des Noiinenberges bei Löbau wurden durch einen Blitzschlag mehrere mit landwirthschaftlichen Arbeiten be schäftigte Frauen betäubt. — M iltzschen. Bon einem Unglücksfalle wurde ein hiesiger Arzt mit seiner Gattin betroffen. Als er mittels Geschirrs von der Landtour nach der Stadt zurncklehrle. wurde das Pferd scheu und ging durch. Zunächst wurde eine Frau Hingerissen und erlitt bedeutende Verletzungen an Kops, Arm und Oberkörper. Hieran' prallte der Wagen an ein Hans und wurden die Insassen heraus- geschleudert. Beide sind nicht unerheblich verletzt. — In FremdiSwalde bet Mutzschen feierte am 29. April der Gutsauszüglcr Helm mit seiner Gattin geb. Richter die goldene Hochzeit. Ans diesem Anlaß erhielt das Jubelpaar von Sr. Majestät dem König eine Jubilnunis-Prachtbibel mit eigen händig vollzogener Widmung zum Geschenk. Herr Ortspfarrer Löber vollzog in der Wohnung die feierliche Einsegnung des Jubelpaares. — Borgestern stürzte sich in Leipzig in einem Hause der Reichsstraße ein derheiratheter Buchhalter, der kürzlich erst aus dem Krankenhause entlassen war, aus dem dritten Stockwerke in die Hausflur herab, wo er mit zerschmettertem Schädel tobt liegen blieb. — Waldheim. Mit eigener Lebensgefahr rettete hier der Rathsarbeiter Werner das 3 Jahre alte Töchterchen des Zimmer manns S. vom Tode des Ertrinkens. Das Kind war nahe der Gasanstalt riidie Zschopau gefallen. — Der Streckenarbeiter Reinhard Metzer arrs Kmmhcrmers- dorf hatte am Sonnabend in Stellvertretung des Bahnwärters Dienst. Als nun der um 0 Uhr 12 Min. von Zschopau nach Chemnitz abfahrendcPersvnenzng den Uebergang der Krumhermers- dorfer Straße zu passiren hatte, bemerkte der Lokomotivführer, daß die Barrieren noch nicht geschlossen waren und gab demzufolge sofort das Signal. Melzer. jedenfalls erst dadurch aus das Heran nahen des Zuges aufmerksam gemacht, wollte nun schnell die ' ließen und. um sich „In Achtung" zu stellen, das reiten, wurde aber von der Lokomotive ersaßt, über- sofort getödtet- Als der Zug hielt, bol sich ein . Anblick dar: dem beim letzten Wagen des Zuges hervorgezogenen, schrecklich verstümmelten Leichnam war der Kovs vollständig vom Rumpfe getrennt, ein Bein und ein Arm fast ab gefahren. Melzer war verheirathet und Vater dreier unerzogener Kinder. Die Frau sieht ihrer baldigen Niedertunst entgegen. — Entsprungen ans dem Transport nach dem Bahnhöfe ist vorgestern in Plauen i. V. der 20 Jahre alte, in Leisnig ge borene Dienstkirecht Paul Richard Becker, der zur Verbüßung einer Zuchthausstrafe von 0 Jahren nach der Strafanstalt Waldheim ubergeführt werden sollte. Becker war an beiden Händen ge schlossen. Dem Transporteur gelang cs nicht, den Flüchtling ein- zuholen. — Ein Ehrenbürger Crimmitschaus. Herr Stadtrath Eduard L Roda, der am 13. v. M. sein 50jühriges Bürger- jubiläum gefeiert hat, beging vorgestern mit seiner Gattin die goldene Hochzeit. — In Kirchberg bei Zwickau brannte in der Nacht zum 28. April der neue Fabriktheil der C. T. Singer'schen Tuchfabrik nieder. — Amtsgericht. Das Hausmädchen Paullne Anna Schönfeld, 1882 zu Forst geboren, entwendete der Tochter ihres Tienstherrn Kleidnnas- und Wäschestücke im Gcsammtwcrth von ca. 63 Mk. Beim Fortschaffeii ihres Kossers wurden die gestohle nen Sachen bei ihr vorgefunden und der Eigenthümerin wieder zugestellt. Das Urtheil lautete auf 2 Monate Gcsängniß. — Wegen Beleidigung eines Stotionsasssstenten auf dem Bahnhof Wettinerslraße wurde dem Geschäftsreisenden Carl Gvltltcb Nitzschke, in Cptto wohnhaft, eine Strafe von 100 Mk. auferleat. Da die Beleidigung öffentlich geschehen, steht dem Beleidigten die Publikationsvcrfügung des Urtheils aus Kosten des Angeklagten -ins dem Bahnhof m Cotta zu. — Der vorbestrafte Handarbeiter Carl Eduard Theodor Selling. 188l zu Burgstädtel geboren, wurde wegen Unterschlagung zu 2 Monaten Gefängnttz verurtheUt. — Der Lehrling Emil Schober ist beschuldigt, dre Taube eines Nachbars mit einem Teschin oder Wurfgeschoß derartig getroffen .zu haben, daß das Thier getödtet werden mußte. Trotz Leugnens kam der Gerichtshof zur vollen Ueberreugung der Schuld des An geklagten und erkannte auf eine Strafe von SO Mk. wegen Sach beschädigung. — Der Chor-Tenor und Schauspieler Franz den aben. Barrieren sch Gleis übersch fahren und schauerlicher »r,ll,uvigui,g. — Lri >ü.yor-Lenvr uno «cyauipcerer ,, Schrebenskv. 18S1 in Brünn geboren, stand unter der Anflage, Ober-Regisseur Alexander Rotier gröblichst beleidigt zu hc Infolge eines „Ulis", den sich einer Aufführung der „Berliner , hielt der Regisseur eine enrrassa personal. Rotier bestand schlietzliö machers genannt zu wissen, aber .zum Angeber her. Schrebenskv Vorgangs nur des Ausdrucks »seiger Hund". Rotier wandte sich sofort an Schr. mit der Frage: »Was sagten Sie da?" worauf der Gefragte entgegnete: „Ich habe Sie nicht genieint!" Rotter klagte dennoch wegen Beleidigung. Die Zeugenaussagen ergaben kein einige Chormitglieder während führten" erlaubt haben sollen, e Strafpredigt an das Chor- ) darauf, den Namen des Spaß- keines der Mitglieder gab sich bediente sich während dieses zu Stande: Kläger entstandenen Kosten zieht seine Klage zurück und übernimmt die ragkSsieschichte. Reich. Die silberne Hochzeit deS Herzogs und der Herzogin Karl Theodor i» Bayern wurde ln aller Stille begangen, da sowohl der Herzog wie die Herzogin unpäßlich sind. Dke persönlichen Beglückwünschungen mußten aus diesem Grunde unterbleiben. Die Gemeindevertretung von München übersandte de» Herzogspaare eine kunstvolle Adresse. K.° _ ^ ^ . » .zeit deS Erbprinzen anilo von Montenegro mit Prinzessin Jutta von Mecklcnburg- trelitz werde ln Berlin siatlsiirden. Der Hochzeit wohnt das italienische Kronprinzenpaar bei: der Tzar wird durch den Groß fürsten Wladimir vertreten werden. Aus das Huldiaungstrlcgramm. welches während der Berliner Klaus Groth-Fetzer an die Kassen« abgrschickt wurde, ist folgende Antwort elngegangen: .Biele» Dank für das mir in später Nachtstunde zugegangene Begrüßungstelegramm der froh vereinten Niederdeutschen. In Gedanken habe Ich mit Ihnen den Volksdtchier gefeiert, der wie keiner die Denkungsart unserer enge ren Landsleute ersaßt und durch seine Geist und Gemüth erfrischende Sprache zur Liebe für die Heiniath, die alt« Sitte und alles Edle und Gute begeistert. Auguste Viktoria." Zu der letzten Hostasel war vom Graf-Regenten von Lippe-Detmold der augenblicklich in Detmold zur Besichtigung der 55er weilende Generalleutnant von Mitschepfahl geladen, der Einladung zur Hoftafel konnte Excellenz aber nicht Nachkommen, da derselbe „dienstlich verhindert" war. Auffallend!' Die Kruvp'sche Germaniawerst i» Kiel steht I» Flammen und bildet ein gewaltiges Fcueniieer. Die FeuerSbrunst hat im Materialschuppe» ihre» Anfang genommen. Der größte Theil der Werst ist unrettbai verloren. Das Feuer wüthet weiter. Die Heilige, ans welche» der Power „Ersatz König Wilhelm", der Kreuzerneubau ,,8 und der russische Panzerkreuzer „Askold" stehen, sind bisher verschont, indeß sehr gefährdet. Die am Werstquai liegende» Schisse sind ln Folge gimsttM Windrichtung unversehrt. Für die Beförderung von Milrtärversonen sind neue Bestimmungen in Kraft getreten. Fortan wird nämlich ein Unter schied zwischen den dienstlich reisenden und den beurlaubten Militärpersonen gemacht: die Elfteren haben 1 Pfg., die Letzteren t,5 Pfq. für den Kilometer zu zahlen. Die bisherigen Mrlitär- fahrkarien werden auch ferner an beurlaubte Mannschaften vom Feldwebel abwärts ausgegeben werden; für die dienstlich reisenden Militärpersonen dagegen werden neue Fahrkarten tweiß-rosa) ein- gefükrt. Die gesammte Press« von Elsaß-Lothringen begrüßt den Plan des Kaisers, im Mai den beiden schönsten Punkten der Vogesen, nämlich dem Odilienberg und der Hohkönigsburg. eine» Bestich abzustatten. mit Genugthuung. Man rechnet darauf, daß dieser Besuch lebhafte Anregung zu einer Vermehrung des fremden Zuzugs nach den im übrigen Deutschland noch zu wenig gewürdig ten Vogesen gebe» wird. Aus Bünde (Westfalen) wird gemeldet: 9tbends fand man in dem nahen Forste des Reesberaes zwei Damen todt aus. Die Untersuchung hat ergeben, daß man es mit Selbstmörderinnen zu tb»n hat, der Revolver fand sich »och vor. Er war noch mit drei Patronen geladen. In einer bei den Tobten aufgefuiidenen Düte befanden sich noch einige Patronen. Die Tobten, welche Schüsse in den Schläfen hatte», scheinen Mutter und Tochter zu sein. Wer sie sind und weshalb sie die tödtllche Waffe gegen sich rich tete». ist unbekannt. Bor dem Gauthor in Mainz wurde Nachts ein Militär- osten des 87cr Regiments, 10. Komvaanie, durch einen Schuß den Obernrm schwer verwundet. Alle Forts wurden sofort nach dem Attentäter abgesucht. Die „Köln. Ztg." schreibt: „Die neuesten Nachrichten über die Kämpfe auf Samoa machen hier in Berlin in der Oeffent- lichteit nntürllch einen unbefriedigenden Eindruck, und cs ist beim besten Willen nicht zu erkennen, was die Engländer eigentlich mit der Kriegführung gegen einen friedfertigen Vvlksstainm bezwecken wollen. Angesichts des starke» Widerstandes, den sie finden, müssen sie doch einsehe», daß sie auf diese Wesse niemals dahin gelangen werden, ihren protestantischen König dem Bolle aufzn- wingen, das nun einmal an Mataafa festhält. Was die Einzel- leiten aus den Berichten anlangt, so wird man sie bei der be kannten Parteilichkeit der Reuter'schen Meldungen mit großer Vorsicht aufzufassen haben. Die Geschichte mit der deutschen Flagge, die die Mataafa-Leute gehißt und die Engländer erobert haben ollen, scheint, wenn sie sich bewahrheiten sollte, keiner besonderen Leachttmg werth zu sein, denn wenn Nichtdeutsche eine deutsche Flagge hissen, so ist das eine mißbräuchliche Benutzung derselbe», die das Reich in keiner Weise berühren kann. Wahrscheinlich haben die Mataafa-Leute mit dieser Htssuna nur dem Gefühl Aus druck geben wollen, daß ihnen die deutsche Politik sympathischer ist, als die der Staaten, die sie ohne >eden Grund mit Krieg über ziehen ; unbegreiflich ist das ja nicht. Erfreulich ist an den neuesten Nachrichten, daß Amerika sich immer mehr von der Politil der Gewaltthätlgkcit zurückzuziehen scheint, wie es ja auch in Amerika elbst dem Treiben der wild gewordenen Deutschcnfeinde in ange messener Wesse entgegentritt. Der flüchtige Centralkcilsirci des Verbandes der Hafenarbeiter Densschlands ist in Rotterdam verhaftet worden. Oesterreich. In Leoben und in der Umgebung erfolgten zwei heftige Erdstöße. Ungarn. Ein schrecklicher Unglückssall ereignete sich bei dem Rennen in Alag. Gleich im Eröffnungsrennen, wobei Gras Joses Bawarowski das Pferd Koket ritt, stützte der Reiter und wurde vom Pferde eine Strecke weit geschleift. Bawarowski erlitt o schwere Verletzungen, daß er aus der Stelle starb. Spanien. Der im Theater i» Madrid verhaftete Chainon erklärte dem Untersuchungsrichter, er habe einige Glas Branntwein getrunken und sei dann in's Theater eingetreten. bei welchem er zerade vorüber gekommen war. Er habe die Gewohnheit. Waffen >ei sich zu tragen, weil er kürzlich mit einem Hufschmied einen Streit gehabt habe. Im Augenblick seiner Verhaftung habe er den Dolch gezogen, weil er glaubte, daß man ihn angreife. Da er sich im Zustande der Trunkenheit befunden, könne er nicht sagen, ob er nach der König!. Loge geblickt habe oder nicht. Als Beweis ür seine Behauptung, daß er betrunken gewesen sei. führte er an, )aß er während der Vorstellung sich auf einen falschen Platz be geben und dadurch eine leichte Störung verursacht habe. Der Tiempo". das Organ des Ministerpräsidenten Silvela, erklärt, daß die Angelegenheit nicht dtt Bedeutung habe, die man ihr bei- ,.»legen suche. Die Königin-Regentin äußerte sich Silvela gegen über. sie lei überzeugt, daß Chanron ein bedauernswerther Kranker, aber keineswegs ein Verbrecher sei. Nusrlanv. Nach einer Meldung aus Orenburg ereignete sich eine furchtbare Katastrophe unweit der Kreisstadt Trotzt. In der Goldmine Katschnar wurde ein Schacht mit 95 Arbeiten! durch einen Wossereinbruch zerstört. 62 Arbeiter blieben dabei tobt, die übrigen wurden mit Mühe gerettet, doch trugen die meisten schwere Verletzungen dovon. Knnsl uud Miseuschast. tz König!. Hofschauspiel. Unter außerordentlich günstigen Auspizien eröfsnete vorgestern Abend Herr Frvböse vom Schillcrtheater zu Berlin eiii, aus Engagement abziclendrs Gastspiel als Gcßler in „Wilhelm Tell. Die Rvllenwahl mußte Anfangs befremde»; denn der Darsteller des grimmen Landvogt hat eigentlich nur eine Scene, in der er bedeutsamer hervortreten kann, die im dritte» Akte, in der Tell den Apfesschuß wagen muß. Sie wurde von dem Gast, man darf wohl sagen, vortrefflich ge dielt. Namentlich überraschte die scharfe, geschlossene, wohlüber legte und wirksam durchgeführte Charakteristik, die im engen Rahmen einer einzigen Scene ein frappantes Bild des scheußlichen Tyrannen gab. Herr Frvböse spielte den Geßler breitspurig und brutal in einem äußeren Auftreten, ganz als den Mann, der zu befehlen ge wohnt ist und keinen Widerspruch verträgt. Mit lautem Herrscher wort wendet er sich an das Volk, mit ironischem Sarkasmus an Tell. beide Faktoren, den einzelnen, wie die Geiammtheit, nur als den Thon in der Hand des TöpferS achtend. Vorzüglich war in der Stimme des Gastes der Kontrast der Stimmungen, das Sprunghafte und Momentane in den Launen deS hinterlistigen Machthabers zur Geltung gebracht, das nur vorübergehend — nach den Worten Tell's „Mit diesem zweiten Pfeil durchschoß ich Euch !" — der blassen Furcht um das eigene Leben Platz macht, bei deren Auskeimen den starken Mann ein nervöses Zittern befällt. Auch onst war manch' treffende Nuance angebracht, die die etwas theatralische Schiller'sche Figur zu warmem Leben zu erwecken tm Stcmde war.^und besonders reich war die mimische Ausgestaltung Lennocd wegen Beleidigung. Die Zeugenaussagen ergaben kein der Rolle. Ein endgiltiges Urtheil über den Gast, der auch das klares Bild zu Gunsten des Klägers. Schließlich kam ein Vergleich ' ' ' Publikum lebhaft zu üiteressiren schien, wird man erst nach seinem Jaao geben können. — Im Nebligen war die Rollenbesetzung die lekche geblieben wie früher: sie verhalf. wie schon deS Oefteren in leser Saison, der Vorstellung wieder zu einem lauten Erfolge. Namentlich der Tell des Herrn Waldea verdient rühmlich her- voiaekoben zu werden; der Künstler fand zu wiederholten Malen fall auf offener Scene. — DaS Haus war »ehr gut besucht.» IV. tz Im Kbnigl. Hofopernhause gelangt heute „Der Freischütz" M Aufführung. Im König!, »schauspielhause wird das Mosxr- schönthan'sche Lustspiel „Unsere Frauen" gegeben. Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. tz Im Residenztl der Ausführung des dreiak Zugleich tritt in dieser Raimund-Theater ein längeres Gastspiel an. tzDieDresdnerLiedertasel veranstaltet am 2b. ds M- zur Feier ihres 60jährigen Bestehens ein JublläumS-Concert im Gewerbehause. Die Rheinreise der Liedertafel wird ln der Zeit vom 4. bis lO. Juni stattfinden. tz Am 11. Mai feiert die Leipziger medizinische Klinik ihr IMiähciges Bestehen. An dem Festtage werde» die Marmorbüsten der beiden berühmten Kliniker Wunderlich und Wagner im Garten des Krankenhauses zu St. Jacob enthüllt werden. Die Büsten sind aus dem Atelier deS .Herrn Pros. Senner hervorgegangen. Heidefrühling. In Len Wald, in den Wald, geb nicht in de« Wald. Mein Sol>». ich ratbe Dir gut, Wo die Buchse knall! und da« Echo erschallt, Wo fröhlich Dein Lied durch Len Daimengrund ballt, Da wächst Dir zu freudig der Mutb. Der Dichter des herrlichen Rheinliedes möge mir die ver brochene Metamorphose vergeben, auch der Wald und die Heide üben wie der Rhein jene berauschende Gewalt über die Geniuther Aller, die seinem Zauber sich ergeben und sich nun immer und immer wieder zwanghaft hinausgezvaen fühlen in seine duftigen Hallen und nimmer von ihm zu lassen vermögen. — Der Winter, der das tiesdunkle Grün des Taniienvereiches mit einem schnee slockigen Mantel verhüllte und eisig durch die ichwenssame Nacht seines meileiiweiten Gebietes rauschte, er kann dem Walde nichts von seiner Erhabenheit rauben. Gerade dann, wenn er wie auf weichem und weißem Laaer zu schlummern scheint, erfüllt sich Dein einpsänaliches Innere mit ,enen heiligen Schauer und Ehrfurcht aebieteiiden Gefühlen, die Dich, wie in eurem Dome, GotteS Walten und Allgegenwart ahnen und empfinden lassen. Seine stille Einsamkeit und Ruhe mahnt uns mit heiligem Ernst an liniere Einkehr und Erkeirntniß und seine allgewaltige Schönheit wird auch im Winter offenbar. — Dock nicht alles Leben ist ün winterlichen Walde erloschen. Hell dröhnt der Axtschlag der Wald arbeiter dnrck den Forst und der Rauch ihrer Feuer, an denen sic sich selbst und ihr eussachrs Mahl wärme», drrngt wie ein Abels- vpfer gradaus durch das Geäst und Gezweiae. Rudel voll ge- ängstigte» Wildes schnellen flüchtig über die Waldschneisen, die grüne Gilde der Jäger, voran der Königliche Herr, pürschen üu Revier und die Geschosse erwecken weithin einen kräftigen Wider hall. Doch nun hat der Winter seine Ohnmacht erkannt, seine farblosen E'sblumen, mit denen er uns zu schmeicheln versuchte, sind zerronnen und der Frühling ist allenthalben in seine Rechte eingetreten. Die Märzsturme sind vorübergebraust, die glitzernden Jrühsröste werde» seltener, warme Regen entquellen dem Gewölk und die Strahlen der Sonne sollen erquickend znr Erde nieder, in allen Keimen erwacht der Lebenstrieb und drängt hinaus nach Licht und Frühliiigswvnne. Ein Sonnenstrahl fällt auch er wärmend in's meiischlrche Herz und lockt neue Honnungsknospen daraus hervor. Er löst das Eis winterliche» Grames und neue Lust zu neuem Schaffen und Streben erweckt in uns der Svnnc Helles Auge, wenn es mild durch der Thäler lichte weiße Nebel schleier leuchtet. Vermag der Lenz denn wirklich mit des gelben Himmelschlüsselchens Gewalt alle Herzen zu öffnen und alle Fesseln zu sprengen ? Ja. wenn des Daseins rauhe Wirklichkeit und Misere nicht wäre. Goldlockiaer Frühling, Du berzigeL Kind. Ich wünsche Dir rosig' Gebell,'», Doch koninisl Du mir über ven HalS geschwind. Machst schwerer mir all' meine Pein. Ward jemals Dir Kunde vom ersten Quartal Des Lauszinses drückender Mawl? Und da! Dir der Bote vom Stavtralh einmal Den Zettel der Steuern gebracht? Wie möcht' ich. o Frühling, mich Deiner erfreu «. Doch steigt nicht, es fällt mir der Much. Da» Steigern besorgte der Hausivirth allei» Und das lhut, o Frühling, nicht gut. Ja, ja. nee, nee. des Lebens ungemischte Freude ward keinem Sterblichen zu Theil, d'rum such' ich Trost und Sorgenheil mir aus in unt rer Dresdner Heide. Auch Dir, lieber Leser, rathe ich. wenn Dich das Alltagsleben mit seinen Nadelstichen »lagt, wenn Dir die Steuerschraube Schmerz in Deinem Beutel verursacht, schraube Dich los und steuere hinaus in unseren heimischen Wald und Junker Wohlgemuth wird innig bald sich Dir gesellen. Noch ahnen viele Dresdner nicht, welchen Schatz, welches Juwel wir an unserer Heide besitzen. Mit farbenreicher Palette ist auch in ihr der Goldjunge Lenz bei der Arbeit, die Birken schmücken sich mit Hellem Grün, der Buchen Blätterknospen strebe» zur Entfalt ung, die Fichten und Tannen setzen harzduftigen Maiwuchs an und die rvthen und blauen Blümchen des Lungenkrautes lugen aus dem insektenbelebten Untergründe hervor, der sich meilenweit üppig mit dem Teppich des Heidelbeerkruiites schmückt. Schon wiegt sich der gelbe Citronenfalter in der Lust, die Generalprobe der gefiederte» Sänger ist schon längst vorüber, keine eiiigetretenc Heiserkeit und Influenza bcelnträchtigi ihr liielodisches Concert und vernimmst Du, lieber Leser, in wenigen Tagen schon den fernen Kukukschrei. dann schüttle nur tüchtig de» Beutel dabei und nimmer wird es Dir im Jnhreslaufe an dem nöthigen Kleingelde mangeln. Nicht heimathliche Eigenliebe sagt es allein, daß Dresden schön sei, nein, der Ruf seiner Schönheit hallt durch olle Länder, und dennoch, wer die herrliche einzigartige Schönheit des anmutdig wett geöffneten Elbthales mit seinen allmählich bis in weiteste Ferne anfsicigenden Gebirgszügen nicht von den .Höhepunkten an der Ltsierc der Dresdner Heide erstaunend bewundert hat und von der liebherrlichen Pracht dieses Anblickes nicht bis in s Tiefinnersle berührt wurde, kennt von Dresdens Schönheiten unr einen Bruch» theij. Die hemessene Zeit erlaubt nicht jedem Fremden, auch diese Eindrücke als schönste Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, aber es giebt noch so viel Stocksischdresdner, die lchündlicher Bequem lichkeit halber von dem so Naheliegenden »immer Gebrauch machen und als rechte Bicrphilister höchstens einmal von der Waldschlößchen- terrasse aus gleichgiltig und nichtsdenkend über das sich ihnen bietende schöne Städtebitd herabschen. — So. die haben ihren Theil. — Die uralte Dresdner Heide, wenn wir ihr Brausen und Flüstern versländeil. was könnte sie Alles erzählen von der grauen Vorzeit längst vergangener Tage, von den HeercSmassen, dle sich in, Mittelalter, im 30- »nd 7jähiiaen. soivie in den navoleontschen Kriege» durch ihre Paßwege drängten, von dem Schutz und Schirm, den sie den von der Kriegsfurie hart bedrängten Wald- dörflern und ihrem Hab und Gut w ihren versteckten und schwer auszusindenden Schluchten bot. (Schwedcnschlucht.) Drollig ge mahnen viele der noch heute gebräuchlichen Namen der uralten Waldwege an das naive Ummodelungsvermögen der damalige!, analphabetischen Bevölkerung, die die Heide umwohnte. Ihr war das ABC ein böhmisches Dorf und jedes einzelne Zeichen desselben eine Hieroglyphe, und sie erfanden eigene Name» für die mit Buchstabe» bezeichneten Wege. Das 1? sicht einem Henkel der damals gebräuchlichen Holztrinkkannen auf's Daus ähnlich, oruo benamsten sie den Weg mit Kannenhenkelweg, das 0 wurde zum Riiigclweg und das T. einem Hammer ähnlich, zum Hämmerchen. Wenn ein Wissender ihnen verrathen, daß das geschwänzte 0 ein H bedeute, so ging das den Leuten über den Strich, es hatte dieses Zeichen nicht die entfernteste Aehnlickkcit mit der milchenden Kuh, aber es hatte wenigstens einen Schwanz und so benannte man diesen Weg bis aus den heutigem Tag mit Kuhichwanz. Der Grenz- oder Rainsteig wurde ein Rennsteig und so wurden noch vielen Wegen, deren Signatur auch nur die geringste Aehnlichkeit mit einem sachlichen Begriff hatte, heute noch giltige Namen ge geben. — Ueber mir ertönt aus dem noch wenig grünen Geäst mächtiger Baumriesen hell und kräftig ein Finkenschlag jn munterem Wetlgesang, ich befinde mich auf geheiligtem Boden, aus einem Friedhof in der Heide. Denkmäler bezeichnen d« Stätte, unter deren Hügeln so Mancher der Erlösung entgegenscklummert. Sanft gebettet unter Jarrenkraut und Waldesmoos ruht hier mancher Forstvorstand des Ullersdorf« Reviers, der sich dieses Plätzchen zur ewigen WaidinannSruhe erkoren bat. Wie lieb, wie unendlich lieb mögen sie ihre Heide gehabt haben, daß sie auch im Tods noch Ihr Rauschen und Flüstern nicht missen mögen. Elegisch ge stimmt gedenke ich des Spruches: Es kommt «in Dag. e« kommt rin Lt», Den adzuändern ntcbts vermag! macht meinem ernsten Tinnen ein Mde, es ' " " Mend .. Wohl dem, der noch wandelt im rosigen Licht, drum auch Du. lieber Leser, erhebe Dich und eile hinaus, der Lust und Wonne und dem Frühling der Heide entgegen. Erneuter Finkenschiag macht meinem ernsten Tinnen ein End ist ja Frühling geworden. Frühling in der Heide und helljauö tönt auch mem Jubelruf hmem in de» veyüngten Wald. !
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)