Volltext Seite (XML)
Mvnnenienl: Vierteljährlich 20 Ngr. bei uneutgclvlichcr Lie- jerung in'v Hau«. Durch die König!. Post riectcljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Tageblatt ftir Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. MchetM! Täglich früh 7 Inserate werden angeiiommcn: bi« Abends 6,Sonn tags bis Mittag- IS Uhr: Marienfiraße 13. Anzeig, in dies. Blatte, da« jetzt in 10.VVV Exemplaren erscheint, finden eine crsolgreiche Verbreitung. Druck und Eigcnthuni der Herausgeber: Iliepsch Neilhardt. — Verantwortlicher Rcdacteur: JuklUS Neilhardt. Dresden, den 13. Oktober. — Sc. Majestät der König hat .dem hiesigen Niemer- meister Herrniann Geißler das Prädikat als Königlichen Hof riemer ertheilt. — Ihre Kgl. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist gestern früh 1 Uhr nach Brünn gereist. — Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin, nebst Ihren Kgl. Hoheiten die Prin zessin Sophie und Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, haben gestern Mittag das Hoflager zu Pillnitz ver lassen und Schloß Weesenstein bezogen. — Die verwittwete Frau Großherzogin von Toscana jund I Kgl. H. die Prin zessin Amalie haben Sich von Pillnitz auf die Villa Ihrer Majestät der Königin Marie bei Wachwitz begeben. — Dem Vernehmen nach ist Hosterwitz so glücklich, Se. König!. Hoheit, Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, künftig un ter seine Ortsbcsitzer zählen zu dürfen. Höchstderselbe hat den Besitz des Herrn von Lüttichau und einen Theil der Villa des Hofrath Marks dvrtselbst erkauft. Hosterwitz betrachtet dies als ein günstiges Ereigniß und hofft eine ähnliche Zu kunft wie Strehlen, wo seit der Anwesenheit Sr. König!. Hoheit des Kronprinzen ein Aufschwung von Jahr zu Jahr sichtbar wird. — Gestern Abend um 7 Uhr geschah Hierselbst die Ein weihung der am Ende der Sidonienstraße erbauten russischen Capelle. Schon seit Jahren sollte der Gedanke zur That werden, den vielen russischen Familien, die sich längere Zeit in Dresden aufhalten, eine Stätte zu gewähren, wo sie ihren Gottesdienst abhalten könnten. Da die hier weilenden Frem den aus denk Reiche des russischen Czaar meist sehr begüterte Leute sind, die jährlich der Residenz ganz außerordentliche Summen zuwcnden, so gab man sich der Hoffnung hin, daß von Seiten des Cultusministerii die Gcnehvrigung zur Er bauung eines würdigen Tempels keinen Anstoß finden werde. Man ließ von dem bekannten talentvollen Architekten, Herrn Giese hiersclbst einen Bauplan entwerfen und sah im Geist schon die für den griechisch-katholischen Gottesdienst bestimmte Capelle prangen, als von der hohen Behörde die Resolution erschien, daß inan Hierselbst obgenannten Glaubensgenossen keine Corporationsrechte einräumcn könne. Herr Thieme, hiesiger Bürger und Hausbesitzer, welcher 35 Jahre lang in Petersburg gelebt und im Interesse dieser kirchlichen Angele genheit thätig Hierselbst gewirkt hatte, kam daher auf die Idee, am Ende der Sidonienstraße in der Gegend des böhmischen Bahnhofs einen Bauplatz zu erwerben und ein Privathaus zu bauen, in dessen untern Räumen ein Betsaal angebracht wurde, der nun obgedachtcm Zwecke dienen soll. — Aus der eben erschienenen „Ucbcrsicht des commun- lichcn Haushalts und Vermögcnsabschlusses der Stadt Dres den auf das Jahr 1863" ist zu ersehen, daß die Einnahmen 433,260 Thlr. (67.163 Thlr. über den Anschlag) und die Ausgaben 374,268 Thlr. (14,378 Thlr. über den Anschlag) betrugen. In Folge dessen hat sich ein Ueberschuß von 58,992 Thlr. herausgcstellt. Der Vermögcnsabschluß weist 4,607,262 Thlr. Activcn und 2,545,033 Thlr. Passiven, mithin einen Vermögensbcstand von 2,062,229 Thlr. aus. Davon sind nur 1,567,181 Thlr. Substantialvermögen, Mehrbetrag also 495,048 Thlr. An Staatsabgaben sind hier im Jahre 1863: 103,726 Thlr. Grundsteuer. 151,713 Thlr. Gewerbesteuern und 56,431 Thlr. Brandkassenbeiträge, in Summa 291.870 Thlr. (13,820 Thlr. mehr als 1862) erhoben worden. — In Rr. 7 und 8 des heurigen Jahrgangs der Zeit schrift des hiesigen Thierschutzvereins „Androclus" ist auf eine sehr beachtenswerthe Erfindung zur Rettung des Viehes bei Feucrsgesahr aufmerksam gemacht worden. — Durch eine von dem Gutsadministrator Herrn C. Cogho zu Zalenza in Oberschlesicn construirte, als „Viehlösungsschloß bei Feuersge fahr" bezeichnet?, leicht ausführbare und mit wenigen Kosten herzustellcnde Vorrichtung, können nämlich nicht allein einzelne Stücke, sondern auch ganze Viehstämme auf einmal und mit einem Ruck von ihren Ketten gelöst und dann ins Freie ge trieben werden, was bekanntlich bei der in solchen gefahrvollen Augenblicken herrschenden Verwirrung, bei dem die Besonnen heit lähmenden Schrecken und bei der Schwierigkeit, die wild und unruhig gewordenen Thiere rasch zu entfesseln, leider nur selten gelingt. Da nun aber unter diesen Umständen der be- klagenswerthe Fall immer und immer wieder vorkommt, daß Vieh bei Feuerbrünsten einen gräßlichen Tod findet und dock- wenig oder gar nichts Seitens der Viehbesitzer für Abstellung dieses lUbclstandes geschieht, so glaubt man die landwirth- schaftlichen Vereine auf diese neue Erfindung, welche in der vorgedachten Zeitschrift näher beschrieben ist, hier noch beson ders ausmcr^am machen und dieselben ersuchen zu dürfen, zu Einführung dieses Viehversicherungsschlosses, dafern sich sol ches nach erfolgter Prüfung des vom Erfinder jedenfalls leicht zu erlangenden Apparats als praktisch bewähren sollte, nach Kräften mitzuwirken. — Bei dem bevorstehenden, am 24. und 25. Oktober d. I. in hiesiger Altstadt abzuhaltenden Jahrmarkt? wird der für den Grossoverkauf von wollnen, baumwollenen und leine nen Waaren nachgelassene Vormarkt Freitag dm 21. Oktober seinen Anfang nehmen. — Die allgemeine deutsche Kreditanstalt macht bekannt, daß sie von jetzt an die Verzinsung für die bei ihr oder dem Bankhaus?' Michael Kaskel in Dresden eingelegten oder einzu legenden Gelder bis auf Weiteres auf 4 Procent erhöht hat. — Am 8. d. M. ist der Prinz Wilhelm Woldcmar von Anhalt nach längern Leiden in Wien entschlafen. — Es dürfte nicht uninteressant sein, die Vertheilung des sogenannten großen Looses von 150,000 Thlrn. zu er fahren. Es erhielten folgende Herren Collecteure: ji Grahl und H Weickert in Dresden, >, I. G. Schramm in Rippien bei Dresden, W. Haubold in Nossen, ^ E. Lunge in Gr. Naundorf bei Pulsnitz, ^ F. A Trögcr in Mülscn St. Ja cob bei Lichtcnstein, ^ Julius Nitzsche in Döbeln, ^ H. Schä fer in Leipzig. — 4 Eine seltsame Erklärung gab neulich ein Besucher des Linckeschcn Bades einem Fremden, der sich über die dort angebrachten Portraits der Komponisten erkundigte. Der freundliche Cicerone meinte, das wären die Bildnisse der ver schiedenen Restaurateure, die bisher im Bade gcwirthschaftet. — Am letzten gestrigen Ziehungstage unserer Landcs- Lottcrie spendete Fortuna Dresden noch einen freundlichen Blick dadurch, das; sie der schon oft vom Glück begünstigten Collection von Adolph Hessel, Direktor des II. orangen Dienst- mann-Jnstituts, große Meißncrgasse, auf die Nr. 66218 die 100,000 Thlr. zuführte. Wie wir hören, sollen die Gewinner im schönen Böhmcrlande wohnen. — In dem Hause Nr. 10 auf der Münzgasse bewohnt seit einigen Tagen die unverehelichte Handarbeiterin Schulze von hier eine in der ersten Etage, nach dem Hof hinaus ge legene Stube. Ein in demselben Hause wohnhafter Handels mann hatte vorgestern Abend gegen 11 Uhr in dem Zimmer der Schulze einen auffälligen Lärm gehört, dem Vorfall aber weiter keine Bedeutung bcigelegt. Als aber gestern Morgen bis gegen 8 Uhr die Schulze nicht sichtbar wurde und ihre Stube verschlossen blieb, da glaubte jener Handelsmann seine am Abend zuvor gemachten Wahrnehmungen nicht länger für sich behalten zu dürfen. Er besprach sich hierüber mit den: Hausbesitzer, Herrn Seidel und dieser ließ nunmehr das Lo gis der Schulze durch einen Schlosser öffnen. Welch' ein gräßlicher Anblick war es, der sich den Blicken derer darbot, die das Logis betraten. Die Schulze lag todt auf ihrem Bette. Neben ihr lag ein unbekannter Mann, aus dessen Stöh nen und Röcheln darauf zu schließen war, daß er eben den Todeskampf auskämpfte. Er wurde sofort noch lebend in das Krankenhaus gebracht. Wie das Ereigniß, dem augenschein lich eine Vergiftung zu Grunde liegt, genau zusammenhängt, darüber lassen sich zur Zeit nur Vcrmuthungen aufstcllcn, da die einzige Person, die darüber genauer« Aufschluß geben kann, eben leider darüber nicht befragt werden konnte. Bei läufig vermuthet man, das; der letztere der Geliebte der Schulze ist, der ein hiesiger Bahnarbciter sein soll und dieselbe in den vergangenen Abenden regelmäßig besucht hat. — Ein Omnibus der vorgestern Nachmittag von hier nach Blascwitz fuhr, carambolirte auf dein Wege dahin mit einem ihm begegnenden Wagen, der in die Blasewitzcr Zicgel- scheune gehörte und dort Ziegeln geladen hatte. Leider ist dabei der Knecht, der neben seinem Wagen cinhergcgangen, von dem Omnibus an denselben so gewaltsam angedrängt und gequetscht worden, das; an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — Der Dresdner Liederkreis feiert den 19. Oktober Abends 8 Uhr in Braun s Hotel sein 20- Stiftungsfest, wo bei unter Andern das melodramatische Tongcmälde „Eine Nacht auf dem Meere" für Solo, Chor und Orchester von W. Tschirch zur Aufführung kommt; diese gediegene Composi- tion allein verspricht für Freunde der Tonkunst einen genuß reichen Abend. — Der im Jnscratcntbcile veröffentlichte, am 15. Okt. beginnende Winterfahrplan des Omnibusvereins enthält wie derum wesentliche Verbesserungen. Nicht nur, das; die Preise vom Böhmischen Bahnhose bis zur Königsbrückerstraßc und von Plauen nach dem Schlossplätze auf 1s Ngr. herabgesetzt worden sind, auch von der Wartehalle an der Alaunstraßc bis zum Waldschlößchen der Fahrpreis auf 1 Ngr. festgesetzt worden ist, treten auch 2 neue Linien, nämlich vom Pillnitzcr nach dem Brießnitzerschlage und vom Albcrtsbahnhofe nach dem Schloßplatze in's Leben. Die erster? durchschneidct so recht mitten die Vcrkehrsstraßcn der Stadt, und ist der ge stellte Fahrspreis vom Albcrtsbahnhofe ü 1 Ngr. und vom Pillnitzerschlage bis zum Postplatze, sotvic vom Neumarkt bis zum Briesnitzschlage ebenfalls ü 1 Ngr. ein solcher, daß das fahrende Publikum mehr nicht verlangen kann. Üebrigens er fahren wir aus dem Fahrplan, daß auch der Plauensche Wa gen von nun an die Wilsdruffer- und Schloßstraße passirtj der Altmarkt daher von Wagen dreier Linien berührt wird. — 4 Dessen tliche Gerichtsverhandlung vom 11. October. August Ferdinand Bährisch aus Dresden, der ver schiedenartigen Beschäftigungen im Leben genannt und gekannt, steht heut, nachdem seine Hauptverhandlung schon einmal ver schoben worden war, vor dem Gerichtshöfe. Er hat sich we gen Wechselfälschung zu verantworten. Die Verhandlung war heut gewürzt durch verschiedene Intermezzos, die den Herrn Vorsitzenden, Gerichtsrath Leonhardi, öfters nöthigten, Ruhe zu gebieten, da sowohl Zeugen als der Angeklagte selbst oft sich durch Hitze Hinreißen ließen. Die Verhandlung nahm den ganzen Tag in Anspruch und endete erst spät Abends.' Es mußte nämlich ein Zeuge Namens Lorenz vernommen wer den, der Schießgaffe Nr. 12 wohnt. Er ist krank und nach dem Gutachten des Herrn Gerichtsarztes vr. Lehmann nicht fähig, vor Gericht zu erscheinen. Er kann nicht sprechen und soll nach der Angabe seiner Frau sogar schon seit längerer Zeit schwachsinnig sein. Es begab sich in die Wohnung des Lorenz Herr Staatsanwalt Hcinze, Herr Aetuar Rothe, Herr Advocat Kuntzsch als Vertheidiger des Angeklagten, der An geklagte selbst und ein Gerichtsdiener. Zum Termin selbst waren 6 Zeugen persönlich erschienen, unter ihnen namentlich der Verletzte, der Gutsbesitzer Fleischer aus Ober-Bobritsch bei Freiberg. Der Angeklagte ist beschuldigt, zwei Wechsel mit dem Namen des Gutsbesitzers Fleischer selbst unterschrieben zu. haben, ohne daß ihm Fleischer weder den Auftrag, noch die Erlaubniß dazu gegeben hatte. Die Sache ist sehr verwickelt und beschränkt sich eben nur darauf, daß Bährisch vorgiebt, die Erlaubniß von Fleischer erhallen zu haben, in seinem Namen die Wechsel zu unterschreiben. — Der Beschuldigt^ selbst ist noch unbestraft und hiesiger Geschäftsmann. Er ver- theidigt sich sehr gewandt, nur oft zu hitzig. Ein Zeuge ist ihm gestorben, der bekannte Agent Grützner. Herr Staats anwalt Heinze hielt, nachdem um 5 Uhr Abends die Verhand lung wieder ausgenommen worden, eine längere Rede, in wel cher er die Schuld des Angeklagten klar machte. 'Eine Fäl schung liege vor und nachdem Herr Heinze noch die beiden Fragen erörtert: liegt gemeiner oder Creditbetrug vor? — so hält er schließlich die That des Beschuldigten für Creditbe- trug, ausgezeichnet durch Fälschung. Er stellte den Antrag auf Bestrafung des Bährisch. Herr Advocat Fedor Kuntzsch hielt die Aussagen Fleischers für befangen und beantragt am Schluß entweder beschränkte Freisprechung seines Clienten oder höchstens im entgegengesetzten Falle Vcrurtheilung wegen Cre- ditbctrugs. Der Herr Staatsanwalt Hcinze sprach noch ein mal und beantragte, den Angeklagten sofort in Untersuchungs haft zu nehmen, um alle Collision mit den Zeugen zu ver meiden. Diesem Anträge widersprach der Herr Vertheidiger zwar, aber Herr Gcrichtsrath Leonhardi hielt diesen Wider spruch vom Gerichtshöfe fern. Interessant war folgende Epi sode aus der Vereidung des Zeugen Gottlob Fleischer. Als er am Schluß der hcrzusagenden Eidesformel zu den Worten kam: „Durch Jesum Christum und sein heiliges Wort"—da senkte der Schwörende (Fleischer) plötzlich seine Hand nieder, die er zum Eide mit den zwei ausgestrecktcn Fingern in die Höhe gehalten. Diesen Moment faßte Herr Advocat Kuntzsch auf und beantragte beim Gerichtshof, den Zeugen zu fragen, warum er plötzlich die Hand herunlcrgclafsen, da ihm ein Fall bekannt sei, der ihn informirt, daß der Schwörende etwas darin sucht, wenn er bei den genannten Worten die Hand hcrnicdcrläßt und von sich streckt. Der Herr Vorsitzende lehnte diesen Antrag ernstlich ab. Der Herr Vertheidiger bat nun wenigstens, diesen Antrag im Protocoll mit aufzunehmen. Der Angeklagte, der am Schluß der Verhandlung sehr ange griffen und körperlich schwach zu werden schien, wurde befragt, ob er noch etwas anzuführcn habe. Er sagte, sich langsam nicdersetzend: „Ich habe blos das noch anzuführen, daß ich hier unschuldig vor Gericht sitze!" Der Gerichtshof verkündete nach kurzer Berathung das Urtel, es lautete auf Arbeitshaus strafe in der Dauer von 33 Monaten. Tagesgefchichte. Berlin. Der Genuß der Austern hat in Paris, trotz ihres verhältnißmäßig sehr hohen Preises von 80, 90 Cent, bis zu 1 Frs. das Dutzend, eine solche Ausdehnung angenom men, daß täglich 7000 bis 8000 Körbe davon verzehrt wer den. Da jeder Korb 12! Dutzend oder 150 Stück dieser kostbaren Mollusken enthält, so verspeisen die glücklichen Pa riser, um Morgens und Abends ihren Appetit zu reizen, täg lich 1,050,000 bis 1,200,000 Stück Austern, also monatlich 38 Millionen, und 228 Millionen m den acht Monaten deS Jahres, die ein R. enthalten.