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k>Od 7 vt- i» ck«r e-p-eiu«» tl»»>» >tr»»»« IL Ldv,o». «-»t-0'-t» ^i»»I- MrNoL «-,, ks,r.. e«°d «» r«,» r» Nn> U»I»I», Nr. l N»r- AVXX> M«»s>,»»-. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Li tpfch L Neichardt in Dresden. Verantwort!. Rebacteur: JuiitS Nttchakdl. » «uswSrtigeAnnoncen-Auftrttge Nr. 9?. Siebcnzchnter Jahrgang. von uns unbekannten Firmen und Personen inserircn wir nur gegen Pränumercmdo-Zahkung durch DrtrfmarVen ^r vLrti, Auswärtige können die Zahlung auch aut eine Dresdner Firina amveffen. Egt», d. Mitredactmr: Theodor Drobisch. Dresden, SoNIMheU-, 6. ApM 1MA 4 Dresden, den 6. April. — Der Major a. D. Freiherr von Hausen hat das Ritter kreuz 1. Classe des Königlich Württembergischen Kronen-Ordcns erhalten — Sr. Excellenz der kaiserl. russische Gesandte am hiesigen Hofe, Herr v. Kotzebue, ist auf einige Tage nach Altenburg ver reist, wurde jedoch bereits gestern Abend hier zurückerwartet. — Die Bestimmungen über die diesjährigen Armee - Uebungen halten sich in so beschränkten Grenzen, wie vor dem letzten Kriege seil einer langen Reihe von Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Es werden nach dem Ausweis dieser Verord nung und im Gegensatz zu früheren Mittheilungen im Verlauf diese« Jahres keine Kriegsmanöver und wird überhaupt keine Zusammenziehung von Armeecorps zu Uebungszwecken statthaben. Ebenso findet sich auch die andererseits in Aussicht gestellte Ver einigung größerer Reiter-Abtheilungen zu einer Special - Caval- krrie - Hebung nicht in den diesjährigen Uebungsplan ausgenom men. Wahrscheinlich bleiben derartige größere und neue Uebun gen dem Zeitpunkte Vorbehalten, wo die Commissionen, welche waffenweise die Erfahrungen des letzten Krieges für die Uebungs- und Jnspectionszwecke der Armee nutzbar machen sollen, ihre Be- «thung vollendet haben und die von ihnen unterbreiteten Vor schläge in Ausführung gebracht sein werden, was vor 1873 kaum der Fall sein dürfte. — Die vom 12. Armeecorps (pro Infanterie-Regiment 2 Mann) zum Cursus auf die Schießschulc nach Spandau aus erwählten Commandirten sind vorgestern nach dort abgegangcn. — Wir entnehmen einem Berliner Blatte über das gegen den Prediger Lisco und Genossen eingeschlagene Verfahren, wel ches den Tadel und das dagegenstrebende feste Auftreten des 8 rliner Stadtverordnetenvorstehers Kochhann zur Folge hatte, Nachstehende«: „Das Verhör des Predigers Lisco ist in Berlin augenblicklich der am Meisten interesfirende und mit der größten Wärme besprochene Gegenstand. Was bisher über die Einzel heiten der Vernehmung in die Oeffentlichkcit gedrungen ist, ent spricht keineswegs dem wirklichen Sachverhalt. Uns hat das Originalprotokoll Vorgelegen und nach diesem haben die Richter und der Angeklagte in überraschendster Weise die Rollen ge wechselt. Herr Lisco hat nämlich zur Beantwortung der ihm vorgelegten, orthodoxen Fragen sich bereit erklärt unter der Be dingung, daß vorab es ihm freistehe, von den geistlichen Herren Inquisitoren sich einige Fragen beantworten zu lassen. Lisco steifte folgende Fragen: 1) Wie weit ist vom Sirius aufwärts bis zum Himmel? 2) Wie lange Zeit braucht eine mäßig belastete Seele, um zur Hölle niederzufahren? 3) Welches von den bisher bekannten Bildern des Satans hat die größte Porträtähnlichkeit? 4) Wie verhält sich ein guter frommer christlicher Ehemann, wenn er seine auf Erden succesive nach einander besessenen vier Gattinnen im Jenseits beisammen wieder findet? 5) Wie kommt dir Natur dazu, sich Wunder gefallen lassen zu müssen? 6) Wie unterscheidet sich ein Römisches Ketzergericht von einem protestantischen brandenburgischen Consistorium? — Der Ge richtshof zeigte sich höchst indignirt darüber, daß in unserer auf geklärt sein wollenden Zeit, die die Folter längst abgeschafft habe, Herr Lisco noch „peinliche Fragen" zu stellen wage. Da der Angeklagte sich aber hartnäckig bewies und sogar zu fragen fort fuhr, z. B.: Weshalb ist Adam allein aus Klösen und Eva aus Rippenstücken gemacht? — brach man daS Verhör ab, um zu nächst di« Sachlage dem Oberkirchenrach vorzutragen. — Die Kgl. Italienische Gesandtschaft in Men hat die dortige K. K. Polizeidirection auf einen Schwindler aufmerksam gemacht der in den ersten Monaten d. I., in Begleitung einer jungen Dame, die er für seine verw. Schwester ausgegebcn, die größeren Städte Italiens bereist und falsche englische Checks in üemlich hohe« Beträgen verausgabt hat. Der Betrüger, der etwa 24 Jahre alt ist, soll sich mit seiner Begleiterin nach der Schweiz und von da nach Oesterreich begeben haben. Da es nicht un wahrscheinlich ist, daß daS Pärchen, welches einen großen gelb gefleckten Hund mit sich führt, Deutschland, möglicherweise auch Dre-kxn, „in Geschäften" besuchen wird, so wollen wir nur zur Vorsicht mahnen und bemerken, daß der Betrüger in Italien unter den verschiedensten Namen, wie Conack, Gassatano, Conas, Ferrando rc. aufgetreten ist und seine angebliche Schwester für än« verw. Klein ausgegeben hat. Beide sprechen sehr gut deutsch, französisch und englisch, sowie etwas italienisch; steigen in der Regel nur in den elegantesten Hotel« ab und wissen sich durch fein«Manieren, elegantes Auftreten und aristokratischen Anstrich, bald Zutritt in die Zirkel der feinen Gesellschaft zu verschaffen, au« der sie sich dann ihre Opfer heraussuchen. — Nachdem vor einigen Abenden eine an der Bürgerwiese dienend« Köchin ihre Küche auf nur wenige Augenblicke verlassen ge'-abt, um in der Nähe einige Kannen Wasser zu holen, ist ihr aus einem in der Küche gestandenen Küchentische ein Geldtäsch chen mit mehr als zwanzig Thaler Inhalt gestohlen worden. Freilich hatihreeigm Unvorsichtigkeitden Diebstahl in hohem Grade begünstigt, als sie beim Verlassen der Küche und Wohnung zum Zwecke des Wasserholens die Vorhaus- und Küchenthür hinter sich nicht verschlossen hat. Als sie mit den Wasserkannen in das Haus zurückgekehrt, ist ihr noch eine unbekannte Frau begegnet, die das Haus grade verlassen hat und von ihr der Verübung des Diebstahls verdächtigt wird, da außer ihr Niemand im Hause gesehen worden ist, der wegen der That sonst in Verdacht gezogen werden könnte. — Auf der Rosengasse erregt ein Diebstahl Aufsehen. Einem dort wohnhaften hiesigen Bürger ist in der Nacht zum 3. April ein kleines viereckiges hölzernes Kästchen mit 65 Thlr. lO Ngr., bestehend inKassenbillets undEinthalerstücken, gestohlen worden. Vorhausthüre und Secretär, worin das Kästchen mit Geld gelegen, sollen mittelst Nachschlüssels geöffnet worden sein. — Die Mutter des am vorigen Montag in einem Hause der Pragerstraße gefundenen ungefähr 2 Monate alten Knaben ist in der Person eines 28 Jahre alten Dienstmädchens aus Torgau, welche zur Zeit hier als Amme dient, ermittelt worden. — Gestern früh in der 7. Stunde hat man am Ufer der Elbe an den Weiden, gegenüber von Uebigau, einen Mann im Todeskampfe auf der Erde liegend gefunden. Auf Meldung davon ist der Mann in einer Droschke dort abgeholt und nach der Stadt hcreingeschafft worden. Da er jedoch auf dem Wege nach dem Krankenhaus« starb, hat man ihn nach dem Leichenhause auf dem Friedrichstüdtcr Friedhofe geschafft und dort bei Durch suchung seiner Kleidungsstücke einen Brief vorgesunden, welcher Ausschluß darüber giebt, daß er ein von hier gebürtiger 47 Jahre alter ledigerSchornstcinfegergehülfe ist, welcher aus Verzweiflung darüber, daß ihm bei Vergebung einer Meisterstelle seines Ge werbes ein Anderer vorgezogen wurde, sich freiwillig den Tod, vermuthlich mit Gift, gegeben hat. — Das heutige Bockfest im Waldschlößchen auf der Schiller straße wird durch vollstimmiges Concert des 50 Mann starken Schützen-Musik-Chors, geleitet von Herrn Musikdirektor Girod, noch besonders verherrlicht werden. — Vorgestern Nachmittag wurde auf dem Postplatze der Markthelfer eines hiesigen Geschäfts durch plötzliches Anziehen der vor ein zwcispänniges Lastfuhrwerk angeschirrten Pferde von einem derselben umgerissen; leider ist ihm hierbei durch einen Pferdehuf die eine Röhre des rechten Unterschenkels zertreten worden, so daß er mittels Droschke nach seiner Wohnung ge bracht werden mußte. — In der vorvergangenen Nacht hat ein die alte Brücke passirender Herr gesehen, wie vom 2. Pfeiler von der Altstädter Seite aus ein Mann, unter Zurücklassung eines seidenen Regen schirmes herab in die Elbe gesprungen und in den Fluthen der selben verschwunden ist. — Die bereits erwähnte, morgen Abend 7 Uhr stattfin dende Vorstellung des Vereins „Frohsinn", in welcher die kgl. Hofschauspielerin Fräulein Henriette Massen mitwirkt, verspricht durch ihr Programm eine sehr unterhaltende zu werden. Die jungen Dilettanten haben sich dieStücke „Englisch", „Ehestands- Exercitien", sowie „Schneider Fips" zur Aufführung gewählt. Da bei der vorigm Vorstellung so Mancher Abends den Heim weg wieder antreten mußte, weil er kein Billet erhalten, so wird eS wohl rathsam sein, sich diesmal bei Zeiten zu versehen, und werden zu diesem Zwecke Sonntag von 11 bis 2 Uhr ander Kasse des Zweiten Theaters (Gewandhaus, erste Etage) Billets zu haben sein. — Wie mitunter dem gemüthlichsten Kerl momentan eine Zerstörungswuth befallen kann, zeigte sich vorgestern an einen, etwas angetrunkenen Fuhrmann, der sich, die Chcmnitzcrstraße hereinfahrend, ein eigenthümliches Vergnügen daraus machte, ein« ihm entgegenkommenden Droschke, Nr. 182, kreuzweise in den Weg zu fahren. Der Droschkenkutscher wich nach beiden Seiten hin aus, die Droschke wurde aber von dem anfahrendcn Lastwagen auf einen Erdhaufen geworfen und arg beschädigt. Da es dem Droschkenkutscher natürlich darum zu thunsein mußte, festzustellen, wer der oppositionelle Fuhrmann sei, so rannte er zurück nach der Stadt auf den nächsten Polizei-Bezirk. Zwei Gensdarme und er gehen auf die Entdeckung aus und finden den Kreuzfahrer auf dem Dippoldiswaldaerplatz, wie er eben mit größter Seelenruhe in die Waisenhausstraße fährt. Die draußen liegende Droschke scheint seine Seele nicht im Mindesten zu be lasten. Eine Aufforderung zum Anhalten läßt er gänzlich unbe achtet, bis man ihm endlich in die Zügel fällt und so die Pferde zum Stehen bringt. Nun ist er aber indignirt über die Störung, steigt endlich vom Bock und meint: „Da habt ihr's ganze Ge lumpe!" und will seine Wege gehen. Dem Seiten der Gens- dannen in aller Ruhe gestellten Ersuchen, er solle seinen Namen nennen, dann könne er ja ruhig weit« fahren, schenkte er kein Gehör, und nun wurde die Geschichte etwas lauter. Die Gens- darmen tranöportirten ihn nach der Wache, wobei er sich sehr schwerfällig benahm. Aber kaum auf der Polizei angelangt, ward er ein Anderer. Die bedeutungsvollen Räume wirkten auf seine Einsicht recht erfreulich, denn er steckte nun einm herzensguten Kerl heraus, nannte sich auch selbst „August den GenLMchttf^ und will, soviel wir hören, die Droschke bezahlen, soweit dtede nöthig. — Auf Ersuchen des Comkts der Fr. Wieck'M» Skiftvttz. wird nächsten Montag Abends 7 Uhr im Hotel de Eos» ,d«ch' hiesige, unter Direction Fr. Reichel's stehende und durch feine'^ tüchtigen Leistungen hochgeachtete Orchester-Verein sein letzte«,, und mit so großem Bestall aufgenommene Concert, bietend»' Glavierconcert von Dußek und Muflk zu dem Ballet »Die schöpfe des Prometheus" von L. v. Beethoven, wiederhole». Dlk" letztere feit 1857 nicht mehr in Dresden gehört worbe« A in überströmendcr Fülle einen jugendlich frischen, zierlichen, vw- lodischcn Gedanken nach dem andern bringt, seien alle Freunds Beethoven'scher Musil auf dieses Concert aufmerksam gemacht^ zumal der Ertrag desselben zu so edlen Zwecken, wie sie die F». Wieck-Stiftung verfolgt, benutzt werden soll. BilletS such zu entnehmen bei Herrn E. Ascherberg, Altmarkt 7, und Herrn Hecker, Dippoldiswaldaer Gasse 2. - — Donnerstag Nachmittag 5 Uhr fand eine Confwenz VW Strrkc-Comites der Tischlergesellen mit den Meistern statt, ftihrt» aber zu keinem Resultat, da sie über die von den Meistern vew langte Einführung der Werkstattordnung und der Ar beitskarten in harten Kampf geriethen. Die Grellen sehen ganz besonders in der Arbeitskarte eine sie unrechtmäßig und gegen die Intentionen des Reichsgesetzes einengende Institution, die nur zur Maßreglung mißliebiger Persönlichkeiten und freierer Geister und zur Zerstörung der durch Reichsbeschluß zugepcherten Freizügigkeit geschaffen sei. Tie bereits gestern und heute von den Meiste»n als Corporation erlassenen Bekanntmachungen geben Zcugniß davon, wie weit sie noch von einer Vereinigung mit den Gesellen entfernt sind. — — Vorgestern in der achten Morgenstunde fand ein Be gräbnis, statt, welches wohl hier das erste seiner Art war. Die Leiche eines Mswenten, Herrn Buchdruck« Heinrich Knieling», ward von seinen Gesinnungsgenossen feierlich nach dem „Weiten Kirchhof" geleitet. Social-Demokraten und Berufsgenosse» de« Verstorbenen folgten dem Sarge nach und voran getragen ward die umflorte rothe Fahne. Wir bemerkten auch eine größere Zahl begleitender Herren mit rothen Halsbinden. D« Buch drucker-Gesangverein sang auf dem Wege vom Thore des Kirch hofs bis zun, Grabe und dort ward die rothe Fahne enthüllt. Die Herren Otto Walster und Radestock gedachten in social-demo kratisch gefärbten Reden der Verdienste des Verstorbenen cck« Mensch u,K> Parteigenosse und weiter wurden von einem Herrn und einer Dame Gedichte feierlich recitirt. DieArbeiterbildung«- vereins Sänger schloffen durch Gesang das Begräbniß. — In der letzten Nummer der Gartenlaube (Nr. 13) wird die Trauung Luthers beschrieben und dabei speciell von den Ehe ringen gesprochen. D« von Luther getragene ist im Cabinet der Wolsenbüttel'schen Bibliothek ausbewahrt, der andere aber, von Katharina getragene, befindet sich in Privathänden. In Folge dieses Artikels besuchte uns gestern eine hiesige bekannte Bürger«- wittwe, um uns einen Ring vorzulegen, der, wenigstens der Be schreibung nach, der Ring Katharinas von Bora sein kann. Er besteht zur Hälfte aus drei Reifen, auf denen dieLeidenSgeschichte Jesu in deutlich« Prägung zu sehen ist. Christus am Kreuz«, die Leiter, das Schwert, Stange, Schwamm ist klar, ebenso sin Innern die Schrift: vr. Llartino 4,uttwrc>, Ostbariim v. vor». Oben trägt der Ring einen mittelgroßen Rubin. Dieser Rin-, der wenn er ächt ist, von Albrecht Dür« auf Bestellung dä Nürnberger Rathsherrn Wilibald Pirkheim« ftk die LuH«rffche Trauung gefertigt wurde, ward vom seligen Man« d« jetzig« Besitzerin vor 30 oder 40 Jahren geftmden. ES ist ja sehr leuht möglich, daß dieser Ring der ächte ist. Er ist übetdieSM spül« vergoldet worden und war vom Anfang an von Sklver und bekanntlich trug man zu Luthers Zeiten mehr silberne alst goldne Ringe. ,, — Die Zeichnungen auf das Unternehmen ,HvfbrLu Bttg- keller und Malzfabrik" haben einen günstigen Verlauf genommen, so daß das Unternehmen vollständig mehr als gesichert zu be trachten ist. — Das von der Stadtgemeinde Dresden für 10V,OM Thaler erkaufte, Seestraße gelegene, Schall-Riaucourt'sche Grund stück ist nach Abtrennung eines WagenaufstellungS-, etnel Kinderspiel- und eines weiteren großen Platze«, gestern ptr 150,000 Thlr. von einem Rechtsanwalt au« der Provdq lM ein Consortium hier) unter den bekannt gegebenen Bedingungen abgetreten worden. — In der Nordstraße hatte vorgestern Abend ein 11) Knabe das Unglück, daß ihm eine au« dem Fenster eine« Z herabgeworfene Flasche gerade auf den Kopf fiel. Der Knabe! in Folge des plötzlichen Schlages zu Bodm gestürzt, und zw« gerade mit dem Gesicht in einige Scherben derselben Flasch, oder einer andern vorher dort entzwei gegangenen. Dadurch hat er mehrere Verletzungen davongetragen, die jedoch zum CWL »Ich« !«M s " von Belang sein sollen.