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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051203022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905120302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905120302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-03
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. die Front der Fahnenkompagnie. der Zuschauer und der Rekruten ab und begrüßte all« Truppenteile mit einem lauten -Guten Morgen". In der Milte des Bierecks nahm der Monarch dann Aufstellung, woraus das Hoboistenkorps die F.icr mit dem Voi- träne des ..Niederländische» Dankaebeis" von Kremser «inleitete Ms die letzien Töne des Liedes verklungen waren, nahm de» König da- Wort zu solgender Ansprache: „In dem Augenblicke, wo Sie den Fahneneid schwören, ist es ME ein Herzensbedürfnis als Ihr König und Chef der Armee, Sic als die jüngsten Meiner Soldaten zu begrüßen. Aus die Heiligkeit des Eides sind Sie schon von beruf«ner Seite aufmerksam gemacht worden. Ich richte nur die Er Mahnung an Sie, stets dessen eingedenk zu sein, daß der Mir gejchworene Eid Sie nicht bloß für die Jahre binde», in denen Sie aktiv dienen, sondern auch für Ihr ganzes späteres Leben. Gebe Gott, daß Sie alle sich einst aus dem Toten bette das Zeugnis ausstellen können: Ich habe die im Fahnen eid« übernommene Verpflichtung gel-alten, und sterbe als braver, «beliebender, königstreuer Soldat. Ich envaite es zuversichtlich, daß Sie alle im Frieden, wie auch gegebenen jalls im Kriege, Ihre volle Pflicht und Schuldigkeit tun. Sie werden so, eingedenk der ruhmreichen Vergangenheit Meiner Armee, das Ihrige dazu beitragen, die gute Stellung derselben im großen deutschen Heere ansrecht zu erhalten. Erinnern Sie sich heute an unsere Vorfahren vor 35 Jahren, schen Sie auf die Söhne des Vaterlandes, die fern von der Heimat für Deutschlands Ruhm und Ehre kämpfen und bluten. Bedenken Sie in diesem feierlichen Augenblicke, daß auch uns alle einstens der Kaiser für unser liebes deutsches Vaterland zu den Waffen rufen kann. Mil Seiner Majestät, dem erhabenen Schirm herrn von Deutichlands Frieden, Meinem lieben Freunde und wohlwollenden Gönner, der unermüdlich tätig ist für das Wohl des deutschen Heeres, weiß Ich Mich eins in der Sorge für die Armee. Ich fordere Sie aus, mit Mir in den Ruf einzuslimmen: Seine Majestät der Kaiser Hurra! Hurra! Hurra!" Bei dem Hurra aus den Kaiser präsentierte die Fahnen kompagnie unter Senken der Fahnen und unter den Klängen von „Veil Dir im Siegerkranz". Daraus erfolgte die Vereidi gung der Rekruten durch Gerichlsossiziere. Nachdem die Fahnen vor d»e einzelnen Brigaden gerückt waren, wurden inner ialo jeder der drei Brigaden zuerst die Mannscha'ten sächsischer, dann die preußischer Staatsangehörigkeit vereidigt. Ter König wohnte der Vereidigung bei jeder Brigade bei. Tie Rekruten der übrigen Bundesstaaten waren schon vorher bei ihren Truppen teilen vereidigt worden. Nach der Vereidigung vielt der kommandierende General v. Broizem eine längere Ansprache an dis Rekruten und brachte zum Schluß ein dreimaliges Hurra aus den König aus, in das die Truvpen ein- itiminlen: die Fabnenkompaanie präsentierte, das Musiklorps spielte die Sachienhymne. Nunmehr erfolgte noch ein Vorbei marsch der Fahnenkompagnie in Lektionskolonne mit sämtlichen .rahnen vor dem König. Noch der, Beendigung der Feier nahm der König noch einige militärische Meldungen entgegen, setzi: sich dann an die Spitze der Fahuenkompagme und führte nler Hellem Jubel des Publikums nach dem Schlosse „Novack. Dresden. Wettiner-Straße" tragend, einen schloarzen Damenhut mit Blumenaufpud. eine Dauien-Echlüffeluhr. einen goldenen Ring mit Brillant, zwei goldene Ohrringe mit Platte, einen schivarzseidenen durchbrochenen, 3 bis 3 Meter langen Schal. Ter Täter ist bisher nicht ermittelt worden. E» wird ersucht, sachdienliche Mitteilungen an die Staatsanwaltschaft ober an die nächste Polizeibehörde zu machen. Für denjenigen, der solche Angaben zu machen im stände ist, daß dadurch die Er mittlung de- Täter» oder der Täter geling«, ist eine Belohnung von eintausend Mark ausgrsetzt worden. Fall» der Anspruch auf die Belohnung von mehreren erhoben werden sollte, behält die Staatsanwaltschaft sich die Bemessung der Anteile eines jeden vor." —* Eine der interessantesten Darbietungen, die der „Ver. ein für Erdkunde zu Dresden" bisher gebracht Kat. so wohl wissenschaftlich, wie unterhallend. als auch Auge uns Herz erfreuend, war der am Donnerstag abend im großen Saale des Zoologischen Gartens von Herrn Professor Dr. Poeschel. Rektor der Meißner Furslenlchule, gehaltene Vorlrag über: „D i e LastschiffabrtimDienstederErdkund e". Versland eS der Herr Redner durch ' das zahlreich erschienene der Kavallerie v. Broizem. ... zu fesseln, so trug das abwechslungsreiche Arrangement von Zeichnungen, Karten und prächtig kolorierten Lichtbildern dazu bei, das Ganze zu einer Vorführung der apartesten Art zu gestalten. Das Verdienst um die Illustration gebührt Herrn Hauptmann Härtel vom 68. Feldarlillerle-Reaunent^ der wäh rend der Ballonfahrt photographiert und die Bilder spater eigen händig koloriert hat. Trotzdem die Photographie vom Ballon aus technisch viele Schwierigkeiten auszuweisen hat. konnte man nicht genug die Schärfe der Bilder und anderseits die Kunst des betreffenden Herrn bewundern, mit der er sic im Kolorit be handelt hat. Selbst bei den kleinsten Details war große Exakt heit zu erkennen, so baß dem Auge ein völlig naturgetreuer Ein- -rnck zu teil wurde. Erst kürzlich »ft, wie der Herr Redner be- merlte, bei der internationalen Ausstellung von Balloiiphoto- graphien. veranstaltet vom Aero-Klub zu Paris, Herr Haupt- mann L-ärtel mit zivci silbernen Medaillen ausgezeichnet wor- iayrten Händen besonders licht- Herr Professor Porsche! führte zunächst aus. wie setzt der Ballon mit Vorteil für die Witterungsknndc, Klimatologie und Erforschung der Erdoberfläche verivendet wird: jo habe man während der Süd- polar-Expedition gute Erfahrungen mit dem Fesselballon gemacht Was der Freiballon demjenigen bietet, der ihn als modernes i) lenue oerrrrorunv e . -llerilanv lrch seine liebenswürdige Vortragsweise ! Publikum, unter dem man General », sowie viele Offiziere bemerkte, dauernd Liefe unter .. . . ^ . zurück. Auch die königlichen Prinzen wurden bei der Abfai-N vom Publikum lebha't begrüßt. Die Nckrulen-Abteilungen ruck- len wieder in ihre Kasernen ein. —* Nach einem arbeits- und erfolgreichen Leben ist. wie be reits kurz erwähnt, in Leipzig der Geheime Ko»i»le»zienrat Herr Dr. Bruno Th. Giesecke. Ebef des weltdetannte» Topo graphischen Instituts Giejecke n. Devnent. im 71. Lebensjahre gestorben. Mit ihm ist nicht nur ei» außermdentlich tüchtigel Kaufmann, sondern auch eine Pertönlichkeit entschlafen, die in de, ganzen typograpbitchen Industrie eine tiwrende Stellung einge nommen Halle. Im Jahre >835 als inngster Solin des Schuft gießerei Besitzers Christian Friedrich Gieiecke, des Gründers de, Anna I. G. Scheiter u. Gieiecke, geboren, widmete er sich dem Studium der Naturwissenschaft, insbesondere der Ehenue. Nach dem er sich kurze Zeit niit landwirtschaftlicher Tätigkeit befaß! hatte, trat er, wie die „Lcipz. N. N." Mitteilen, ln die vo» seinem Bruder, Hermann I. Gieiecke, znsamincn mit Alvlwns Devrient im Jahre 1852 begründete Finna Giesecke ». Devnent ein und richtete fein Augenmerk insbesondere auf die Abteilung zur Herstellung topographischer und geologischer Karten, sowie aut das weitere Spezialgebiet des Hauses, die Herstellung von Wert papieren. Gerade ans diesem letztgenannten Arbeitsfelds kamen ihm feine iialurwisseiischasllichcu Keuuluisse sehr zu statten und trugen dazu bei, daß er die Veisabren. welche die grötzlmögliche Sicherheit gegen Fälschung gcwäbrleisleten. immer mebr zu veivoll kouunuen vermochte, sowohl dieser speziell technischen Wirksam keit als auch seiner sonstigen nneuniidlichen Tätigkeit war es zn- zuschreiben. daß die Firma Giesecke n. Devrient nicht nur in bezug ans Herstellung von Wertpapieren. sondein auch ans anderen Ge bieten bald zu den ersten Firmen der Branche überhaupt gehörte. Erstreckt sich doch heule das Absatzgebiet des Hauses nicht nur auf die Länder des europäische» Kvntiueuks, sondern auch ans eine große Anzahl überseeischer Staaten. Nachdem ihm am 31. Dezem ber i960 sein älterer Bruder Hermann Gieiecke im Tode voraus- gegangen war, war es dem 'Verewigten vergönnt, den Ebrentag des 50 jährigen Jubiläums der Firma Giesecke u. Devrient am 1 Juni l902 zu begehen. Die Firma sieht nunmehr unter der Leitung der Herren Raimund Giesecke. dem Solms des Begrün ders. und Johannes Giesecke, einem Sohne des Verstorbenen. —* Eintausend Mark Belohnung. Der Erste Staats anwalt des hiesigen Landgerichts erläßt folgende Bekannt machung: „Am 17. Oktober 1905 ist zwischen Gohrisch und Königstein die geschiedene Opitz beraubt und getötet worden. Der Täter hat folgende Gegenstände an sich genommen: eine schwarze, mittelgroße Handtasche, eine schwarze Taille, einen chwarzen Rock, eine rote Bluse mit Vorstoß und kleinen, gelben Knöpsen besetzt, ein Paar Damenstiejel, den Firmenstempel Solche Leute haben uns zngeinntet. eine Klexerei von irgend be liebigen Farben und unverständlichen Formen für ci» „Bild" on- znerkenncn Weil sie selbst nicht im stände sind, zu einer wirklich künstlerischen Komposition zu gelangen, schreien sie aus: Künstle rische Komposition — veralteter llusinn! Irgend einen beliebigen Moment, ein zusammenhangloses Bruchstück ans dem Leben herauSgegritsen, irgend eine Figur oder auch nur eine halbe, in unverständlicher Situation aus die Leinwand geworfen, — und das „Gemälde" hat als solches seine Berechtigung. Ebenso ent springt ihr Lehrsatz von der alleinigen Berechtigung bloß skizzierter Stoffe einfach ans der Unfähigkeit, etwas kimstlerifch Ausgefichrtes oder Abgerundetes zu gestalten. Schon ost genug wird man es erfahren haben, daß flüchtig hingcwmfene, nur nvtdnrstig skizzierte Figuren oder andere gegenständliche Dinge bei oberflächlicher Be trachtung frappiert habe»: aber nur deshalb, weil der Beschauer alles Fehlende aus eigener Phantasie sich ergänzt. Soll aber der io genial scheinende flotte Zeichner etwa? wirklich Fettiges daraus gestalten, so tsl es mit seiner Kunst >n Ende. Daher die Vvrlicbe dieser neuen Kunstgenies für alles Unfertige, Zusammenhanglose und Verworrene. Wege» ihres Unvermögen? muß dann die „Stimmung" berhallen. Stimmung! Das ist eins der viel mißbrauchlen Worte, die sich cinznstellen pflege», „wo Begriffe fehlen". Gewiß haben wir in der Natur wie im Lebe» Stimmun gen : aber eine solche Stimmung aus ihren, Znsnininenhangc beranszuschneide». um sie nur als Impression zu geben, ist keine künstlerische Tat. In den Werken der größten und beivnndeitsirn Meister — ich will von den drei Knnslgebielcn hier nur die Name» Raphael. Mozart und Shakespeare nennen — haben wir auch „Stimmungen", aber sic ergeben sich stets aus dem Zusam menhänge des Äejanttwerkes. Und ivic bei jenen aus höchster Höhe stehenden Gewaltigen, so ist cs bei icdem Maler, Musiker oder Dichter, der den Begriff von der wahrhaften Kunst hat. Bloße Natursttidien, skizzenhaft diiigeworsene Einsälle, ohne be sonderen Gedanken und ohne Form, könne» nicht als künstleriiche Schöpfungen. alS Bilder zelten, ebensowenig wie ein ans dem Zusammenhänge gerissenes Stück Dialog als Drama, ebensowenig wie ein paar zusammenhanglose Takte der Musik, ohne Anfang und ohne Abschluß, als Tvnstuck gelten können. Dir Melodie m der Kmrst verlangt Form, und die Form soll eine naturgemäße, unser Empfinden wohltuend berührende Ent- Reisemittel wählt, schilderte er in einer Beschreibung einer Ballonreise, die er mit Hauptmann Härtel im vorigen Jahre elbst milgemachl Holle. Die Gefahren einer Ballonfahrt seien heute aus ein Minimum reduziert: geeen das Automobil sei der Ballon ein Waisenknabe. Zuerst wurden die Zuhörer nach der Abfahrtssielle. der Gasanstalt Eharloitenburg. geführt, und der Vortragende gab eine Schilderung von der Ausrüstung eines Luftschiffes und all den Vorsicksts- und Sicherheitsmaßrcgeln des Aeronauten. Nun verfolgen wir die Luttschiffer bei der Fahrt über Könstswnsterhausen, Wendisch-Bnchholz. den Spreewaid, Kottbus. Muskair, Rothenburg. Lauban. Greiffenbcrg, sehe» von ferne den Kamm des Nicsengebiraes und gelangen nach Warinbrnnn, wo die Landung unter gefälliger Hilfe der zahl reichen Kur, äste glatt von statten ging, allerdings mußte dabei ein mächtiger Chausseebaum den Wipfel lassen. Aber welch reizende Blicke zeigten sich den Lustreisenden! Ans etwa 1000 Meter Höhe wurde die Reicl'shanptstadt in sieben Bildern vor- gefnhrt, dann ging's über das Temoelhoser Feld nach den Havel- !ecn, wo sich dem Auge ein 25 Kilometer weites Fernbild bot. Einmal näherte sich de» Ballon der Erde aus 180 Meter, stieg aber wieder ans 3100 Meter bei Lauban. Tann war die Erde intcr den Lustreiscnden verschwunden. Der Ballon jchir»ebte über den Wolken im strahlenden Sonnenlichte, unter ihm ein wogendes Wattenmeer. Einmal zeiete sich das Spiegelbild des Fahrzeuges von einer farbenprächtigen Aureole umgeben. Vinnen wenigen Minuten sauste man aus 3000 Meter Höhe herab und erfolgte nach siebcnstiindiger Fahrt über etwa 250 Kilometer die Landnna. Die Genreszenen der Landung, die beiden ein- efügten Blicke ans Moritzburq vom Ballon aus verfehlten ihre Wirkune nicht. Einen zanbevhast - schönen Eindruck machten die Wandelvanoramas. Der Redner knnvfte an verschiedene Bilder wissenschaftliche Betrachtungen: so führte er an einem Beispiel die Ballonphotogravhic im Kriege vor, an einem anderen den Nutzen für die Kartographie. Auch ein Arrangement von sieben Kameras der Firma Ernemann, hier, zur Aufnahme größerer Länderstrecken vom Fesselballon ans wurde gezeigt und erklärt. Herr Hauptmann Härtel batte sich einer Ernemann - Klanp- Kamera mit besonders lane-er Brennweite und lichtstarkem Objektiv bedient. Nach all dem Gesehenen und Gehörten war eS den Anioesenden nicht mehr zweifelhaft, daß es den, der einmal die Welt von oben herab gesehen hat, immer und immer wieder hinaufzieht in die Wolkenregioncn. — Der reiche Beifall wird dem Herrn Vortragenden bewiesen haben, wie sehr ihm seine Zuhörer für die sehr interessanten, fast zweistündigen Ausführungen zu Danke verpflichtet gewesen sind. —* Gestern abend war nach dem „Trianon" eine Ver- rnrlung der Fabrikanten, Händler und Interessenten der Tabak» und Zigaretten- Industrie einberusen, die von etlva 500 Personen besucht war. An Stelle deS durch die Eröffnung des Reichstages am Erscheinen behinderten Neichstagsabgeordneten Mottenbrihr berichtete Redakteur Block über das neue Steuerobjckt und führte dabei aus, daß eine Mehrbelastung des Tabaks und der Ziga- rettenpaviere eine Verminderung des Konsums zur Folge haben, und daß dadurch den deutschen Tabakarbeitern die Arbeits gelegenheit verschlechtert werde. Mer nicht nur die Arbeiter schaft, sondern auch die Fabrikanten und Händler würden eine beträchtliche Einbuße erleiden, insonl erhell aber würden die kleineren Fabrikanten durch die Erhöhung der Steuer ruiniert Wicklung zeigen. Wohl kann die künstlerische Darstellung sich auch ans das .Häßliche erstrecken, aber dann darf nicht das Häßliche selbst der Zweck sein, und man soll nns nicht zerrissene nndeittliche Akkorde nnt schrillen Dissonanzen als Melodie ansgeben. In der Musik sind ja die Dissonanzen nur da. um in den Modulationen der Harmonie cmfgelöft zu werden. In der Malerei werde» solche Dissonanzen gleichzeitig durch de» Gesainlinlialt deS Gemäldes ihre Auflösung — das beißt Versöhnung — finden. Ein Mist Hansen kann auf dem Bilde eines Dottidylls sehr zweckentsprechend wirken, aber der Misthaufen an sich ist kein Gegenstand für die Kunst, er ist in jenem Bilde nur ei» überleitender Ton in der Melodie des Ganzen. Wie die Tendenz des Häßlichen nicht zn einem Knnstprinzip erhoben werde» kann, so ist es auch mit der Tendenz des Untlare» und Verioorrenen oder Unfertige». Tenn die Melodie in der Kunst soll verständlich, soll klar und faßbar sein. Bei den mancherlei tollen Erscheinungen, die in den letzten Jahre» besonders in der Malerei zum Vorschein gekommen sind, hat es anffallenderweise nicht an Leuten gefehlt, die auch in den ausgesprochensten Absurditäten, wenn sie nur mit dem Anspruch der neuen Schule oder neuen Richtung cinftraten, etwas Berech tigtes. ja. sogar Bedeutendes berauSznsindcn sich bemühten. Es wäre lehr zu wünsche», wenn man bei Benrlciinna von Werken der bildenden Kunst gar nicht darnach fragte, ob die Malerei der alte» oder der neuere» Richtung angehöre, sondern nur danach, ob das 'Bild gut oder schlecht sei; denn gute und schlechte Bilder gab eS cbensowol-l in ver ältere» Richtung wie in der »euere». Scbvn ans diesem Grunde ist die ganze Sezession etwas U»be- rechligtes. Wenn aber gerade diejenigen, die nichts können, am lanteiten verkünden, daß sie i» der Erweiterung der Grenzen der Kunst den Fortschritt vertrete», so ist dies eine ebenso dreiste Un- wahibcit, wie ihre Versicherung es ist, daß — wenn sie die Bäume rosa oder lila malen statt grün — sie allein die Farben richtig sehen. Liegt elwb tn diesem Farbenschwindel ein Fortschritts Oder ist eS als ein Fortschritt zn betrachten, wenn man in falscher Zeichnung, falscher Perspektive und mangelnder Kenntnis des menschlichen Körpers ans die früheste Kindheit in der Geschichte der Malerei zurückgeht!" werde». Die geplant« Aigarettenpapier^temveltleuer sei zudem «ine Ungeheuerlichkeit und werde fortwährende Zollhinier- zieh»,,gen zur Folge haben. Tie Interessen der Arbeiter seien in diesem Falle auch die Interessen der Fabrikanten und Händler, und deshalb müßten beide Teile ges..,lassen gegen die Mehr- belastung Front machen. Die Versammlung nahm al«doirn folgende Resolution an: „Die am 1. 'Dezember 190k im „Trianon" zu Dresden tagende und von ungefähr 500 Zigaretten- und Zigarrenfabrikanten, -Händlern und Interessenten besuchte Ber- sauimlnna protestiert aus das allerentschiedensle gegen die von der Reichsrcgierung geplante Tabak-, Zigaretten- und Ziga- rettenpavrer-Steuer, sowie überhaupt gegen jede weitere Be- lastung der Tabakindustrle. welche di« Produktion, den Handel und den Konsum an Tabakfabrikaten einschränkt, die Herab- Minderung der Löhne begünstigt und darum Arbeitslosigkeit, Not und Elend für die Tabakarbeiterinnen und -Arbeiter und den Ruin unzähliger Existenzen des Handels und Gewerbe» zur Folge hat. sie sordert alle Beteiligten und Interessenten der Tavakindustrie cms, mit allen Kräften den Kampf gegen jede Mehrbelastung der Tabakindustrie zu führen." — Ter von der Westgruppe deS Evangelischen Arbeitervereins zu Dresden am 2S. November m der ..Eentralhalle" abgehaltene zweite Vortragsabend verlies sehr interessant. Herr Georg Hartmann. eurer der Berliner Kursisten. hatte den Vortrag über „Wohnungsfrage und Volks- wohl" übernommen. Der Vortrag gipfelte rn der Forderung: Mehr Interesse, mehr Mitarbeit seiten» der Mitglieder der Evangelischen Arbeitervereine durch Fassung von Resolutionen und Absenkung von Petitionen! Herrn Hartmann wurde durch Erheben vo» den Mätzen gedankt. Nach dem Bortrage erfolgte ine längere Aussprache. Mit Dankesworten schloß der Grupven- Vorsitzende, Herr Uhr»nachermcister Stadtverordneter Stuckart, den Abend. — Am touristischen Abend der Ortsgruppe Dresden deS Ge- blrgSvereinS für die Sächsische Schweiz im VereinSkokale „Drei Raben" sprach Herr Direktor Voigt über „Unsere Böbmer- waldieise". In hnmowoller Weite entrollte er ein Bild der 'Vereinspartie von, 5. bis 13 August. 'Veranschaulicht wurde der Vorlrag durch eine Reihe hübscher Gruppenanfnnhmrn. Zum Scbluste des Abends wurde anfinerksam gemacht aus das am 5. Dezember im weißen Saale der „Drei Raben" staltsindende 28. Slistnnassest, bestellend i» einem Heirenessen, verbunden mit musikalische» und deklamatorischen Vorträgen von den besten Kräften. Teilnehmerkarten sind in der Geschäftsstelle der Orts- guippeDresde», Ad. UrbanS Bnet-Handlung, Wilsdruffer Straße 21, und bei E Trvbsch. Große Meißner Straße, zu entnehmen. —* Polizeibericht. 2- Dezember. Gestern früh stieß, wie bereits kurz erwähnt, ans der Freiberger Straße ein Straßen bahnwagen mit einem zwelspännigen Lastgeschirr zusammen, wo bei besten Kutscher vom Bock getchleudert und eine Strecke weit geschleift wurde, bis es einem Gendarine» gelang, die scheu gewordenen Pferde znin Siebe» zu bringen. Der Ver unglückte. der eine stark blutende Verletzung am rechten Knie davangctragen hatte und bewußtlos war. wurde von Straßen- paslanten unter dem Wagen bervvrgeragen und in seine Wvbnung zebracht, nach Wledeierlangniig der Besinnung aber mittels lln- ällwagens in das Friedrichstädter Krankenhaus überführt. Eine Schuld an diesem Nnsalle tan» niemand beigeinessen werden. — Ei» in Tarre Hill im Kreise Lancaster in Pennsytvanie» (Nard- aineiikctt aufhältlicher Tenltcher hat in einem Schreiben vom 12. v. M der Palizeidirektlvn mitgeteilt. daß dort vor zwei Wochen, vom Tage des erwähnten Schreibens zurückgerechnet, ein Sachse infolge Schlagflnsses verstorben sei, der den Nonien Paul Kunthe geführt hat nnd früher in Deutschland, zu letzt in Dresden. alsApolheker tätig geweie» sei» will. Ter Tote ci einbalsainiett worden und liege rin dortigen Tolenhause. Die zur Feststellung der Persönlichkeit des Verstorbenen anaestellten Ett'tternngen sind dis jetzt resnltatlos gewesen. Eine Personal beschreibung ist nicht vorhanden. Möglicherweise koiiiint auch eine Peison in Frage, die den 'Namen Cnrth. Kunth. Lunthe oder einen ähnlich klingenden führt. Nachrichten, die zur Klärung der Abstammung des Toten geeignet sind, werde» an die Kauigl. Palizeidiiektta», Totenregitttande, erbeten — In der Nacht zum 18. November ist vor dem Laden einer Buchhandlinig an der Blumenstraße ei» größerer Schaukasten. Ansichtspostkarten enthaltend, entwendet worden. Vermutlich liegt Diebstahl vor. Es ist jedoch nicht ansgeschlvsse», daß der Kalten nur ans Unfug abgehoben nnd svrtgetragen worden ist. Sollte über den Verbleib des Kastens etwas bekannt werden, so wird um Mittei lung an die Kiiniliialabteilnng gebeten. — Am 23. v. M. mittags ist nns der Prager Straße einer angesehenen Dame die Kleidung mit Schwefelsäure bespritzt und ihr dadurch ein Schade» von etwa 1000 Mt. zngefngt worden. Da sich ähnliche Bnden- treiche gelegentlich wiederholen könnten, so sei das Vorkommnis hiermit als Mahnung zur allgemeinen Kenntnis gebracht. —* Durch die Geistesgegenwart eines von Strehlen kom menden Radfahrers wurde heute nachmitttag ein ungefähr drei jähriges Mädchen aus der Bürgerwiese vom Ueberiahren- werden durch eine Droschke gerettet. Das Kind lief acht los über die Straße und wäre unsehlbar unter die Droschke craten. wenn nicht der Radfahrer vom Rade aus im letzten lugcnblicke das Kind zur Seite gerissen hätte. —* In einer Backstube im Kellergeschoß des Grundstücks Markusjtraße 18 sVorstadt Pieichenj entstand gestern abend in der 8. stunde ans noch unaufgeklärte Weise ein Brand, der, als er bemerkt wurde, schon eineg solchen Umfang ange nommen hatte, daß die Feuerwehr der ihrem Erntretten so gleich mit zwei Schlauchlertungen vom Straßenhydrantcu vor- zehen maßte. Mit deren Hilfe gelang es mdeS, die Gefahr bald zu beseitigen und den Brand aur den davon ergriffenen Raum zu beschränken. Dem Brande sielen eine gröbere An zahl Teiasässer, Backtröge, Mulden, Mehlvorräte usw. zum Opfer, aber auch an Gebäudeteilen wurde nicht unerheblicher Schaden verursacht. — Amtsgericht. Beleidigung durch Uebcrsenduna eines Prospektes sollte die KaufmannS-Ehefrau Elsa Meinet, jetzt in Rauscha bei Görlitz wohnhaft und vom Erscheinen ent bunden. begangen haben. Sie hatte mit ihrem Ehemanne ein Inserat gelesen, das reichlichen Nebenverdrenst zusagte, und sich darauf gemeldet. ES handelte sich um den Vertrieb von Büchern für eine Leipziger Firma, die den sich Meldenden Prospekte nebst Mressen zukommen ließ. Da >der Ehemann der Beschul- digten seinerzeit sich in Stellung befand und auf die Zustimmung teines Chefs zu dem Nebenerwerb nicht rechnen konnte, erledige er wohl die Nebersendung der Prospekte, gab aber als ildrcffe der Vermittlung die Namen -einer Ehefrau an. Diese war auch von der Ziisenoung der Prospekte unterrichtet. Letztere ent hielten die Empfehlung von Büchern, die mit ihrem Titel ouf- geführt waren, darunter befanden sich auch verbotene Bücher und solche, die aus einen unsittlichen Inhalt schließen ließen. Eine Empfängerin, die Frau des Bürgermeisters einer sächsischen Provinzialstadt, fühlte sich durch die in der Nebersenoung des Prospektes liegende Zumutung, derartige Bücher -u kaufen, in ihrer Ehre verletzt und ließ durch ihren Galten Strafantrag wegen Beleidigung stellen. Das Gericht erkennt auf Frei sprechung mit der Begründung, daß §war objektiv eine Belei digung vorlicge, jedoch habe der Beschuldigten das Bewußtsein gefehlt, daß sie mit der Ucberlendnng des Prospektes der Ehre der Fra» zu nabe trete. Sie hat den Inhalt nicht gekannt und auch nicht gewußt, daß es sich in dem Prospekt zum Teil um verbotene Bücher handele. — Gegen den Maschinenmeister Wil- l>elm Franz Adolf Stübe wird in geheimer Sitzung verhandelt. Der ans der Nntcrsnchnngshast voraesübrte Angeklagte batte sich in einem öffentlichen Lokal gegen die Sittlichkeit vergangen, einen andern mit einem GlaS Bier überschüttet und sich der Körpevvcrlctznng schuldig gemacht. Es wird aus 4 Wochen 4 Tage Gefängnis und 1 Woche Haft erkannt. — Der erst kürz- lich zu 10 Tagen Ge'ängniS verurteilte Handarbeiter Paul Gottfried Heinrich Scbwarzig batte in einer Schanllwirtschaft auf der Hecl'tstrciße unzüchtige Aeußerunaen geführt und groben Unfug verübt. Einschließlich der 10 Tage Gefängnis, die Schwarzig gegenwärtig verbüßt, wird er nunmehr »u 5 Wocken Gefängnis und 1 Woche Hast verurteil». — Der au» Ebemnitz gebürtige Buchbinder und Agent Gustav Adols Lodny aa' erst 1909 Gültigkeit erlangt. L. hat die Täuschung mit 120 Mk. Geldstrafe oder 24 Tagen Gefängnis zu sühnen. — Der aus dem Untersuchungsgefängnis vorgesmhrte Arbeiter Johann Grellmann
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