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steht. Reichsregierung' damit um tage vornehmen und die neue Session'im Februar HarborS haben sofort Schritte gethan, um die Entlassung de» an Leib Wd EMe Gebrochen«, »u veranlassen, und Haff«, Ochslben, daß die „Court of Pardons- otrfckbe in ihrem nÄhst«, Ter««« verfügen wird. Lage ein Stuttgarter Blatt zum Opfer gefallen. am Hofe vorgestellten fremden nnd einheimischen Herren vom Ltvtl und Mtlttär, Kar «merM«, »em Osfiziercorps, den Zutrittsdamen re. ent- aegennehmrn. — Wie das Dresdner „Amtsblatt" gehört hat, soll in Folge testamentarischer vestimmung des jüngst verstorbenen Königs da» Rittergut Jahnishausen in den Besitz der Königin-Mutter und Weesenstein mit dazu gehörigen Gütern auf Prinz Georg übergeben. Berlin. Der Kaiser hat bist heut zwar noch nicht die gewöhnlichen Borträge entgegmnehmen, jedo^ bertttS einige^mrdere^RegierungSgeschäste hlicklichen Unwohlsttw^n kurz^Zei/ zu erwarttn — Wie offiziöse Blätter versichern, geht die ReichSregterung damit um, bereit» Anfang» Januar nächsten Jahre» Neuwahlen zum Reich»« h«i>m«l zu lassen. Da da» Mandat de»" gegen« »ärttgen Reichstage» erst mit dem Monat März abläuft, so würde dann vorerst eine Auflösung desselben erfolgen müssen. Pari», 7. Nov. Da» Zuchtpoltzeigerlcht von Autun verurtheilte von den de» Complot» auf Entführung der Marquise Mac Mahon und der Betheiligung au der Internationale ange- kagten Personen zwei zu 4, einen zu 3 und einen m S Jahren Gefängniß. — Der Deputirte Lourguet von der Linken wird dem Vernehmen nach heute zu dem Anträge Ehangarnier'S ein Amendement rinbringen, über die 10jährige Ver längerung der Gewalten Mac Mahon'S eine allgemeine Volksabstimmung herbetführen. Versailles, 6. Nov. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde Buffet wieder zum Präsidenten gewählt. ES wurden 3S3 Stimmzettel abgegeben, von diesen lauteten 384 für Buffet, 5 waren unbeschrieben. Ferner wurden Benoist d'Azy mit 377, Goulard mit 3KS, Marte! mit 404 und Chabaud-Latour mit 380 Stimmen zu Vicepräfidenten und die seit herigen Schriftführer abermals zu Schriftführern gewählt. Löon Sah verlangt die Regierung zu mterpelliren über die Nichteinberufung der Wahl- collegien in denjenigen Departements, in denen Drputirtenfitze erledigt find. Es wird der Donnerstag für die Interpellation bestimmt. Die Wahl der Commission zur Vorprüfung des Antrages Changarnier auf Verlängerung der Gewalten des Marschall Mac Mahon findet morgen in den Bureaux statt. Bayonne, 8. Nov. Nach einer von der Runicipalität von Miranda hier eingegangenen Depesche haben die Carlisten in einem Treffen mit den Regierungstruppen einen großen Steg davongetragen. General Moriones fiel verwundet in die Hände der Carlisten, Primo de Rivera blieb auf dem Platze. Eine große Anzahl von Gefangenen wurde von den Carlisten eingebracht, «. A. 35 Offiziere und 150 Cavalleristen. Vermischtes — Pater Hyacinth, welcher gegenwärtig unter seinem Familiennamen in Genf als Pre diger angestellt ist, wurde bekanntlich vor einiger Zeit von seiner Gattin durch die Geburt eines Kindes erfreut. Dies Ereigniß bot den klerikalen Blättern den willkommensten Anlaß, über den Mcklichen Vater die Füllhörner ihres schalen Witze» auszugießen. Ein Schweizer Blatt machte dazu die sarkastische Bemerkung, es dürfe kaum befremden, daß die Ultramontanen bei der Nach richt von der Geburt jenes Kindes ein solche» Geschrei erhoben hatten, denn e» sei in der That ein ganz unerhörter Fall, daß ein katholischer Priester Vater eine» „ehelichen" Kinde» ge worden. — Au» Egg Harbor City schreibt man: Vier zehn Jahre unschuldig im Gefängniß! Vor 14 Jahren wurde ein Deutscher, Namen» Loui» Waldenberger, im hiesigen Städtchen der Ermor dung seine» Kinde- ««geklagt, processirt und zum Strange verurtheilt. Schon damals waren seine Nachbarn von seiner Unschuld überzeugt und reichten bei der „Court of Pardons" eine Peti tion ein, die denn auch zur Folge hatte, daß die Strafe zu lebenslänglicher Hast umgewandelt wurde. Vierzehn Jahre hatte der Verurtheilte, als AuSgestoßener der menschlichen Gesellschaft, ine StaatSzuchthause zugebracht, bi» vor Kurzem Hesse« Frau auf ihrem Todtenbette sich als den schuldigen Theil bekannte. Die Bürger Egg zweit«, Theater befand« sich vor etwa zwei Zahm, zwei Anfänger, sogenannte Cbargrnspteler, im Engagement, von denen jeder die bedeutende Summe von 20 Thalern Gage monatlich erhielt. Daß bet einem solchen Einkommen Schmalhans Küchenmeister war, dürfen wir wohl nicht erst erwähnen, dafür aber wollen wir mittheilen, daß e» bei den jungen Leuten einst bet grimmiger Kälte an Brennmaterial zum Heizen de» kleinen Zim mer» fehlte, an einen. Tage, wo sie bis Abend» eine verhältnißmäßig bedeutende Rolle zu studirrn hatten. Wer da» Unbehagliche eines kalten Zim mer» kennt, wird den Entschluß begreiflich finden, den Beide faßten, und der darin bestand, die Rollen im Freien zu memoriren. Beide begaben sich in einen bet Dresden belegenrn Park, in der Nähe de» dortigen zoologischen Garten»;, suchten sich ein einsames Plätzchen au», und studirten hin und her lausend die Rollen, Trost suchend in dem Umstande, daß der Löwe de» zoologischen Garten», seinem Brüllen nach, sich auch nicht behaglich fühlen mochte. Eben als sie ihr eifriges Studium begonnen haben, naht ein alter, höchst einfach gekleideter Herr, und e» entspinnt sich folgende» Gespräch: „Sie sind wohl Schauspieler, meine Herren?" — „Ja." — „Schon lange in Dresden?" — „Nein." — „Wohl beim Hoftheater?" — „Da» nicht, aber wo wir sind, weiden Sie wohl auch noch hinkommen!" — Unsere Schauspieler be fanden sich in einer mißlichen Situation und ant worteten dem alten Herrn, den sie nicht kannten, wie wir etwa einem Volksschullehrer antworten würden, der uns fragt, ob er uns mit 1000 Thaler helfen kann. Der Herr ließ sich indessen nicht so leicht abwelsen, er erzählte Dies und Jenes, und seine gewinnende Liebenswürdigkeit flößte so viel Vertrauen ein, daß unseren beiden Helden ihr schroffes Benehmen aufrichtig leid that, und sie dem Herrn mit genialer Aufrichtigkeit den Umstand mittheilten, der sie mitten im strengen Winter zu so seltsamen Naturfreunden gestempelt hatte. Es wurde noch hin und her geplaudert, und nachdem der Herr sich angelegentlichst nach der Wohnung seiner neuen Freunde erkundigt hatte, verließ er diese, welche sich nun halberfroren nach ihrer bescheidenen Wohnung begaben. Etwa eine Stunde darauf wurdeir unsere armen Freunde durch ein heftiges Pochen an der Thür aufgeschreckt, und auf ihr „Herein" trat ein Herr in königlicher Hof-Livrse ein, der ihnen ein Schreiben überbrachte, mit dem hinzugefügten Ersuchen, seinen Begleitern, ein Paar stämmigen Arbeitern, einen Platz anzuweisen, wohin sie Holz und Kohlen tragen könnten, da ein Wagen mit diesem Brennmaterial vor der Hausthür stände. Das Schreiben aber enthielt neben einer nam haften Geldspende folgende ermunternde Worte: „Meine Herren! Damit Sie nicht ferner frieren, übersende ich Ihnen etwas Brennmaterial, und wollen Sie mit beifolgender kleiner Einlage Ihre weiteren nothwendigen Bedürfnisse bestreiten. Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß Ihnen Ihre schwere Carriüre glücken möge, bin ich Ihr Johann!" — Der Schreiber vorstehender Zeilen, dessen Krone durch manche Perle hochherziger Menschenliebe und Opferbereitschaft geschmückt wurde, ist heim gegangen! Möge diese kleine Episode auS dem Leben des Entschlafenen ein Blümchen scin in dem reichen duftigen Kranz edler Tbaten, die sein Leben schmückten und allen Menschenfreunden unvergeßlich machen werden. (N. Volks-Ztg.) Landwirthfchaftliches. — (Leindüngung.) C. Diller in UengerS« Hausen veröffentlicht hierüber im „Fortschritte" da» Nachfolgende: Durch den Gedanken, daß in der Natur durch Vergehen Entstehen erzeugt wird, kam ich vor vier Jahren aus folgende Idee: Ich sammelte sämmtliche Abfälle des Leins, atS: Blätter, die Spreu von den Kapseln, die Asche von den strohigen Theilen de» Leins, welche man gewöhnlich beim Dürren erhält, legte schichten weise mit genannten Abfällen gedämpften Kalk staub und '/, Centner Viehsalz zusammen. Den Sommer und Herbst über durchtränkte ich den Haufen etliche Male mit Mistjauche und ließ den selben fitzen bi» zum nächsten Frühjahre, arbeitete dann die ganze Masse tüchtig durcheinander und hatte nun einen Comvost, den ich sofort auf meinen Acker, welchen ich im Herbste gepflügt bt unter, gab da» ich, fttet« den Lein« noch einmal kräftig. ' dteftlbfs i» ihrem nächsten . „..fügen wird. — Einer gelungenen Mystifikation ist dieser Tage ein Stuttgarter Blatt zum Opfer gefallen. E» wurde ihm nämlich über da» Schwedische Damenquartett au» Baden-Baden eine Recenfion gesandt, in welcher der auf den Schwedischen Streichholz-Schächtelchen stehende Name de» Fabri kanten Ion llüping al» großer Tonkünstler figurirte und in der al» von »em Quartttt^unter beson- wurde: „vt»n swslvl »ok kaskor" und „IVktt ill wir ck-lor Hooks". beides von rückwärts gelesen, letzteres mit der Beifügung „Schwedische- Natio- nallted." Um den Ulk voll zu machen, hatte der Einsender auch de- herrlichen Schwedischen Na- tional-Jnstrument», auf welchem die Vocalvorträge begleitet wurden, namhaft gemacht. ES heißt 8amovsr, auf deutsch: Therkeffel. Da- Blatt hat die Recenfion gläubig gedruckt. Eine Erinnerung an König Johann. Von N. I. Anderes. Als vor kurzer Zeit die Trauerkunde von dem Ableben König Johann'- von Sachsen durch Deutschland lief, da machte sich wohl weit über die Grenzen deS Sachsenlandes hinaus eine Theil- nahme geltend, wie wir solche nur selten bet dem Hinscheiden eine- Gekrönten wahrnehmen. ES ist ja das LooS der Großen, daß ihre guten Eigen schaften von den Zeitgenossen meist verdunkelt, ihre Fehler hingegen, von Reid und Mißgunst zu Verbrechen gestempelt, vor das Forum der Oeffent- ltchkeit gezerrt und von kleinlichen Seelen an den Pranger gestellt werden. Ander- war es bet dem Tode König Johanns. Alles stimmt ein in das Lob dieses für Sachsen zu früh verblichenen Re genten ! Die gesammte Presse Deutschlands weiht dem Dahingeschiedenen die wärmste Anerkennung! Seine Liebe zu den Wissenschaften, seine Achtung vor den Gesetzen der Moral, die höher stehen als menschliche Satzungen, sein inniges Familienleben, seine Treue zu einmal abgeschlossenen Verträgen, daS Alles sind lebendige Zeugen von dem Wandel des hohen Verblichenen, sie haben ihn zu Grabe geleitet, und bildeten das stattlichste Gefolge; denn länger als Pracht und Glanz besteht der Schmuck des guten Rufes. Er ist daS herrlichste Leichen tuch für den Bettler wie für den Fürsten, und noch nach Jahrhunderten werden Diejenigen, die an der Grabstätte König Johanns ein stilles Gebet verrichten, sprechen: „Hier ruht ein weiser, ein gerechter, ein geliebter Fürst." Doch das wissen Alle, die dem einfachen, allen Glanz mei denden Monarchen jemals im Leben nahe getreten sind, wie Die, welche von Johann von Sachsen gehört haben. Wir aber wollen eine Anekdote aus seinem Leben erzählen, die uns von glaub würdiger Seite verbürgt wird, und die, wohl wenig bekannt, den vielen Verehrern des hohen Verblichenen zurufen soll: Er war nicht nur ein König, sondern auch «in Mensch, begabt mit einem warmen, fühlenden Herzen für daS Unglück, für die Leiden jedes Mitmenschen, von dem eS heißen wird: „Mich hat gefroren und Du hast mich bekleidet!" Lieber Leser! Du hast wohl schon oft in Deinem Leben den berühmten Schauspieler be neidet, dessen Portrait in jeder Kunsthandlung auShängt, der allabendlich bet feinem Erscheinen auf der Bühne mit nicht endenwollendem Applaus begrüßt wird, den Könige und Fürsten ehren, weil er, ein König in seiner Weise, die Menge beherrscht! Du kennst aber nicht die Misere, die der Künstler zu bekämpfen hatte, bevor er den beneidenSwertben Thron erklommen, nicht die große Anzahl gletchbegabter Talente, die in diesem Ringen da» Ziel verfehlten, und in Roth und Elend verkommen sind. Auch wir wollen von zwei Schauspielern frechen. Ob dieselben jemals die Staffel de» Ruhme- erklimmen werden, wissen wir nicht, wir müssen ihrer aber erwähnen, weil sie zu dem Bilde wahrer Grüße den Rahmen leihen müssen. — Die schöne Stadt Dresden hat seit mehreren Jahren neben dem Hoftheater — das Resmüller- Theater, woselbst nur im Sommer Vorstellungen stattstnden, «usgeschlossen — noch ein zweite» Theater, seit Kurzem unter der Direktion de» in weitesten Kreisen brannten Schauspieler» und vchriftstelK» Dr. Hnao Müll«. An diesem