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Drum wende dich au« meinen Blicken! Deni^tver de« Herren Joch nicht trägt. Darf sich mit seinem Kren; nicht schmücken — und als der Jüngling weggeht, der Meister ihn aber zurückruft, Und spricht: Umarme mich, mein Sohn, Dir ist der hlirtre Kamps gelungen. Nimm diese« Kreuz. SS ist der Lohn Der Demuth, die sich selbst bezwungen. Noch bezeichnender ist das andere Gedicht, über schrieben „Die Johanniter". Herrlich kleidet sie euch, de« Kreuze« furchtbare Rüstung, Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Alton und Rhodus beschützt. Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet. Und mit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab. Aber ein schönerer Schmuck umgicbt euch, die Schürze des Wärters, Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Söhne de« edelsten Stamm«, Dient an de« »ranken Bett, dem Lechzenden Labung bereitet Und die niedrige Pflicht christlicher Milde vollbringt. Religion des Kreuzes, nur du verknüpstcst in einem Kranze der Demuth und Kraft doppelte Palme zugleich. Es ist ein schönes Zeugniß für die Gesinnung der höchsten Stünde im Mittelälter, daß die Aufgaben der Johanniter weithin in allen Landen begeisterten Anklang fanden. Bald unterschied man acht verschiedene Zungen oder Nationen unter ihnen, nämlich Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragonien, Castilien, Deutsch land und England. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, welcher den regierenden Fürsten gleich gestellt wurde. Jede Zunge oder Nation wurde ver waltet von einein Großvezir und in mehrere Priorate, diese in Bällchen und diese wieder in Commenden ein- getheilt. Der Großvezir von Deutschland saß im Reichs tage unter den Fürsten, und hatte seine Residenz zu Heitersheim im Breisgau. Schon 1160 schenkte Albrecht der Bär dem Orden Grundbesitz in der Altmark, und bald hatte dieser im ganzen Abendlande reiche Besitzungen. Die Glieder des Ordens unterschied man noch in Ritter, das waren die meisten und vornehmsten, in Waffen diener und in Ordensgeistliche. Jeder Ritter mußte wenigstens fünf Jahre lang gegen die Ungläubigen kämpfen und im Hospitale dienen. Aus der Ge schichte des Ordens sei Folgendes erwähnt: Sultan Saladin eroberte 1187 Jerusalem wieder, bewies aber den Johannitern seine Achtung dadurch, daß er sie noch ein ganzes Jahr in der Stadt duldete, bis die Kranken im Hospitale geheilt waren. Dann zogen die Ritter in die Feste Margat in Phönizien, 4 Jahre später aber nach Ptolemais oder Akkon. 1291 wurden sie auch von hier durch die Türken vertrieben. Sie wende ten sich nach Cypern, bald aber nach Rhodus, das sie mit Waffengewalt einnahmen. Hier blieben sie 213 Jahre und wurden in dieser Zeit Nhodiserherren ge nannt. Die Tempelherren gingen nach Frankreich, wurden aber dort 1308 völlig unterdrückt. Ein Theil ihrer Besitzungen siel den Johannitern zu. Im Jahre 1522 eroberte Solyman II. Rhodus, nachdem sein Heer wiederholt zurückgeschlagen war und über 30 000 Mann verloren hatte. Die Johanniter, welche Wun der der Tapferkeit verrichtet hatten, übergaben die Insel auch nur unter der Bedingung, freien Abzuges für sich und ihre Unterthanen: Davon mehr als 4000 wendeten sich zuerst nach Creta, dann nach Sicilien. Kaiser Karl V. aber gedachte sie als Vormauer gegen die afrikanischen Raubstaaten zu benutzen und über wies ihnen die Insel Malta. Hier errichteten sie bald wieder ein großes, schönes Hospital für Kranke und Elende aus allen Völkern. Daneben bekämpften sie die gefürchteten Seeräuber. Von Malta wurden sie Malteser genannt. Napoleon eroberte diese Insel 1798, welche von dem damaligen Großmeister, dem ersten aus deutscher Zunge, leider nicht tapfer genug vertheidigt wurde. Das verdroß u. A. den Kaiser Paul I. von Rußland, der sich zum Protektor des Ordens aufwarf und sogar zum Großmeister desselben wählen ließ. Der Papst aber war mit dieser Wahl des griechisch-katho lischen Bekenntnisses wegen nicht einverstanden. Daher bestimmte er 1801 nach dem Tode Pauls I. einen Italiener zum Großmeister. Inzwischen hatten die Engländer 1800 Malta den Franzosen abgenommen. Im Frieden von Amiens wurde zwar 1802 bestimmt, daß sie die Insel den Johannitern zurückgebcn sollten. Aber dies ist nicht zur Ausführung gekommen. Malta war den Engländern ein zu wichtiger Besitz im mittel ländischen Meere. In diesen Tagen ist es ihnen der Sammel- und Stützpunkt für den Krieg in Aegypten. So fehlte fortan den Johannitern ein unabhängiges Besitzthum. In den Kriegsbedrängnisien der ersten Jahre unsres Jahrhundert wurden die Besitzungen des Ordens eingezogen, nachdem dies in England schon zur Zeit der Reformation geschehen war. In Preußen erfolgte es 1811. Der König stiftete zwar 1812 den preußischen St. Johakniterorden, aber nur als Deko ration für den Adel mit 4 gekrönten Adlern zwischen den Balken des Kreuzes. In Oesterreich wurde jedoch der Orden 1834 durch Kaiser Franz I. wieder herze- I stellt. Daher besteht in Böhmen ein Großpriorat. In I Schlesien und in Tyrol wurden Frauen-Coovente mit , permanenteu. Spitälern gegründet. Der Orden unter hielt 1866 ein Spital für Verwundete in Wien. Auch im gelobten Lande errichtete er 1876 zwischen Jerusalem und Bethlehem auf dem Hügel TurriS Jacob ein Spital. In Italien hat der Orden zu Neapel und Mailand Spitäler. Außerdem bestehen katholische Ge nossenschaften des Ordens in Schesien, Westphalen und Rheinland. Im evangelischen Deutschland hat aber der fromme König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen durch Kabinets-Ordre vom 15. Oktober 1852 den Orden reorganistrt, indem er die alte Balley Branden burg wieder aufrichtete. Er überwies dem Orden nicht nur die Aufgabe, den Leiblichelenden ein Helfer und Schützer zu sein, sondern auch die Wiederaufnahme des Kampfes gegen den Unglauben, natürlich nicht mit fleischlichen Waffen, sondern mit Waffen des Geistes. Denn jeder Ritter hat feierlich zu geloben, „daß er der christlichen Religion, insbesondere dem Bekenntnisse der evangelische» Kirche, mit treuen Herzen anhanzen, das Ordenskreuz auf der Brust als Zeichen seiner Erlösung tragen, deS Evangeliums von Jesu Christo sich nirgends schämen, dasselbe vielmehr durch Wort und That be kennen, gegen die Angriffe des Unglaubens muthig und ritterlich vertheidizen und einen diesem Bekenntnisse würdigen Wandel in Gottesfurchl, Wahrheit, Gerechtig keit, züchtiger Sitte und Treue führen wolle." Wie schön stimmt dieses Gelübde mit den Aufgaben der inner» Mission überein! Die Reorganisation des Jo hanniter-Ordens fand jedoch anfangs wenig Beifall. Man sah darin ein unzeitgemäßes Zurückgreifen auf eine mittelalterliche Einrichtung. Viele der dccorirten Johanniter wollten die neuen Verpflichtungen nicht übernehmen. Die willigen Ordensgenossen haben aber im Stillen fortgearbeitet und an Zahl wie an den Leistungen stetig zugenommen. Ihrer sind jetzt über 2000. An der Spitze steht der Herrenmeister, seit der neuen Organisation ununterbrochen Prinz Karl von Preußen. Unter ihm stehen 16 Coinmendatoren. Die Genossenschaften unterhalten in Deutschland 33 Kranken- und Siechenhäuser mit 1310 Betten (1868 waren nur 24 solche Häuser mit 802 Betten), außerdem ein Krankenhaus zu Beirut in Syrien mit 63 Betten und ein Hospiz, ähnlich unsren Herbergen zur Heimath, zu Jerusalem, für Handwerker, die im Oriente besonders leicht zuchtlos werden, eine Stütze und Wohnung, für alle Deutsche aber, die dahin kommen, ein lieber Aufent halt. 1869 schenkte der Sultan dem Könige von Preußen den Platz mit den Ruinen des alten Johanniter hospitals. Man gedenkt dort, eine evangelische Kirche zu erbauen. Zunächst war die Schenkung Anlaß, in Gemeinschaft mit England ein evangelisches Bisthum in Jerusalem zu gründen. In Zeiten besondrer Noth, namentlich in Kriegs zeiten haben die Johanniter auch besondre Hilfe geleistet. In dem Bruderkriege 1866 war es vielen ein Trost, Laß sie Oestreicher ebenso wie Preußen in ihren Kranken häusern pflegen konnten. Als 1868 in Ostpreußen eine Typhusepidemie ausbrach, errichteten sie zu deren Be kämpfung 3 Lazarethe. Aehnlich suchten sie die Noth- stände in Finnland zu lindern. Im Kriege 1870 bis 1871 sind 361 Ordensglieder in der Krankenpflege thätig gewesen; 7 sind in diesem Dienste gestorben; im Felde sind 15 geblieben. Reiche Gaben von Mit gliedern des Ordens sind z. B. für die Hinterbliebenen der am 2. August 1869 im Plauen'schen Grunde ver unglückten 327 Bergleute gesammelt worden. Zur Kaiser- Wilhelm-Stiktung spendete der Orden 26,700 Thalcr. — Die meisten Genossenschaften sind natürlich in den preußischen Staaten. Es bestehen aber auch solche in Mecklenburg, in Hessen und in Sachsen. Die letztere zählt etwa 60 Mitglieder. Commendator war anfangs Fürst Heinrich XV. Neuß j. L., seit 1875 Herr v. Thielau-Rüssing, seit Anfang 1881 ist es Freiherr v. Burgk auf Roßthal. Stellvertreter desselben ist Kammer herr v. Globig, Werkmeister Herr v. Oppel, Schatz meister Herr v. Fink. Graf Rex, General Rehrhof v. Holderberg und Kammerherr v. Boxberg sind stellver tretende Mitglieder. Die sächsische Genossenschaft ließ zuerst Kranke in der Diakonissenanstalt zu Dresden verpflegen. 1868 erbaute sie ein eignes Krankenhaus neben jener Anstalt. Weil es aber in Dresden schon ausreichende Anstalten zur Verpflegung von Kranken giebt, wollte sie lieber anderwärts, wo es daran fehlt, ein Hospital gründen. Die Aerzte erklärten Riesa wegen seiner gesunden Lage und wegen seines starken Verkehrs auf den Eisenbahnen und auf der Elbe für > besonders dazu paffend. Zur Gründung des Hospitals bewilligte das Ordenscapitel, welches gewöhnlich in Sonnenburz (seit 1426 Sitz der Ballcy Brandenburg) abgehalten wird, 200Ü0 Mk. Mit dieser Beihülfe und aus eignen Mitteln hat nun die sächsische Ge nossenschaft daS HoSpital in Riesa errichtet, welche- den 31. Mai 1879 eingeweiht wurde. Freiherr v. Burgk hat aber zur Dotirung der Anstalt 30000 Mk. geschenkt und beweist fort und fort seine treue Fürsorge, wie er denn kürzlich den Betsaal mit einem schön ge schnitzten und durch kunstvolle Paramente verzierten Altar geschmückt hat. In der Anstalt sind 18 Betten, zu welchen kürzlich noch 3 Kinderbetten hinzugekommen sind. Gegenwärtig werden 7 Kranke darin gepflegt. Es ist also noch Raum für mehrere. Die Verpflegung geschieht durch Diakonissen auf das sorgsamste. Die festgesetzten Geldbeträge sind sehr billige, täglich für Erwachsene 1 Mk. 40 Pf., für Kinder von 10 bis 14 Jahren 1 Mk., für Kinder unter 10 Jahren 70. Pf. Für bemittelte Kranke giebt es auch Privatzimmer zu 4—6 Mk. Möge die Anstalt künftig mehr als bis her benutzt werden. Der Johanniter-Orden aber sei der inner» Mission ein leuchtendes Vorbild! Auch ihre Devise laute: Ich dien' — in aller Einfalt. Nach diesen Mittheilungen sangen die Zöglinge des Nettungshauses noch ein Loblied. Herr Sup. Or. Hang begrüßte hierauf die Versamnrelten und gab einen Ueberblick über die Tätigkeiten der inner» Mission von der ersten Kindheit an bis ins Greisen alter in den Krippen, Kinderbewahranstalten, Sonn tagsschulen oder Kindergottesdiensten, welche er beson ders empfahl, Beschäftigungsanstalten für Knaben und Mädchen, Vereinen für Jünglinge und Jungfrauen, Herbergen zur Heimath und Mägdeherbergen, Magda- lenen-Asylen, Vereinen zur Fürsorge für entlassene Sträflinge, Kranken- und Siechenhäusern u. s. w. Als Sinnbild dafür, wie die Barmherzigen sich selbst mit große Dienste leisten, erzählte er, daß ein Wanderer in tiefem Schnee, dem Erfrieren nahe, mit dem Zuße auf einen Erstarrten stößt, noch Leben in ihm ft'ürt und ihn mit Aufbietung aller Kräfte in das nächste Dorf trägt, dadurch aber zugleich sich selber rettet. Zum Schluß deutete er die Blumen, Embleme an der Kanzel der Kirche mit Beziehung auf den Predigttext — das weiße Kreuz auf den Glauben der Maria, das rothe Herz auf die Liebcsthätigkeit der Martha, den dunkelfarbigen Anker auf Lazarus. Herr Pastor Fritzsche aus Streumen berichtete über seine Thätigkeit in der Fürsorge für entlassene Sträf linge. Ucber die Erfolge in diesem Jahre waren die Resultate noch nicht festgestellt. Von vorigem Jahre aber gab er an, daß unter 16, die in Pflege waren, 13 sich gut gehalten hatten, ein sehr erfreuliches Er gebnis:. Nach kurzen Mittheilungen über die in Familien untergebrachten Kinder, die auch erfreulich lauteten, und über die Colportage, welche sich vorigen Winter über den ganzen Bezirk erstreckte, erzählte Herr Pastor Seidel noch 3 Geschichten, eine von den schönsten Händen, das sind die, welche den Arinen am besten zu geben ver stehen, die andere aus der Zeit der Revolution in Leipzig, als eine Schaar auf die Wohnung des da maligen Professors Harleß erstürmen wollte, aber von einein Arbeiter abgehalten wurde, weil die Frau des Professors seine Frau und ihr Kind wochenlang in den Wochen treu gepflegt habe — endlich von einem Brande in einer Stadt Amerikas, wo ein Mann der Feuerwehr durch das Hnrrah seiner Genossen ermuntert wurde, in ein brennendes Zimmer einzudringen und ein Kind zu retten. -So sollten wir uns auch unter einander ermuntern. Zum Schluffe wurde gesungen: „Laß mich dein sein und bleiben". Eine Sammlung für den Landes verein f. i. M. ergab noch über 12 Mark. Oeffentliche Schöffeugerichtssitzring zn Riesa, am 16. August 1882. Schöffen: Herr Joh. Friedr. Wilh. Hammitzsch in Riesa und Herr August Bennewitz in Glaubitz. 1. Der Fleischermeister Clemens Krause in Riesa empfing den am 4. Februar d. I. in berufsmäßiger Revision sich befindlichen Obersteueraufseher von Semenöw, weil derselbe, ohne sich im Geschäftslocal anzumelden, im Hofraume erschienen war, in einer Weise, daß der selbe sich beleidigt fühlte und die vorgesetzte Behörde SemenowS Strafantrag stellte, in Folge dessen pp. Krause auf Grund W 185, 196 des Reichsstrafgesctzbuchs mit fünfzehn Mark Geldstrafe, eventuell 2 Tage Asst be straft und zu Tragung der Kosten verurtheilt wurde. 2. Wilhelmine verehcl. Sucher geb. Doctor in Langenberg sichelte in der Mittagszeit des 4. Juli d. I. vom Grödeler Rittergutsfelde sich eine Schürze voll Klee ab, wofür sie, unter Berücksichtigung der Gering fügigkeit des Entwendeten und ihrer bisherigen Unbe scholten auf Grund tz 242 des R.-Str.-Ges.-Buchs mit einem Tag Gefängniß bestraft und zur Zahlung der Kosten verurtheilt wurde.