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verbundene Seuchenvcrschleppungsgefahr in letzter Stunde bestimmen lassen, die Manöver abzusagen. In Hamburg sanden am Freitag 9 sozialdemokratische Versammlungen statt, von 30000 Personen besucht. Es wurde übereinstimmend eine Entschließung gefaßt, in welcher auf Grund des Umstandes, daß die bisherige Gestaltung des Hamburger Staatswesens sich als den Interessen der Ge- sammtbevölkerung durchaus schädlich erwiesen, weil die in Gesetzgebung und Verwaltung allein maßgebende Minder heit weder Willen noch Fähigkeit hatte, auch nur den schlimm ste», das Volk bedrückenden Mißständen, wie der Cholera, zu steuern, und des ferneren Umstandes, daß die politische Rechtlosigkeit der großen Masse allen berechtigten Rechts anschauungen widerspricht und daß ferner eben diese große Masse einer schädlichen Bevormundung der Minderheit unterstellt ist, vor Allem die demokratische Neugestaltung des ganzen Staatswesens auf Grund des allgemeinen gleichen direkten und geheimen Wahlrechts für alle mindestens 20 Jahre alten Staatsangehörigen gefordert wird. Außerdem wurden noch 7 fernere auf die Gestaltung der Negierungs form und 11 auf die Verhütung des Umsichgreifens der Noth und des Wohnungselends bezügliche Forderungen gestellt. Oesterreich-Ungarn. Die Crisis im ungarischen Ministerium hervorgerufen durch Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung der kirchenpolitischen Fragen, droht sich zu verschärfen, da ein Theil der liberalen Partei entschlossen zu sein scheint, dem Ministerium die Gefolgschaft zu kündigen. Bor der am Mittwoch abgehaltenen Clubsitzung der Liberalen erklärten hervorragende Parteimitglieder dem Ministerpräsi denten categorisch, daß ein großer Theil der Partei der Re gierung die Unterstützung entziehen werde, wenn das Cabinet von dem Könige nicht größere Zugeständnisse in der Kirchen frage erlange. Darauf bat Szapary in der Sitzung, die Verhandlung der Angelegenheit auf einige Tage zu verschieben, L wahrscheinlich um den König zu „informiren". Wie Paul Göhre, der junge Theologe, drei Monate als Fabrikarbeiter lebte und arbeitete, um aus eigener Erfahrung das Dasein, die Leiden und Freuden unserer deutschen Ar beiterschaft kennen zu lernen, so hat es jüngst Pastor Wange mann von Bielefeld unternommen, als reisender Handwerks bursche das Rheinland, Westfalen und Hannover zu durchstreifen in der Absicht, die Lage der „armen Reisenden", die Einrichtung und Wirksamkeit der Verpflegungsstationen, die Thätigkeit der Aufsichtsbehörden gründlich zu erforschen. In dem hannöverschen Städtchen Stolzenau an der Weser ist dem Pastor ein Abenteuer zugestoßen, das nach Lage der Dinge gar nicht ausbleiben konnte. Nachdem er seine Verpflegungs marke für die Herberge durch Holzspalten, Straßenfegen u. s. w. gründlich abverdient, saß er Abends in der Herberge mit einem „echten" armen Reisenden beim Würfelspiel, als plötzlich ein Gendarm eintrat und die Anwesenden aufforderte, ihre Militärpapiere ungesäumt vorzulegen. Der Herr Pastor, der wohl im Besitze eines falschen Wanderbuches und einer echten Legitimation war, ein Militärpapier aber nicht sein Eigen nannte, wurde als unsicherer Heerespflichtiger ins Gefängniß abgeführt und hier blieb ihm nichts weiter übrig, als sich in seiner Eigenschaft als „Geistlicher" auf der Studien reise zu erkennen zu geben. Daß das Erstaunen der Beamten nicht gering war und daß man Herrn Wangemann alsbald der goldenen Freiheit zurückgab, braucht nicht weiter versichert zu werden. Herr Wangemann ist ein Sohn des früheren Misfionsdirectors gleichen Namens. Rußland. Die „Nowoje Wremja" erklärt in einem anscheinend halbamtlichen Artikel, die deutsche Militärvorlage ivcrde Rußland und Frankreich zu einer abermaligen Ver mehrung ihrer Heere zwingen; Deutschland werde für die neue finanzielle Belastung der europäischen Großmächte die Verantwortung tragen. SpMlieu. Der Aufruhr in Granada ist viel bedenk, licher, als die ersten Drahtberichte zugaben. Er trägt repu blikanischen Anstrich. Die Volksmenge stürmte das Rathhaus, warf die daselbst aufgestellte Büste des Königs um und rief: „Hoch die Republik! Nieder die Clericalen!" Die Zollhäuser wurden erstürmt und zum Theil niedergebrannt. Polizei und Gendarmerie wurden zurückgeworfen, der Gouverneur wurde bedroht, das Stadthaus und der Regicrungspalast umzingelt. Die Menge fordert Herabsetzung des Brodpreises und Arbeit. Berittene Gendarmerie und zwei Cavallerie- Regimenter, welche telegraphisch von Sevilla und Malaga berufen wurden, zerstreute spät Abends die Volksmenge und besetzten mit der Infanterie und Artillerie die Hauptplätze, Straßen und öffentlichen Gebäude. Fortgesetzt finden blutige Zusammenstöße statt. Cavallcrie-Patrouillen durchziehen die Stadt, die Kaufläden sind geschlossen. Weitere Truppcnvcr- stärkungen sind unterwegs. Amerika. Am nächsten Dienstag wird es sich ent scheiden, wer am 4. März 1893 als Präsident der Ver einigten Staaten in das Weise Haus eingeht: ob der Re publikaner Harrison oder der Demokrat Cleveland. Fieberhaft arbeiten beide Parteien, um ihre Wahlaussichtcn zu ver bessern. Ueberall werden Versammlungen abgehaltcn und die Anzahl der für Wahlzwecke erfundenen Geschichten nimmt stark zu. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 7. November 1892. — In der Stadt circulirt das Gerücht, das; die Rcichs- Militär-Verwaltimg beabsichtige, in Riesa wiederum größere militärische Bauten aufznführcn. Hoffentlich bewahrheitet sich das. Der Reichs-Militär-Fiskus wird als weiterer Grundbe sitzer in Riesa der Stadt und Bürgerschaft nur willkommen sein. — Gestern weilte Herr Lieutenant Langhcld, einer der Begleiter Emin Pascha's, hier und pflegte kameradschaft lichen Verkehr mit den Offizieren hiesiger Garnison. Herr Lieutenant Langhekd, der früher auch in nuferer Stadt garnisonirt hat, hat sich nach Chemnitz zn feinen dortigen Verwandten begeben. - Wie wir vernehmen, hat Herr Bürgermeister Klötzer seine Absicht, seine hiesige Stellung auszngebe» nnd sich nm die in Dresden vacnnt gewordene Stelle eines besoldeten Stadtraches daselbst zu bewerben, aufgcgebe». — Morgen findet die Schlnßabnahme des ersten hiesigen neuen Militäreasernements lMannschastsgebände nnd sämmt- liche Nebengebäudes seitens des gesummten städtischen Banans- schnsses in Gegenwart des Herrn Bürgermeister Klötzer nnter Hinznziehnng eines unparteiischen Sachverständigen, des Herr» Baumeister Mirns in Dresden, im Beisein sämmtlicher betr. Gewerksmeister statt. Infolge der sonnig-klaren Witterung, welche am gestrigen Sonntag wiederum herrschte, zogen die Städter in Hellen Schaaren hinaus ins Freie nnd bevölkerten die Ort schaften der Umgegend und nicht zuletzt diejenigen, wo Kirch weih gefeiert ward. Es Ivar aus Anlaß dessen insbesondere in dem benachbarten Mcrgendorf nnd Poppitz, sowie in Hehda reges Leben und die dasigen Gasthöfe nnd Restaurationen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Daß dabei unter den Kuchenvorräthcn derb aufgeräumt wurde, bedarf nicht erst der Versicherung, ebenso wie zweifelsohne ferner auch zahlreiche Hasen und Gänse „nebst verschiedenem anderen Gethicr", das zur Befriedigung des stets in besonderer Stärke anftretenden Kirmes-Appetits wohl oder übel das Leben haben lassen müssen. — Am vorigen Sonnabend trafen auch hier eine größere Anzahl Rekruten, bepackt mit Kisten und Koffern, ein und wurden den hier garnisonirenden Regimentsabtheilungen zu geführt. Gar manchem der jungen Leute wird der gestrige erste Sonntag vielleicht etwas „spanisch" Vvrgekommen sein nnd er hat an demselben jedenfalls noch wenig von den Freuden des Soldatenlebens gekostet — ja, gar Mancher hat ohne Zweifel still resignirt an die heimischen „Fleischtöpfe" und an den „Wechsel der Zeiten" gedacht. Doch nur ge- nnith, sind erst die ersten schweren, arbeits- und übungsreichen Wochen vorbei, so macht sich Zuversicht, echter Soldaten- muth geltend und giebts dann zn Weihnachten Urlaub nnd eilt der junge Krieger der Heimath zu, so hat der Dichter Recht: „Es kann nichts schönres geben, als das Soldatenleben." —* Die diesjährige Hauptkonferenz der Lehrer des Schulinfpectionsbezirks Großenhain wurde am 4. No vember im „Hotel de Saxe" in Großenhain unter dem Vorsitz des kvnigl. Bezirsschulinspectors Herrn Dr. Gelbe ab gehalten. Nach einleitendem Gesang und Gebet begrüßte der Herr Vor sitzende zunächst die erschienen Gäste, Herrn Geheimen Schulrath Kostet in Dresden, Herrn BezirkSschulinspector Eger in Oschatz, Herrn Superintendent Dr. Harig in Großenhain re. In seiner An sprache an die Versammlung gedachte der Herr Vorsitzende des am 23. Dezember v. I. erfolgten Ablebens Sr. Exellenz des Herrn Kultusministers Dr. v. Gerber und rühmte die hohen Verdienste, die sich der verewigte Minister in seiner langjährigen segensreichen Wirksamkeit um das vaterländische Schulwesen erworben. Die Ver sammlung ehrte das Andenken Sr. Excellenz durch Erheben von den Sitzen. Nachdem der Herr Vorsitzende darauf den» Wunsche Aus druck gegeben, daß auch der neue Kultusminister zum Heil und Segen der Schule wirken möge, sprach derselbe in eingehender und überzeugender Weise darüber, daß in unserer Zeit, in der der Materialismus und der Atheismus nicht nur ganze Schichten der städtischen Bevölkerung ergriffen habe, sondern auch der Landbe völkerung sich zu bemächtigen und die Kinderwelt anzustesten drohe, cs vor Allem noth thitt, daß die Schule mit allen Kräften bestrebt sei, den Willen der Kinder zu bilden, zu stärken und zu kräftigen. Dies werde erreicht durch eine heilsame Zucht, die zwar in erster Linie Hauptaufgabe des Elternhauses sei, von demselben aber jetzt vielfach vernachlässigt werde, durch Weckung und Ver mittelung der rechten Bekenntniß des Guten, wozu namentlich der Katechismusuntcrricht, der Unterricht in biblischer Geschichte und der Geschichtsunterricht Gelegenheit bietet. Die biblischen Charakter bilder sollen den Kindern so anschaulich, so wahr und so fest hinge- stellt werden, daß sic volle und innige Theilnahme für die biblischen Gestalten bezeigen und in gleicher Weise denken, fühlen und wollen wie diese. Der Religionsunterricht soll nicht bloß den Verstand bilden, sondern auch das Herz erfassen. Darum soll er immer ven der biblischen Geschichte als der besten Dcductionsquelle für jeden Katechismlisstoff ausgeheu und in einen, Spruche, einem Liederversc und dem bezüglichen Katechismussatze gipfeln. Vor Allem ist in jeder Religionsstunde den Kindern Christus selbst als hehres Vor bild hinzustellen. Der Geschichtsunterricht soll den Kindern lebens volle Charaktere Vorführer,, an denen sic Liebe zu Gott und den, Vaterlande und Lust und Gefallen an der Arbeit und Frömmigkeit lernen sollen, damit ihr Wahr- und Wahlsprnch werde: „Bete und arbeite!" Im Nebrigen sollen alle Unterrichtsfächer erziehlich wirken. So kräftig aber auch die rechte Zucht auf den Willen deS Kindes von außen einzuwirkcn und ein erziehlicher Unterricht denselben von innen zu beeinflussen vermöge, so wird doch die eigene Persönlichkeit deS Lehrers aus die Willensbildung und die Willensrichtung des Kindes nm nachdrücklichsten wirken, denn in den, guten Beispiele des Lehrers liegt eine unbezwingliche Macht, die den im Kinde vor handenen Nachahmungstrieb am wirksamsten beeinflußt. Hieran schloß sich der Vortrag des Herrn Kantor Hennig in Schönfeld über den Schreibnnterricht in der Volksschule, der sehr ausführlich und instruetiv gehalten war nnd daher mit großem Beifall ausgenommen wurde. Die von dem Referenten dem Vortrage zn Grunde gelegten 12 Leitsätze wurden in der Debatte fast ohne Ausnahme gebilligt. Zu These 3, „daß die Einführung eines einheitlichen Duktus nicht nur für alle Schulen des Bezirkes, sondern auch für alle Schulen des Landes erwünscht sei," und zu These 11, „am Schluffe jedes Schuljahres ist von jedem Kinde eine Probeschrist zu liefern und von der Schule aufzubcwahrcn", nahm Herr Gcheimrath Koste! das Wort. Zur crsteicu bemerkte derselbe, daß nach dieser Richtung hin schon Wünsche an das Ministerium herangetreten sind, cs aber sehr schwer sei, hier die rechte Norm zu finden und eine allen zusagende Auswahl unter den verschiedenen Schreibweisen der deutschen Kurrentschrift zu treffen; übrigens sei cs nicht erwünscht, daß dem Lehrer alle und jede Freiheit genommen werde. Zur letzteren bemerkte der Herr Geheimrath, daß cs sich nur empfehle beim Austritt aus der Volks- und der Fortbildungsschule jeden Schüler eine Probeschrift anfcrtigcn zu lassen und dieselbe längere Zeit aufzubcwahrcn, damit das Ministerium bei mangelhaften Leistungen der Rekruten in, Schreiben, dem Kriegsministerium gegen über durch Vorlegung jener Probeschrift den Beweis der erlangten Schreibfertigkeit in der Schule führen zu können. In seinen Mitthcilungen wies der Herr Vorsitzende auf verschiedene für Schul- und Bolksbibliothekcn geeignete Schriften, sowie aus eine Verordnung des königl. Ministeriums über Zulassung des I ' Religionsunterrichts in der Fortbildungsschule bin. Weiter machte I derselbe Miithcilung Uber den im letzten Jahre in den, Schulde,;v.ke I ANg vorgekommencn Lehrerwechsel und widmete den 3 in den Ruhestand I ohM getretenen und den 2 verstorbenen Mitgliedern der Konferenz einen I Pack ehrenden Nachens. An Auszeichnungen ist Herrn Kantor Mülle, i„ I Riesa und Herrn Gabriel daselbst der Titel „Oberlebrer" nnd H rrn I Kantor Müller in Skäßchen das Verdienst!' euz znm Albreäusorden ver- I u liehen worden. Die Zahl der Schüler in den einfachen, iniltlerei, I und höheren Schulen des Bezirk« beträgt >3000, die der Fort- I bildungsschuleu 1663. Der Handarbeitsunterricht ist erfreulicher Weise I Ve' in mehreren Schulen neueingesührl worden. I vat Der Konvent der Begräbuißkajse beschloß einßimmig zu I -A 8 2 der Statuten, die Aussteuer von l2<> aus 180 Marl zu enwhen I 7,,, und hierzu die ministerielle Genehmigung nachzusuchen. Die von I dem Herrn Vvrsitzendeu vorgelrageue Jahresrechnung auf I>!9l, I U»l welche einen K'assenbesland von 4050 Mark 09 Psg. aniweist, wurde I Elt einstimmig für richtig gesprochen. I hgi In einem Nebenzimmer deS Sitzungssaales hatte Herr Zeichen- I j^i lehrer Zobler in Großenhain seinen Lehrgang in, Zeichnen ausgestellt, I An die Versammlung, die mit Gesang geschlossen wurde, schloß I sich ein gemeinschaftliches Mittagsmahl nnd an dieses musikalische I bei Unterhaltung. I W Dein „Reichsanzciger" zufolge sind die in Auers« I ge: walde im Amtsgerichtsbezirk Frankenberg vorgckommenen I un 5 Erkrankungen nnd 3 Todesfälle dem Reichsgcsnndheitsamt I trc unter'm 3. und 4. November als Cholerafäl le gemeldet I ge! worden. — Herr Prof. Dr. Neelsen in Dresden, welchem I E Leichenthcile der 54 Jahre alten Mutter und der 8 Jahre I st« alten Tochter des zuerst erkrankten und verstorbenen Ar« I beiters Klemens Köhler in Auerswalde zur bacteriologischen I L Untersuchung übersendet worden waren, theilt dem „CH. Tb." I N auf erfolgte Anfrage mit, daß der bacteriologischc Befund I ni in den Fällen von Auerswalde für Cholera spreche. Die I E angestellten Recherchen haben aber nichts ergeben, was zur I Aufklärung über den Ursprung und die Art und Weise einer I h< Insertion mit Cholera zu führen geeignet wäre. Nach einem I d< im Ministerium des Innern erstatteten Berichte des Be- I s< zirksarztes Medizinalrathes Dr. Flinzer aus Chemnitz ist I d zwar in der Färberei von Wünschmann ein Ballen Baum- I g wolle, welcher Anfang September von Manchester aus über I Hamburg daselbst eingetroffen war, zur Verarbeitung ge- I u langt, allein gerade der erkrankte Köhler ist, weil nicht in I h der Well-, sodern in der Seidenfärberei beschäftigt, hiermit I n nicht in Berührung gekommen, während alle anderen Arbeiter, I si welche mit jener Baumwolle zu schaffen hatten, gesund ge- I § blieben sind, wie denn überhaupt in ganz Chemnitz cbolera- I a verdächtige Erkrankungen bisher nicht zur Beobachtung ge- I l kommen sind. Uebrigens soll nach den Mittheilungcn von I e Dr. Flinzer der verstorbene Köhler bereits feit Anfang I ? October an leichter Diarrhoe gelitten haben nnd nur plötz- I lich nach dem Genüsse von einer größeren Quantität kalter, I älterer Wurstbrühe am 23. Oktober tödtlicb erkrankt sein. I l Dem ist nur noch hinzuzufügen, daß auch in Auerswalde bis- I i her, d. i. seit 30. October, weitere verdächtige Erkrankungsfälle I > nicht vorgekommen und daß alle Vorsichtsmaßregeln gegen I : Weiterverbreitung der Krankheit getroffen worden sind. I — Erwähnt sei auch noch, daß sowohl in Chemnitz als auch I < in Frankenberg rin Cholerafall nicht vorgekommen ist. — Ziemlich angenehmes Herbstwetter hat uns die ver- I stoffene Woche gebracht. Die ersten Tage waren bei trockener I südöstlicher Luftströmung meistens sonnig und wärmer, als der Jahreszeit nach erwartet werden durfte. Am Dienstag I betrug das Tagesmittel der Wärme 11,37 Grad Celsius, es lcig daher um beinahe 5 Grad zu hoch; am Mittwoch ging das Thermometer in den Nachmittagsstunden bis zu 16 Grad Celsius hinauf, also bis zu einer Höhe, die im November nur ausnahmsweise erreicht wird. Am Donners tag und Freitag erniedrigte sich die Temperatur nur lang sam, das Wetter war dabei, da sich westliche Winde einge stellt hatten, vorherrschend trübe, auch ist in den Nächten Regen gefallen, doch leider nur in ganz geringer Menge. I Ein merklicher Wärmerückgang ist dann in der Nacht zum Sonnabend bei wenig bewölktem Himmel eingetreten. Ohne auffällig ungünstige Vorkommnisse, wie sie von den Anhängern der Lehre R. Falbs erwartet wurden, ist also die Woche verlaufen. Gerade die „kritischen Tage", die Heuer ain meisten gefürchtet wurden, sind recht harmlos »orübergegangen, I wie der 28. Februar, der 28. März, der 26. April, der 6. October und nun auch der 4. 'November. Vollmond,' I Mondfinsterniß und Erdnähe des Mondes in ihrem Zu sammenwirken sollten diesmal bedeutende Depressionen er zeugen, die von schweren Ereignissen begleitet sein würden. Wir haben aber vom Mittwoch an bis zum Sonnabend früh beständiges Steigen des Barometers und schließlich recht hohen Luftdruck mit andauernd ruhigem Wetter erlebt. Die Erdnähe des Mondes war am Freitag sogar die größte in diesem Jahre, denn bis auf rund 353000 Km. war uns der Mond nahe gekommen; bei seiner Nähe am 2. Dccem- bcr wird der Abstand 358000 Km., bei der am 31. Decem- I ber 362000 Km. betragen. — Mit den ersten Kalendern für 1893 sind auch di Falb'schen Prophezeiungen erschienen. Nach Falb sind im Jahre 1893 die kritischen Tage sehr zahlreich. Erster Ordnung giebt es nicht weniger als acht; der kritischste unter den kritischen ist der 16. April, dann kommen, nach der abnehmen den Gefährlichkeit geordnet, der 18. Marz, der 25. Septem- V ber, der 25. Oktober, der 15. Mai, der 23. November, der 16. Februar und der 10. September. Zweiter Ordnung giebt cs gar zehn kritische Tage und dritter Ordnung nur sechs kritische Tage. — Jetzt, da soeben die Rekruten eingezogen sind, kommen I viele Eltern und sonstige Angehörige in die Lage, zum ersten Male Briefe und Packete an das Militär zu senden; es erscheint daher angebracht, an die Portovcrgünstigungen zu erinnern, die unser Militär genießt, und diese sind folgende: Ein Brief an einen Soldaten bis zum Feldwebel beziehungs weise Wachtmeister aufwärts ist bis zu einem Gewicht bis zu 60 Gramm portofrei, wenn man denselben mit der Be zeichnung „Soldatenbries". Eigene Angelegenheit des „Em pfängers", versieht. Das Gewicht eines Packets kann bis