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4S. Jahr, Dienstag, den 28. October 1890. O. Oß für das „Elbeblatt und Anzeiger" erbittet H » E» uns spätestens bis Vormittags v Uhr des je. weiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Tn. Kinder bekommen ja ganz seltsame Lesestoffe in die Hand. Da sind Weltschmerz, Selbstmord in den schönsten Farben gemalt, sie werden als etwas Verdienstliches hingcstellt. Man kann sich kaum «andern, wenn die jungen Leser und Leserinnen auch sich den Ruhm ihrer Romanhelden sichern «ollen. Es ist immer eine be denkliche Sache, wenn Kinder L-sewuth an den Tag legen, und die Eltern sollten ja recht achtsam sein. Wrll das Kind eine Tollkirsche in den Mund stecken, jede Mutter würde sie ihm aus der Hand reißen. Aber die noch gefährlicheren Tollkirschen, die seelenver derblichen Romane und dergleichen, die werden in Menge verzehrt; die Eltern nehmen sie ihnen nicht aus der Hand, und die Folge ist die seelische und geistige Vergiftung, und das Ende ist möglichenfalls der schreckliche Selbstmord. — Im Bereiche des Deutschen Eisenbahn-Vcrkehrs- Verbandcs gelten, soweit nicht anderes ausdrücklich vereinbart oeer festgesetzt worden ist, für die zu ge währenden Velörderungsverkündizungen für Ausstellungs gegenstände folgende Bestimmungen und Voraussetzungen, die in industriellen Kreisen vielfach roch nicht bekannt und deshalb von Interesse sein dürften. 1. Für die Hinbeförderung zum Ausstellungsorte wird stets die volle Fracht berechnet. 2. Die Rückbeförderung an den Aussteller des ersten Originalsrachtbrieses erfolgt frachtfrei, wenn die Bestimmungen unter 3, « und 6 erfüllt werden. 3. Lei Aufgabe des Gutes zur Hinbeförderung hat der Versender in dem Frachtbriefe die Sendung ausdrücklich als Ausstellungsgut zu bezeichnen Bei der Vereinigung von Ausstellungsgut nut Nichtausstellungsgut zu einer Frachtbrief sendung ist die frachtfreie Rückbeförderung für eine Theilsendung auSgeschlcssen. s. Die Ausgabe zur Rückbeförderung hat innerhalb vier Woche» nach Schluß der Ausstellung und stets auf der näm lichen § talicn zu erfolgen, wo das Gut in Empfang genommen wurde. Dabei hat der Versender den Originalsrachtbrief für den Hinweg, beziehungsweise bei Thiersendungen, welche nichr aus Frachtbrief abgeferligt werden, den von der Versandtftation und bei gebrochener Abfertigung auch die unterwegs ausge- fertigkcn und dem Begleiter auSgebändigten Duplicat-LranS- xortschcmc, vorzulegcn, sowie eine Bescheinigung des AuS- slkllungS - Comitees darüber beizubringen daß die zurückzubc- fördcrnden AuSstellungcgenstände cuSgestellt gewesen und un verkauft bezw. unverloost geblieben sind. ,->. Bleibt von einer Sendung Ausstellungsgut nur ein Thcil unverkauft bezw. unverloost, so wob d e frachtfreie Rück beförderung gegen Vorlage des Originalfrachtbrie.es der ganzen Sendung und der vorgeschriebcnen Bescheinigung des AuS- stellungS-Eomitees ebenfalls gewährt. 6. Die Rückbeförderung dars nur in einer Sendung fracht frei an den Aussteller des Originalsrachtbrieses für die Hinbe förderung erfolgen. Die frachtfreie Ruckicndung in mehreren Theilscndungen unter wiederholicr Vorlage des Originalsracht- : biiefes ist n cht statthast. Der letztere ist deshalb von der Ver- f sandistation bei Ausgabe des Gutes zur Rückbeförderung abzu- j stempeln oder mit crtfp'.echendem Vermerk zu versehen. 7. Für die als Gepäck zur Aufgabe kommenden Gegeu- f stände ist frachtfreie Rückbeiördccung ausgeschlossen 8. Das auf dem Hinwege cilgutmäßig beorderte Gut i wird aui dem Rückwege nur auf besonderes dcSfaltigcs Vcr- Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II tz 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetz-Blatt Seite 245 slg. — nach dem Durch- schnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktorles Großenhain im Monat September dss. Jhs. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quarnerwirthen innerhalb der Amtshäuptmann-- schäft im Monat Octobcr dieses Jahres an Mililärpferde zur Verabreichung ge langende Marschfourage beträgt: 6 M. 90,, Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 - 22,8 - - 50 - Heu, 2 - 25,7 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain, am 24. October 1890. D. 1480. i. V.: von Gruben, Bez.-Ass. sonst aber als Frachtgut befördert. Wird auf dem Rückweg die Beförderung von Thieren mit einem Zuge verlangt und ausnahmsweise gestattet, der für die Nichtbeförderung nicht bestimmt ist, so kommt der für etwaige ausnahmsweise Benutzung gewisser Züge in den Tarife» jeweilig vorgesehene Arachtzu- schlag zur Erhebung. ». Bei der Rückbeförderung ist Werth-Declaration zulässig sofern nickt rcclamentarischc Bestimmungen cntgegenstehen, Jnteresse-Declaralion dagegen ausgeschlossen. 1v. Etwaige Begleiter genießen keine Vergünstigung. l l. Für alle bei der frachtfreien Rückbeförderung ei» tretenden besonderen Leistungen (Verwiegen, Verladen, Ver sicherungen u. s. w ) werden, soweit hierfür tarifmäßige Gebühren zu entrichten sind, dw in den Tarifen vorgesehene oder durch besondere Bestimmungen festgesetzten Nebengebühren berechnet. * Zeithain. Gestern hielt der Verein „Sächsische Fechtschule, Verband Zeithain" einen Familienabend, bestehend auS Theater und Ball, ab. Mit einem dreifachen Hoch auf Graf Moltke endend, begrüßte der Bo,stand, Herr Oberfechtmeister Schumann, die Anwesenden, worauf ein Prolog vorgelesen wurde. Sodann folgte ein lebendes Bild: „Im Dienste der Wohlthätigkeit", welches Jedermann den Zweck des Vereins deutlich vor Augen führte; hier sah man in einem Bett einen Schwerkranken liege», umringt von weinenden Geschwistern, dem Arzt u. s. w., dort Frauen, die an arme Kinder Gaben vertheilten, dann wieder eine Mutter, wie sie emsig für die Armen arbeitete. Hierauf gelangte „Das liederliche Kleeblatt" zur Aufführung, was ebenfalls als sehr gut gelungen zu bezeichnen war. Nachdem noch ein lebendes Bild (Um Nichts, ein Duell) aufgefühit worden war) spielte die Musik, welche übrigens auch ihr Bestmögliches that, zum Tanz auf, während die Pausen mit Gesang und einer Verloosung von Gegenständen ausgefüllt wurden. Schon graute der Tag, als man sich auf den Nach hauseweg machte; trotz ollem später eingetretenen Regenwetter konnten aber doch Alle sagen: „Es »ar ein sehr vergnügter Abend!" — Wir wünschen, daß der Verein „Sächsische Fechtschule" für di: Bemühungen und Aufopferungen, welche er zu Tage legt, immer recht gute Eifolge erzielen möge, damit die Armen und Bedürftigen mit reichlichen Gaben unterstützt werden können. Großenhain, 26. Oktober. Gestern wurden r» hiesigen Stadtparke, der eine Luther-Eiche, eine Luther-- Liude, eine BiSmarck-Eiche, eine Kaiser Wihelm I.-Eiche und eine Wettin-Jubiläums-Eiche aufzuweisen hat, 90 Eichen, die den Moltke-Hain bilden sollen, gepflanzt. Mügeln bei Oschatz, 24. October. Für Die jenigen, welche die Bahnstrecke Döbeln-Mügeln benutzen, bietet sich durch die in jetziger Zeit auf dieser Strecke regelmäßig verehrenden Rübenzüge sehr günstige Ge legenheit, ihren Aufenthalt in betreffenden Orten oder an den Zwischenstationen je nach Bedarf zu derlängem oder abzukürzen, indem diese Züge in beschränktem Maße auch dem Personenverkehr geöffnet sind Die e--- Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 27. Oktober 1890. — Unsere Nachbarstadt Str ehla ist von de: tzweralversammlung deS Sängerbundes des Meißener Landes, welche am 26. Oktober in Lubenwerda getagt hat, zum Vorort des geaaunl.u Bundes gewählt »orden. Mlt der Uebernahme ver ÄeschästsleUuug dieses Bundes übernimmt zugleich Strehla die Auf gabe, das nächste Gausänge,fest defslben auszuführcn. Dieses Fest dürfte im Jahre 18-2 m Aussicht stehen. — Im Monat August 1890 beförderten die kgl. M Staats-Eisenbahnen 3,»23,626 Personen und 1,320,143.690 Kg. Güter. Aus ersteren wurden t,728,657 Mk. 26 Pf., auS letzteren 4,547,610 Mk. vneinnahmt. Gesammtläage der Bahnlinien 2 525 Km. Jm>zl<ichen Monat des Vorjahres wurden 26,600 Mk. «eiliger vereinnahmt. — Geflüzel-AuLstellungen finden am 29. NovrMber biS 1. Dezember d. I. in Oberneukirch, oom 6.-8. Dezember d. I. in Bischofswerda statt. Für öiejenigeu Gegenstände, welche auf denselben ausgestrllt werben und unverkauft oder unverloost bleiben, gewähren die kch sächs. StaatS-Ersenbahnen unter den rm deutschen iiisenbaha-Berkehrs-Vcrbande vereinbarten Bedingungen frachtfreien Rücktransport iuuertzalb 8 Tagen nach Schluß der Ausstellungen. — Die Selbstmord-, so schreibt die „Soc.-Corr." Hausen sich in unserer Zeit i» ganz erschreckender Weise- Ja, sogar Schüler und Schülerinnen werfen ihr Leben fort und diese Erscheinung sollte Eltern und Erziehern zu denken geben. Haben doch in Preußen von 1883 bis 1888: 289 Schüler u»d Schüleunen Hand an sich gelegt. In dieser Statistik sind auf Anregung des Lultrrsmiuisters auch die Ursachen angegeben. Ein bedeutender Theil der Selbstmorde ist auf Ursachen zmückzusühreo, di« mit der Schule zusammenhängen; es sind: Furcht vor dem Examen, nicht bestandenes Examen und Nichtversetzung, Zerwürfnisse mit Eltern und Lehrern. Und zwar kommen hier ui erster Linie die höhnen Schulen in Betracht. Daraus mögen die Eltern die ernste Warnung entnehmen: Zwingt die Kinder »icht mit aller Gewalt, einen „höhnen" Beruf zu ergreifen, wenn die geistige Kraft nicht dazu aus reicht. Den Stein, den man nicht heben kann, läßt man liegen, und wen» das Kind nicht fähig ist, em Gelehrter zu werden, nun, dann lasse man es in Gottes Namen etwas anderes erlernen. ES wird sich dabei beste, beiden, als wenn ihm durch daS Lerr-.ru, das ihm doch so ungeheuer schwer fällt, die Last zum Lebe», Gesundheit, rechte Jugend genommen wi.d, wenn es in den Tod getrieben wird. Unter »eiteren Ursachen ist auch Lebensüberdruß angegeben. Wodu.ch ist dieser wohl zu erklären? Ich wäre geneigt, den (WMall und Anzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. »67 Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — Abonnementspreis vieneljährlich 1 Mark 2b Psg — Bestellungen nehmen alle «atserl. Postanftattcn. Postboten, die Expekitioncn in Aiesa unö Strehla (E. Schön), sowie alle Bolen entgegen. — Jnieratr, welche bei dem auSgebrettcten Leserkreise eine wirksameVeröftent- lichung finden, erbitten wir uns Vs Montag, resv. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags 9 Uhr. — JnsertionSpreis die dreigespaltene Corpuszcile oder deren Raum 10 Psg. Telegramm-Adresse: „Elbeblatt", Aiesa Geschäftsstelle: Kastanienftraße 59. Bekanntmachung. Am 22. dieses Monats ist Herr Rittergutsinspector Georg Emil Flösse! zu Promnitz als stellvertretender Gutsvorsteher für den selbstständigen Bezirk des Ritter guts Promnitz an Stelle des von dort verzogenen früheren Rittergutsinspector- Herrn Lange in Pflicht genommen worden. Großenhain, am 24. Oktober 1890. Die Königliche 'Amtshauptmannschaft. »70.L v : von Gruben. Bez-Ass.