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12 k>08 «symblau s. ». D«iqv. «uqh»»d-I. Mchtrmtlicher Teil. 251, 27. Oktober 1808. Einzelpersonen in und um Nürnberg mit Büchern bedacht. Am 9. bezw. am 14. Februar 1486 verkaufte Hartmann Schedel SS Bücher seines Detters Hermann für 51 Gulden 1 Schilling an die Stadt Nürnberg, von denen sich heute nur ein ganz geringer Teil in der städtischen Bibliothek in Nürnberg vorfindet. Hermann Schedels Bibliothek gehörte nach Inhalt und Umfang zu den bedeutendsten, die wir aus der Zeit des Frith-Humanismus in Deutschland kennen. Hartmann Schedel studierte 1456—61 in Leipzig, 1463—66 in Padua Medizin, wurde 1457 Baccalaureus, I486 Doktor und hielt sich 1466—70 in Nürnberg auf. Dann kam Hartmann Schedel als Arzt nach Nördlingen und verheiratete sich am 16. Januar 1475 mit Anna Heugel. August 1477 ging Hartmann nach Amberg und wurde am 21. Mai 1479 zum Rat und Diener des Pfalz grafen Philipp ernannt. Zu Anfang der achtziger Jahre treffen wir Hartmann als Arzt in Nürnberg, wo er als »Doctoc der Ertzeney- unter den »Ehrbaren« und bereits in einer Urkunde vom 1b. Mai 1488 als »Genannter des größeren Rates« erscheint und als angesehener, wohlhabender Bürger und Grundbesitzer bis zu seinem am 28. November 1514 erfolgten Tode lebte. Mit der Schaffung seiner Bibliothek beginnt Hartmann Schedel bereits als sechzehnjähriger Student. Am 20. Dezember 1458 hat er die »Lrovorbia« des Seneca und die »Oarabolss motriess« des Alanus ab Jnsulis abgeschrieben und fährt mit dem Kopieren von Handschriften mit unermüdlichem Eifer fort. In Padua beschäftigte sich Hartmann Schedel nicht nur mit der italienischen Sprache, sondern auch mit griechischen Studien unter dem berühmten Demetrius Chalkondylas, dem ersten Professor auf dem 1463 errichteten Lehrstuhl für Griechisch an der Paduanischen Universität. Hartmann hatte in seiner Bibliothek ein eigenes Fach für griechische Werke, wie er auch einige griechische Abschriften anfertigte. Mit Hebräisch hat sich Schedel ebenfalls befaßt. In Italien bot sich Hartmann auch Gelegenheit, seinen Sammelfleiß aus antiquarisch-historischem Gebiete zu betätigen, wie die Ge dichte und Inschriften der von ihm herrührenden Münchener lateinischen Handschrift 716 beweisen, sowie Sinn und Ver ständnis für italienische Kunst zu erlangen und seinen deutschen Landsleuten in der Heimat zu vermitteln. In Nürnberg schrieb Hartmann Schedel 1468 zum erstenmal astronomische und astrologische Traktate ab und trat mit verschiedenen bayerischen Klöstern in Verbindung, um Handschriften zu erwerben, einzulauschen oder ab zuschreiben. Diese klösterlichen Beziehungen trugen sowohl zur Bereicherung der Bibliothek Hartmanns, als auch zur Förderung seiner Geschichtskenntnisse und zur Ausbildung seiner historiographischen Tätigkeit bei. 1472 schrieb Hartmann die Kosmographie des Pomponius Mela ab, die erste geo graphische Niederschrift, die sich in seiner Bibliothek findet. Schedel hat auch die gedruckte Ausgabe von 1478 und 1512 besessen. Die Weltkarte in Schedels Chronik ist auf das Titelblatt der Ausgabe der Kosmographie von 1488 zurück zuführen. Das Studium der Geographie und Geschichte wurde von Hartmann seit dem Anfang der siebziger Jahre sehr aufmerksam gepflegt. Im Laufe der Zeit wußte sich Hartmann Schedel so ziemlich alle damals in Gebrauch be findlichen Werke darüber zu verschaffen. Von der Kosmogra phie des Ptolemäus besaß er sowohl die Bologneser Ausgabe mit der falschen Jahreszahl 1462, als auch die Ulmcr Ausgabe von 1482, welche letztere deswegen von Bedeutung ist, weil sie die ersten in Holz geschnittenen Karten enthält. An den Schluß eines geographischen Buches seiner Biblio thek: »Dionysius Oker, Oe situ Orbis babitebilis« in Über setzung von Antonius de Beccharia ^Venedig 1477), jetzt in München, hat Hartmann Schedel eine Abhandlung: »Os globo sxberieo tsrre« geschrieben, die sich mit der Anfertigung des bekannten Martin Behaimschen Globusses beschäftigt. In der Abhandlung spricht Schedel »von unserer Arbeit«, sagt: »wir haben uns bei der Anfertigung des Globusse? auf Autoritäten wie Strabo usw. gestützt», »wir haben, was wir für notwendig hielten, eingereiht«, woraus wohl zu folgern ist, daß Hartmann Schedel selbst einen wesentlichen Anteil an der Herstellung des Globusses genommen hat. Das Erscheinen der lateinischen Ausgabe von Hartmann Schedels Weltchronik am 12. Juli 1493 erregte allgemein großes Aufsehen. Die deutsche Übersetzung der Weltchronik, von dem Nürnberger Losungsschreiber Georg Alt besorgt, folgte bereits am 23. Dezember 1493. Beide Werke er schienen bei dem großen Nürnberger Verleger Anton Koberger »aus Anregen und Negern der ehrbar» und weyscn Sebaldi Schreyer und Sebastian Camermaister«. Der Vertrag über dieses Verlagswerk zwischen diesen Kapitalisten und Koberger hat sich nicht erhalten; doch ist der wesentliche Inhalt des Übereinkommens aus einem Dokument des Nürnberger Stadtarchivs vom 22. Juni 1509 ersichtlich lniitgeteilt u. a. von Kapp, Geschichte d. Buchhandels, S. 766 ff.). Am 29. Dezember 1491 vereinigten sich also (nach Kapp, a. a. O., S. 292) in Nürnberg die Künstler Michael Wohlgemut und Wilhelm Pleydenwurff einerseits, welche Zeichnung und Aus führung der Holzschnitte innerhalb zweier Jahre, vom Tage des Vertragsabschlusses ab gerechnet, Herstellen mußten, und die Geldgeber Sebald Schreyer und Sebastian Camermaister anderseits, die das Geld für sämtliche Herstellungskosten einzuschießen hatten, zur Herausgabe der Schedelschen Welt chronik in lateinischer und deutscher Sprache, mit gemalten und ungemalten Holzschnitten; Schedel lieferte den lateinischen Text, der Losungsschreiber Georg Alt aber übersetzte ihn gegen Honorar ins Deutsche, Koberger besorgte Druck und Vertrieb. Von Schedels und Kobergers Anteil am Gewinn wird in dem erwähnten Vertrage nichts gesagt. Dieser Punkt wird wohl in einem besonderen Abkommen bestimmt worden sein, da wahrscheinlich weder Schedel umsonst arbeitete, noch Koberger den buchhändlerischen Vertrieb umsonst besorgte. Die übrigen Parteien und deren Erben machten am 22. Juni 1509 die Schlußrechnung, in der ebenfalls von einer Abfindung Schedels und Kobergers nicht die Rede ist; sie waren also damals für ihre Mühewaltung schon be friedigt. Das rohe unkoloricrte Exemplar der Weltchronik kostete zwei Gulden. Aus der Abrechnung geht hervor, daß Buchhändler in Paris, Lyon, Straßburg, Mailand, Como, Florenz, Venedig, Augsburg, Leipzig, Prag, Graz, Ofen u. a. in. noch Geld für Exemplare der Weltchronik schuldeten. Bei der deutschen Ausgabe der Weltchronik passierte dem Über setzer das Mißgeschick, daß er die Worte »vesxillo« (Toten gräber, Leichenträger) und »vespsrtilio» (Fledermaus) mit einander verwechselte und den ermordete» Kaiser Domitian von Fledermäusen hinwegtragen ließ. Die betreffende Stelle lauter auf Blatt 109: »Aber zuletzt warbt er aus gütlicher verhengknus von den seinen in seiner schlafkammer erschlagen vnd sein leichnam durch die fledermewse vertragen vnd schentlich begraben«. Diese Fledermäuse finden sich auch in den späteren Ausgaben der Chronik von Schönsperger in Augsburg. Ja sogar Sebastian Franck von Wördh hat in seiner »Chronika oder Zeitbuch- durch allzu gewissenhafte Benutzung der Übersetzung der Schedelschen Chronik dieselben Tierchen wieder vorgesührt, die in der Straßburger Ausgabe von 1531 und in der ülmer von 1536 vergnügt herum flattern (H. Klemm, Kat. d. Bibliogr. Museums 1884, S. 345). Die Schedelsche Chronik ist das erste Werk eines Deutschen, das sich, zugleich von humanistischem Geiste getragen, die Darstellung der Weltgeschichte zur Aufgabe macht. Aber auch