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X- 129, 6. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Ttschn Buchhandel. keit lossagten, in verhältnismäßig kurzer Zeit gelöst worden. Mag hier und da auch heute noch das eine oder andere Buch solcher Art im Handel oder in den Büchereien auftauchen, an der Tatsache, daß im ganzen und wesentlichen das Reinigungswerk abgeschlossen ist, wird dadurch nichts geändert. Ein sprechender Beleg dafür ist die Aufhebung des Schmutz- und Schundgesetzes, das vor einigen Wochen durch eine Anordnung des Präsidenten der Reichsschrist- tumskammer abgelöst worden ist. Der neue Staat bedarf dieses Gesetzes nicht mehr, weil er mit dem Entschluß, Werke, die dieses Gesetz einer Ausnahmebehandlung unterwarf, in Zukunft über haupt nicht mehr zu dulden, Ernst gemacht hat. Wie tiefgreifend die im Zuge der Reinigungsaktion ergriffenen Maßnahmen das Feld der literarischen Produktion umgepflügt haben, beweist deutlicher vielleicht als alles andere die Tatsache, daß die Reichsschrifttumskammer, an die auf Grund jener neuen Verordnung Anträge zur Beseitigung einschlägiger Schriften zu richten sind, bis heute noch keinen derartigen Antrag erhalten hat, obwohl seit dem Tage des Erlasses jener Verordnung Wochen ver gangen sind. Die zweite Aufgabe hängt eng mit der ersten zusammen. In demselben Grade und Maße, in dem die Werke oder besser gesagt Machwerke liberalistischer und marxistischer Träger das Bewußt sein der literarischen Öffentlichkeit beherrscht hatten, mußte sich nach dem Verschwinden dieses Teils der Produktion zunächst ein Gefühl der Unsicherheit einstellen. Es war gleichsam ein Vakuum entstanden, das ausgefüllt werden mußte. Praktisch erwuchs aus dieser Situation den Verantwortlichen die Pflicht, durch Führung und Beratung immer wieder auf dasjenige Schriftgut hinzuweisen, zu dem sich Bewegung und Staat bekennen konnten, weil es ihnen wesensverwandt oder doch zum mindesten innerlich nicht den Ideen einer überwundenen Zeit verhaftet war. War die erste Auf gabe ihrem Charakter nach eine zeitlich begrenzte, so ist der Auf trag, den die zweite aufgibt, von dauernder Gültigkeit. Zwar ändern sich auch hier im Zuge der Entwicklung die Voraus setzungen, weil das von nationalsozialistischem Standpunkt aus positiv zu wertende Schrifttum sich immer stärker im Bewußtsein der Öffentlichkeit durchzusetzen beginnt. Trotzdem bleibt es wichtig, durch Führung und Beratung immer von neuem diejenigen Werke in den Vordergrund der Betrachtung zu rücken, die nicht nur un anfechtbar sind, sondern entscheidende Leistungen, sei es der gedank lichen Verarbeitung, sei es der schriftstellerischen Schilderung, sei es der dichterischen Gestaltung, darstellen. Das liberalistische System ist nicht zuletzt daran zugrunde gegangen, daß es die geistige Aus einandersetzung mit schriftstellerischen und dichterischen Werken sich ohne jedes Zutun an Substanzlosigkeiten verschwenden ließ. Mit der gleichen Entschiedenheit, mit der das Dritte Reich den direktest Eingriff in diese Auseinandersetzung, d. h. die Zensur, ab lehnt, wird es dafür Sorge tragen, daß das substantiell Wert haltige nicht wie ehedem in der breiten Masse des Unzulänglichen oder auch des bloß Zulänglichen verschwindet. Nicht indem dem Volke fertige Urteile über solche Werke verabreicht werden, — das wäre eine Normalisierung und Uniformierung des kritischen Ur teils, die unbedingt abzulehnen ist, — wohl aber dadurch, daß die Aufmerksamkeit immer von neuem auf diese Werke hingelenkt und zur Auseinandersetzung mit ihnen aufgesordert werden wird. Bleibt endlich diedritte Aufgabe, von der ich sprach. Sie ist von den drei genannten die weitaus umfassendste und bedeutungs vollste. Es hängt mit dem Begriff der bürgerlichen Bildung zu sammen, daß in der Vergangenheit das Schrifttum im Grunde ge nommen nur für eine literarisch interessierte und unterrichtete Oberschicht des Volkes existierte. Zwar waren es nicht nur die An gehörigen dieser Schicht, die Bücher irgendwelcher Art lasen, die eigentlichen Werte des Schrifttums aber waren nur einem zahlen mäßig kleinen Kreise des Volkes zugänglich. Die liberale Zeit war der Meinung, daß dieser Zustand gleichsam im Wesen der Sache begründet sei. Es sei nun einmal nur eine Auslese des Volkes, eine Bildungselite in der Lage, sich jene Werte geistig anzueignen. Wie mit so manchem andern liberalistischen Vorurteil wird auch mit diesem die nationalsozialistische Revolution ausräumen. Denn um nichts anderes als um ein Vorurteil handelt es sich dabei. Gewiß wäre es eine Utopie, zu glauben, daß man jeden einzelnen im Volk dazu bringen könnte, statt der Durchschnittsromane mittleren oder gar seichteren Genres zu Büchern zu greisen, die mehr geben 450 und darum auch mehr verlangen. Das ändert nichts an der Tat sache, daß quer durch das ganze Volk hindurch in allen Schichten und Kreisen so viel geistige Aufgeschlossenheit und Aufnahmebereit- schafl zu finden ist, daß, wenn man sich nur darum ernsthaft be müht, das Schrifttum in viel intensiverer und viel umfassenderer Weise zum geistigen Besitz der Nation und damit zur gestaltenden Wirkungskraft gemacht werden kann. Die Aufgabe, die die natio nalsozialistische Revolution denjenigen stellt, in deren Händen die Betreuung des Schrifttums liegt, wäre nicht gelöst, wenn nicht mit allen Mitteln darum gerungen würde, auch in diesem Bereich den politischen Umbruch unserer Zeit seelisch und geistig zu vollen den. Es muß erreicht werden und kann erreicht werden, daß das Volk, repräsentiert durch seine geistig aktivierbaren Elemente, in allen Schichten und allen Kreisen an seinem köstlichsten Besitz teil- nimmt. Weil diese Aufgabe die wichtigste ist, hat die Reichsschrifttums stelle, die heute auf ein einjähriges Bestehen zurückblicken kann, sich ihrer Lösung vom ersten Tage ab mit ganz besonderer Auf merksamkeit gewidmet. Ob sic in monatlichen Kurzlisten auf Bücher wesentlichen Inhaltes hinwies, ob sie in der Bearbeitung von Ka talogen sür Büchereien, insbesondere Leihbüchereien, die ihr je weils zweckmäßig zu scheinende Auswahl zu treffen hat, ob sie in enger Zusammenarbeit mit der auf berufsständischer Basis gebilde ten Beratungsstelle der Verleger für Volksliteratur einen bisher wenig beachteten Zweig der Produktion dem neuen Geist und den neuen Ideen dienstbar zu machen versuchte, ob sie mit Hilfe der Presse, des Rundfunks, der Ausstellungen oder in der Beratung derjenigen Persönlichkeiten, denen in irgendeinem Bereich die Pflege des Schrifttums anvertraut ist, gestaltend und richtung weisend den Gang der Dinge beeinflußte — immer war es ihr letztes und höchstes Ziel, nicht nur dieses oder jenes Buch zu fördern, sondern dem guten Buch schlechthin den Weg zum Volke und gerade auch zum einfachen Volksgenossen zu bahnen. Und wenn ich dem Leiter der Stelle, der ja gewissermaßen die Personi fikation unseres Geburtstagskindes ist, auch meinerseits an dieser Stelle im Geist kameradschaftlicher Verbundenheit meinen Glück wunsch aussprechen darf — dann weiß ich die Leistung, die Curt Reinhard'Dietz in diesem Jahre vollbracht hat, nicht besser zu wür digen als mit der Feststellung, daß er sich die Erreichung dieses Zieles in ganz besonderer Weise zu seiner persönlichen Aufgabe ge macht hat. Ich habe von den Aufgaben gesprochen, die im Bereich prakti scher Schrifttumspflegc den damit Beauftragten und vorab der Rcichsschrifttumsstelle gestellt sind, und möchte es dabei bewenden lassen. Welche Arbeitsleistung, welche Unsumme von täglichen Mühen und Anstrengungen es kostet, um auf dem uns vorgeschrie benen Wege spürbar weiterzukommen, weiß jeder, der sich einmal klargemacht hat, um was es geht. Wir wissen, was bisher ge leistet worden ist, aber wir wissen auch, daß noch unendlich viel zu tun bleibt, um das gesteckte Ziel zu erreichen, wissen, daß wir immer noch am Anfang stehen. Vor uns liegt ein neues Arbeits jahr. Wir werden alle Willenskraft daransetzen, das bisher Er reichte zu sichern und darüber hinaus dem Schrifttum im Volke selbst Neuland zu erobern. !!!!!!!!!!!!>!!!!!!!>>!!!!!>!>>>>>!!!!!!»>M Diese und andere Matern für Füllanzeigen, die sich zur Buchwerbung für den Reichshandwerkstag (15. und 16. Juni) eignen, liefert die Geschäftsstelle des Börsenvereins kostenlos. Dem Sortiment empfehlen wir bei der Herrichtung von Sonderfenstern usw. die Beachtung der auf den Seiten 2625 bis 2633 in Nr. 127 angezeigten Handwerksliteratur.