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sU 263, 12. November 1835. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. äußerte, daß es ihm nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Leiter einer Landesstclle der Reichsschrifttumskaiumcr sehr inter essant wäre, von den Kämpfen, Leiden und Streben des Jungbuch handels zu hören und regte eine engere Verbindung der Fach- schastsbcratcr mit den Landesleitern der Schristtumskammer an. Kamerad Thulkc ging dann zu den weiteren Punkten der Ta- guugsorduuug über.-Er nahm grundsätzlich Stellung zu den Fra gen der Lehrlingserziehung und -ausbildung, zu den Beobach tungen und Forderungen auf Grund der Gehilfcnprüfung und den noch verschiedentlich bestehenden Schwierigkeiten in Lehr betrieben. Thulke sagte u. a.: »Unsere Aufgaben beziehen sich nicht nur auf die soziale Lage des Buchhändlers, sondern sie sind un mittelbar kämpferische Aufgaben im Sinne des Nationalsozialis mus, denn an uns wird cs liegen, ob 4n wenigen Jahren der deutsche Buchhändler den nationalsozialistischen Elan besitzt und ob er infolgedessen die Aufgaben richtig zu erfüllen vermag, die ihm durch das Kulturkammergesetz übertragen worden sind ... Das Hauptgewicht unserer Berufsbildungsarbeit muß darauf gelegt werden, die gesamte Gehilfenschaft des Buchhandels aus die kul turpolitischen Notwendigkeiten des Dritten Reiches auszurichten.» Die Worte des Kameraden Thulke waren Veranlassung zu einer sehr lebendigen Besprechung der von ihm angeschnittenen Themen. Es sprach dann ausführlicher über die Möglichkeit einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Fachschaftsberatcrn Herr Or. Hoher von der Rcichsschule. Er deutete an, daß die Reichs schule naturgemäß mit ihren Arbeiten noch im Anfang stecke und er sich vorgcnommen hätte, nichts zu übereilen, sondern gründ lich Schritt für Schritt vorzugehen. Er glaube, so wie die Sache jetzt stehe, könne man ab Februar mit einigermaßen normalen Verhältnissen rechnen. Er berichtete von den Erfahrungen, die die Lehrer der Schule inzwischen gesammelt hätten und von dem, was getan wurde, um mit den Schülern nach Verlassen der Reichsschule in Verbindung zu bleiben. Die Ausführungen des Herrn vr. Hoher wurden von Gerhard Schönfelder ergänzt, der sich mit seinem Spezialarbeitsgebiet, der Buchhandelskundc, befaßte. »Die fachlichen Kenntnisse vom Buchhandel und seinem Betriebe sind bei den Reichsschülern erschreckend gering... Alle diese jungen Menschen sind noch völlig den Begriffen ihrer Sparte verhaftet. Es ist sehr schwer und es bedarf immer eines Anlaufes von min destens zwei Wochen, bis man ihnen klar gemacht hat, daß Buch handel mehr ist als das, was sie in ihrem engen Bereich bisher kennen gelernt haben», sagte Schönfelder. — Kamerad Thulke dankte den Lehrern der Reichsschule für ihre außerordentlich wert vollen Berichte. Er schloß dann den ersten Tagungsteil um 18.30 llhr. Nach einem gemeinsamen Abendessen nahmen alle Teilnehmer der Tagung an der Aufführung des Torquato Tasso ini Natioual- Theatcr zu Weimar teil und am nächsten Morgen um 8.30 llhr an der Morgen-Kundgebung des deutschen Jungbuchhandels in der Wcimarhalle, über deren guten Verlauf bereits im Börsenblatt vom 29. Oktybcr 1935 ausführlich berichtet wurde. Nach dem Besuch der Eröffnungskundgebung zur »Woche des Deutschen Buches» um 11 Uhr in der Weimarhalle trafen sich die Gaufachschastsbcrater um 14.30 Uhr noch einmal im Hotel »Ger mania« zu einem zwanglosen Beisammensein, um sich anschließend, gestärkt für neue Aufgaben und Ziele, wieder an die Arbeit draußen im Lande zu begeben. Bekanntmachung der Beratungsstelle (Aberwachungsstelle) für das Leihbüchereiwesen Die Fachgruppe Großbuchhandel und Großantiquariat im Bund Reichsdeutscher Buchhändler, Berlin-Marienfclde, Kirch- straßc 60, legt die Bücherlisten ihrer Mitglieder der übcr- wachungsstelle zur Prüfung vor. Für Leihbüchereien unerwünschte Bücher werden stets von diesen Listen entfernt. Unsere Bekanntmachung vom 18. Oktober 1935 (Börsenblatt Nr. 250) bezieht sich auf Einzelfälle, die restlos geklärt wurden. Verzeichnisse und Bücherlisten von Grossisten, die schon vor län gerer Zeit erschienen sind, haben im Sinne der Durchprüfung keinen Anspruch mehr aus Vollständigkeit und sind daher nicht mehr maßgebend. Berlin, den 5. November 1935. Der Leiter: L. H ürte r. Vom Wert des wissenschaftlichen Buches Von Prof. Dr. O. Glauning, Direktor der Aniversitätsbibliothek Leipzig*) Wir stehen in der diesjährigen Buch wo che, d. h. der Woche, der überall in Deutschland als Ziel gesetzt ist, die ganze Volksgemeinschaft nachdrücklich daraus hinzuweisen, welchen Schah sic am deutschen Buch besitzt, uud möglichst viele Volksgenossen dazu zu veranlassen, daß sie Persönlich an diesem wertvollen Gut Anteil haben. Regierung und Partei haben aus der klaren Er kenntnis der Notwendigkeit dieses Werbefeldzuges seine Durch führung mit allen Kräften unterstützt und gefördert. Es ist selbst verständlich, daß auch die Universität Leipzig, die für die Lösung ihrer Aufgaben als Stätte von Lehre und Forschung neben dem gesprochenen Wort des gedruckten Wortes nicht entraten kann, sich ihrer Pflicht bewußt ist, in die Reihen der Kämpfer für das deutsche Buch einzutreten und in ihrem Kreis und an ihren, Teil dafür zu werben. Ich komme gerne der Aufforderung Sr. Magnifizenz des Herrn Rektors nach, im Rahmen einer kur zen Kollcgstunde zu Ihnen von dem Wert des Buches und zwar des wissenschaftlichen Buches zu sprechen. Ich bin weder Philosoph noch Psychologe; erwarten Sie deshalb nicht, daß ich mit Ihnen tiefsinnige Betrachtungen über den Wert des wissenschaftlichen Buches au sich anstellen werde. Als Verwalter des großen Bücher schatzes der Universität ist es mir gemäßer, mehr die Fragen in den Vordergrund zu rücken, welchen Wert das wissenschaftliche Buch für Sie hat, was es für Sie bedeutet, wie es Sie fördern kann. ") Wir freuen uns, diese Vorlesung des Direktors der Uni versitätsbibliothek Leipzig, die er anläßlich der Buchwoche am S. No vember gehalten hat und deren Besuch allen Ltudierenden zur Pflicht gemacht war, hier Wiedergaben Lu können. T. Schristl. Es liegt im Wesen des Buches als eines Erzeugnisses von Stoff und Geist, daß man bei ihm einen äußeren sachlichen und einen inneren gedanklichen Wert zu unterscheiden hat. Die Her stellung des Buches als eines gewerblichen, in vielen Fällen eines kunstgewerblichen Erzeugnisses, das als Ware durch den Handel Vertrieben wird, ist für unsere heimische Wirtschaft von großer Bedeutung. Das Buch ist ein so alltäglicher Gegenstand, daß wir uns, indem wir es benützen, für gewöhnlich keine Gedan ken darüber machen, wie es entstanden ist. Ich muß cs aber im Zusammenhang meiner Ausführungen für zweckmäßig ansehen, Ihre Gedanken, wenn auch vielleicht etwas gewaltsam, kurz auf die Überlegung zu lenken, wieviele Hände sich rege» müssen, bis die Sache »Buch- fertig vor uns liegt. Die Niederschrift des Ver fassers nehme ich dabei als eine gegebene Größe au. Ich wider stehe der Verlockung, Ihnen von der reizvollen Entwicklungs geschichte des Buches zu erzählen. Aber daraus kann ich doch nicht verzichten, auch hier mit Dank und Stolz daran zu erinnern, daß am Beginn der Entwicklungsgeschichte des neuzeitlichen gedruckten Buches die große Gestalt des Deutschen Johannes Guten- berg steht, durch dessen wunderbare Erfindung das Buch die ge waltige Wirkung als Träger der Gedanken über die ganze Erde hin hat entfalten können. Sie haben hier in Leipzig die beste Gelegenheit, sich durch die Anschauung klare Vorstellungen von dem Entstehungsgang des Buches zu verschaffen, wenn Sie sich, wozu immer wieder Gelegenheit ist, an Führungen durch einen der großen buchgewcrb- lichen Betriebe beteiligen, die mit dazu beigetragen haben, Leipzig in der ganzen Welt als Bücherstadt berühmt zu machen. Sie fin- 9SS