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VckMMMmKMtMMMaM Nr. 3 (N. 2). Leipzig, Dienstag den S. Januar 1832. 88. Jahrgang. Redaktioneller TÄ Deutscher Mustkalien-Berleger-Derein. Bekanntmachung. Die Entscheidung des Reichswirtschaftsministeriums aus die Eingabe des Deutschen Musikalien-Berleger-Vereins betresss Aus nahmegenehmigung von der Preissenkungsvorschrist lautet wie folgt: Der Reichswirtschaftsminister. Berlin W 10, I L 10122. den 31. Dezember 1831. Biktoriastr. 31. An den Deutschen Musikalien- Berleger-Verein. Leipzig. Auf Grund der Vierten Notverordnung vom 8. Dezember 1931 (Reichsgofetzbl. I S. 699) Erster Teil Kapitel 1 8 5 Abs. 1 entbinde ich die Musikalienverlcger von der Verpflichtung, die Preise für Musikalien, deren gebundener Preis am 30. Juni 1931 nicht höher war als ihr Preis am 30. Juni 1914, um 10 v. H. gegenüber dem Stande vom 30. Juni 1931 zu senken; ich lasse die Aufrechterhaltung der Preisbindung für die Zeit nach dem 1. Januar 1932 zu unter der Bedingung, daß die Preise bis zum 1. Januar 1932 gegenüber dem Stande vom 30. Juni 1931 um 5 v. H. gesenkt werden. Im Auftrag: gez. Heintze. Beglaubigt (gez.) Hohenwald, Ministerial-Kanzleisekretär. (Stempel der Kanzlei d. Reichswirtschaftsministeriums.) Wir bitten, hiervon Kenntnis zu nehmen. Leipzig, den 1. Januar 1932. Geschäftsstelle des Deutschen Musikalien-Berleger-Vereins Or. MaxSchumann. Eindrücke von einer Nordlandreise. Herbst 1SS1. Eine vierwöchige Reise im Oktober l93l, die mich nach den nordischen Staaten über Kopenhagen, Oslo, Stockholm, Hel- singfors nach Riga führte, vermittelte mir eine Fülle der ver schiedenartigsten Eindrücke von Land und Leuten, Wirtschaft und Politik der nordischen und nordöstlichen Länder, vor allem in eingehenden Gesprächen mit Menschen der verschiedensten Kreise. Nach meiner Rückkehr wurde ich mehrfach aufgefordert, doch im Börsenblatt von meinen Eindrücken zu berichten. Die Reise siel gerade in die Zeit der Aufhebung des Gold standards in England, die wirtschaftlichen Ereignisse überstürzten sich; in Kopenhagen war eine große Bank zusammengebrochen, das ließ die Dänen anshorchen. Die ersten deutlichen Zeichen eines Konjunkturumschwungs machten sich bemerkbar. Die Land wirtschaft, ihre Hauptstütze, leidet darunter, daß der Erlös ihrer Produkte nicht einmal die Gestehungskosten deckt. Ähnliche An zeichen sieht und hört man auch in Schweden und Norwegen, ein großer Teil des Schiffsraumes liegt brach, die Arbeitslosigkeit wächst usw. Die Kurse der nordischen Kronenwährungen senkten sich uni IS—20 Prozent, was für alle Auslandwarcn einer ent sprechenden Preissteigerung gleichkommt. Der Ruf: »Schützt die heimatliche Wirt schaft, kauft keine Anslandwaren- wird von allen Na tionen ausgenommen. Überall versucht man, neue eigene Industrien aufzubauen, sich vom Ausland unabhängig zu machen. Mit Butter, Käse, Textilerzeugnissen usw. geht es ohne allzuviel Schwierigkeiten. Aber ein eigenes Schrift tum, eine nationale Wissenschaft läßt sich nicht in einigen Jahren aus dem Boden stampfen. Bei der schönen Lite ratur ist es leichter; hier kann man durch Preisausschreiben für die besten Romane des Jahres für den Absatz der Werke boden ständiger Dichter werben, so wie es ein großer Verlag sehr ge schickt unternahm. Die deutsche Wissenschaft dagegen ist im Aus land bisher noch unentbehrlich gewesen, weil sie vielseitig, gründ lich und objektiv ist. Ob sie ihre Stellung weiterhin behaupten kann, wird die Zukunft zeigen. Darüber weiter unten. Ein be kannter ausländischer Gelehrter äußerte sich vor kurzem einem deutschen Verleger gegenüber: »Neben meiner Muttersprache (englisch) ist mir das Deutsche unentbehrlich; denn allein die deutsche Wissenschaft vermittelt uns erst einen Gesamtüberblick über die Arbeiten unserer ausländischen Kollegen, objektiv, nicht irgendwie leicht tendenziös gefärbt, so wie z. B. der Franzose gern alles durch seine nationale Brille sieht und die ihm nicht genehmen Ergebnisse unberücksichtigt läßt.« Aus mancherlei Gesprächen, aus dem Betrachten der Schau fenster, aus dem Vergleichen der Bücherverzeichnisse konnte man immer Widder entnehmen, daß auch in den nordischen Staaten die Bewegung: los vom ausländischen Lehrbuch, immer mehr an Boden gewinnt. In allen Disziplinen entstehen eigene Lehrbücher, Die von den dortigen Dozenten bearbeitet werden. Ob sich diese Werke auf die Dauer durchsetzen können, muß die Zukunft lehren. Die Auflagen können nur klein sein, As Neuauf lagen nötig werden vergehen oft Jahre und Jahrzehnte. Die Werke veralten, da die neue Forschung schneller sortschreitet als der Absatz. Ähnlich wird es mit den Lehrbüchern gehen, die aus dem Ausland übersetzt werden. Das Univevsitätsstudium an den nordischen Universitäten dauert bedeutend länger als bei uns. Ein Medizinstudent benötigt dort 10 Jahre, bis er sich nieder lassen kann. Diese lange Ausbildung, vor allem theoretisch, sei notwendig, da die Arzte überall verstreut auf dem Lands wohnen und auch in schweren Fällen ganz auf sich gestellt sind. Teil weise gibt der Staat (so hörte ich das in Finnland in weitem Maße) Studiendarlehen, die später zurückgczahlt werden müssen. Immer und immer wieder mußte ich den schon so oft widerlegten Klagen über das »teure deutsche Buch- entgegentreten. Ein Gelehrter in einem der Ostseestaaten berichtete mir von einer Fakultätssitzung, die sich eingehend mit der Frage beschäftigt habe, was geschehen solle, wenn die ausländischen Bücher (damit sind die deutschen gemeint), vor allem auch die ausländischen Zeit schriften weiter so im Preise steigen sollten. Die Jnstitutsetats seien gegenüber der Vorkriegszeit gleichgeblieben oder nur wenig 9