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VotzMMchtr AMMr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreimMeüenzigster Jahrgang. Deranlwsrll.Le Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Die'eS Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abounement-prei«, welcher p ran um o- ranäa zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Poft, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Nar. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auSwärttgcn Konigl. Gerschtsänner und Stadträthr, für welche der Boigtländiiche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn E. Ä. Diezel, m Schöneck dei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 80. 22. Mai 1862. Zeitungen. Dachsen. Dresden, 20. Mai. Se. Majesl. der König haben den Major v. d. A. und Rittergutsbesitzer v. Schönfels auf Reuth zum Präsidenten der ersten Kammer und (von den durch die Kammern vorgeschlagenen Candi daten) den Kammerherrn Frhrn. v. Friesen auf Rötha zu dessen Stellvertreter, ferner den Abg. Bürgermeister Haberkorn aus Zittau zum Präsidenten und den Abgeordneten Oehmichen auf Choren zum Vicepräsidenten der zweiten Kammer wiederum zu ernennen geruht. Die Verpflichtung der beiden Herren Präsidenten hat bereits heute Mittag ftattgefunden. Morgen wird die Constituirung der Kammern, übermorgen (Donnerstag) die feierliche Eröffnung des Landtags und zwar im allerhöchsten Auftrage durch den Vorsitzenden des Gesammtministeriums, Staatsminister Frhrn. v. Beust, im Landhause erfolgen. Am Freitag saß auf dem Geländer der Marienbrücke in Dresden ein Mann, anscheinend Arbeiter, die Beine nach dem Wasser zu, augenscheinlich im Begriff, durch einen Sprung in die Elbe sein Leben zu endigen. Nach einigem Besinnen sprang er aus seiner Stellung herunter und zwar auf die Brücke zurück, dabei in die Worte ausbrechend: „Ich will es jetzt noch nicht tbun," und ging schleunigst von dannen. Ein Schaffner der böhmischen Bahn fand am Dienstag Abend in einem Coupee ein Portemonnaie mit verschiedenen Münzsorten im Betrage von ca. 70 Tblrn. Zdurze Zeit darauf meldet sich der Eigenthümer und erhalt vom Schaffner das Verlorene eingehändigt. Großmüthig wie ein Löwe greift der Herr in das Portemonnaie und übergiebt dem Schaffner als Belohnung — 7 Neugroschen. Meißen, 20. Mai. In einem Weinberge des hiesigen Schloßberges hier hat man am 16. Mai k. I. eine völlig blühende Traube und zwar des sogen. Kapweiustects lauch amerikanischer Wein genannt) gefunden; es dürste dies die zeitigste Blüthe seit Menschengedcnken sein, da selbst in den besten Lagen des Nhcingaues, sc viel wir gelesen zu haben glauben, die Weinblüthe Ende Monats Mai zu den Seltenheiten gehört. — Auch auf dem Stadtwein berge blüht seit gestern dieselbe Sorte Wein. Leipzig, 17. Mai. Ein hiesiger Einwohner gerieth gestern in einer Schenkbude auf dem Noßplatze mit einem Sigualisten hiesiger Garnison in Streit, häufle Beleidigungen auf Beleidigungen und warf ihm schließlich in höchst verletzenden Ausdrücken den geringen Sold vor, den jener täglick zu verzehren habe. Nachdem beide Theile hierauf die Bude verlassen, wurde der Streit auf der Straße fortgesetzt, und zwar in so lauter Weise, daß ein großes Publikum zusammeulief, uuter dem sich auch uoch zwei andere Signalisten be fanden, die natürlich für ihren Kameraden Partei nahmen. Glücklicherweise benahmen sich dieselben taktvoll, sie ließen sich zu keinen Thätsichkeiten Hinreißen, auch dann nicht, als der Beleidiger dem einen von ihnen an das Seitengewehr griff, in der Absicht, es ihm zu entreißen. Inzwischen war eine Polizeipatrouille herbeigeeilt, die sich des Excedenten bemächtigte und ihn mit sich fortnahm. Der Besonnenheit der Soldaten allein ist es zu danken, daß es nicht zu einem ärgern Excesse kam, der leicht von den traurigsten Folgen begleitet sein konnte. Leipzig, den 19. Mai. Bei einem gestern Vormittag im Saale der ersten Bürgerschule unter Leitung des Pfarrers Jungnickel aus Dresden ab gehaltenen Gottesdienste der hiesigen deutschkatholischen Gemeinde fand nach der Predigt zum erstenmal seit dem Bestehen der Gemeinde die Taufe eines zu derselben übertretenden Israeliten, des achtundzwanzigjährigen Kürschners Jacob Noah aus Markranstädt, statt. Bei Rittersgrün im Erzgebirge ward eine Metcoreisenmaffe gefunden, die 173 Pfund schwer ist. Sie wurde nach Wien geschickt, um dort zerschnitten zu werden, wozu, wie man sagt, drei Monate Zeit und gegen zwei Cenrner Schmirgel nöthig sind. PreuHen. Die Berl. Allgem. Ztg. hebt aus der Thronrede folgende Punkte hervor: 1) die sehr versöhnliche Haltung im allgemeinen; 2- die Er klärung über die Sendung Willisen's: die Regierung sieht noch bestimmten Er klärungen der kurfürstlichen Negierung entgegen und wird in jedem Falle die Würde Preußens zu wahren wissen; 3) die Fortsetzung der Berathungen über die Kreisordnung und die Verantwortlichkeit der Minister; 4) die Vertagung der übrigen organischen Gesetze auf den Winter; 5) wirkliche Vorlegung der specialisirten Etats für 1863; 6) Ersparnisse in der Armee bis zur Durch führung der Grundsteuer, keine Anleihe für die Flotte. Ter Justizmiuister Gras zur Lippe ist in das Herrenhaus berufen und zum Kronsyndikus ernannt worden. Der bisherige Vicepräsident bei der Regierung in Münster, v. Holzbrinck, ist zum Handelsminister ernannt. Er war früher bei der Regierung zu Arns berg, auch Mitglied des Hauses der Abgeordneten und Ministerial-Commissar in demselben. Berlin, 20. Mai. Die officiöse Allgem. Preuß. Ztg. meldet: „Gestern sind auch in Berlin wieder Gestellungsordres an die Reservemannschaften aus gegeben worden, welche vor einigen Tagen bei der Meldung auf ihren Sammel plätzen wieder entlassen worden waren." Berlin, 20. Mai. AuS Kassel wird gemeldet, daß gestern Abend daselbst unter Vorsitz des Kurfürsten eine Sitzung des Ministerraths stattgefunden hat, in welcher über das Ultimatum Preußens berathen wurde. Die Sitzung war erst gegen 11 Uhr zu Ende. Beschlossen wurde: das Ultimatum abzuweisen. Der preußische Gesandte werde wahrscheinlich noch heute seine Abberufung anzeigen. Kurhessen. Der Kurfürst von Hessen hat endlich am Sonnabend sich dazu verstanden, die Wahlverordnung vom 26. April zurückzunehmen und das ohnehin fast überall schon thatsächlich gescheiterte Wahlverfahren zu sistiren. Hätte er dieses Zugcständniß sogleich gemacht, als er nach der Ankunft des Generals Willisen den Ernst erkennen mußte, mit welchem die in der kurhessi schen Wahlverordnung liegende Provocation in Berlin aufgefaßt wurde, so wäre dieser Zwischenfall erledigt gewesen, und der Bundestag hätte fortfahren können, über den preußisch-österreichischen Antrag vom 8. März d. I. zu berathen. Aber die Hartnäckigkeit des Kurfürsten und die Rücksichtslosigkeit, mit welcher der unmittelbare Abgesandte des preußischen Königs in Kassel behandelt worden ist, hat die Spannung so weit gesteigert, daß jetzt Preußen sich nur durch eine völlige Aenderung des bisher in Hessen herrschenden Systems zufrieden stellen lasten kann. Kassel, 20. Mai. Der Kurfürst hat die von Preußen geforderte Ent lassung des Ministeriums abgelehnt. Der Königl. preußische Gesandte, Herr v. Sydow, hat darauf hin die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, dasselbe wird der diesseitige Gesandte in Berlin, Herr v. Baumbach, thun, welcher hier her berufen worden ist.