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VoigllänUcher Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtSämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dreiunssflekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwoch-, Donnerstag« und Sonnabends. HUrlichrr AbrAneMentSpreis, welcher r»ncko zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Nzr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr tingehen/ MrheN in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ciugehxnde Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werde» mit iMgr. fitt Vie gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige nur 2 Ngr. - Für die' anSwartigen König!. Gerichtsämter und Lt^träthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsbl-tt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei sHerrn Julius Guido Lorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Somprbcnd. 180« 15. R-vember 1868. ... « >» - !> - - - ». Zeitungen. I Sachsen. Dresden, 11. Nvvbr. Am 8. stand der Handarbeiter Seliger zu» 44. Mal »egen Diebstahl- vor dem Gerichte. Er hat nicht we niger als 43 Mal in den sächsischen Gefängnissen gesessen, also mehr als die halbe Lebenszeit.im^HeAr zugebracht. Davon saß er 36 Mal im einfachen Gefängniß MK»rrW<S"«i ANbeits Hanse und Zuchthause. Er ist 42 Jahre alt und Physisch wie moralisch ganz verkommen. In der heutigen Versammlung stellte Seliger sich stumm,, obgleich er Lei seine« Betrügereien und Diebstählen vortrefflich lügen konnte. Der Gerichtshof verurtheilte ihn zu einem Jahr Arbeitshaus. (Eine saubere Pflanze!) IkeuS. Fürßenth. Gera, den K Nov. In diesen Tagen sind eine Menge Todtenscheiuc von Angehörigen hiesiger Familien, die in den nord- amerikanischen Schlachten der letzten Monate gefallen sind, hier eingetroffcn. Die Betreffenden standen sämmtlich in den Rechen der Unioosarmee und einer von ihnen hatte als Artillerist das,hßrühmte Gefecht auf dem Monitor mit dem Merrimac bestanden. Preußen. Berlin, 11. November. Me für den Nationalfond hier eingegangenen Gelder betragen bereits über 20,000 Thlr., während die in den Provinzen gesammelten Gelder nach einer beiläufigen Zusammenstellung schon die Summe von 10,000 Thlrn. übersteigen. Die Anlegung des Geldes in der englischen Bank wird allerseits als eine höchst zweckmäßige Vorsichtsmaß regel begrüßt. ES gab einst eine Zeit, wo für mißliebige Zwecke gesammelte Gelder nicht sicher waren, und da man nicht weiß, welche Zeiten möglicher Weise wiederkommen könnten, so hat man gewiß nur wohl gethan, für die Sicherung des GÄ^eS" einen Weg zu wählen, welcher von vornherein aller Besorgnisse überhebt. Der Magdeb. Zeitung schreibt man aus Berlin vom 10. November: „Wer Hütte noch v-n Versöhnung und Verständigung zwischen dem Ministerium BiSmark und dem Abgeordnetenhause reden kann, der, scheint uns, verkennt mit der Natur deS Zerwürfnisses seine Schwere, seine tiefgreifende Gewalt. Wir stehen, nach allen Anzeichen zu schließen, vor Kämpfen, deren Dauer sich heute schlechterdings nicht bestimmen läßt. Das Princip des constitutionellen Staats ringt mit der nachwirkenden Kraft und den Traditionen des Absolutismus, das Bürgerthum wird befehdet von dem mit absolutistisch-egoistischen Tendenzen ver bundenen Juukerthum. Lagen die Dinge im Wesentlichen schon nach dem Schluffe des Landtags so, wie sie heute liegen, so ist zwischen damals und jetzt doch der Unterschied, daß sich seitdem der Gemüther eine Erbitterung bemächtigt hat, die vor vier Wochen noch Niemand empfand. Was nur immer zur Schärfung der Gegensätze geschehen konnte, das ist geschehen, man hat, statt Frieden zu stiften, den Streit genährt und, die Vermittlung fürchtend, den Bruch ungeduldig ver langt. So liegen die Dinge und wir glauben, daß unsere Ansicht von der Tragweite der vorhandenen Verwickelung im Lande allgemein gecheilt werden wird. Das Ministerium Bismark und das Abgeordnetenhaus sind und werden sein die beiden. Staatsgewalten, zwischen denen eS zu einem gegenseitigen Par- dou uicht kommen kann.; schon als sie sich gegenüberstanden, sprachen sie in fremden Zungen, die Sprache des einen war dem andern völlig unverständlich. Es gehört zu der Mahnung, die staatsrechtlichen Conflicte „nicht zu tragisch zu nehmen", die Sorglosigkeit des Hrn. v. BiSmark; mau muß, um zu verkennen, daß sich die staatsrechtlichen Conflicte zu sittliche« erweitert haben, mit Blind heit geschlagen sein. Macht man sich in den regierenden Kreisen etwa Illusionen über dies alles, so weiß sich das preußische Volk unzweifelhaft frei von jeder Täuschung. ES weiß genau, um was sichs in dem ernsten Kampfe handelt, und es dürfte, was auch immer geschehen mag, unablässig' dafür sorgen, daß der Kampf, z« dem man es gezwungen, so ausgefochten wird, wie e- der Ehre eines selbstbewußten männlichen Volks entspricht." Posen/ 1D. Novbr. Wie heute hier glaubwürdig bekannt wird, ist eS unserer Polizei gelungen, einer weitverzweigten Verschwörung junger Pol« in unserer Provinz und in Westpreußen auf die Spur zu kommen,^ denn nicht bloS die hiesige polnische Jugend, sondern auch die in TrzemeSzno und andern Ort« soll in dieselbe verwickelt sein. Großh. Hessen. Darmstadt, 11. November. I« der heutig« Sitzung der 2. Kammer find sämmttiche Candidätetz der Fortschrittspart« für beide Präsidentenstellen: Mohr, Metz, Strecker, Schulz, Hoffmann II. und Soldan durchgesetzt worden. Der Gegencaudidat der Altliberaleq, Landrichter Hoffmann, erhielt ttur 20 Stimmen. - ' Baiern. München, 10. Nov. Mit Verwunderung veruchmen wir, daß unser König ein Schreiben au die Großmächte gerichtet habe, worin die Rechte der bairischen Dynastie auf den griechischen Thron sehr entschied« ge wahrt werden. Wir hätten geglaubt, unser Hof werde die gegenwärtig« Er eignisse zu einer Erklärung benutzen, daß König Otto der Regierung über Griechenland schon lange müde sei. Der alte König Ludwig, der so viel für Griechenland gethan hat, soll über das Benehmen der Griechen sehr entrüstet sein. Wie einst Augustus nach der Schlacht im Teutoburgerwalde ausrief: „Barus, gieb mir meine Legionen wieder!" so mag er wohl jetzt rufen: „Grie chen, gebt mir meine Millionen wieder!" Wir hab« gegenwärtig ungefähr S0 griechische Beamte hier, die dem König Otto gefolgt sind; für die Dauer werd« sie der bairischen Civilliste eine empfindliche Last werden. Man erinnert sich jetzt, wie der bekannte hiesige Geschichtsprofessor Fallmerayer (ein geborner Tiroler, wegen demokratischer Ansichten hier in Ouiescenz gesetzt und im vongen Jahre verstorben), welcher die griechische Geschichte gxnau studirt und sich im Orient aufgehakt« hatte, es in seinen Schrift« voraüSsagft,-daß, wie er da- Griechenvolk kenne, die Sache des Königs Otto in der jetzt erfolgt« Weife enden werde. München, 11. Nov. Die fünfzehnte Generalzollconferenz der deutsch« Zollvereinsregierungen wird Anfangs Januar 1863 hier eröffnet wylven. AesserreiH. Wien, 7. November. Das Räubetwtferi nimült in Ungarn in einer Weise überhand, welche die ernstesten'Besorgnisse rechtfertigt. Die Sicherheit de- Lebens und de-Eigenthums ist auf das Ernsteste gefährdet, und die Grundbesitzer seh« sich genöthigt, ihr EiZenthum zu verlassen und in die Städte zu flüchten, um wenigsten- ihr L-ben zu rettiu. Italien. Die Wiener „Presse" schreibt über einen Nsuplichtu fana tischen Act im Kirchenstaate: „Kaum ist da- berüchtig/e Edict de^. Inquisitor- Airaldi von Ancona, welches die Nichtdenzmeiation jedes kirchlichen oder reli giös« Vergehen-, unter anderm auch des Fleischeffenp ja Frestagen und Sonnabenden, mit dem Kirchenbann bedrohte, einigermaßen" in Vergessenheit ge- rath«, und kaum ist der Schrei des Entsetzens, den die Mortara-Angelegenheit der civilisirten Welt entriß, einigermaßen verstummt, so hören wir bereit- von einem neue« Acte geistlicher Willkür, wie er eben uur dort vorkomm« kann, wo die schreckliche -Verkuppelung geistlicher Würde mit weltlicher Macht noch