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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.09.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130905011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913090501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-05
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.09.1913
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»Architekt" zu gebe», so dast der künftige Privatarchitckt i>jc Bezeichnung „Architekt und Bauazttvalt" zu führen hätte. Maßgebend war hei dieser Erwägung, daß der Titel „Bauanwail" sich vorzüglich eigne, um die Stellung des beratenden Technikers sowohl des Architekten wie auch des Ingenieurs, M a s ch t n e » h a n e r s usw. zu be zeichnen. Cs wäre sehr begriibenswert, wenn zum Schuhe dieses Titels, der natürlich nur durch eine Bauanwalts- lammer verliehen iverde» könnte, sich auch weitere tech nische Kreise zusainmensinden würde». Des weiteren wurde beschlossen, mit dem Bezirkovcrband sächsischer und preußischer 'Ban Innungen zwecks gemeinsamen Vcugehens bei der Organtsntiv» der Privatarchitelten in Fühlung zu trete». — Oessentlichc Bersamuilnng für Putt»>acheri»neu. Der Fachverein für das P » tz »> a ch c r g e w e r b e >ür Dresden und Umgegend veransialtet, ivie schon er- ivähnl, licntc Freitag, abends !> Ubr, im Saale des Katho lischen lüeseikcnhauscs, 5läusferstia»e 1, eine öffentliche Ver sammlung zur Erörterung wichtiger Nachfrage». Die am l. Oktober 19>8 zu Ende gebende ttcbergangssrisi sür daö itzrsctz über den kleine» Befähigungsnachsweis iaht es rat sam erscheinen, das» alle Puhmachcrinncn, die auch serncr- hin Lehrmädchen ausbiide» wollen, die geeigneten Schritte tun, um sich diese Berechtigung zu verschaffen, worüber sie von der Bcrcinsvvrsihenden Frau Ella Bastö in der Bcrsammlnng vrlentic»! werden sollen. Herr Bürgcrschnl- lehrer Opitz ivird den Teilnelimcrinncn der letzte» Nirisler- kurse noch einige Mitteilungen zu machen. Für den Radsahrcr-Blumenkorso im (drohen Garte» Sonntag, de» II. September, nachmittags :> Uhr. sind »uu alle Vorbereitungen, die ein gutes Gelingen verbürgen, sorg fältig getroffen. Der Korso findet bei jedem Wetter statt. Er gliedert sich gewissermasten in die Festlichkeiten znm Tojährigen Bestehen des Dresdner Radsahrervcrcins Wan derlust von 1888 ein. die von Sonnabend, den 18., bis mit Montag, den 19. September, dauern. Aus der reichen Fest- ordnung heben wir das Laalsportsest in der Kuppelhalle des Städtische» AusstellungspalastcS am Sonntag abend hervor, Wettbewerbe im Achter- und Lcchscr-.Knnstreigcn, Farbcn- reigen und Badballspiele, Festakt, Prcisverteilung und F-est- ball. Da am Sonntag auch noch die Delcgtcrtensitzung des Sommcrgautagcs vom Gau 2tt> Dresden des Deutschen Rad- fahrerbundcs im Saale des Palmengartens stattfindet, so dürfen wir an diesem Tage einem starken Zustrom von SportSleutcn in Dresden entgegensehcn. Die Meldungen zu dem Blumenkorso, die »och nicht abgeschlossen sind, gehen sehr zahlreich rin. — Die geplante Fcstsahrt des Evangelischen Bundes nach Wittenberg Hai in der St. P c t r i g e m e i n d c auster- ordentlichen Anklang gesunden. Dies zeigte sich schon bei einem höchst anregend verlaufenen F a m i l i e n a b c n d , der sich mit der Luthcrstadt und der Fahrt dahin beschäf tigte. Nunmehr nehmen die Angcmeldeten (dir Liste ist geschlossenl ihre Fahrkarten bei Herr» Engert, Moritz- burgcr Strastc, in Empfang. Da die Veranstaltung auch in Wittenberg bekannt ist, haben die Teilnehmer einen nach jeder Richtung befriedigenden Verlaus der Fahrt zu erwarten. — Landeslotteric Am zweiten Ziehungstage der vierten -Klasse der 191. Laivdcslottcric siel der zweite Haupt gewinn von ."»OHM Mark ans Nummer 99 119 in die Kollek tion von E. Louis Taenbcr in Leipzig und der Haupt gewinn von 89 999 Mark aus 'Nummer 92 979 in die Kollek tion vvn H. Rehfcld n. L v h » in Drcsdcn-A. — I«i Verkehr mit Italien über den Brenner tritt mit Einführung des Winlerfahrplans eine wesentliche Ver besserung ein. Der seht vormittags 8,19 von München ab gehende Brenner-Schnellzug wird nämlich vom l. Okto ber nnt den, jetzt vormittags 9,28 von Berlin—Leipzig in München cintreffenden Nachtschneilzuge i» Anschlnstvcr bindnng gebracht. Für die Reisenden dieses Nachtschnell- zuges entfällt alSdann der bisherige lange Aufenthalt in München, da seht erst vormittags 11,19 Gelegenheit zur Wcitersahrt über den Brenner vorhanden ist. Die Fahrt- üaucr ^n,ch Italien ivird durch diese Neucrnng »m über drei Stunden abgekürzt. Die Verkehrszciten iverdrn künftig folgende sein: Ab 'Berlin Anhalter Bahnhof abends M.llü, ab Leipzig Hauptbahnhof früh t.lll, in Hof 8,19 lstatt llchlls, in Rcgensburg vormittags 9,97 lstatt 7,99j, j» Mün chen 9,18 lstatt 9,28s, ab München 9,19, i» Kufstein 1>.I9, in Innsbruck mittags >2,56, in Bozen-Gries nachmittags 1,81, in Meran 9,19, in Triest 9,19, in Ala 9,88, in Verona abends 7,1», in Mailand abends ll,29, in Florenz früh 8,29, in Rom 8,99 vormittags und in Neapel nachmittags 2,l9. - Für einen Schutt der Pilze treten die neuesten Mit teilungen des Landeövereins Sächsischer Heimatschntz ein. Insbesondere wird die Schonung auch der für uns Menschen unnützen und selbst der giftigen Pilze befürwortet. ES wird hierbei darauf hingewiesen, das; durch eine» zertretenen oder zerstampften Hutpilz die schon gereisten Sporen um so rascher auf den Boden gelangen, wo sie im Feuchten ihr eigentliches Element finden und vom fliehenden oder tropfenden Wasser, von Tau oder Regen in die Weite ge führt werden, »m an geeigneten Orten neue Ansiedlnngcn ins Leben zu rufen. Das Zerstören jüngerer, noch nicht fruchtender Schwämme ist aber wenig wirksam, weil daS Mvzel ungestört weitcrwuchert und bald hier, bald da wieder Fruchtkörper nach oben senden kann. Die gefährlichen Häft linge auszurottcn oder auch nur wesentlich in der Ver breitung zu beschränke», ist also ein ziemlich vergebliches Bemühen, im ganze» genommen mir ein rohes, dem Naiur- bilde abträgliches Zerstöriingswerk. Tritt man in einen geschlossene», von weit hcrabrcichenöen Zweigen tief be schatteten Nadelwald, wo der Lichtmangel nur wenigen Blütenpflanzcn die Entfaltung unscheinbarer Blütenkronen gestattet, da treten unsere Schwämme aus den Plan und er freuen jedes Auge, das Farben zu geniesten versteht, mii den bald kräftigeren, bald zarteren Farbentöncn ihrer bunten Häupter. Insbesondere ist der Fliege,ischwamm, der eigent lich ganz über Gebühr gefürchtet ist, da er nach der Ent fernung der Oberhaut ein wohlbekömmlicheS Beigericht zu anderen Speisepilzen bildet, eins der schönsten pflanzlichen Gebilde unserer Wälder. Wer sich Unbesaugenhcii gegen über den Gestattungen und Farben der Naturkorper bemal,rt bat. must an solch bninem Leben im Waldesdunkel oder auf kahler Blöße seine Freude haben »nd eS gern als Ersatz sür fehlende Blumen entgegcnnehmen. Wer seine Mit menschen vor Pilzvergiftungen bewahren will, der arbeite daraus hj„, die Pilzkunde in Schule. Familie und Verkehrs- kreiS anszubreitc». — Körpcrschönheit und Turnen. Der Sächsische D » r n l c h r e r v e re j n hat an etwa 199 berühmte deutsche Künstler die Anfrage gerichtet, ob cS ihnen nötig scheine, dost der Turnunterricht »eben Gesundheit, Kraft und Gcwandi- anch die Schönheit des Körpers pflege. Die „Deutsche Dnrnztg." gibt jetzt das Ergebnis dieser interessanten Rundfrage bekannt. Danach betonten von 8 1 eingegangcncn Antworten alle die Notwendigkeit der Schönheits pflege und alle sind auch darin einig, das, der Turnunter richt ein Haiiplmiltel sein könne, zur Körperschönhcit öci- zutragen, ja sogar de» Sinn für daö Schöne und daS Ver klangen nach dem Schönen im Volke z» wecken. Einige Steilster,ingcn von Künstler» lauten: „Erziehung zur körper lichen Schönheit ist bei n»S notwendig, weil den Dcntlchcn nichts sp fehlt, wie Schönheit »nd Anmut in der Körper bewegung. Es ist dies ein Hauptgrund, dast wir den Aus ländern als Mensche» in der Regel nicht sehr sumpatbisch find." „Was in Schwede» durch daS Turnen erreicht worden Ist, sollte auch in Deutschland angcstrcbt werde»: Die schöne Ausbildung dcö Brustkorbs, der elastische kräftige Hang und -lc völlige Beherrschung des Körpers." „Wer Gesundheit, Kraft und Gewandtheit pflegt, fördert auch die Körper- fchönheit." „Schönheitshindernd wirkt jede Einseitigkeit, fschölckieitssördcrnd die gleichmäßige Ausbildung des Körpers." . . — Eine wichtige Entscheidung in Fund- und tiiertust- angelegenheiten füllte das Amtsgericht Dresden und das Landgericht als Berufungsinstanz. Die Angestellte eines hiesige» Damcnkvnsektionagrschäsls fand im Laden einen Hundertmarkschein und übergab ihn dem Ge- schästsiiihaber, der ihn a» das Fundamt der Königliche» Pollzeidirektion ablieserlc. Als sich innerhalb der gesetzlich vorgeschrtebene» Zeit der Verlustträger nicht meldete, bean spruchte die Verkäuscrtn das Eigentum an dem Hundert markschein. Der Geschäftsinhaber vertrat zunächst den Liandpnnkt, sein Verlausslokal sei ats Geschäftsraum einer „dem össentliche» Verkehr dienenden Verkehrsanstali" im Sinne der 88 978 slg. V. 9». B. anzusehe». Im Verlause des Prozesses erklärte aber der Prozestbcvollmächligtc der Firma, diese Ansicht »ich, ansrechl erhalten zu tonne». Gc- schästslüdcn, Banken usw. seien nicht unter de» 8 978 zu subsnuunieren. Der Hundertmarkschein gehe aber in das Eigentum der Firma deshalb über, weil er infolge der in dem Lade» geübten Anssichi im Gewahrsam der Firma gc- gewcsen sei und von der Verkäuferin überhanpi nicht habe gesunde» werden können. Auch diese Rechisaussassniig wurde weder vom Amtsgericht noch vom Berusnngsgerichl geteilt und die Finderrechte a» dem Hundertmarkscheine ansjchliest- lich der Verkäuferin z n g c s p r o ch c ». — Oberkricgsgcrich«. Ter Soldat Otto Paul Eber- lcin von der l. Komp, des >82. Infanterie Regiments in Fretberg war vor kurzem vom Kriegsgericht von der Anklage des Diebstahls in zwei Füllen sreigesprochen wor den. Im Mai d. I. verschwand einem Kameraden des An geklagten ei» silbernes Zigaietten Etui aus dem nnver schlösse»,'» Lchranlc. Kurz darauf ivnrde einem anderen i» der Handiverkerstubc beschäftigten Soldaten das kvm plette Rasierzeug entwendet. Da dieser Diebstahl nur mittels Hochziehens eines Schiebefensters von der Wach stube aus erfolgt sein konnte, meldete der Geschädigte die Sache dem Vorgesetzten des Wachkvmmandos. Eine ge heime Durchsuchung der Tornister, förderte das Rasierzeug ans Eberleins Tornister zutage. Als er gefragt wurde, ob er von dem Rasierzeug etwas wisse oder es selbst spastcs- hatbcr an sich genommen habe, leugnete er hartnäckig. In der Verhandlung vor dem Kriegsgericht erklärte der An geklagte, dast er das Rasierzeug nur zum einmalige» Ge brauch ohne Ancignungoabsicht an sich genommen habe. Vvn dem Zigaretten Etui wollte er nichts wissen. In An betracht des aeringen BeweiSmatcrials sprach das Kriegs gericht den Angeklagten frei. Gegen den Freispruch in Sachen des Rasierzeuges wendete sich der Gcrichtsherr mit einer Vernsung ans OberkriegS gericht und ver langte in diesem Falle eine Vestrasung wegen Diebstahls. Nach erneuter Verhandlung verwirft das Obcrtricgsgcricht trotz des erheblichen Verdachts dir Berufung. — Militärgericht. Ein H a s c r d i e b st a h l beschäftigt das Kriegsgericht der 8. Division. Wegen schwere» Dieb stahls haben sich die Soldaten Bruno Otto Riedel und Ernst Gustav Knebel non der 9. Eskadron des 18. Husarcn- RegimeiitS in Großenhain zu verantworten. Die beiden nicht vorbestraften und gut beurteilten Husaren lernten in einer Gastwirtschaft einen Zivilisten namens Demuth kennen, dem es bekannt war, dast die beiden Husaren Bur schen und Krümperkntschcr waren und der sic des öfteren aussordertc, ibm doch einige Säcke Hafer zu liefern. - Trotz dem die beiden Husaren dieses Verlangen schon mehrmals energisch zurüctgcwicsen hatten, liest Demuth nicht nach und erreichte schließlich seinen Zmcck am 7. Juni, als die beiden Husaren in Vierstimmung waren. Es sei doch nicht- dabei »nd solle nicht auf, hatte Demuth gemeint, woraus schließlich Knebel mit der Angabe hcrausrücktc, dast er vor kurzem im Sinllc des sich mit seinen Pferden auf Urlaub befindlichen Oberleutnants v. Voxberg einige Säcke „übrigen" HaferS abgcladen habe. Es wurde nun verein bart, dast der neben dem Stallgebäudc des Oberleutnants wohnende Demuth noch an dcinsclbcn Abend um 19 Uhr drei Zentnersückc Hafer vvn seinem Hofe aus in Empfang nehme» sollte. Leider gelangten nur zwei in den Besitz des Hehlers, denn der dritte platzte während des Trans portes. Die Sache wurde noch eher entdeckt, als die beiden Soldaten eine Bezahlung für den gestohlenen Hafer erhal len hatten, und die Anklagccrbebung wegen gemeinschaft lichen Diebstahls, begangen mittels Etnschleichcns zur Nachtzeit idadnrch wird der schwere Diebstahl mit einer Mindeststrnsc vvn 8 Monate» Gefängnis ausgclösts, folgte aus dem Fuße. DaS Gericht hält entgegen der Anklage die Vornussetzungcn des schweren Diebstahls nicht sür ge geben und erkennt nur auf 1 Wochen Mittclarrcst. Auch non einer Versetzung in die zweite Soldatcnklassc wird abgesehen. — Oberlandcsgericht. Zwischen den Inhabern der Firma Bellmann u. Dhümer in Pvtschappcl waren seit einiger Zeit Differenzen entstanden, die schließlich zum offenen Bruch führten. Am Karfreitag dieicS Jahres er schien Bettmann in den geschlossenen Kontor- läumcn. um sich einen ungestörten Einblick in die Geschäftsbücher zu verschaffen und sic eventuell mit- znnchmcn. Der über den Kvntorränmcn wohnende Tbümcr hörte das Geräusch unter sich und bat seinen Lohn, einmal nachzuschen, ivaS eS unten gebe. Als der Sohn auf Bcll- mann stieß, fuhr er ihn barsch an und sagte: „Sie haben liier nichts zu suchen: daS Recht hat nur mein Vater! Sic haben übrigens auch zu klingeln, wenn Sic hercinkommcn!" Dabei faßte er ihn am Rockärmcl an und versuchte, ihn zur Tür heraiiSzudrängcn. Nur dem besonnenen Auftreten BellmannS mar es zuzuschrcibcn. dast weitere Aus schreitungen unterblieben. Nachdem Vcllmann gegen den im Geschäft alS Kaufmann angcsicllten Thümcr in». Straf antrag wegen 'Beleidigung gestellt batte, verurteilte das Schöffengericht den 'Beklagten mit der Motivierung, dast hier zweifellos eine Kundgebung von Mißachtung vorliegc und dast sich der Beklagte anders hätte verhalten können. Das Landgericht als Be rufungs-Instanz säll'e dagegen ein s r e i sp r c ch c n d c s Urteil »nd begründete cs folgendermaßen: Der Kläger habe die Geschäftsbücher wegbolen wollen. Diese Hand lungsweise sei zweifellos gegen die Interessen des Kom pagnons gewesen. Da der Tobn nun im Namen dcS Vaters gehandelt habe, komme eine Wahrnehmung berech tigter Interessen in Frage. Deshalb könne nicht von einer Beleidigung gesprochen werden. Diesen Ausführungen hat sich jetzt der Strafsenat dcS O b c r l a n d c s g c r i ch t S angeschlossen und die Revision Bellmnnns verworfen. Für den bundttftaatlichen Gedanken tritt die „Frks. Ztg." in einer Polemik gegen die „Rhein.- Wcstf. Ztg." in die Schranken. Das demokratisch-fortschritt liche Organ schreibt: „Die alldeutsche „Rhcin.-Wcsts. Ztg." schlägt einen äußerst liebenswürdigen Ton gegen verschiedene Einzcl- staaten an. wvbci sie einen recht verspäteten Wutanfall wegen des Lchriterns des Rcichsciscnbahngedankcns im Jahre 1879 erleidet. Sic bringt nämlich Ausführungen eines — wie sic sagt — hoben preußischen Eiscnbahn- bcamten. in denen nachgcmiesen werden soll, dast die Klagen Sachsens über angebliche Umgehung durch Preußen unbe gründet seien. Diese Ausführungen mögen richtig oder falsch seien, sie sind wenigstens sachlich: jedenfalls must man derartige Beschwerden b n n d c S f r c u n d l i ch be handeln. Das tut jedoch das Organ der rheinisch-west fälischen Schwerindustrie keineswegs: cs erklärt brüsk und grob, die steigende Ettenbahnnot Sachsens, BancrnS. Würt tembergs »nd Badens gebe Preußen gar nichts an. Eben deshalb beschäftigt sich wohl das preußische Organ der All deutschen damit- ES kommt dann ans den Bismarckschc» Plan der Rrlchseisenbahnen znritck, der bekanntlich seiner zeit gescheitert ist und der nach Lage der Dinge gegenwarii« auch in der alte» Form nicht mehr zu beleben ist, weil fick» inzwischen die Berhütlnisse grundlegend geändert haben. Dann bemerkt das Blatt ebenjo srcnndlich wie geschickt: „Der große Mann war ans et» Geschlecht von Zwergen gerate». Aber alle Schuld rächt sich ans Erde». Während Preußen aus seinen Eisenbahnen die reichste» Einnahmen zieht, verkrachen die Mittclslnaten mtt ihre» Eisenbahnen- immer mehr und mehr. Banerns Eisenbahn erfordert jätir» lick, Millionen Einschüsse, in Württemberg »nd Baden ist es- nichi besser, und die neuesten sächsischen Eisenbahnschmerzen sind ja dle Anregung zu diesen Anssiilnunge». ES möge i h » c n n u ch sck, l e ch terg e h e n sür ihre einstige dumme partiknlaristtsche Bersnndignng an Bismarck. Preußen har keine Ursache, ihnen ans der Patsche zu Helsen." Das ist nun allerdings der Gipsclpnnlt einer bundeA- srenndliche» Gesinnung des alldeutschen Organs! Recht schlecht loll eS de» Einzelslaate» ergehen, »nd Preußen, möge dann lattlächelnd dabei stehen, ohne eine» Finger zu rühren — so wünscht es die „Rhein. Wests. Ztg ". Uird warum? Weil die Einzelsiaatcn >879 ans ihre Eisenbahn- Hoheit nicht verzichten wollten. Es genügt, diesen bornssischcu Auö- und Ansall niedriger zu hänge». Znm Glück such unsere Einzelslaate» weder banlroit. noch sind sie aus dem guten Wille» des ichweriuduslrielleu Scharsnmchervrgans- angewiesen. Wie derartige Roheiten aber in den Bundesstaaten wirten müsse», tann man sich leicht vvrsieüen, und der „höhere preußische Eisenbnhn- beantte" wird — wir nehmen es wenigstens an über diese Wirkung seiner Darlegung wohl nicht wenig ernannt sein!" Reichstagslwrlllgen. Die „Deutsche Parlaments Eorrcspondenz" schreibt: Für die nächste Tagung des Reichstags isi eine ganze Reihe vvn Gesetzvorlagen bestimmt, von denen ei» Teik bereits im Bnndcsrat sertiggesteltt in, ein anderer noch der Beratung des Bnndesrais unterliegt und ein dritter' in den zuständigen Ncjsorts der Fertigstellung entgegen geht. Zn der ersten Gruppe vvn Entwürfe» gehört die Regelung der Sonntagsruhe im Handclsgcwerbc. das Gesetz über die Errichtung eines Kolonial- gerichtshoss, die Novelle zur Einschränkung des Hausierhandels durch 'Abänderung der Paragraphen 99 und 99a der Gemerbeorduniig »nd die Vv«.lage über die Beschäftigung von Hilssrichtern beim Reichsgericht. Diese Entwürfe werden znsanunen nnt dem Reichsetat sür 1911. mit dessen Ausstellung das Reichsschatzantt gegenwärtig bc schästigt ist, dem Reichstage gleich bei seinem Zusammen tritt zugehcn. Iw Bnndcsroi eingebrnchi in die große N o v c l l e zur Gewerbeordnung belr. das Gast und Schonk- wirtschaftsgcwerhe und mit diesem im Zusammenhang stehende Gewerbebetriebe, welche eine Abänderung von acht Paragraphen der Gewerbeordnung Vorsicht, und der Entwurf bctr. die Wiederaufnahme eines Disziplinarver fahrens, der das Rcichsbcamtengcsetz vom Jahre 1878 er- gänzt. A In 'Vorbereitung zur Einbringung im VnndeSrat sind . ein Entwurf zur Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dein britischen Reich, der noch ^ vor Ablauf dieses Jahres auch von, Reichstag verabschiedet tzr sei» inust, ein L n s t r c ch t s g e s c tz . ein Reichs- Tb e a t c r g e i e tz, sowie eine Vorlage zur Ratifizierung», der Beschlüsse der letzte» internationalen Sanitätstonse , rcnz. Ferner sind folgende Rcichsressorts mit der Ans 2-kq arbettung von Gesetzentwürfe» beschäftigt: Das RcichsannA^ dcS Innern eine Vorlage über das W a s s c n t r a g c n ,' ch» eine Novelle znm Geien „orr den Absatz von Kalisalzen. ^ ein Entwurf zur Regelung der Unsallsürsorge im osscrit ' H lichen Dienst und eine Nenbearbeitung des 9. Abschnittes A der Gewerbeordnung über das Handwerk. Die letzte «s 3 Vorlage wird in der nächsten Tagung dein Reichstag mög 2 ? lichcrweisc noch nicht zngchen. DaS Rcichsschatzantt bereitet^.? vor eine» Gesetzentwurf zur Reaelung der Bezüge der Z A Altpcnsionnre, eine Novelle zum Totaliiatorgesctz für die ^ Konzcssionicrung der Buchmacher und eine Vorlage zur§»> andermciten Verteilung der Entschädigungen an die 8-- * Bundesstaaten sür die Erhebung von Zöllen. Steuern und ^ Abgaben. Das Rcichsjusiizamt wird den Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der Hgstpslicht der Eisenbahnen, ^ dem das preußische Ltaatsministerium bereits zu —. gestimmt hat. und einen zweiten zur Abänderung des dcnt schen Wechselrcchts demnächst im Bnndcsrat cinbringcn. ^ In Vorbereitung sind dort weiter Entwürfe zur Rege liing der Arbcitsvcrhälttttsse der Rechtsanwalts- ange stellten und zur Abänderung des Zwangsncr- stcigcriingsgcsetzes. Der Erledigung ans der letzten Tagung harren noch die Vorlagen über das Erbrecht des Staates, das Spion agcgesctz, das Verfahren gegen Jugendliche, das Postscheckgcsctz, die Abänderung des HondelsgesetzsiuchcS bctr. die Konkurrcnzklausel und das Leuchtmittgl- m o n o p v l g e i c tz. Lar Srsurter Kriessserichtrurteil io zweiter Instanz. Zu 'Beginn der zweiten Sitzung des Obcrtricgsgcrichts in der Vcrbandlung gegen die Rescrnistcn Sec und Ge nassen wegen militärischen Aufruhrs usw. stellte der Bei leidiger Rechtsanwalt Dr. Varna» IBcrlins eine Reihe von Bcwcisanträgcn, darunter einen Eventualantrag ans Lokalbesichtignng in der Wirtschaft Ruxleben-Zoll. DaS Gericht bestatt sich die 'Bcschlnstsassnng hierüber vor. Es wurde sodann in der Zeugenvernehmung fortgc fahren. Der Zeuge Gemeindevorsteher Kosend aus Wvl kramshauic» gab ei» Leumundszeugnis über die Ange klagten ab. Er bekundete, dast sic alle ruhige Leute seien, die den besten Rns geniesten. Die Exzeße könne er sich nur damit erklären, dast sic total betrunken acwcsen seien. Er misse nichts davon, dast sie sich hervorragend als Sozial- demokracen betätigt hätten — Der Arbeiter Schulze war Zeuge der Vorgänge in der Gastivirtschast: er sagt, er könne sich nickt erinnern, gesehen zu habe», dast die Ange klagte» sich wehrten, ebenso wisse er nicht, ob sic geschimpft haben. Er könne sich nur entsinnen, daß die Lenke in das Lokal znrückwollle», nachdem sic a»S demselben hinaiis- gcworscn worden waren. Der dabei entstandene Lärm sei aber nicht allzu schlimm gewesen. — Der Zeuge Zuckerkochcr Kolbe, der Vater des Anaeklagten Kolbe, war nach dem Vorfall in Riixleben und bat seinen Sohn dort abgcholt. Es waren, wie er sagt, eine Menge Leute aus der Straße vor dem GastbanS und machte» Lärm, lim was cS sich dort handelte, habe er nicht erfahren. Er habe nur gcbört, daß die Leute sich in der Wirtschaft geprügelt hätten. Sein Sohn sei sehr stark angetrunken gewesen. Er trinke sonst nicht viel »nd könne auch nicht viel vertragen. Der Zeuge hat erst vier Taae später gehört, das; sein Svh» sich strafbar gemacht haben soll, worauf er z» dem Polizisten Müller ging »nd sich bei diesem erkundigte. Müller bejahte seine Frage und sagte, Kolbe iun. habe ihm zugcrufen: „Komme heraus, wenn Du etwas willst!" Er, Müller, sei aber nicht hinauögegangcn. iHeitcrkcit.l Müller habe ihm auch er klärt, das; die Angel tagten stark betrunken gewesen seien.— Zeuge Gastwirt Bock, der Inhaber des Gasthauses Rüx- lcbcn-Zoll, bekundet, daß die Angeklagten »nd noch mehrere junge Leute nach der Kontrollversammlung in sein Lokal gekommen seien, um dort das übliche Bier zu trinken. Die Wolkramshauscr »nd Hainroder Burschen sahen ffetreant.
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