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Vsiglländilcher Anzeiger. Amtsblatt s»r die GenchtSämter und Stadttäthc zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. NeunMflsechszW^^hrgM^ Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Sonnabend I»» 6. November 1858. »scheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher A b o n n e m e nt» pr e iauch bei Beziehung durch Post, 1 rhlr. iO Ngr. — Annoncen, die bis Mittag» 12 Ubr eingehen, werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen stnden in der nächstfolgenden Nummer Aufnabme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. . Zeitungen. m Dresden, 3. Nov. In der beute Vormittag auf der Bruhl scheu Terrasse stattgefundenen Generalversammlung der Actienzeichner auf die „Sächsische HypothekenversicherungSgeseUschaft", welche von dem Fmanzprocurator Ackermann geleitet wurde, wurde einstimmig die Gesell schaft mit einem Capital von einer halben Million Thaler für constituirt erklärt und daS Fallenlassen der Rückversicherung auS dem Proaramm ae- nehmigt. " Dresden, 2. Nov. Eine Anzahl Männer beabsichtigt, dem immer fühlbarer werdenden Mangel an Flußwasser in Neu- und Antonstadt, nach Analogie anderer größerer Städte (Hamburg, Berlin, Prag, Wien rc., in Sachsen Glauchau) durch Anlegung von Wasserwerken, vermittelst welcher daS Wasser der Elbe nach vorhergegangener Filtration in reichlicher Menge bis in die vierte Etage der höchsten Häuser geleitet wird, abzuhelfcn. Plauen, 4. Nov. Am heutigen Tage wurde der Grundstein zudem neuzuerbaucnden Krankcnhause unter den gewöhnlichen Förmlichkeiten gelegt. Leipzig, 2. Novbr. Wie die hiesige Polizeibehörde bekannt macht, ist die von mehreren Zeitungen gebrachte Nachricht, daß das Portefeuille der Königin von Preußen in Meran aufgefunden worden sei, durchaus unbegründet. Seifhennersdorf bei Zittau. Am 22. Oct. hatte sich daS 4'/, Jahr alte Söhnchen des Zimmermanns Veit hier vom Hause entfernt, ohne daß man wußte wohin? Erft am 25. Abends erhielten die in Todesangst schwebenden Aeltern Kunde, daß er noch lebe. Der Knabe war über Rumburg, Ehrenberg, Schluckenau, bis über Kaiserswalde hinaus gelaufen. Dort im letzten, auswärts gelegenen Bauernhöfe kommt er Abends gegen 8 Uhr in den Hof. Die Leute behalten ihn die Nacht über und schaffen ihn am andern Morgen nach Schluckenau aufS Gericht. Hier wird er sämmtlichen Schulkindern vorgestellt; da ihn aber keins kennt, so wird eö in der Stadt bekannt gemacht, ob sich Jemand deS Kindes annehmen wollte. Da erbietet sich endlich der Fabrikant Salomon, den Knaben zu sich zu nehmen. Hier wird er nun gepflegt, wie dessen eigene Kinder, ob Jener gleich nicht weiß, wem der Knabe angehört. Durch den Herrn Pfarrer in Rumburg kam schließlich Licht nach beiden Seiten. Dienstag Nachmittag brachte man nun den Kleinen nach Hause, gesund, säst neu gekleidet und beschenkt und unter Thränen von dem braven Salomon. Preußen. Berlin, 2. Nov. In der Ministerangelegenheit ist noch immer keine Entscheidung getroffen, doch steht eine solche nahe bevor; über die Art und Weise indessen verlautet durchaus nichts Zuverlässiges, und eS sind daher alle darüber gemachten Angaben, wenn sie auch in noch so bestimmter Form anftreten, meist grundlos. Die Combinationen, welche in dieser Beziehung gemacht wurden, haben indessen, wie eS scheint, noch kein Ende erreicht, denn seit gestern wollte man hier und da gar wissen, daß der Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, bisher Präsident des Herren hauses, zum Nachfolger -deS Ministerpräsidenten v. Manteuffel ersehen wäre. AlS begründet darf eS dageben wohl eher angesehen werden, daß der Fürst von Hohenzollern-Sigmanngen zur Uebernahme einer hohen mi litärischen Function bestimmt sei, worüber zur Zeit noch Unterhandlungen schweben sollen. Der preußische Cultminister hat eine sehr dankenSwerthe Verordnung erlassen, um der immer mehr überhand nehmenden Kurzsichtigkeit unter den Schülern der Gymnasien und höhern Bürgerschulen entgegenzuarbeiten. Cs soll Alles beseitigt werden, was die Helligkeit der Klassenzimmer be einträchtigt; in minder Hellen Zimmern soll so wenig als möglich gelesen und geschrieben werden. Kurzsichtigen soll ein Platz am Fenster eingeräumt, daS Tragen von Brillen abgerathen, daS Bücken aufs Buch nicht gestattet werden u. s. w. Giesenkirchen am Rhein, 24. October. Am vergangenen Freitag hat sich zu Kleinenbroich in der Nähe deS Bahnhofes ein schreckliches Unglück ereignet. Der Jäger vom Rittersitze bei Mylendonk-Corschenbroich ging an jenem Morgen bis K. zur Jagd. Gleich hinter dem Bahnhofe auf Neuß zu erblickte er am Telegraphendraht zwei Hühner. Er stelle und traf so gut, daß sie beide auf die Bahn zwischen die Schienen nieder fielen. Da er von fern den Zug heranbrausen sah, eilte er, um die Hüh ner noch schnell wegzunehmcn. Seine Begleiter riefen ihm warnend zu: „Franz, bleib' zurück, der Zug kommt!" Er giebt zur Antwort: „Ehe der Zug da ist, hab' ich sie in der Tasche." Kaum hatte er dieses gesagt, als daS schnaubende Ungethüm schon zur Stelle war. Der Unglückliche wurde von der Locomotive erfaßt, so daß der ganze Train über ihn weg ging. Als eS gelang, den Zug zum Stillstehen zu bringen, blieb der setzte Waggon auf ihm stehen. Völlig zermalmt wurde der Unglückliche hervor gezogen. Hannover. Am 2. November ist die allgemeine Ständeverfammlung wieder in Thätigkeit getreten. Hamburg, 2. Nov. Hiesigen Polizeibeamten ist eS gelungen, mit Hilfe der WandSbecker Polizeibehörde in WandSbeck zwei Ungarn zur Haft zu bringen, welche um die Mitte deS vorigen MonatS von England hier angekommen waren und im Hotel de Saxe ihre Wohnung genommen hatten, um hier falsche österreichische Hundert-Gulden-Banknoten umzusetzen, die sich dem Vernehmen nach im Betrage von 1*/- Mill. Gulden bei ihrer Verhaftung in ihrepr Besitze vorsanden. Die Verhaftung erfolgte auf An laß eines auS London eingegangenen Requisitionsschreibens. Die Noten, welche in Amerika angefertigt sein sollen, sind so sorgsam gearbeitet, daß selbst Fachmänner Mühe hatten, sich von ihrer Unechtheit zu überzeugen. Frankreich. Paris, 3l. October. Es macht keinen sonderlichen Eindruck, daß Frankreich, welches erst von Portugal eine halbe Million Entschädigung verlangte, während letzteres nur 30,000 Fr. gewähren wollte, schließlich biö 40,000 Fr. herabgegangen ist. Nach Berichten auS Guadeloupe sind dort neuerdings 700 Neger ans Afrika und 750 Kulis eingeführt worden. — Auf einem französischen, von der Insel Reunion abgegangenen Schiffe, der Brigg „Anna", haben sich die an der afrikanischen Küste an Bord desselben gebrachten „freien Neger" empört und die ganze Mannschaft bis auf zwei Mann umgebracht.* Paris, 2. November. Laut Berichten auS Rom vom 3l. October hat der Papst beschlossen, die in Bezug auf die Taufe israelitischer Kinder gellenden Bestimmungen abzuändern. (Wenn daS Kind ertrunken ist, deckt man den Brunnen zu.) England. London, 25. Oct. DaS Kriegsministerium hat betreff»