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18 harmonisch« Richtung, den strebsamen Kräften ein gedeihliches Ziel, dem gesellschaftlichen Leben und Treiben eine solidere Gestalt wieder zu geben und die tüchtige Arbeit, die unter allen Umständen lhre Anerkennung und Belohnung findet, wieder in ihre volle Ehre einzusetzen. Zeitungen. Lachsen. Dresden, 10. Zan. AuS Florenz ist die telegraphische Meldung hier cingcgangcn, daß Zhre Kaiserliche Hoheit die Frau Erb- zroßhcrzogin Anna von ToScana (Tochter Sr. Maj. unseres Königs) heute Morgen 4 Uhr von einer Prinzessin glücklich entbunden worden ist. Mutter und Kind befinden sich wohl. Plauen, 12. Zan. Die Ober Post-Dircction beabsichtigt, die hiesige Posthalterei vom Postamte vom 1. April d. Z. an oder später zu trennen nnd anderweit zu besetzen und ladet Bewerber um die Posthalterei ein, sich anzumeldcn. Glauchau, 10. Zanuar. AuS Anlaß der Feier seines 25jährigen BürgerjubiläumS hat der hiesige Färbereibesitzer Friedrich Wilhelm Grüner der Stadtgemcinde ein Capital von 3000 Thlr. mit der Bestimmung geschenkt, daß die Zinsen davon alljährlich unter eine bestimmte Anzahl fleißiger und tüchtiger Lehrer der Bürgerschule verlheilt werden sollen. Lunzenau, 9. Jan. Vorgestern wurde von der gräflich Schön- bnrgischcn Herrschaft zu RochSburg auf hiesigen und Schleisdorfcr Fluren rine Treibjagd und nach Beendigung der Jagd wurde vor einer hiesigen Schcnkwirlhschaft die Strecke abgehalten. Ein Webergeselle auS RochS burg, der die Jagd als Treiber mitgemacht hatte, stand dabei mit einer Flinte bewaffnet Schildwacht. Zufällig kommt die 17*/, Jahr alte Tochter deS hiesigen Webermeisters LanghannS dazu und sieht Vie Hasen an. Wahrscheinlich im Scherz ruft jener ihr zu: „Geh weg oder ich schieße dich todt", macht eine Bewegung mit der Flinte, der Schuß geht loS und verwundet daS Mädchen tödtlich in den Oberkörper; sie mußte gestern deshalb ihren Geist aufgcben. Leipzig, 10. Jan. Gestern Vormittag wurde (am AuSgange der Weststraße) in einem durch daS EiS der Elster zum Zwecke des Wasser- schöpfens gehauenen Loche der Leichnam eines neugebornen KindcS gefun den und gerichtlich aufgehoben. Preußen. Berlin, 10. Januar. Heute haben hier die Vorbcra- thungen zur Beleuchtung der Statuen mit Gasflammen bei der Illumination am Tage der Einholung deS Prinzen Friedrich Wilhelm ihren Anfang genommen. Von der Beleuchtung der von den Einflüssen der Zett stark mitgenommenen Feldherrnstatuen auf dem WilhelmSplahe hat man Abstand genommen. Der Magistrat scheut bei dieser Gelegenheit keine Geldkosten; fo erfordert dle bei der Einholung auf dem Opernplatz zu erbauende Tri büne für 4000 Personen allein eine Summe von 10,000 Thlrn. Baiern. München, 9. Januar. Der geheimnißvolle Unbekannte, welcher in Augsburg gegen die Haarzöpfe der Mädchen wüthete, scheint wirklich in unsern Mauern zu weilen, denn seit gestern bis heute Abend ist eine respektable Anzahl von Zöpfen unter seiner Scheere oder seinem Messer gefallen. Ein Individuum indeß, welches man vorgestern Nacht alö Zopfabschneider arreNrte, stellte sich nach erfolgter Untersuchung als ein ganz harmloser, sehr gut belcumundeter BürgerSsohn von hier heraus und ist bereits seiner Haft entlassen, nachdem auch noch zum Ueberfluß die Friseure amtlich auSgcsagt, daß cS unmöglich sei, mit dem Brodmcsser, welches man bei demselben gefunden, auch den dünnsten Zopf abzuschneiden. Die Art und Weise, wie die Opfer dieser Bosheit gefallen sind, war allenthalben gleich. Tie betroffenen Mädchen hörten keine Schritte hinter sich (der Uebellhäter mag Gummischuhe tragen); plötzlich fahrt ihnen etwas über daS Gesicht, sie sind betäubt und beim Wiedererwachcn ist der Räuber verschwunden, len abgeschnittenen Zopf aber hat er zurückgelassen. Zn der Wahl der Zeit ist der Gefürchtete durchaus nicht verlegen, Abends, Nachts, am frühen Morgen und am Hellen Tage treibt er sein Unwesen. Sie können sich denken, daß diese Vorfälle überall das Tagesgespräch bil den und viele Frauenzimmer namentlich am Abend um keinen Preis das HauS mehr verlassen. Seitdem der Spectakel hier losging, hörte man Von Augsburg nichts mehr dergleichen. Zu allem dem kommt nun auch auS Ttlimgen die Nachricht, daß auch dort ein ähnlicher Unhold sein Un» wesen treibt, und bereits eine Menge Zöpfe abgeschnittcn hat. Dort geht aber die Bosheit noch weiter, indem derselbe auch die Kleider der Mäd chen durch Bespritzen mit Vitriol u. s. w. verdirbt. Die hiesige Polizei wendet alle Mittel auf, den frechen Bösewicht zu fangen. Frankreich. Paris, 9. Zan. Der Kaiser und die Kaiserin fuhren gestern Mittag im Boulogner Wäldchen spazieren, dessen Gewässer von Schlittschuhläufern äußerst belebt wareu« Nachdem ZI. MM. dle Tour um den See gemacht batten, stieg der Kaiser auS dem Wagen, schnallte sich Schlittschuhe an und verweilte inmitten der Schlittschuhläufer Stau den auf dem Eise. Reschlb Pafcha'S Tod hat hier eine große Sensation erregt. Der Großvezir ist am Schlagflusse gestorben, nnd zwar am Tage nach einem Diner mit Herrn v. Thouvenel, waS den abergläubischen Muselmännern gar viel zu schwatzen gicbt (andern Leuten auch). Herr v. Thouvenel hat bas Ereigniß telegraphisch hier gemeldet, und scheint der französische Bot schafter angedeutet zu haben, daß nun wieder Ali Pascha anS Ruder komme (der französisch gesinnt ist). Der hiesige türkische Gesandte, Sohn Reschid's, erhielt gestern Morgen die Nachricht von dem Tode semeS Va ters. Er starb vorgestern Morgen. Reschld hinterläßt ein ungeheures Vermögen. Er war einer der reichsten Privatleute Europa'S. Italien. Neapel, 3. Zan. Alle in der Nähe deS Vesuvs befind liche Brunnen sind versiegt, eine Erscheinung, die heftigen Ausbrüchen voranzugehen pflegt. Türkei. Die Berliner „Zeit" meldet untcrm 8. Januar: Nach einer telegraphischen Mittheilung aus Konstantinopel vom gestrigen Tage ist Reschid Pascha plötzlich gestorben. Konstantinopel, 2. Zan. Aus Tscherkessien wird gemeldet, daß Sefer Pascha am 14. Dec. das russische Fort Adekum erstürmte und dessen 1200 Mann starke Besatzung über die Klinge springen ließ. England. Mil dem tiefsten Schmerze — bemerkt Times — wird man die Nachricht von dem Tode des tapsern Generals Havelock verneh men. Es ist das lein Verlust gewöhnlicher Art. Mancher brave Mann ist seit dem Beginn deS indischen Aufstandes inS Grab gesunken. Keiner von ihnen aber wird ein solches Andenken hinterlassen wie der General, der am 25. November einer Krankheit unterlag, welche die Folge von Anstrengungen und geistiger Aufregung war. General Havelock überlebte den Enlfatz Lacknau'S nur um ein paar Tage. Er lebte nicht lange ge nug, um zu hören, welch hohen Werth sein Vaterland seinen Thaten bei legte, oder um die ihm von der Krone verliehenen Ehren zu empfangen. Seine Familie hinterläßt er seinem Vaterlande. (Diese lebte seit einer Reihe von Jahren in Bonn; Havelock selbst brachte dieselbe dahin). Mit dem in Plymouth angekommenen Postdampsschiffe „Dane," an dessen Bord sich alö Passagier der Befehlshaber der deutschen Legion, General v. Stutterheim, befand, hat man neuere Berichte vom Cap der guten Hoffnung, welche bis zum 30. November reichen. Sie lauten überaus günstig. Die Colonie ist in blühendem Zustande. Ungefähr 30,000 Kaffern hatten gegen die Hungersnoth innerhalb deS britischen Gebiets Schutz und Hilfe gesucht, und 1147 derselben sind bei den öffent lichen Bauten beschäftigt worden. Amerika. Neuyork, 25. Dec. Nachrichten von der nach Utah entsandten Expedition melden: Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten mit Ausnahme der von Oberst Cooke befehligten Truppen hatten sich zu Black'ö Fort concentrirt und marschirten in der Richtung von Fort BridgeS. Es ging jedoch nur sehr langsam vorwärts, indem an manchem Tage nicht mehr als 2 — 3 Meilen (cngl. — */» deutsche) zurückgelegt wurden. Man glaubte, daß sämmtUcheS bei der Expedition befindliches Vieh za Grunde gehen werde, doch war an Proviant kein Mangel. DaS Ge rücht, daß zwei Compagnien Infanterie auf dem Wege nach Utah eine Schlappe erlitten, ist grundlos. Mannichfaltiges. Ein Zug auS dem Leben unseres allverehrten König-. Zm verflossenen Herbste, erzählte der Rnßbuttenhändler Treibert aus Obcr- crinltz bet Kirchberg kürzlich in der Schenkwlrthschast zu G., wo er Nacht quartier genommen, führte mich das Schicksal und mein Handelsgeist auch nach Pillnitz. Zch haue eben meine mit Rußbuiten starkbeladcne Rabe un weit deS Schloßthorcs nledergesetzt, so kam ein mit schwarzem Rock und weißem Hut bekleideter Herr desselben WegS gegangen. Sogleich nahte ich mich demselben und bot ihm mit den Worten: „Kaufen Sie Rußbutlen? meine Waare an. „Nein, Rußbuttcn kaufe ich nicht" war die Antwort des freundlichen Herrn. Er unterhielt sich darauf mit nur eine geraume Zeit auf das Liebevollste, indem er sich nach meinem Namen, Alter, Wohnort und der Familie erkundigte; griff zuletzt in die rechte Westen tasche, überreichte mir ein Papier und verschwand im Schloßhofe. Als ich daS Papier besah, war cS ein Fünfthalerschein. Bestürzt stand ich da und wußte nicht, waS ich denken und thun sollte. Als ich wieder zu mir selbst kam, wollte ich dem Gütigen in den Schloßhof Nacheilen, um mei nen Dank auözusprechen. Allem die in der Nähe arbeitenden Steinschlä ger hielten mich davon ab, indem sie mir eröffneten daß jener gütige Herr Se. Majestät der König Johaua, vuser allerguädigster Herr sei. Dies