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VoigÜändischtr Anzciger. 8iekmundsech8zigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag», Donnerstag- und Sonnabend». Jährlicher Abonnementspreis, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingeben, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. VT. S. August 185«. Zeitungen. Sachsen. Plauen, den 7. August. In der gestrigen Versammlung deS hiesigen ZweigvcreinS der Gustav-Adolph-Stistung wurde beschlossen, von der diesjährigen Einnahme 156 Thlr. an den Hauptvcrein in Leipzig cinzuscnden und davon das eine Drittheil, über welches dem Zweigverein statutengemäß freie Verfügung zusteht, der evangelischen Gemeinde zu Waldsassen, an der bairisch-böhmischen Grenze, über deren Verhältnisse der Verein nähere und zuverlässige Nachrichten erhalten hatte, zukommen zu lassen. Auch soll diese Gemeinde durch den Deputaten des hiesigen Zweigvercins aus der am 20. und 21. August in Wurzen stattfindendcn Jahresversammlung des Hauptvereins noch besonders zur Unterstützung empfohlen werden. Bei der Wichtigkeit, welche gerade diese an der Grenze von Böhmen gebildete neue Gemeinde hat, ist cs gewiß zu wünschen, daß dieselbe eine recht kräftige Unterstützung finden und der Plauische, sowie die übrigen voigtländischen Gustav-Adolph-Vcrcine fernerhin ihr besonderes Augenmerk auf diese bedrängte Nachbargemeinde richten und die helfende Hand ihr reichen möchten. Plauen, den 8. August. Von dem Rathe der Stadt Leipzig ist in Nr. 219 des Leipziger Tageblattes folgende Bekanntmachung inserirl wor den, worauf wir daS Publikum aufmerksam zu machen uns erlauben: „ES ist neuerdings zu unserer Kenntniß gekommen, daß bedeutende Quantitäten Guano, welche sich bei einem hiesigen Handlungshause vorsanden und zum Verkaufe bestimmt waren, mit einem verhältnißmäßig nicht unbeträcht lichen Theile Sand vermischt gewesen sind. — Um das Publikum vor der artigen Täuschungen möglichst zu verwahren, bring-n wir diesen Vorfall zur öffentlichen Kenntniß. — Leipzig, am 5. August 1856. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger." — Dresden, 6. August. Laut Bekanntmachung des kgl. OberbergamtS sind die Bergämtcr zu Annaberg, Schneeberg und Johanngeorgenstadt Ende vorigen Monats aufgehoben und an deren Stelle Bergämtcr zu Schwarzen berg und Marienberg errichtet worden. Leipzig, 4. August. Am 2. d. M. Mittags ist auf noch uncrmit- telte Weise in einem Gute in Knautkleeberg Feuer ausgebrochen und in dessen Folge sowohl dieses, als auch zwei andere Güter, ingleichcn ein HauSgrundstück zum größten Theil total in Asche gelegt worden. Leider ist hierbei auch ein halbjähriges Ziehkind auS Leipzig, welches beim Mieth- bewohncr Knoche ^n einem der abgebrannten Güter in Kost befindlich war und im Hose in einem Korbwagen lag, mit verbrannt. M elßen, 4. August. Der vorgestrige Getreidcmarkt war von neuem Roggen so stark überführt, wie vorher noch keiner. Die Zufuhr betrug 515 Scheffel, mehr als am 30. Juli selbst in Radeburg vorhanden ge wesen war, und der Preis sank von 6 Thlr. 15 Ngr., den der Scheffel noch vor acht Tagen gehabt batte, rasch auf 4 Thlr. bis 3 Thlr. 15 Ngr. herab. (Es ist dies dieselbe Erscheinung, welche kürzlich von Bautzen und andern Gctreidemärktcn berichtet wurde. Klein und Groß beeilt sich, von den cingcernteten Vorräthcn zu Markt zu bringen, was möglich ist, um die hohen Preise noch zu nutzen, und dadurch entsteht augenblickliche Uebcr- süllung. Die Folfle davon kann nur ein Rückschlag sein, die überreichliche Zufuhr wird sich mindern und die Preise werden wieder emporgehcn, da cS keine alten Vorräthe mehr giebt, bis das richtige Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage gefunden ist. Wir erwähnen daher dieser Er scheinung nicht als einer ausfälligen, sondern nur um sie in ihrem natür lichen Lichte darzustellen und wünschen nichts weniger als überschwengliche Hoffnungen auf ein totales Herabgehen der Preise aus derselben abge^ltet zu sehen, sondern möchten vielmehr vor solchen und vor andern Täu schungen, so wie den «»gegründeten Forderungen, die daraus hervorgehen müssen, warnen. Nach allen vorhandenen Aussichten ist zwar Preiser mäßigung, aber nicht Preiserniedrigung zu erwarten. Und jene ist dem qcsammten Verkehr und Erwerb auch zuträglicher als diese. D. R.) Zwickau, 5. August. Heute Nachmittag ist der bei der Eisenbahn beschäftigte Handarbeiter Wild aus Steinplciß auf Lichtentanner Flur von einem Zuge überfahren worden und hat dabei sofort seinen Tod ge sunden. Das Unglück soll sich dem Vernehmen nach so zugetragen haben: Wild hätte seine Schaufel auf den Schienen liegen gehabt und als er solche beim Herannahen des Zuges habe eilig wegnehmen wollen, sei er von der Locomotive noch erfaßt worden und hingefallen. Dadurch sei er nun unter den Zug gekommen, gegen 60 Ellen mit fortgeriffen und ver stümmelt worden. Am Kopfe fand man bei seiner gerichtlichen Aufhebung die Hirnschale durchlöchert, die Kopfhaut abgerissen und den linken Arm total* zermalmt. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau mit zwei Kindern im Alter von 3 und 5 Jahren. Preußen. Berlin, 5. August. Se. Maj. der König wird gutem Vernehmen nach am 20. d. M. die Reise nach den Provinzen Pommern und Preußen antrcten. Frankreich. Marschall Pelissier hat bei seiner Landung in Marseille ein Schreiben dcs Kaisers gefunden, worin dieser dem Marschall anzeigt, daß er ihm die Würde eincs Herzogs verliehen habe. Die Ernennung dcs Marschalls Pelissier zum Herzoge gilt als Vor- läuserin einer Reihe von anderen Adelserhebungen. In Frankreich ist den Müllern verboten, Korn mit sog. Mutterkorn zu mahlen. Der nicht von demselben gereinigte Roggen wird weggcnomen. Italien. Mazzini hat einen neuen, verunglückten Anfstandsversuch gemacht. Eine Bande von 70 oder 80 Köpfen schlich sich, von Piemont kommend, um 2 Uhr vor Tagesanbruch an das Zollhaus von Parnignola in Modena, in welchem sich ein Beamter mit 7 Finanzwächtern befand, löschte die Laterne aus, rief einen Wächter, wie Dienstes halber heraus, fiel über ihn her, diang dann ins Innere ein und bemächtigte sich, da die übrigen Wächter schliefen, ohne den geringsten Widerstand der Waffen und des Kassageldcs. Bald darauf wurde der Finanzpostcn in Fontia von demselben oder einem anderen Haufen überrascht, welcher in den nahen Häusern einen Offizier der Reservemiliz und einige derselben angehörende Personen entwaffnete. Verschiedene dieser Angrcifenden trugen die Montur der Bürgcrwehr von Sarzana. Bei diesen banditenmäßigen Ueberfällen hörte man aufrührerische Reden und die Anzeige, daß im Laufe deS TageS eine RcgierungSvcrändcrung Vorgehen werde. Kaum hatte das Commando die Anzeige von dem Ucbcrfalle erhalten, als die cstensischen Truppen von der Reservcmiliz in lobcnswcrther Weise unterstützt, sich in drei Abteilun gen in Bewegung setzten, um die Ruhestörer zu ergreifen, die jedoch in solcher Eile gegen das piemontesische Gebiet, woher sie gekommen, flohen, daß man sie nicht erreichen konnte. Eine Truppenverstärkung wurde so gleich nach der bedrohten Richtung entsendet. Auf cstensischcm Gebiete war nicht die leiseste Bewegung oder ein Einvernehmen mit den Banden bemerkbar. Spanien. AuS Madrid vom 29. Juli wird der Jndependanee Belge geschrlebcn: Die Erceffe, die am 15. und 16. Juli von gewissen Truppen unserer Besatzung verübt worden, veranlassen sehr ernste Erör-