Volltext Seite (XML)
Oesterreich. lieber die nunmehr beeatzete Sendung des Trafen von Orloff wird Nachstehende-für zuverlässig erzählt: Der Graf überbrachte einen Gegeoenlwurf in Betreff de- zwischen Rußland und der Pforte zu bewirkenden Frieben-, welchen Entwurf die Wiener Conferenz für nicht zulässig anzusehen sich bemüssigt sah. Ferner wird als gewiß versichert, daß Graf Orloff den Antrag an die deutschen Großmächte gestellt habe, sich zur Beobachtung der Neutralität auch für den Fall verbindlich zu machen, al- Rußland durch baS Lerfahren Englands und Frank.cichs genöthigt werden sollte, in der Türkri die kräftigst, Offensive zu ergreifen. Dagegen würde Rußland üinersiits sich zum Beistände verpflichten, wenn Lu beider, deutscher! G>cßmachte wrgen ihrer Neutra lität angegriffen werben sollten und nur mit Zustimmung derselben und auf die Basis der Integrität der Pforte mit dieser Frieden schließen. Es wird versichert, daß sowohl Oesterreich als Preußen nicht in diesen Antrag eingegangen sind. Als Hauptmotiv hierzu bezeichnet man die fast mache, malische Gewißheit, daß bei einem kraftvollen Angriffskriege von Seite Rußlands eine allgemeine Erhebung der Christen in der Türker, erfolgen würbe, ein Ereigniß von so unermeß, sicher und zugleich unberechenbarer Tragweite, daß sich die deutschen Mächte nicht zum Vorau- die Hände binden könn n. Die Nachricht, daß Oesterreich, da ihm der Kriegsschau, platz zu nahe, ein Armeecorps von 25,000 Mann an seiner südöstlichen Grenze aufstelle, über welches Ban Jellachich den Oberbefehl führe, bestätigt sich. Die Westmächte. „Wir st,hen," schloß in diesen Lagen Lord Ellenborough im engl. Parlamente seine Rede, „daran zweifle ich nicht, am Anfang eines der furchtbarsten Kriege, worin England je verwickelt worden. Ich beschwöre euch, vermehrt alle eure Kriegsrüstungen brs zum Aeußersten. Rüstet, lüstet zu Land und zu Wasser, denn ,S wird ein riesenhafter Krieg!" — Und vom Ministersitze ertönte das Echo: „Auch wir haben die Hoffnung keineswegs, baß der Frieden erhalten werden könnte." — So stehls jetzt und nicht anders. Der Mann an der Newa aber hats allein auf dem G'wiffen, wenn, nachdem die gesammte Diplomatie mit ihren Frildensvorschlägen gescheitert, nun das Schwert aller Orten aus der Scheide fährt und daS Evangelium der Liebe in Mord und Brand den Lürken gepredigt wirb. Wo der Funke zündet, weiß jeder zu sagen, aber wo wird das Feuer aushüren? — Die Rüstungen der Westmächte werden mit aller Eile und in dem großartigsten Maßstabe betrieben. Die Land, armer Englands wird abermals um 10,000 Mann ver, mehrt, und auf den Schiffswerften herrscht eine seit langer Zeit nicht gesehene Lhätigkeit in Ausrüstung von Kriegs, schiffen aller Art. Sobald die Ostsee eisfrei sein wirb, soll die mächtigste Flotte, die je dieses Meer getragen hat, Rußland den nördlichen AuSgang versperren und der Czaar wird bann in seinen Häfen fester blockirt sein, als es burch daS Win» tereis je d»r Fall sein könnte. In Frankreich giebt's auf allen Munitionöstälten unb in allen Häfen Arbeit ohne Ruh und Rast. In allen Slückgießereien und Gewehrfabriken herrscht die größte Lhäligkeit. Spanien. Aus Madrid wird unterm 6. Febr. telegraph. »och Par»s gemeldet, es sei dort «ine demokratische Ver, fchwörung entdeckt, 11 Personen wären verhaftet. In Pari wollte «an auch wissen, »a- aber nach nicht bestätigt ist, in Catalonien sei von den verbannten Generälen ein Aufstand ang,stiftet und auSgebrochen. London. Von daher wird unter dem 11. Febr. gemel, der, baß am Montage die Reformbill dem Parlamente vor, gelegt werden Zollte. Am 10. brachte Lord John Ruffel die Bill gegen die Wahlbestechung ein. Danach soll der der Bestechung Ueberführte, baS Recht gewählt zu werden, der, welcher sich bestechen ließ, daS Recht zu wählen verlieren. Alle Wahlbestechungssachen sollen, bevor si, ins Parlament kommen, einer Untersuchungsjuri, die daS Ministerium des Innern ernennt, vorqelegt werden. AuS St. Petersburg vom 3. Febr. meldet man die An, kunft deS österr. Gesandten, Grafen Valentin Esterhazy. Man sprach von der bevorstehenden Abreise des englischen unb französischen Gesandten. Fortwährend fließen sehr be deutende freiwillige Gaben, darunter Posten mit 100,000 und 200,000 Rubeln zur Unterstützung der Spitäler in den Donaufürstenthümern ein. Ein UkaS befiehlt die Emission der letzten 10 Millionen beS ReservecapitalS der Crebitbillets vom Jahre 1841 und ein zweiter Ukas ordnet die Bildung eines Reservefonds mit 40 Millionen Rubeln an. Der kur ländische Adel hat 38 junge Ekelleute dieser Provinz voll, ständig equipirt und sendet sie zu den kriegführenden kaiferl. Armeen. Der kurländische Landesbevollmächtigte IsRepeäfen, tant der Adels , Corporation) bringt sie vor der Hand nach St. Petersburg, um kiese jungen Leute Sr. Majestät dem Kaiser vorzustellen. Der eben versammelte kurländische Land tag hat zu diesem patriotischen Zwecke 30,000 Rubel votirt. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze an der Donau fließen immer noch sehr spärlich, und noch ist nichts Ent, scheibendes vorgefallen; bei Giurgewo und bei Oltenizza ver, suchten die Türken die Donau zu überschreiten, wurden aber von den Russen nach hartnäckigem Kampfe wieder auf das rechte Ufer zurückgedräagt. Vor Kalefat hat sich, seitdem die Russen am 28. und 29. v. M., wie bekannt, einige Vor wärtsbewegungen gemacht hatten, nichts geändert. Ein Schreiben auS Odessa vom 3. Febr. mrldet, daß die Avant, garbe des aus Moskau auf den Kriegsschauplatz marschirenden sechsten Armeecorps unter General Skobezin am 31. auf mehreren Punkten die südliche Grenze Bessarabien- passirt hak. Diese Truppen befinden sich bereits seit mehreren Mo, naten auf dem Marsche von Moskau an die Donau. Die Reserven unter General Lheokazoff werden in einigen Mo« naten erwartet. Die in Bessarabien stehenden Truppen haben bereits Marschordre in die Fürstenthümer erhallen. — Der Generalmajor Graf v. b. Osten-Sacken ist zum russischen Vicepräsibenttn der Moldau ernannt und am 20. v. M. in Jassy angekommen. Derselbe ist factisch der Fürst des Lan de-. Alle Erlasse der Regierung werden in russischer Sprache auSgefertigt. Aus der Türkei nichts von Bedeutung. Man erwartet daselst mit Bangigkeit die nächsten Schritte der Westmächte. Ueberhaupt ist die Türkei, ursprünglich Gegenstand deS In, teresseS in erster Linie, längst schon auf die zweite herabge, funken. Die Stellung und Haltung der Westmächte gegen Rußland ist jetzt die Hauptsache geworden. Die Rückkehr der vereinigten englisch.fi anzösifchen Flotte nach dem Bosporus ist von der engl. und franz. Regierung nichf gebilligt worden und die Admirale erhielten sofort de»