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Voigtländischer Anzeiger. Siebenundsechszigster Jahrgang. Verautwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher Abonnement-preiS für diese- Blatt, auch bet Beziehung durch die Poft, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Insertion-gebühren werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältnis te) Räume-. — DvnüerSag. 1. 3. Januar 1856. Am Aeujahrsmorgen.) Wenn die Gegenwart im Trauerlleide Trüb' und düster nur vor Dir erscheint'. Wenn Dein Auge die verlor'ne Freude Und da- schnell eutschwund'ne Glück deweint: Dulde ruhig dann, geängstet Herz; Blicke voll Ergebung himmelwärts? Wenn im rostnfarbtnen Gewände Tie Vergangenheit vorübereilt; Wenn im holden, schönen Blumenlande Ter Erinnerung Du hast verweilt: O dann schaue freudig auch empor, Stimme jubelnd in de- Danke- Chor? Und wenn nun die Zukunft, dicht verschleiert, Räthselhaft verhüllet vor Dich tritt; Wenn da- Jahr sich wiederum erneuert Und erfolgt ein ernster Lebenöschritt: Dagn sieh muthig in die Ferne hin, Voll von Hoffnung und mit frohem Sinn? Rasch, wie fiücht'gen Strome- leichte Welle, Rinnt da- Jahr und wird Vergangenheit! Wieder stehn wir an de- Jahre- Schwelle, Hinter unS liegt eine trübe Zeit, . Und e» tritt au- goldnem HimmelSthor Dicht verhüllt ein neue- Jahr hervor! Stürme rauschten oft durch starke Eichen Und entblättert ward manch edler Stamm ; Gluth und Flammen sah man aufwärts steigen, Wilde Fluchen brachen ihren Damm, Und in bitterm Leid und herbem Schmerz Brach manch edle-, treugesinnte- Herz! „Wie wird sich da- neue Jahr gestalten?" Fragt bekümmert heute mancher Blick; „Wird der Höchste gnädig wieder walten?" „Kommt nun Glück, kommt neue- Mißgeschick?" Herz bewahre Dir nur frohen Muth! WaS Dein Vater thut, ist immer gut! « Herr, zu Dir steigt gläubig unser Flehen: Segne gnädig unS im neuen Jahr! Laß nach Stürmen sanfte Lüfte wehen, Schütze mächtig Deiner Kinder Schaar! Ueber unser ganze- Vaterland Breite schirmend Deine starke Hand! Viele weinen, — trockne, Herr, die Thran,n; Viele jammern, — senke Trost in- Herz; Diele bitten, — stille mild ihr Sehnen Und in Freude wandle Noth und Schmerz! Und wo Kummer eine Seele beugt, Linr're, Grtt, die Last und mach' sie leicht! *) «nt ein» Sammlung von Gedichten, welche unter dem Litel: „Feldblumen, poetische Versuche ^ILrast ün^cherz von «ran Forbriger" demnächst erscheinen werden und welche wir zu freundlicher Berücksichtigung besten- empfehlen. Wolken, die noch immer schwarz sich thürm n, Lichte, Herr, durch milden Sonnenstrahl! Wem Gefahren droh'n, den mögst Du schirmen, Heile jede- Herz von seiner Qual! — Herr, wir bitten! Du erhörst Gebet, " Wenn der Fromm, nur vertrauend steht!