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schließlich von diesem feierlichen Acte ausgefüllt wurde, so soll der Graf sich doch unmittelbar darauf über die Stillung seine- Hofes geäußert Haden, und hiernach zu schließen, ist eS eine Hauptaufgabe deS Grafen, das gute Einvernehmen zwischen den Höfen von Berlin und Wien nach allen Kräf ten aufrecht zu erhalten. Wenn sich auch Oesterreich den Forderungen der Westmächte angeschlofsen, bei welchem Schritte ihm Preußen nicht unbedingt folgen konnte, so hat Oesterreich doch die Erklärung hierher gegeben, daß es mit Preußen und den deutschen Bundesstaaten darum nicht weniger im engsten Vereine bleibe. Die Mobilmachung der preuß. Feldartillerie ist jetzt be endigt, und zwar sind 8 Linienregimenter und 1 Garderegi- ment, jedes mit 88 Geschützen, also zusammen mit 792 Ka nonen, vollständig armirt. Was die Festungs- und Land, wehrartillerie betrifft, so ist die Mvbilmachungsordre bis jetzt noch nicht auf dieselbe ausgedehnt worden. Bayern. Seit dem Anfänge der Cholera sind in Mün chen 659 Erkrankungen angemelbet worben, und davon bis zum 17. d. Mts. 248 Individuen gestorben. In Nürnberg sind laut amtlicher Bekanntmachung seit 8. bis zum 18. Aug. 67 Erkrankungen an der „epidemischen Brechruhr" vorgekommen, 20 Individuen ff id gestorben (da runter der würtlembergische Standesherr Graf Ludwig von Pückler-Limburg), 5 genesen und 42 befinden sich noch in Behandlung. England. Die Regierung hat Contracte zur Lieferung warmer Winterbekleidung an die Matrosen und Marinesol. daten der Ostseeflolle abgeschlossen. In Leicester sind dadurch große Aufträge für warme Hemden, Jacken und dgl. einge. troffen, und man will daraus den Schluß ziehen, daß die Flotte in einem der nordischen Häfen überwintern wird. Außerdem ist bei Lloyds wieder die Anzeige erschienen, daß die Regierung neuerdings mehrere gute, kupferbtschlagene Transportschiffe von 600 bis 850 Tonnen zur T'vppenbe- förberung nach dem schwarzen Meere, aus drei Monate, und je nach Bedürfniß auch auf längere Zeit, miethen wolle. Alle diese Schiffe wären nach dem Reglement zu armiren. Nun ist es aber ausgemacht, daß von England selbst in die sem Augenblicke nicht Eintausend Mann abgehen können, weil die Garnisonen bereits aufs äußerste eingeschränkt sind. Man scheint sich somit koch entschlossen zu haben, mehrere Regimenter aus Irland wegzuziehen und — wogegen man sich lange sträubte, — englische Miliz nach der Schwester- insel zu schicken. Rußland. Die engl. Corvette Basilisk hat nach Danzig am 19. August die Nachricht gebracht, daß Bomarsund am 16. gänzttch eingenommen und 2000 russische Gefangene ge. macht worden seien. Der Verlust der Engländer und Fran zosen betrug ca. 120 Mann Tobte und Verwundete. Eben, falls aus Danzig vom 19. August giebt der Hamb. Corr, nach der MillheUung eines hochgestellten Offiziers die Nach, richt von brr Einnahme von Bomarsund durch die Land- truppen der Alliirlen, wobei 2000 Russen zu Gefangenen gemacht und 30 gelöktet wurden. Der Verlust der Alliirlen war 2 Offiziere und 8 Soldaten. Endlich wird ausKepn- dagen vom 18. August berichtet: Am Donnerstag Nachmittag 2 Uhr ist Bomarsund übergeben worden; ein Thurm ist in die Luft gesprengt, und die Festung selbst hat etwas geltiten. — Gleicherweise wird auS Stockholm vom 18. August ge. meldet: Bomarsund hat am 15. um 2 Uhr Nachmittags capitulirt, nachdem ein F.stungsthurm in die Lust gesprengt worden war. Die Festung selbst ist nur wenig beschädigt. Türkei. Das tunesische Hilfscorps und englische Ver stärkungen sind am 10. August in Konstantinopel eingetroffen. Nach neueren Nachrichten darf das Gerücht (Nr. 98), baß die Expedition nach der Krim und beziehungsweise der An griff auf Sebastopol einerseits aus Gründen der umsichgrei- fenden Cholera, andererseits wegen angeblicher Zerwürfnisse in den diplomatischen Regionen verschoben worden sei, nur mit großer Vorsicht ausgenommen werden, da es, wie mehr fach vermutbet wirb, absichtlich verbreitet worben sein dürfte, um die in Konstantinopel weilenden russischen Agenten über die nächste Bestimmung der Hilfstruppen irre zu führen. In dem Arsenal wird unter Aufsicht des SeraSkiers Tag und Nacht an der Ausrüstung von Kanonen für die Armeen an den verschiedenen Kttegsschauplätz n auf das Eifrigste fortgearbeilel. Seit 4 Wochen relch.n weder die Slaals- noch Privatschiffe für Kriegsgerälhe, Munition und Kanonen hin, welche für die Hilfsmächte zu See und zu Land, und für die Armee in Anatolien und an der untern Donau zur Verladung in Bereitschaft liegen. Dieser Tage wurden 45 schwere Positionsgeschütze für die Pontusflolle nach Varna, und 16 Kanonen leichten und schweren Kalibers für die Armee nach Kars geschickt. Auf den asiatischen Kriegsschau platz gehen noch immer beträchtliche Verstärkungen ab. Von den in neuester Zeit in aller Stille frisch ausgehobenen 50000 Mann, welche zwischen hier, Adiianvpel und Schumla ver- theilt sind, um binnen der thunlichst kurzen Zeit einexercirt zu sein, sind 30000 für den asiatischen Kriegsschauplatz be, stimmt. Ueberhaupt wendet man hier jetzt alle Aufmerksam keit auf die Armee in Anatolien, deren schlechte Beschaffen heit haupffachlich ihren Grund in dem dortigen türkischen Generalstabe hat. Der Sultan hat dort in Zarif Pascha eben keinen vorzüglichen Felbherrn. Churschib Pascha (Guyon) hat in seinem letzten Schreiben an den Seraskier von Kars, 25. v. M, sich über alle die polnischen und ungarischen Offiziere, die bei dieser Armee angestellt sind, bitter beschwert. Zarif Pascha wird deshalb abberufen und auch jene Offiziere werden ausgeschieden, welche auf die Op-rolionen der Türken hemmend und zögernd emwirklen. Das vereinigte G'schw»der mit den Generalen Brown und Canrobert, ist b.str.bt, einen geeigneten Landungsplatz an der Krim aufzusuchen. Vor Sebastopol hielt es sich in Kanoncnschußweite, und einige seiner Haubitzen trafen bis ins Innere der Stadt. Die Festung blieb die Antwort nicht schuldig, und eine Kugel streifte den Bord eines Dampfers. Der „Spiffire" fondute indeß die Gewässer. Das Geschwa der schoß noch auf die Festung eine M.nge Kugeln ab und schlug dann seine frühere Richtung wieder ein. Direkte Briefe aus Varna vom 4. melden die Rückkehr der Prinz Napoleonschen Division von Basardschik, sowie auch die erwartete Riickk.hr der Canrobertschen, die einen bloßen Abst.cher nach Kustendsche gemacht hat, was zu beweisen scheint, daß die g. sammle Alliirlcn-Armee nach der Krim ein. geschifft werden sollte. Die franz. Erpeditionsarmee hat aus Toulon wieder einen Zuwachs von etwa 1000 Soldaten, einigen hundert Pferden, Lebensmitteln und Munition erhalten. Las russische Heer auf dem asiatischen Kriegsschauplätze