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vom 18. October 1819, durch welche die Dismembration der Rittergüter gestattet worden war, außer Kraft gesetzt und auch bei den Rittergütern die bei anderen geschloffenen Gütern bezüglich der Dismembration geltenden Grundsätze in Anwendung gebracht würden. Der Landtag lehnte jedoch die Vorlage mit Rücksicht darauf ab, daß die vollständige Zerschlagung größerer Rittergüter erfahrungsmäßig den öko- nomischen Wohlstand ganzer Ortschaften fördere und der un. geschmälerte Fortbestand kleinerer Rittergüter ohne Interesse sei. — Frankfurt. Die Abstimmungen der Einzelstaaten über die österreichisch-preußische Vorlage in der Bundessitzung vom 24. Mai kommen allmälig stückweise zur O»ffenllichkeit. Nach denselben hatten Dänemark und Holland ihre Gesand. ten ohne Instruction gelassen. Der Gesandte der Sächf- Ernestinischen Häuser hielt sich das Protokoll offen, weil jene Staaten die Conferenz zu Weimar zu näherer Verständigung beabsichtigten. Oldenburg, die 16. und 17. Curie, sprachen ihre vollständige und unbedingte Zustimmung zu der bisher von den beiden Großmächten befolgten Politik aus, sowie ihre Bereitwilligkeit, zu dem einmüthigen Zusammenhalten aller deutschen Staaten mitzuwirken. Von den Staaten der Bamberger Conferenz bat Bayern den Antrag gestellt, die österreichisch-preußische Conferenz einem Ausschuß zu überge ben, damit der Ausdruck der Einigkeit aller Bundesstaaten als das Ergebniß einer festen, klaren und auf reichliche Er- wägung gestützten Ueberzeugung sich darsttlle. Sachsen und Würtemberg haben sich lediglich der bayrischen Ansicht ange schlossen, ohne einen Antrag auf Prüfung durch einen Aus schuß zu stellen. Auch Hannover begrüßt die Einigung der l eiten deutschen Großstaalen als ein hocherfreulicbes Ereigniß, aber es hätte gewünscht, daß schon früher die Politik kersel. den dem Bundesmgan mitgetheilt und demselben ein Einfluß auf ihre Feststellung eingeräumt worden wäre; es erklärt sich aber befriedigt, daß wenigstens bis sitzt noch die Sanc- tion jener Politik der Bundesversammlung zugestanken sei, und es ist der Ansicht, daß auch bei einer Vermittlung des Friedens die Mitwirkung der Bundesversammlung ersprießlich sei. Die beiden Hessen, Braunschweig und Nassau erklärten sich wie Oldenburg. Eine eigene Ansicht stellte noch Meck lenburg auf, indem es die Nothwendigkeit der Prüfung der Vorlage durch einen Ausschuß in den Vordergrund stellte. Die Nachricht von einem Anschlusse Schwedens an die Westmächte findet keine Bestätigung. Die Engländer haben in Uleaborg und in Brahestadt 28,000 Tonnen Theer, mehrere Holzlager und alle Schiffe verbrannt. In Genf haben die hohen Brvdpreise (das Pfund kostet 30 Ct., beinahe 2^ Sgr.) mehrere dortige Bäcker veranlaßt, schädliche Substanzen, namentlich Gyps, unter dasselbe ge, mischt. Die Polizei hat diesen abscheulichen Betrug glückli. cherweise bald entdeckt und die Betrüger dem Strafrichter überwiesen. Frankreich. Nach Berichten aus Paris betrachtet man dort die Bamberger Conferenz aus dem ganz irrigen Gesichts punkte, als trachte dieselbe eine Sonderstellung zu den Jn- 1,reffen des deutschen Bundes einzunehmen, setzt aber im Uebugen die Bedeutung der Bamberger Einigung an sich nicht in Zweifel. In Folge des großen Bedürfnisses an Marineoffizieren wird fast die ganze Setschule von Brest geleert werden. Nachdem die erste Classe derselben schon auf der Flotte an- gestellt worden, sollen im nächsten Monate auch diejenigen Zöglinge der zweiten Classe, die aber mindestens schon 10 Monate auf der Schule waren, examinirt und die fähigsten sofort mit dem Grad als Aspiranten zweiten Grades auf die Schiffe verlheilt werden. In London beabsichtigt man in nächster Zeit eine Feier der Einigung Frankreichs und Englands zu veranstalten. Den Ehrengästen sollen während der Festzeit alle öffentlichen Ge bäude erschlossen, sowie Vorkehrungen zur Beschleunigung der Zollamtsvisilationen getroffen werden. Vom Kriegsschauplätze. Die Vernichtung der auf d-n Werften von Brahestadt und Uleaborg befindlichen Schiffe und Vvrrälhe, deren wir bereits gedacht, wird jetzt von vie- len Seiten bestätigt. In Uleaborg erschienen die Engländer auf vollständig bewaffneten Kanonenböten in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni. Nachdem sie alle Regierungsgebäude und den größeren Theil der Privatmagazine untersucht hatten, erzwangen sie von den erschreckten Stadtbewohnern Lebens mittel für die Hälfte des wirklichen Preises (!!) mit dem Versprechen, dagegen die Mililaircaserne, die mitten in der Stadt gelegen ist, nicht in Brand stecken zu wollen. Hierauf wurden zunächst alle auf den Schiffswerften befindlichen, fast bis zum Vomstapellaufen vollendeten neuen Schiffe, acht an der Zahl, und dann vier ältere Schiffe, die im Hafen lagen, ferner das Theerhofsmagazin mit 18,000 Tonnen Theer, alte Planken, Balken und Sparren, sowie das vor- räthige Pech zum Raube der Flammen. Ein gräßliches doch imposantes Feuerwerk, bas manchem Stadtbewohner bas Auge mit Thränen füllte! Man schätzt den Schaden, der Uleaborg aus diesem Brande erwachsen ist, ungefähr eben so groß wie den bei Brahestadt erlittenen, d. d. auf minde, stens 3 bis 400,000 Rubel Silber nach den bezahlten Ein kaufspreisen. — Glücklicher Weise siel schon am Abend des 1. Juni und die ganze Nacht hindurch ein heftiger Regen, der Wind stand vom Lande ab, so daß die Statt glücklicher Weise außer Gefahr war und nur einige Magazine, die in der Nähe der brennenden Holzlager befindlich, so wie ein Steinkohlenlager, zum Raube der Flammen worden. Man erwartet mit Spannung Nachrichten darüber» ob die Englän der nun auch Jjo und die dort lagernden Exportartikel in Brand gestickt haben; der Schaden wird dort jedenfalls sehr beträchtlich sein und vielleicht den obigen noch übersteigen. Von der Donau. Am 29. Mai haben nach dem offi ziellen Berichte des Fürsten Statthalters an der Donau die Russen vor Silistria die blutigste Niederlage in diesem ganzen Kriege erlitten. General Selvan halte ohne Befehl wie einst General Liprandi (1831) gegen die Schanzen bei Wola vor Warschau, gegen ein türkisches Fort, das er verlassen glaubte, einen unüberlegten Sturm gewagt, den die Türken zweimal zurückgeschlagen haben. Unglücklicher als der Letzt- genannte entging jedoch General Selvan der strengen Ver- antwortlichkeit für diese Opferung im großartigen Maßstabe, denn er selbst wurde tödtlich verwundet. Kampfunfähig wurden hierbei 3 Generale, 38 Stabs, und Oderossiziere, 817 Gemeine. Gefallen sind General Selvan, Oberst Gla, disch, außerdem 1 Oberofsizier und 259 Gemeine. — Der