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Deutschlands ergehen lassen: „Stände, so lautet derselbe, wiederholen auch dieses Jahr ihren Antrag, daß Kurf. Re gierung unter Aufbietung ihres ganzen Einflusses auf die Herstellung einer deutschen Flotte (Inlanlium roZiuL jubo« rc.!) ferner hinwirken; sie müssen aber auch ihre früheren Anträge, daß König!. Regierung auf eine angemessene Re, Präsentation des deutschen Volkes mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln hinwirke, unv daß sie mit Entschiedenheit das Streben nach Errichtung eines Bundesgerichts unter geeigneter Mitwirkung der deutschen Ständeversammlungen festhalte — wiederholen, um, wenn auch ein unmittelbarer Erfolg derselben kaum zu hoffen, immer von n-uem darauf hinzuweisen, daß ohne die Befriedigung der in jenen Anträ gen ausgesprochenen Wünsche eine wahrhaft gedeihliche Ge staltung der deutschen Verhältnisse, durch welche auch die Wohlfahrt der einzelnen Staaten bedingt ist, nicht möglich sein wird. (Schön gesagt, allein es schmeckt doch etwas zu sehr nach 1848 und — Gothanismus.) — Stände halten sich oder ferner mit Hinblick auf die augenblickliche politische Lage Deutschlands ve,pflichtet, königliche Regierung dringend zu ersuchen, dahin jedenfalls mit allen ihr zu Gebote stehen den Mitteln zu wirken, daß die deutschen Staaten in der jetzigen europäischen Krisis einig zusammenstehen und zum Schutze des von beiden diulschen Grvßstaalen bereits anerkannten Rechts, zur Sicherstellung deutscher Interessen so fest und kräftig handeln, wie es die Stellung und Würde Deutschlands erheischt." — Mit letzterem Antrag ist wohl jeder Deutsche einverstanden! — England. Im englischen Ministerium ist ein Wechsel eingetreren. Lord John Russel hat an der Stelle des Grafen Granville das Präsidium des geheimen Raths, Graf Gran ville an der Stelle des Herzogs von Newcastle das Ministe rium der Eolonien und letzterer das neugcschaffene Kriegs- Ministerium übernommen. Mit großer Bestimmtheit verlautet, daß Sir CH. Napier mit seiner Flotte bereits in der Richtung von Sweaborg vorgerückt ist. Alle franz. Schiffe, die sich in den dänischen Gewässern befanden, haben Befehl erhalten, nach Helsingfors abzugehen, um sich mit der englischen Flotte zu vereinigen. Nach Berichten aus Rom wurden am 29. und 30. Mai in Terracina, Caprano, Frosinone sowie in anderen nach der neapolitanischen Grenze hin liegenden Städten von dem römischen Generaldirectorium der Polizei zahlreiche Verhaf tungen vorgenommen. Veranlaßt aber waren dieselben von der neapolitanischen Regierung. Die eingezogenen Individuen gingen mit regierungsfeindlichen Plänen um; sie hatten sich auf dem Gebiete des Kirchenstaates vor Nachsuckungen sicherer geglaubt, wurden jedoch von Einem aus ihrer eigenen Milte denuncirt. Gewiß ist, daß in fast allen Theilen des Königreichs beider Sicilien der Namen Mural viel genannt wird. Nach den letzten Nachrichten vom Kriegsschauplatz an der Donatt bis zum 4. Juni sitzen die Russen ihre Belagerungs- arbeiten bei Silistria fleißig fort; die Tü'ken unterhalten regelmäßig kleinere Ausfälle, um diese nach Thunlickkeil zu stören. Das Fort Abdul Medschid, um dessen Einnahme es sich vorerst handelt, ehe von dem Centrum des Belagerungs corps die Operationen gegen die eigentliche Festung beginnen können, hat 60 Kanonen und ist durch dreifaches Mauerwerk, das aus Zklfengesteln hergestellt wurde, gedeckt. An der Südseite befinden sich zwei mit dem Fort zusammenhängend« Thürme, die gleichfalls vertheidigt werden können. Der Besatzung bleibt der Rückzug nach Silistria im Falle der Einnahme des Forts offen, da die Rückzugslinie durch eine Reihe von Batterien gedeckt ist, von deren letzter ein Gang in die Festung führt. Aus Widdin wird unterm 7. Juni geschrieben, daß die Nachrichten von der unteren Donau sehr widersprechend sind. Gewiß ist, daß die Russen bei Silistria noch nicht den ge ringsten Vortheil errungen haben. — Die Türken räumen beinahe ganz die kleine Walachei und ziehen sich mit sämmt- Uchen disponiblen Truppen gegen Schumla. Die Russen sollen Krajowa wieder bedrohen. Nach aus Constantinopcl unterm 30. Mai in Marseille eingetroff'Nen Nachrichten haben die Tscherkcssen die russischen Truppen in mehreren Gefechten geschlagen. Da die russische Flotte nicht aus Sebastopol auslaufen und dem russischen Heere an der Donau keine Vorräthe zuführen kann, so stellt sich bei kiesen, wie man versichert, allmälig Mangel ein. Krankheiten richten unter den russischen Trupp.n große Ver heerungen an. Die 20,000 Mann brittischer Truppen, die zu Scutari gelagert wann, sind eingeschifft worden und werden nach Varna gebracht. Die französischen Truppen verlassen Gallipoli und sind auf dem Marsche nach Akrianopel. Das russische Hauptquartier soll, nach B.richten aus Wien, ehestens nach Jassy verlegt werden, wo man den Fürsten Paskiewitsch bis zum 13. d. M. erwartete. Die diesfälligen Truppen-Dispositionen seien bereits getroffen. Das sähe fast aus wie ein Rückzug. Die Bestätigung dürfte noch abzu warten sein. Daß die englischen und französischen Flotten wieder im Bosporus ruhen, wird in London damit entschuldigt, daß es im schwarzen Meere so nebelig sei. In Thessalien haben die türkischen Truppen durch die Aufständischen eine große Niederlage erlitten; dagegen wird aus Epirus fortwährend übereinstimmend das Erlöschen des Aufstandes gemeldet. Briefe aus Australien melden, daß auch Gold in der einzigen Colonie daselbst, wo sich bis jetzt k'ine Spuren des selben vorgefunden haben, entdeckt worben ist. Man schreibt nämlich aus Fremantle (West-Australien) vom 25. März, es sei 15 Meilen von genanntem Orte Gold im Boden gefun den worden. Es sind auch schon Arbeiter nach dem neuen Fundorte abgegangen. Zuletzt wird die Welt noch lauter Gold und doch will kein goldenes Zeitalter wiederkommen! Aus Amerika nichts Neues. Mannigfaltiges. Die Oeffnung von Japan. Die letzte Ueberlandspost von Asien bat eine wichtige Nachricht mit gebracht: Japan, das letzte abgeschlossene Reich ist in die Weltbewe gung gezogen und zwar durch die Amerikaner. Schon früber verlautete, daß die Russen sich Zugang zu den Häfen Japans verschafft batten; indeß ist eine Bestätigung dieser Nachricht nicht gekommen. Gewiß ist, daß der Commodore Perry mit einer kleinen amerikanischen Cöcadre von 3 Schiffen im Februar dieses Jahres erschien, um des Kaisers von Ja pan Antwort auf die ihm vor einem Jahre überbrachten freundschaft lichen Anträge der Verein. Staaten zu Handelsverbindungen entgegen zu nehmen. Diese Antwort lautete günstig, und die Amerikaner haben einen großen Vorsprung vor der englischen Flagge in jenem Meere er-