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Kriegs von Preußen abwenden, wenn sie aber unabwendbar sein sollten, so möge er in seiner Barmherzigkeit unS den Sieg verleihen. — Von einem Anschluß Preußens an Ruß, land ist keine Rede. — Die aus Lüttich für Rußland gekommenen, in Köln aber zurückgehallenen Waffensenbungen sind wieder freigegeden und bereits nach Königsberg zur Weiterbeförderung abgegangen. Von Seiten der nordamerikanischen Regierung war die Besorgniß geäußert worden, daß bei der Verschiffung preu ßischer Jndustrieerzlugniffe nach den Vereinigten Staaten leicht falsche Angaben in Bezug auf den Werth der Waaren zum Nachtheil der dortigen Zollerhebung Vorkommen könn» ten. Daran hatte sich das Verlangen geknüpft, eine förm, liche Beschwörung des Faclurenwerihes der nach den Häfen Nordamerikas abgesandten Waaren einlreten zu lassen. Wie die „Pr. C." vernimmt, so ist es den Bemühungen der diesseitigen Regierungen gelungen, das Mißtrauen der nord, amerikanischen Behörden gegen die Zulänglichkeit einer bloßen Versicherung an Eidesstatt nach den Bestimmungen des preußi schen Strafrechts zu beseitigen. Es wird daher voraussicht» lich die bisherige Praxis bei Versendung preußischer Industrie- artikel nach den Vereinigten Staaten keine erschwerende Neuerung zu erfahren haben. Kopenhagen. Zwischen dem Ministerium und den Kam, mern ist ein bedenklicher Bruch entstanden. Nachdem das Ministerium lange in der Verfassungsfrage hin und her ge schwankt, fragte am 9. Bischof Mvnrad die Regierung birecl: ob sie meine, eine für alle Theile des Königreichs gemeinsame Verfassung octroyiren zu können, ohne Mitwirkung des Reichs» tags? Der Minister wollte nicht antworten. Es wurde darauf im Folkrthing eine Mißtraurnsadresse gegen das Mi nisterium vorgeschlagen. Diese Adresse ist am 13. Abends vom Landsthing in erster Behandlung mit 38 gegen 6, im Volksthing in letzter Verhandlung mit 77 gegen 3 (14 stimm» ten nicht) angenommen worden. Was der König auf diele Adresse beschlossen hat, ist noch nicht bekannt. Aus Wien und Paris meldet man von günstiger Auf, nähme der neuen Anleihen. In Frankreich hoffte man, daß statt 250 Millionen Franks die vierfache Summe von 1000 Millionen gezeichnet werde. Die Wiener Blätter melden über Constantiuopel das bereits auf telegraphischem Wege Bekannte. Die Flotten waren am 6. März noch in Britos. Egyptifche Schiffe gingen nach Candia ab, um jede dort drohende Bewegung unmöglich zu machen. Daß Auslaufen der englischen Ostseeflotte haben wir bereits gemeldet. Am 14. d. passirte nach Nachrichten aus Helsingör das erste Schiff derselben den Sund. ES falutirte die Festung Kronburg mit 22 Schüssen, nahm einen Loolsen an Bord und setzte die Reise südwärts fort. Andere dieser Flotte angehörigen Schiffe waren von Helsingör auS nicht sichtbar; das Groß derselben verbleibt bekanntlich zunächst im Kattegat. Die französische Flotte wild, zufolge der neuesten Nachrichten aus Paris, sobald nicht ter englischen sich zugesellen können, da sie erst noch für daS Expedilions- Eorps nach dem Oriente gebraucht wird. Nur ein einziges Schiff „Austerlitz" soll alSbalv zu dem Napierfchen Gefchwa, der stoßen. Mit dem Beginne der Feindseligkeiten dürfte eS übrigens noch immer emige Zeit haben. Erst nachdem die Rückantwort Rußlands auf die letzte Aufforderung zur Räumung der DanaufilrHenthümer ^nßttwffÄ ode* die ge, setzte Frist abgelaüfen kst?katm der Kfreg in aller Form er» klärt werden, was bis Anfang April währen dürfte. Rußland. Einem den 10. März in Stockholm ange. kommenen Privatschreiben aus Finnland zufolge waren in den letzten Tagen in Helsingfors tausend Fuhren mit Kriegs- bedürfnissen «»gekommen, und wurden noch dreitausend fer nere erwartet. Der Großfürst Constantin hatte drei Lage hindurch die Befestigungen und Vorrälhe inspicirt und man erwartete, daß auch der Kaiser selbst innerhalb 14 Tage dort eintreffen werbe. Ein kaiserl. Decret ist erschienen, welches den Zwangs» cours russischen Papiergeldes in der Moldau und Walachei anvrdnel. Wer dasselbe nicht als gültig annehmen null, verfällt dem Kriegsgerichte als der Empörung schuldig. Auf d.m Kriegsschauplätze an der Donau scheint alles darauf hmzubeuten, daß cie Russen vorläufig sich blos auf die Defensive zu beschränken gemeint sind. Dir russischen Streit» krafle werben in mehrere größere befestigte Lager zusammen, gezogen und die russischen Genieofsiciere sind vollauf beschäf tigt, bas „genommene Pfand" so zu befestigen, daß solches gegen Angriffe, sie mögen kommen, von welcher Seite sie wollen, vollkommen gesichert bleibe. Die türkische Armee am Balkan und an der Donau beobachtete zeilher gleichfalls eine defensive Haltung, allein die Kampflust der Türken, die von Tag zu Lag zunimml, dürfte sich nicht lange auf diese engrn Grenzen beschränken lassen und man kann schon viel» leicht in den nächsten Tagen neuen Angriffen von Stilen der Lürken enlgegen fthen. Die oft wiederholten Gerüchte von dem Außbiuche der P»st in vnschiebknen Provinzen beS ollomanischen Reiches sind durchaus unbegründet. Die neuesten Nachrichten aus Constantinopel lauten da» hin, baß eine Ueberemkunfl der Westmächte mit der Pforte wegen umfassentster Chnstenemancipalion abgeschlossen wird. Friebensfchluß mit Rußland bars nur unter Zustimmung der ersteren stattfinben. Die Bestimmung des Hilfscorps wird dem Sultan überlassen. Eine Expetitton nach Griechenland wird gewärtigt. Ueder den Aufstand in Epirus u. s. w. lauten die Nachrichten sehr verschieben. Ueder das an der serbischen Grenze ausgestellte österr. Armeecorps wurde mit Armeebefehl vom 7. März der Ge. neral der Cavallerie Graf Schlick zum Odercommanbanten dieser beträchtlichen Streitkräfte ernannt. Er hat sich am 18. März von Wien nach Semlin begeben. In Bosnien droht der alte Zwist wieder auszubrechen. Bekanntlich herrscht in jenem Lande seit langen Jahren zwischen den bos nischen Muselmanen (früher christliche Edelleute) und den türkischen Machthabern eine blutige Fehde, die, so oft sie auch unterdrückt wurde, bei jeder schicklichen Gelegenheit wieder ausbrach. Um dem Ueberwogen revolutionairer Ele mente zu begegnen, wird auch die dritte Brigade der k. k. österreichischen Truppen in Dalmatien bis an die Starke von 20,000 Mann unter dem Commando des Generals Ma nuls gebracht; die Hälfte dieser Streitkräfte rückt dahin von Verona ab, wohin Truppen aus den rückwärts liegenden Provinzen als Ergänzung instradirt worden. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß der Ban Jellachich an der bosni» schen Grenze 120,000 Mann innerhalb acht Tagen aufstel len kann.