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Zeitungen. Sachsen. Nach zuverlässigen Mittheilungen aus Dres den war bis zum 1. Februar Abends, als dem anberaumlen Schlußtermine der dritten Einzahlung auf die Actien der Albertsbahn, die Einzahlung nur für 238 Actien unterblie. den. Auch für Anzahlung der letzteren ist am 1. Januar dann der ausgeschriebene Betrag unter Zuschlag der verwirk« len Conventionalstrafe berichtigt worden. Der Eisgang auf den säcks. Flüssen ist diesmal ohne besonderen Schaden vorübergegangen; schon am 1. Februar war die Elbe dieser Bürde entledigt. Das Elstereis ist seit dem 4. Februar gebrochen. Aus Annaberg wird gemeldet, daß die Erwerbsverhält- nifse dermalen nicht eben erfreulicher Art sind. Keine Arbeit und theueres Brot! Eine wahre Calamität für das Gebirge ist rS, daß die Kartoffelernten seit mehreren Jahren schon sehr dürftig ausgefallen sind. Eine Abhilfe des fast mit jedem Winter wiederkehrenden Nothstandes hofft man in dem Zustandekommen der erzgebirgischen Eisenbahn und die Eisen- bahnfrage ist daher immer noch das Tagesgespräch in allen Ortschaften des oberen Gebirges. Die in Zwickau am 2. Febr. im 18. bäuerlichen Wahl bezirke stattgefundene Landtagswahl — zu welcher sich die gesammlen 85 Wahlmänner eingefunden halten, ist gleich bei den ersten Abstimmungen auf den Gutsbesitzer Schweizer zu Eckersbach als Abgeordneten und auf den Landrichter Sommer daselbst, als den Stellvertreter gefallen. Bayern. Die neuesten Nachrichten aus München vom 3. Februar lauten dahin, daß in den nächsten Tagen rin Dekret zu erwarten ist, durch welches die Kammern vertagt werden. Als Grund dieser Maßregel wird einestheils die Abstimmung der Abgeordnetenkammer über die Vorlage we. gen der Gerichtsverfassung (Vertagung bis zum nächsten Landtage), andrerseits und hauptsächlich der Umstand ange. führt, daß in dem Befinden des Herrn Ministerpräsidenten v. d. Pfordten ein bedenklicher Rückfall eingetreten ist, wel cher ihn noch längere Zeit hindern dürfte, seine amtliche Thätigkeit wieder aufzunehmen. Aus Wien kommt vom 4. Februar folgende telegraphische Depesche: Die hiesige G'sandtenconferenz hat die Rückant wort des Petersburger Cabinels auf die Wiener Prolokoll- note, welche die letzten türkischen Auszleichungsvorschläge mitgetheill hatte, empfangen und nicht für gnügend erachtet. Ueber die bereits telegraphisch gemeldete Rückkehr der ver, einigten englisch-französischen Flotten aus dem schwarzen Meere sind aus Constanlinopel vom 23. Jan. nähere Nach richten eingegangen. Hiernach sind am 22. Jan. 17 Schiffe der combinirten Flotte in den Bosporus eingelaufen und bei BeikoS vor Anker gegangen. Es wird versichert, daß die selben gekommen, um einen türkischen Truppen- und Muni tionstransport abzuholen und in Beglcüung dieses Eonvoi bereits am 25. Jan. in das schwarze Me»r zurückgeben wür ben. Die Schiffe der russischen Flotte sind jetzt sämmtlich im Hafen von Sebastopol vereinigt; der Eingang dieses Hafens ist mit Ketten gesperrt. — D>e aus Paris und Lon don am 3. Februar telegraphisch nach Wien gelangten Nach, richten lassen keinen Zweifil mehr übrig, daß die russischen Gesandten in Folge der erhaltenen Antwort ihre Pässe for dern werden. Der B>uch zwischen Rußland und den See- »ächken scheint unvermeidlich. Bern. Das Schicksal der eidgenössischen Hochschule ist entschieden; der Ständerath hat nach dreitägiger Diskussion mit 27 gegen 15 Stimmen beschlossen, nicht in die Bera, tbung des Gesetzentwurfs einzugehen, d. h. die vom Natio» nalrathe beschlossenen Anstalten zu verwerfen. Dagegen wurde der durch Ammann und Herrmann amendirte Antrag Schenkers mit 24 gegen 17 Stimmen angenommen. Der« selbe lautete: 1) Es ist grundsätzlich eine eidgenössische poly technische Schule in Verbindung mit einer Schule für daS höhere Studium der exakten und humanistischen Wissenschaf ten beschlossen. 2) Es soll diese Anstalt in Zürich errichtet werden. 3) Die Commission ist beauftragt, der Versamm lung einen hierauf bezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen. — Vermuthlich wird dieser Antrag auch im Nationalrath eine M'hrheit erhalten, denn ein Festhalten an seinem früheren Beschlusse würde ihm nichts helfen, da der Ständerath sich zu bestimmt ausgesprochen habe. — Belgien. Nach Millheilungen aus Brüssel folgten am Hofe daselbst Feste auf Feste zu Ehren des Besuchs des Prinzen Napoleon. Am 3. ist der Prinz nach Paris zurück- gereist. Der König der Belgier hat ihm am 1. Februar das große Band des Leopoldordens verliehen. Frankreich. AuS Paris wird unter d. 2. Februar ge- meldet, daß der russische Gesandte Tags vorher Abends seine Pässe gefordert und erhalten habe; baß jedoch die ihm er- theille Antwort bezüglich der Flotten nur eine mündliche ge, wesen sei und er daher noch den Eingang der schriftlichen Antwort, die wahrscheinlich am 3. erfolgen würde, entgegen sehe, so daß leicht der 4. herankommen dürfte, ehe er abreist, da vorher auch noch die Abfertigung der schriftlich ertheilten .Antwort nach St. Petersburg statlzufinden hat. England. Aus London wurde am 3. Februar Mittags telegraphisch gemeldet, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen England und Rußland abgebrochen sind, und daß der russische Gesandte Herr von Brunnow bereits abgerrist und nach dem Haag gegangen sei; nach einer anderen De pesche vom Abend d.sselbigen Tages habe sich der Gesandte am Abend noch in London befunden, man glauote aber, daß er binnen Kurzem das Land verlassen werde. Vom Kriegsschauplatz an der Donau w.rd unter dem 28. Jan. berichtet, baß an diesem Tage ein heftiges Vor- postcngtficht bei Baileschti stattgesunven hat. Die türkischen Truppen räumten ihre dortige sehr vorthcilhafte Vorposten stellung und zogen sich zurück. Man erwartete für den 29. einen Angriff der Türken auf die russischen Vorposten, und sind diese durch Cavallerie und Jäger sehr verstärkt worden. Der russische Belagerungspark, welcher bis jetzt bei Radovan stand, ist am 27. zwei Stunden Wegs auf der Straße ge gen Tschoraju vorgeschoben worden. — Nach Berichten aus Orsowa vom 29. Januar ist General Graf Anrep am 27. bei dem linken Flügel seines Corps eingelrvffen und hat di« am 28. erfolgte Voiwärlsbew gung der Vorposten selbst ge leitet. Die russischen Truppen besetzten zwei seitwärts von den Morästen, die bei Kalefat beginnen und sich bis gegen Zetati ausdehnen, gelegene Dörfer, worunter Maglobitu.(?) Die Türken leisteten keinen Widerstand, blieben aber in ihren Stellungen; sie haben links von Kalefat noch vier Dörfer und einige dominirende Anhöhen hinter benselbei besetzt. Wir können also nunmehr täglich und stündlich die Nachricht von einer großen und entscheidenden Schlacht erhalten.