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- 18 - Allerlei sür die Frauenwelt. E r ster fschnee. Skizzen von Frida Killer. lForisetzung und Schluß.j öSlber ^ f»Gd. >»kM werden," unterbricht Elair« die Gräfin schmerzlich, „ja, Claire, ich werde »u» alt." Die Zofe lächelt ganz fein. Toch Ul.schuielchlerischen Tönen fährt sie fort: „O. gnädigste Gräfin können überhaupt nicht alt werden! Ihre Schönheit und Juaendfrstche wird iwch lange alle Well be zaubern. lind — was die paar weihen Här- chen anbetrisst, so brauchen wir ja morgen nur nach Paris zu schreiben. Ich weih iwch den Namen des Fabrikanten, von dem Prinzessin N., meine frühere Herrin, ihre Haarlarb« bezog Wirklich, ein probates Mittelchen! Nach wenig Tagen schon wer den Frau Gräfin gar nicht mehr daran den ken, wie Sic heute erschrocken sind über die sen Erzfeind aller schönen Frauen — den ersten eschnec!" — — Welch sroheS Lebe» herrscht heute in dem traulichen Psarrhause deS kleinen idyllischen Dörfchens! Die 'Uarrerin feiert ihren 50. Geburtstag. Z» diesem bedeutungsvollen Tage sind all ihre Töchter mit den Gatten und einer zahlreichen Kstiderschar erschienen, um daö schöne Fest würdig mit seiern zu Helsen. Auch der silberlockigc Pfarrer schaut glücklich aus den »Preis seiner blühenden Kinder und Enkel, freut sich all der in Jugendlust strahlenden Gesichter, und lächelnd nickt er seiner „lie- den Alten" zu. Noch eine Ucberrasthung lxit er ja für sie, die treue Lebensgefährtin. Ahnt sie doch nicht, dasi heute ihr Mnziger Sohn, der Liebling ihres Herzens, von der langen Seereise heimkchren wird. „DaS soll eine Extrafreude gaben," denkt der Greis, „wenn Mütterchen zu ihrem Ehrentage auch ihn. den sie vier lange Jahre ha« entbehren müssen, den sie gewiß schmerzlich vernicht lxil, obgleich nie c»ie Klage über ihre Lippe» kam, wenn sie auch de» Lieblingssolnt anS Herz drücken kann!" Und — da springt auch schon die Tür aus — die Ueberraichung ist gelungen. Lachend und weinend liegt die Jubilarin dem stattlichen, sonuc»- gebrärinten Seemann, ihrem Goldjunge», in den Armen, der sie immer und immer wie der anschaut. „Mütterchen, mein Mütter chen, was bist Du schön geworden!" ..Schmeichler Du!" lackt di« Mutter unter Tränen. „Wie darf Io «m Seebär einer Matrone noch Komplimente lagen?" ..Uno doch bist Tu schön," erwidert der junge Mann gerührt. „Dein Haar ist in den Jahren unserer Trennung weih geworden. Du treueste aller Mütter! Hast wohl man- ches Mal um Deinen Einzigen gebangt, der sich da drauhen ans dem wilden Dzcau herumtrieb — ebenso wie Du Dich sorgtest, wenn er als Knabe krank und fiebernd im Bettchen lag und Deine weiche, liebe Hand ihm die brennende Stirn kühlte!" Tränen ersticken die Stimme des Mannes. Voll Inbrunst drückt er seine Lippen auf der Mutter Stirne und ein paar heiße Tropfen fallen nieder aus seinen Augen und netzen den silbernen Scheitel der Greisin — den ersten Schnee! Vergilbt« Briefe. Vergilbte Briese, welche Macht liegt in ihnen! — Wie ^inil einem Zauberstave zerreiben sie den Scküeicr. der sich über die Vergangen heit gebreitet. Wir tchauen plötzlich miede, mit Deutlichkeit — was einst war und wie e« einst gewesen. Unsere Heimgegangenen Liebe» reden noch einmal zu uns in ihrer Sprache und unser Obr^ daö die vor Jahren ausgenommenen Tviie^qut bemal,,t hat, läuichl unS dabei die Stimme vv> Was aus den vergilbten Blättern vor uns ersteht, das führt uns io recht klar vor Augen, wie reich wir einst gewesen. Wel chen Schatz an Liebe und treuer Fürsorge verraten die Briese der Mutter! Wie er hebend wirken die ernsten und doch so an erkennenden. ermutigenden Worte deä Vaters! Welch köstlichen Humor atmen die Briese der Freundinnen: sie führen uns zurück in die schönste Zeit des Lebens — in die Jugendzeit! Ja, einst waren wir reich, uns jetzt? — Sind wir denn jetzt wirklich so ganz arm an Liebe und Freundschaft? Nein, Gott sei Dank! Noch wird uns hin .lud wieder herzliche Zuneigung entgcgen- gebrach! und wir, wir Wen sie wie unseren kostbarsten Schatz, wir nehmen sie dankbar hi» wie ein Gnadengeschenk, wohl wissend, daß die Zeiten der uns unverdient gebotenen E lernstebe dahin sind. Haben wir keine direkte» Anverwandten mehr, die wir mit Liebe und Sorge umgeben können, so dürfen und sollen wir uns doch ein offenes Herz, ein offenes Auge und ein offenes Ohr für die Freuden und Leiden unserer Mit menschen bewahren. Ja, die vergilbten Briese lehren unS haushälterisch sein. Haben wir den Reichtum von einst null, eingebüßt, so hüten wir um so treuer das, was uns noch geblieben. WaS andere einst für uns getan, das sollen wir nun an anderen tun. Vergilbte Briese, wer sielst es eurem unscheinbaren Aeuhercn an, welch« Macht ihr aus das Herz ousübt! — Vergilbte Briese, solltet ihr nicht schou manches harte, verstockte Herz zu ernster Einkehr gebracht haben?! Vergilbte Briese, wer weiß, lote viele Verzagte, Entmutigte ihr wieder ausgerichtet! — Ihr wäret es wert, aufbewcihrt zu werden, vergilbte Briefe! E. Friese!. Es war einmal! Ich bin am Wald vorüber gegangen, Wo einst dein Blick an meinem gehangen; Heut' ist es einsam hier und leer Und welke Blätter rings umher. Ein Nebelschleier hüllt ei» den Wald, Wie Leichentücher, weiß und kalt, Durch dürre Ztmige, braun und kahl, Der Gcisterlaut tönt: „ESwareinma l!" Lmtm Blancher. Gegründet 185S Grschei«» täglich ««» IS Sonntag, dcn 15. Innnnr. irn>5 Getrennte Welten. Nowan aus der modernen Gesellschaft von EIar > jsa Lehde. <«. storlsetzung.) WWLdruck verboten.) Auch Justizrat Eberhard hatte sich zur Traucrseier i» Frauensteiu riirgesuirdcn Nach einer Bestimm»»» des Bernorbeucu wlltc die Tcstamcntseröst'nung erst nach der Beisetzung in seiner Villa in Berlin und zwar in Gegeuivart auch seines Sohnes Bruno erfolgen; doch hatte er dessen Anwesenheit in Frauen,tcin nicht gcwünichl, dem Justizr«, dagegen aufcrlcgt, an diesem Tage den Beteiligten die Mitteilung von dem VorlMidem sein eines Milcrbcn zu machen und sie sür ilm versöhnlich zu summen. Stiller wie gewöhnlich seine Art, die sonst immer mnnlcr hi» und bergehcnden Augen nachdenklich gesenkt, lel,nieder Jnstizrat an der Tür zwilchen dem für die Angehörigen und Freunde reservierten Saal und dem anstoßenden Nanme, in dem der niedere Stand sich vcr- sammelt lxttte. Der Administrator von Schönwalde nahm mit seiner Familie neben den Inspektoren von Frauensteiu den erste» Platz ein. Amtmann Wese war ein stämmiger Mann mii starken, unschönen, aber gutmütigen Zügen. Er galt sür einen der aus- gezeichnetsten Landwirte und hatte das Gut Schömvalde erst emporgebrachl, so daß es jetzt allgemein sür einen einträglicheren Besitz als Franeiisteiu gali. Neben il»n saßen seine Frau und Tochter. Tie Amtmännin, eine derbe, rundliche Gestalt mit rötlichem Gesicht, der man ansall. daß sie sich in der Wirtschaft ordentlich tummelt«, die Tochter, ein hübsches, aufgeweckt anssehe,idcs Mädchen von etwa 18 Jahren in eng anschließendem schwarzen »kleide. Sie hielt sich nur besuchsweise bei den Eltern auf, da sie in Berlin eine Fortbildungsschule besuchte. Tie Eltern halten sich cuuangs sehr dagegen gesträubt; besonders die Mutter glaubte, daß es vollkommen genüge, wenn ihre einzige Tochter, der es ja an einer guten Mttgist und daher auch an einem Mann nicht fehlen werde, sich zu einer tüchtigen Wirtin ausbilde. Das Sehne» in der Seele ihres Kindes nag; höherer Bildung war ihr niiverfländlich. Ta hatte sich die Baronin zu des Mädchens Fürsprecherin gemacht, und ihr war gelungen, was Gertrud vergeblich erfleht hatte, die Eltern zur Nachgiebigkeit gegen ihre Wünsche zu bewegen. Die Zeremonie war beendet. Ter alte Daran hatte in der muten im Parke er. bauten Familiengruft der Rothcnfels seine letzte Ruhestatt «Bunden. Tic Trauervcr- sainmlung begann, sich zu zerstreuen, Wagen nach Wagen rollte durch die düstere Tammn- allee, die von der Grustkapelle zur Straße führte. Schweigend standen die Beamten und Hofleute zur Seite, um die zum Schlosse heimichrcitende Jomstie hindurchzulasscn. Dielnch, sowie Editha blieben hier und da stehen, um den alten Getreuen einige Worte des Tankes sür ihre Teilnahme auszuiprechen. Bei Amtmann Wele besonders hielt der Schloßherr sich längere Zeit ans; „Kommen Sie nach einer Stunde zu mir avis Schloß, lieber Wese," forderte er ihn mit herablassender Freundlichkeit beim Abschied auf „Ich Hobe noch etwas Geschäftliches mit Ihnen zu besprechen. Sie haben doch Jbr Fuhrwerk hier?" „Zu dienen. Herr Baron. Ter Herr Inspektor erlaubte mir, die Pserde neben den anderen im Herrschastsstall einzustellen." „Natürlich, natürlich, ge hören ja h-.crher," nickte der Baron gnädig. Auch Ediths winkte Gertrud und ihre Mutter, die bescheiden zurückgetreten waren, heran, um einige freundliche Worte mit ihnen zu wechseln. „Welch ein hübsches Mädchen die Gertrud geworden ist," bemerkte Asta, als sic daun wieder weiter,chritten. „lind brav ist sie, sehr brav," süate Editha hinzu. „Ein ganz selbständiger Charakter." „Finden Sie doS besonders empfehlenswert, liebe Schwägerin?" mors Gras Alten ein. „Ich meinesteils halte die Frauen sür die liebenswürdigsten, die eben nicht selbständig sind, sondern sich an den Monn anlehnen." „Ich glaube im Gegenteil," meinte Editha, „daß eine gewisse Selbständigkeit sür die Frau notwendig ist, um sicher durchs Leben zu kommen." „Weißt 'Du denn noch nicht, Asten." ries Dietrich dazwischen, „daß Edith» sür die Fraueneinanzipation schwärmt? Die kleine Wese soll sich aus ihre Veranlasiung oder ihr Zureden noch in Berlin eine höhere Bildung «»eignen." „Weil ich der Ansich, bin, daß eine erhöhte Bildung auch eine reifere Menschenkenntnis zur Folge hat und ein Mädchen besser als alles andere vor gleißnerischen Verlockungen, denen es heute mehr als ehedem ausgesetzt ist, zu schützen vermag. Für Gertrud ist mir wirklich nicht bange." Vor»NLoijxvr Noin cliosjübi'iMr Krosser V«r»nre1zxvr 5>wenlni' - Hu.Meisianf, tvsledtzr m üllvu ^IMIuuxou öured üdvrr»8vl»eii«1v Vvrlvllv diotsu rvirä, dsxiuul. ZIIttHvoel» llvn L. ^v1»rr»r»r. I»ret8l«8<« «d LK- Äonaai an in^tnor H«88e ertinltttal». lobest öökms jf., LV L-vvrKp1»1r L«, HV»i8vnI»aKi88lr. 40. ülsmifsktui--, ü/Ioljowsi-en, Konfektion, leppielio, 6sl-c!insn. I ^ m 811-aÜe 12. VKklZDL.X. Max Urin Iliveittlik-klirmIlSlif beWnt sm 1. kbklisk. Drv»«I«n, IS. Gtzmuafial- kt . und Realg»,m«asial.Lexta bis mit Nnter- senmda mit lateinlosen Abteilungen. Vorbereitung für die oberen Klaffen ver Gymnasien re., sowie ffirMtsttäi ,„,d höhere Handels schule. Mit der Anstalt ist eine gklassige «Vorschule »»d ein Internat verbunden. Aufnahme jederzeit. Anmeldungen täglich von 12—1 Uhr. vir. Vrivörlvli 1'nlm. Frau USlviiv Nottt»«IiNi!>t> «880 2, II., gegr 1880, ,, IUV» , seit mehicre» Jahren natnraemäß mit den besten Erfolgen, ohne daß nachttäglich bösartige Erscheinungen wieder austreten. Iiiricticr wie vielfach durch Qnecksilbeistire», wodurch sich Kranke jahrelang und schließlich immer wieder das aste Leide» >"°°7!»>, «77. »»° --x. m-. stitlistcl« »«Iliib°c«. L"L! 2. leicht fafflich, theor. u. prakt. in Vor- u. Nachm. Abt.! > Geheilte gehen gern Auskunft. ——— I Besucht von Damen aus de» vorn. Familien.