Suche löschen...
Bautzener Nachrichten : 22.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-190506224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19050622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19050622
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-22
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 22.06.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
) gung - der igen i mit Po- firche und sich rbei- 11 mter eben weil fsi- sten. >urgcr ngene k der lsiwo- schloß mdes- chten. st in :t ein : der idels- n der Ztadt- Aus- Line neS- eden ge- plo- gar ,ben gen. der letzt bst- ES sich am ver- ikka .esamte lbge- ! Leit- igniS Volks- ; auch n eine t, daß hlrecht Auch keichs- sttzen- er er- — Am 18. d. unternahm der hiesige katholische Gesellen- verein, 63 Mann stark, einen Ausflug nach Görlitz zum Be such der Niederfchlefischen Gewerbe- und Jndustrie-Ausstcllung. Den Abend verbrachte man im dortigen katholischen Sesellenhause im Verein mit dm Görlitzer und Löbauer Brüdern in fröhlichster Stimmung. -pp- DaS gestrige Gartenkonzert unserer Regiments- kapelle im schönen und geräumigen Gartm des Etablissements „Bürgergarten" hatte infolge des ungemein milden und ange« nehmen Abmds einen recht guten Besuch aufzuweisen, der den trefflichen, umsichtigen Leiter der Konzerte, Herrn W. Stein bach, und den rührigen Wirt, Herrn BommerSheim, sicher öfters zu Wiederholungen dieser dankbarst zu begrüßenden Abend« konzerte veranlassen dürfte. Die Direktion hatte gute, leichte Musik gewählt, die in durchaus ansprechender und feinfühliger Weise auSgeführt wurde. Die Ouvertüre zu „Oberon" von Weber und „Indra" von Linke, sowie die Introduktion und der Soldatenchor aus „Carmen" von Bizet, hoben sich als größere und kunstvolle Kompositionen wirksam ab von dm zierlichen und graziösen Liebem, Tänzen und Galonstückm wie „Küssen ist keine Sünd ", von EySler, Rastelbinder-Walzer von öehär, Fantasie auS „FrühlingSluft" von Strauß-Reiterer, „Wiener Leben" von Komzak und „Der Blumen Pracht" von Klose, deren ein schmeichelnde nnd gefällige Wetsm, mit Schneid und Genauigkeit vorgetragen, bald eine angeregte und anhaltende, vergnügte Stimmung hervorrtefen. ES fehlte daher mich nicht an lebhaften Beifall, der der wackeren Mufikerschar und derm temperament vollen Dirigentcn den Dank für all das gebotene Schöne und Nette auSforach. Schneidige Märsche vervollkommneten die mannigsalltge Vortragsordnung. Da» Konzert fand gegen */, 11 Nhr sein Ende. — Nur noch reichliche acht Tage, dann geht das bekannte Bautzner Volksfest, die Schteßbleiche, wieder loS. Schon seit einigen Tagen ist man auf dem Schühenplatze lebhaft mit dem Aufbau der Zelte, Budm usw. beschäftigt. Die Schützmwache steht schon fertig da, auch sind bereits die großen Masten zur Aufnahme der elekttschrn 8 Bogenlampen errichtet, welche in zweckmäßiger Weise auf dem Platze verteilt find. Brückners gern ausgesuchte Konzert-Halle wird mit diesem Jahre zum 2 S. Male auf der Schteßbleiche unter ein und demselben Besitzer erbaut; Herr Brückner hat, wie schon seit einer Reihe von Jahren, auch zu diesem seinem Jubiläumsjahre die bekannten und beliebten Junghähnelschen Sänger wieder enga giert Die Halle wird elektrisch erleuchtet; die Einrichtung hierzu kostet allein annähernd 400 Mark. Die gewohnte zweite Sänger halle fällt diesmal weg, dafür wird sich aber auf dem Festplatze neben dem Schützmhause ein geräumiges Bratwurstglückle nach bayrischer Art befinden, in dem eine echte Nürnberger Kapelle konzertieren wird Im übrigen wird die Schteßbleiche das übliche Bild bieten und Tausende werden Gelegenheit finden sich einmal aut zutoben. — Eine in der Must kfesthalle heute abgehaltene Probe hat ergeben, daß der Fcstraum akustisch außerordentlich günstig wirkt. — Der Höhepunkt des Jahres ist erreicht! Am heutigen Tage früh 4 Uhr hat der Sommer auch offiziell seine Herrschaft ange treten und wir hattm di« kürzeste Nacht zu verzeichnen. Es folgt nun eine Pertode des Stillstandes, dann werden die Tage wieder kürzer. Die Abnahme ist anfangs allerdings fast ganz unmerklich. Von den alten Germanen wurde der Eintritt der Sommersonnen wende festlich begangen. Dieser Brauch hat sich bis in unsere Zeiten herübergerettet, indem sowohl heute wie am Johannis- abend aus den Bergen und Anhöhen allenthalben die Johannis- oder Sonnwendfest« Feuer aufleuchten und weithin ins Land grüßen. — In unserer Unterhaltungsbeilage schließt heute der laufende Roman „E)«rne Bande" von F. Walther. Gleich zeitig beginnt ein neuer, ungemein spannender und intereffanter Roman oon E. Mathias- „ AuSFeuerS Gluten ". Hoch aktuelle Feuilletons und hübsche Humoresken werden daneben zum Ab druck gcl mgen. Kür die beiden nächsten Nummern hat uns Herr Prof. l)r. Jecht ln Görlitz seinen sür Lausitzer Leser sehr fesseln- den geschichtlichen Vortrag auf der Bautzener Tagung der Ober laufitzischen Gesellschaft der Wissenschaft über die Lausitzer Sechs- städte übersendet. — Bet dieser Gelegenheit sei auch an dieser Stelle auf die umgehende Abonnements erneu er ung auf die „Bautzener Nachr." erinnert, damit keine Unterbrechung in der Zuser düng des Blattes eintritt. Arbeit ist das grünstldene chinesische Frauen-(B>aut-)Bewand, das mit Arabesken und eigenartigen Figuren bestickt ist. Sehr sehenswert find auch die schönen echten Bronzewaren. Besuch und Kaus waren am gestrigen ersten Tage schon recht gut; es hat sich um den flotten Absatz Frau Pastor Berg besondere Verdienste erworben. Die Gegenstände find tu den verschiedensten Preis lagen zu haben, bi» herab zu Pfennigen. — Dienstag abend tagte erstmalig der in der außerordent lichen Hauptversammlung am 2 Juni b. I. neugewählte Gesamtvorstand des StenographenveretnS Stolze- Schrey Derselbe setzt sich nun aus folg. Herren zusammen: Emil Berg, 1. Vorsitzender, Rudolf Frehse, 2 Vorsitzender, Meyer, Kassierer, Robert Becker, 1 Schriftführer, Gotthard Lubitz, 2. Schriftführer und Büche,wart, Paul Ebert, stellv, vüchnwart; Vorstand der Damen-Abteilung: Akäuletn Else Ludwig und Fräulein Marta Herold. Nach vielen andern Beratungen von Wichtigkeit wurde festgesetzt, am Sonnabend, den 24. d. M.. einen Wanderabend zu veranstalten und die MonatSversammlung pro Juli bereits am 30. d. M. abzuhalten, zurückgretfend sei noch erwähnt, daß das 2. Lausitzer Steno- graphenfest Stolze-Schrey in Löbau in glanzvollster Weise verlies. DaS Konzert auf dem Honigbrunnen war von vielen Hundert Prrsonen besucht. Der Verein Bautzen war, trotzdem noch 6 andere Vereine hier Ausflüge arrangiert hattm, doch durch za. 60 Personen vertreten die gewiß alle mit größter Befriedigung auf die umfangreiche schöne Veranstaltung zurück- blicken. Dm Systemgenoffm ». Walter-Zittau undA.Pa ulukat- Bautzen wurde in Anei kennung der großen Verdienste, die sie sich durch so energische Verbieitung der Kurzschrift Stolze-Schrey in der sächsischen Lausitz erworben haben, je eine Ehrenurkunde überreicht. ie Nieder- I rassisch« geüwtchi der Kais«- he übeiil tja» wU irch diese« reizt, mU I«zea da xestapelu, oiballai, erde nach io nord »weg ao« eien, des Teile der «den, da- würda : fet nick! tler gar, mit dem sie» aller, ,ag müße reallkralle mea, der sie müsse trfe uichi Heu Ela. uud dem -gen ge. werde», Erört,- loua der sentlichea rin, wen» a Lebe»» rgen vn- kiesorme» Wieder- Fürsten g. Er sie der r Krieg s not- zen ge- h snn, elasten, Ein Hebung wenn schloß « von ureauS jetzige cungen h de- OertlicheS. (Nachdruck unserer Original-Artikel nur mit deutlicher Quellenangabe .Bautzener Nachr." gestattet.) Bautzen, 22. Juni. -pp- Die MtssionsauSstellung iw. neuen Evangeli- chen VereinShause in der Töpferstraße ist sehr sehenswert, ticht nur infolge der Eigenart und Mannigfaltigkeit der auSzc- telltm kunstvollen Arbeiten, sondern auch infolge des gutm und nützlichen sozialen Zwecks, den sie verfolgt. Die ausgestellten Gegenstände — hauvtsächlich Stickereien, Schnitzereien und Malereien aus den verschiedenen Misfiont gebieten — bi finden ich in dem großen, lichten Saale des 1. Stockes. Die originelle Sammlung, um deren Zustandekommen sich besonders Herr Pastor Berg verdient gemachthat, gehtvomMtssionS-Htlfsveretn (jetzt Samariter Verein E. V.) Hamburg auS und soll dazu dienen, den Kunstsinn der Eingeborenen in unseren Misfions- gebieten zu veranschaulichen und den Verkauf der Erzeugnisse hrer Handfertigkeit zu vermitteln. Die Anordnung ist von dem Retsesekretär des Vereins, Herm Demehl-Posen, in geschmack voller und übersichtlicher Weise besorgt worden Aus langen weißgedeckten Tafeln sieht man da die mannigfachsten Sachen, von denen viele insbesondere unsere Hausfrauen fesseln dürften! Reizend find die zierlichen, mit peinlichster Sauberkeit auSge- ährten Schnitzereien der Chtnesenchrtsten, vielfach auS dem kräftig mftmdm Sandelholz «»gefertigt; so der schöne Btldenahmen, der als Motiv den langgefchwänzten chinesischen KuchS aufwetst, emer die kleinen Slesanten, Zopfträger, daS Denkmal für die gefallenen vom „JltiS", Leuchter und dergl. Auch andere chi- nefische Handarbeiten sind bemerkenswert; so die Fächir mit seinen Malereien und Stickereien, altertümliche Basen, Bast-und Stroh- lechtereien, Körbchen und Täschchen, Teesiebe auS Bast, allerliebstes Kinderspiel zeug und dergl. Vortrefflich in der Ausführung find auch die Arbeiten aus Jerusalem, zum Teil dort, zuw Teil von der Hernhuter Brüdergemeinde aus prachtvollen, feingeäderten und schöngezeichneten Oltvenholz hcrgestellt. Sin für die WeihnachlS- zett paffendes Geschenkwerk dürfte das neue Testament sein, das in seinem stilvollen, mit Einlegearbeit verzierten Einband aus Olivenholz schon durch sein geschmackvolles Aeußere gefangen nimmt. Weiter präsentieren fich die schillernd und glänzend in den leuchtendsten, zum größten Tetl sehr geschmackvoll und har monisch zusammengestellten Karben zahlreiche armenische und in dische Stickereien: Tischdecken, die reizende Muster in echter Gold- sttckerei auf Seide zeigen, Tischläufir, Paneeldecken, Portieren, welche letztere, in Flockseidestickerei ausgeführt, eine mühselige Handarbeit bewundem lassen und deren beide Teile im Kegen satze zu der europäischen Gepflogenheit verschiedenartige Farben oder Muster zeigen. Dankbare Buren fertigten in den englischen Konzentrationslagern charakteristische Schnitzereien für die Mission, so die kurze, handliche braune Pfeife. Eine kunstvolle würde, daß die Lache nicht da» ganze Valk taleressieil. Ein ;eder Nor weger hat daS lebhafteste Jateresse für die Politik, und gerade la diesen Tagen sind alle nur von den politischen Ereignissen erfüllt. Hinler der Süßeren Ruhe steckt eine feste Entschlossenheit, den einmal eingenommene» Standpunkt uud die gewonnene Position festzuhalten uud nötigenfalls alle» sür die Durchsüviung unserer Sache einzusetze». Ein Teil der schwedischen Presse führt eine gewaltsame Sprache, droht an» mit Krieg and verlangt .Kompensationen". Diese Kundgebungen sind um so merk, würdiger, weil dieselbe Presse früher immer behauptet hat, daß die Union vo» gar keiner Bedeutung für Schweden sei und daß gerade die Schweden die Union auflösen iolllea Maa hat beinahe tea Eindruck, daß e» nicht die tatsächliche Auslösung der Union ist, die so starken Unwillen in Schweden hervorgerusen hat, sondern der Umstand, daß diese Auslösung von den Norwegern und nicht von den Schwede» selbst bewerkstelligt worden ist, und sogar in einer Weise, die jedenfalls trotz mancher im Aviland erhobener formaler Bedenken schließlich allgemein« Anerkennung finden wird. HoffeulIIch wird auch in Schweden diejenige Partei siegen, di« zur Ruhe und Besonnenheit ausfordert und sich für die Aneikenaung de» Geschehenen auSsprichl. Nicht nur für die skandinavischen Völker, sondern auch für da» Verhältnis zu Europa scheint c» sehr wünschen»- ivert, daß die etwa noch erforderlichen Auseinandersetzungen fitedltch und schiedlich vor sich gehen. Von einem Rücktritt der Norweger kann über haupt nicht die Rede sein. A»erH«. * Washington, 21. Juni. In «inem Schreiben an den stellvertretenden Staatssekeetär Taft verfügt Präsident Roosevelt dir Entlassung Bowens aus dem diplo matischen Dienst und bezeichnete das Verhalten BowenS in f:inem Streit mit Loomis als tadelnswert. Er, der Prä sident, stimme der von Taft in seinem Bericht an ihn aus gesprochenen Ansicht zu, daß die bittere Erfahrung, die LoomiS gemacht habe, diesen lehren werde, künftig keine privaten Kapitalsanlagen in einem Lande zu machen, für daS er akkreditiert sei. Man schließt hier aus diesem indirekt gegen Loomis gerichteten Tadel, daß Loomis keinen Bot schafterposten, sondern einen weniger hohen Posten erhalten W die Form, m welcher die Trennung beider Reiche er- splaen soll, da ein weiteres Fortbestehen der Union ausge- wlossen erscheint. In erster Linie ist wohl ein Protest seitens des schwedischen Reichstages zu erwarten, der sich mit König OSkar solidarisch erklären wird. Nach einiger Zett wird dann vermutlich die Auflösung der Union prokla miert werden, wodurch die Trennung Norwegens von Schweden auch formell ausgesprochen wird. Wenn die- ge schehen ist, liegt für die Mächte kein Anlaß vor, mit der Snerkennung de» norwegischen StaatrS zurückjuhalten. (Die Norweger sind übrigens klug genug, die AnrrkennungSfrage, die sich später wohl von selbst erledigen wird, jetzt nicht zu berühren. D Red.) WaS den Wunsch der Norweger, an der Spitze ihre- StaatSwesenS einen König aus dem schwedi schm Hause zu berufen, anbetrifft, so glaubt man, daß dieser sich mit der Zeit wohl verwirklichen lassen wird. Für die schwedische Dynastie wäre es entschieden als ein Gewinn zu verachten wenn eins ihrer Mitglieder als Herrscher deS Nachbarreiches erwählt würde. Beide Staaten könnten dann mit Herrschern au» derselben KönigSfamilie nebeneinander al» befreundete Mächte sehr wohl den gleichen Machtfaktor darstellen, wie vor ihrer Trennung. werde. Deutschland und Kanada. Die Einbuße an Zoll einnahmen, welche Kanada infolge der Begünstigung des Mutterlandes erleidet, wird auf rund 3000000 Dollars im Jahre veranschlagt; zugleich hat dieses Land den Nachteil, mit verschiedenen Staaten, so namentlich mit Deutschland, in Zollzwistigleiten geraten zu sein. Der deutsche Markt ging dem kanadischen Getreide völlig verloren, soweit dasselbe nicht auf dem Umwege über die Vereinigten Stcaten von Amerika einzudringen versteht, und ist erst einmal der neue deutsche Zolltarif in Kraft getreten, so werden auch andere Erzeug nisse Kanadas nach Deutschland nicht mehr Eingang finden. Kein Wunder also, baß in Kanada selbst die Zahl der Gegner einer solchen Zollpolitik von Tag zu Tag wächst; man wird dann wohl auch der Regierung die Ueberzeugung beibringen, daß sie einen großen Fehler beging, indem sie m Jahre 1897 den in Rede stehenden Vorzugstarif ein- ührte, der den Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Kanada im Wege steht. Die Regierung deS letzteren Landes hat auch einer schweren Täuschung sich Angegeben, als st« meinte, durch Zollzuschläge auf deutsche Waren, die vor zwei Jahren eingeführt wurden, Deutschland rasch mürbe zu machen und dazu zu bestimmen, den Er zeugnissen Kanadas seinen VertragStartf etnzuräumrn. Nach vie vor werden aber diese nach den Sätzen des deutschen Generaltarifs behandelt, was für Kanada erst recht dann ühlbar werden wird, wenn dec neue deutsch« Zolltarif in Traft grtretrn sein wird. Erste Beilage zu Nr. 142 der Bautzener Nachrichten Donnerstag, den TS. Juni 1SV5. * Stockholm, 21. Juni. (W. B.) Die Regierung hat »halte dem außerordentlichen Reichstage einen Tesetz- I mtwurf vorgelegt, in welchem sie die Ermächtigung dazu I verlangt, mit dem norwegischen Storthing in Vorbesprechungen I emzutreten und eine bedingte Regelung der Geschäfte zu be- I schließen, deren Feststellung für den Fall der Trennung für Inotwendig erachtet werde. In dem Ministerrate, in drm I der Gesetzentwurf aufgestellt wurde, erklärte der Minister- Ipräsident Ramstedt, es liege keineswegs im Interesse IvchwedenS, sich Zwangsmaßnahmen gegen Nor- Ivegrn zu bedienen; er empfehle daher Vorverhand- I bmgen, denn es sei wünschenswert, daß durch eine Ueber- I tinkunft Bürgschaften für ein friedliche) gemeinsames Leben I erlangt würden. Unter allen Umständen seien Vorverhand- Ilwgen »ur Entwirrung und zur endgültigen Abwickelung Iunerläßlich. Dies könne sehr wohl durch Delegierte ge- Ilchehen. Erst noch dieser bedingten Regelung und nachdem Iver Reichstag dieselbe geprüft habe, würde Schweden sich Imil der Frage, betreffend seine endgültige Gutheißung Iber Auflösung und Ungültigkeitserklärung der IUnionsakte, zu befassen haben. Die anderen Mitglieder I des StaatSrates erklärten, daß st« sich dem Ministerpräsidenten I anschließen. Der König erklärte darauf: „ES ist ein schmerzlicher I Schritt, den zu tun der StaatSrat mich auffordert. Mein I Gewissen sagt mir, daß ich während meiner langen Regie- Iruvg auf daS Ziel htngearbeitet habe, da» ich mir bei I meinem Regierungsantritt gesetzt habe: DaS Wohl der .Brudervölker. Es ist in der Tat für mich schmerzlich, mit- I zuhelfrn an der Auflösung einer Union, in der ich die Un- I abhängigkeit, Sicherheit und das Glück der vereinigten König- ,eiche zu sehen geglaubt habe. Wenn ich gleichwohl bereit bin, so zu handeln, so tue ich es nur, um ein noch schlim meres Uebel zu vermeiden und in der Ueberzeugung, daß eine Union ohne gegenseitige Uebereinsttmmung für Schweden keinen wirklichen Vorteil schaffen wird." * Stockholm, 21. Juni. Die außerordentliche Tagung teS Reichstages ist heute mit dem üblichen Zeremoniell von dem König mit einer Thronrede eröffnet worden. In derselben erhebt der König zunächst Einspruch gegen die Beschuldigung, durch Verletzung der Verfassung die Maß nahmen Norwegen» hervorgerufen zu haben; er habe nach bestem Wissen und Grwissm gehandelt. Seine Handlungs weise sei stet» mit der Verfassung übereinstimmend sowie auf dem Wunsch begründet gewesen, gewissenhaft für das wahre Wohl der beiden Völker zu arbeiten. Der drm Reichstage unterbreitete Gesetzentwurf sehe es nicht darauf ab, durch Zwangsmaßregeln das von Norwegen begangene Unrecht zu erwidern. Die Union sei die Opfer nicht wert, di« Zwangsmaßnahmen nötig machen würden. Von wenig Wert würde für Schweden eine Vereinigung sein, zu welcher auf solche Weise Norwegen gezwungen werden würde. DaS schwedische Volk möge sich vom Geiste der Ruhe und Einsicht leiten lassen. Gott möge ihm Kraft und Einigkeit geben, damit eS innerhalb seiner eigenen Grenzen wieoer- gewtnne, wa» eS durch die Auflösung der Union verliere Bei der Eröffnung waren auch der Kronprinz, die Prinzen Karl, Eugen, Wilhelm und Bernadotte anwesend. In seiner Antwort auf die Thronrede gab der Präsident der Ersten Kammer, Graf Sparr, dem Willen der Kammer Aus druck, zu einer Schweden beruhigenden Lösung der in daS internationale Leben tief eingreifenden Frage beizutragen, welche die Einberufung des Reichstages veranlaßt habe. Der Präsident sprach sodann die tiefe Untertänigkeit und unerschütterliche Treue der Kammer aus, brachte hierauf warme Glückwünsche für daS junge prinzlichr Paar dar und sprach die Hoffnung aus, daß der König im Glücke dieses Paares Lichchunktr in diesen dunklen Tagen finden möge. Der Präsident der Zweiten Kammer, Svartling, erklärte darauf u. a., mit schmerzlicher Ueberraschung habe daS schwedische Volk dir Botschaft empfangen, daß das norwegische -Volk daS Band zerreißen wolle, daS einst zum Glück beider Böller geknüpft worden sei. Diese Rechtskränkung sei dem schwedischen Volke tief zu Herzen gegangen. In der Stunde der Prüfung werde das Volk sich um König Oskar schließen, der bis »um äußersten seine Pflicht als König der Union getan habe. Uebrr die in Norwegen und besonders in Christiania herrschende Volksstimmung äußerte sich ein höherer Re gierungsbeamter folgendermaßen: Hier In Christiaola Ist alle» Whig. DI« Straßen sehen wie gewöhnlich au», und nicht» läßt ahnen, daß so liesgreisende Ereignisse stattgefaoden haben. Man würde sich aber irren, wenn man In dieser äußeren Ruhe einen Beweis dasür sehen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)