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übles soziales Auskunftsmittel und mit Recht sind auch zahlreiche Aerzte entschiedene Gegner desselben. Gegenwärtig macht man wieder den Vorschlag, der Staat möge als einen wichtigen Akt sozialer Fürsorge eine unabhängige statistische Stelle schaffen, der es obliege, die Verhältnisse in den aka demischen Berufen zu beobachten und zu untersuchen. Von dieser Stelle sollen gleichzeitig Belehrungen und Warnungen ausgehen und Versuche gemocht werden, den Strom der Abiturienten nach den Universitäten jenen akademischen Be rufen zuzuführen, in denen sich ein Mangel an Kräften be merkbar macht oder in denen wenigstens keine arge Urber füllung herrscht. Dieser Vorschlag läßt sich schon eher hören, aber man darf von seiner Verwirklichung nicht Vie erwarten. Die weitere Proletarisierung der gelehrten Berufe wird nur verhindert werden, wenn die unberechtigte gesell, schaftliche Ueberschätzung dieser Berufe aufhört. Es ist heute vielfach nicht die Wissenschaft, „die hohe und heilige Göttin*, die den Jüngling zur Universität zieht, sondern das vermehrte soziale Ansehen, das „akademische Bildung" — mit der es oft übel genug bestellt ist — verleiht und der Glanz, der von ihr auf die unverständigen Eltern fällt, die oft jahrzehntelang allerhand Einschränkungen sich auf erlegten, um das Studium eines SprößlingS bezahlen zu können, für den es besser gewesen wäre, er hätte ein ehr liches Handwerk gelernt. Ein hervorragender Hochschullehrer, Geheimrat Professor Kammerer in Charlottenburg, betonte vor einiger Zeit in einer vor akademischen Hörern gehaltenen Rede: Völlig fehlt unserer Schulbildung die Anleitung zur Achtung vor Arbeit in allen ihren Formen, auch der körperlichen, für die jetzt nurVrrachtung vor handen ist. Mit diesen Worten ist deutlich die Stelle be zeichnet, wo einzusetzen ist, um einer Vermehrung des ge lehrten Proletariats kräftig entgegen zu wirken. -I-?. Die Mtttelmeerreise -eS Kaisers Wilhelm. * Palermo, 26. April. Der Kaiser und die Kai serin mit den Prinzen besuchten gestern die berühmte Kathedrale und die übrigen Sehenswürdigkeiten in Mon- reale, genossen die großartige Aussicht und begaben sich dann zur Villa Tasca, einer landwirtschaftlichen Versuchs station auf halber Höhr des Berges. Dort wurden die Majestäten vom Grafen und Gräfin Tasca und Sohn empfangen, nahmen in dem prächtigen Tarten der Villa Er frischungen ein, und durchwanderten unter Führung des Grafen den Garten. Nachdem sie zur Stadt zurückgekehrt waren, besuchten die Majestäten noch die prächtige alte Cappella Palatina im Palazzo Reale. Die Majestäten trugen hier wie in Monreale ihre Namen in die Erinnerungs bücher ein. — Gestern abend besuchten die drei Prinzen die Oper im Theatro massimo. Der italienische Panzer „Sardeana" und die Torpedoboote hatten illuminiert. Heute früh lief hier die Lustjacht „Viktoria Luise" ein. Die Passa giere begrüßten das Kaiserschiff mit Hurrarufen, die Bord kapelle spielte die Nationalhymne. Der Kaiser und dir Kaiserin und die Prinzen besuchten heute morgen die königliche Villa Favorita mit ihrem herrlichen Park am Fuß des Monte Pellegrino, besichtigten den Dom von Palermo mit allen seinen Sehenswürdigkeiten und machten eine Pro menade im botanischen Garten unten am Meer. Ueberall begrüßte ein zahlreiches Publikum die Majestäten auf das lebhafteste. Für die Frühstückstafel an Bord der „Hohen- zollern" waren geladen: Der Kommandant des Panzers „Sardegna", Kapitän Nicastro, Kammerherr Pierardi, und Professor Salinas. * Palermo, 26. April, nachm. Der Kaiser und die Kaiserin empfingen heute mittag um >/,1 Uhr den Erz bischof von Monreale an Bord der „Hohenzollern". * Palermo, 26. April, abends. Der Kaiser und die Kaiserin, die Prinzen und das Gefolge nahmen heute nachmittag den Tee bei dem Grafen und der Gräfin Ma zarino und begaben sich dann zum Blumenkorso auf der mit schönen Platanen und Palmen bestandenen Promenade der Via della Liberta, welche zum Giardino Jnglese hin führt. Die angrenzenden Häuser waren mit Rosenguirlan- den und Teppichen geschmückt. Eine ungeheure Menschen menge empfing die Majestäten mit begeisterten Zurufen und Händeklatschen. Die vornehmste Gesellschaft Palermos nahm an dem Korso in zahlreichen eleganten Equipagen teil, welche über und über mit Blumen, hauptsächlich Rosen, geziert waren. Der Kaiser in Marineuniform und die Kaiserin, welche ganz in weiß gekleidet war, saßen mit dem General leutnant v. Scholl und dem Militärattache v. Chelius in dem ersten der für den Hof gestellten Wagen, im zweiten die Damen und Herren der Umgebungen, die Gesellschafts anzug trugen; die Offiziere der deutschen Schiffe folgten in wetteren Wagen. Die Majestäten dankten in heiterster Laune für den Blumenregen, der über sie niederging. Die Prinzen sowie die Herren des Gefolges beteiligten sich besonders leb haft an der Rosenschlacht. Zur Abendtafel an Bord der „Hohenzollern" bei den Majestäten waren gelaven: Fürst und Fürstin Trabia, Graf Tasca, Graf und Gräfin Ma zarino und Herr Whitacker mit Gemahlin und Töchtern. Lie deutschen Schiffe hatten illuminiert. Die „Hohenzollern", „Friedrich Karl" und „Sleipner" werden morgen früh nach Bari in See gehen, wo die Ankunft am 28. d. M. nach mittags erfolgt. Der Eivgebormea-Avsstaa» in Dentsch-Lüöweftafrtt«. Um den naturgemäß sehr zahlreichen Nachfragen über ras Befinden der einzelnen im Felde stehenden Mann- chaften entgegenzukommen, ist vom Hauptquartier in Südwestafrika an die Lazarette die Weisung ergangen, )ie Angehörigen der Erkrankten dauernd schriftlich zu benachrichtigen und wichtige Aenderungen in deren Be finden zu drahten. Von gutunterrichteter kolonialer Sette erfährt die ,D. Warte", daß die Bergnovelle für Deutschsüdwestafrika voraussichtlich in einigen Monaten ferttggestellt sein wird. Ursprünglich hatte der Kolonialdirektor auf eine Anfrage im Reichstage die endgültige Fassung der Novelle für den Juni in Aussicht gestellt, doch dürste dieser Termin wahrscheinlich nicht innegehalten werden können. In der Presse wurde einerzrit darauf hingewiesen, daß dir Gebühren und Ab- ;aben vom Bergbau tm Etat dieser Kolonie in Zukunft eine iroße Rolle spielen werden. Im Falle eine Aufhebung oder Einschränkung der Bergwerksprivtlegien der Deutschen Ko- onialgesellschaft, der South-West-Africa-Company, der Han- eatischen Land- und Minengrsrllschaft und der South-Africay, DaS akademische Proletariat. An zuviel Wissenschaft kann ein Volk nie leiden, wohl aber an zuviel Gelehrten oder doch Studierten. Seit ge raumer Zeit befinden wir uns in Deutschland in dieser Lage. Die Ueberfüllung der akademischen Berufe bildet den Gegen stand ständiger Erörterungen, Klagen und Bedenken. Ein Weg zur Abhilfe ist bisher noch nicht gefunden, aber man kann kaum daran zweifeln, daß die Verhältnisse es heute geradezu zur Pflicht machen, bei jeder sich bietenden Gelegen heit auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der akademischen Berufe hinzuwetsen. Denn diese Schwierigkeiten können nur beseitigt werden, wenn es durch Aufklärung und soziale Er ziehung gelingt, den Strom nach den Universitäten in ein anderes Bett zum Teil abzulenken. Es stehen abermals Tausende junger Männer im Begriff, die Hochschulen zu beziehen. In Preußen allein gehen von den Gymnasien und Realschulen jährlich etwa 6000 Abiturienten ab. Da ist es vielleicht nützlich, durch einige Zahlen zur Kenntnis der Verhältnisse beizutragen und einen etwa vorhandenen ungesunden Optimismus auf die realen Tatsachen zurück zuführen. Selbst als „Brotstudium" im ordinärsten Sinne be trachtet, ist die Wissenschaft längst nicht mehr die butlec- gebende, „melkende Kuh', von der Schiller spricht. Am meisten macht sich das bekanntlich im ärztlichen und juristi schen Berufe bemerkbar, namentlich in den Großstädten. Im Jahre 1902 hatten von 1800 Berliner Aerzten aus ihrem Berufe 1067 ein Jahreseinkommen bis 600 Mark. Sie mußten also aus eigenem Vermögen ihren Lebensunterhalt im wesentlichen bestreiten oder waren auf „die reiche Frau" angewiesen. Wo beides nicht der Fall ist, sind schwere Ent behrungen zu erdulden und die Bezeichnung „akademisches Proletariat" sagt nicht zuviel. Aehnliche Verhältnisse trifft man in den meisten deutschen Großstädten und auch in den Mittel- und Kleinstädten; selbst in den Landbezirken leidet der ärztliche Stand an Ueberfüllung, wenigstens gemessen nach seiner heutigen Inanspruchnahme. Hierüber gibt es zahlreiche ziffernmäßige Aufstellungen, doch es sollte nur an dem Berliner Beispiel gezeigt werben, wie wenig verlockend die Verhältnisse im Aerzteberuf liegen. Der Juristenstand leidet weniger schwer, aber auch viele seiner Mitglieder be finden sich in einer Notlage. Diese hat z. B. der sächsische Zustizminister in der vorigen Landtagsperiode anerkannt und auch die preußische Regierung hat Ermittelungen angestellt, die von dem Vorhandensein einer solchen Notlage ausgehen. In Preußen warten zur Zeit mehr als 2000 Assessoren auf feste Stellung. Der eigentliche akademische Beruf selbst ist noch weniger verlockend. Es gibt heute in Deutschland etwa 175 außerordentliche Professoren, die aus ihrem Beruf ein Einkommen beziehen, das die Bezahlung eines tüchtigen Buch halters kaum erreicht und 991 Privatdozenten, die als Honorar für Vorlesungen und literarische Arbeiten oft kaum mehr als 1000—1200 Mark jährlich beziehen. Also auch hier kann man von gelehrtem Proletariat sprechen, wenn nicht ein eigenes großes Vermögen oder abermals „die reiche Frau" über die Härten des Daseins hinweghilft. In anderen akademischen Berufen haben sich die Zustände weniger übel gestaltet, aber Klagen hört man auS allen Fakultäten. Schon seit einiger Zeit wird auS ärztlichen Kreisen die Forderung erhoben, dem Aerztestand einfach durch Ver staatlichung zu helfen. DaS wäre allerdings ein sehr ». 0,1. kk !eber- w: >7». m zur aß«. r 111. n oder - o°»z. ledl. ztahr- °b. fwrr- ).i. ,L il««g Mt. seüe wu 78. uchl Gor, -Ür 17. lfe» Wgii,: rscha», tgüiet. d I. ei, Bo,i,iq w gcsucht, > FüMru Hal. dritn Wi tze S. fche t g-sucht! ie 2. früher In fcinn t. altSaw 95 au lev. rau" 1», rltuhe. chl» !tN j'tzlM tt Ilir k> ästige - kochen Mw. !I«. I. MU lu die r sofort Nr. 96. Donnerstag, den 27. April, abends 1905. Aus Blatt 565 des Handelsregisters, die Firma Oberlausitzer Braunkohlen - Altiengefelischaft tn Kleinsaubernib betreffend, ist heute eingetragen worden: „Die außerordentliche Generalversammlung vom 30. März 1005 hat beschlossen, da- Grundkapital der Sksellschast zu erhöhen um ») 462000 (Bierhundei tzweiundsechzigtausend) Mark durch Ausgabe von 462 aus den Inhaber lautende Stammaktien über je 1000 (Eintausend) Mark b) 450000 (Bierhundertsünszigtausend) Mark durch Ausgabe von 450 aus den Inhaber lautende Borzugsakiien von je 1000 (Eintausend) Mark und zwar sämtlich mit Gewinnbeteiligung vom 1. Januar 1805 ab. Der Vorzug der Aktien »ud d soll bestehen tn 5°/, Vorzug?dividende und bevorzugter Befriedigung bii Auflösung der Gesellschaft und zwar sollen bei der Dioideudenverteilung zunächst bis 5"/, den VvrzugS- »hiw, hieraus 5 °/o den Stammaitten gewährt und der Ueberichuß gleichmäßig geteilt werden. Die Ausgabe der neuen Aktien sud » erfolgt zum Nennwerte - den Aktienstempel und die sonstigen imGonr kosten trägt die Gesellschaft. Die Ausgabe der Vorzugsaktien sub b erfolgt zum Kurse von 102"/, - von dem Agio sind die durch die Ausgabe der Aktien entstehenden Kosten bis zur Höhe von 2» » zu decken, den Mehrbetrag dieser Kosten tilgt die Gesellschaft Das Bezugsrecht der altm Aktionäre aus die neuen Aktien nach 8 282 des Handelsgesetzbuchs Ist ausgeschlossen. Die Erhöhung des Grundkapitals and a und diejenige sub d soll von einander unabhängig durch- gesllhrt werden." Bautzen, am 26. April 1805. Königliches Amtsgericht. Sparkassen- uv- Leihanstalt -er Stadt Bautze». Die laut Bekanntmachung in Nr. 301 der Bautzener Nachrichten vom 28. Dezember 1!)04 als ab handen gekommen aufgerusenen Sparkassenbücher Nr. 92673, 92674 und 137849 werden, da innerhalb der in hiesiger Sparkassenordnung vom 9. August 1855 vorgeschriebenen Frist Ansprüche dritter Personen nicht zur Anmeldung gekommen sind, in Gemäßheit deS 8 16 der Sparkassenordnung nunmehr sür ungültig erklärt. Bautzen, am 26. Aprll 1905. Die Deputation für die Sparkassen- und Leihanstalt der Stadt Bautzen, ve. Kaeubler, Oberbürgermeister, Vorsitzender. WS. Mittwoch, den 3. Mai 1S05, vormittags S Uhr, gelangen In dem Auktionslokale, an der Peirlklrche 5, Parterre, hier, 1 Fahrrad, I Sofa, 2 BcrtiloS, 2 große Spiegel, t runder Tisch, l Sofatisch und 4 Nohrstühlc gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Bautzen, den 26. Aprll 1905. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. kroltax, Loo 5. Nal 1905, »bcks. ^/,9 Ukr, lm Ül«rp»la8t (DrägerKoss, MUarckmwwvr). rL^VSorclnunx; koxoblusüsasnung über äio Aboalims äse 8a»»snrsol>nung 1904. XII« »tlmmboroobtigtou Xa-oivumitglieäor unä Lrbvitgobvr rverävn rur Doilnabme an äisssr 6s- nsralroiBuiumlung divräurob singolaävn. llautrsu, 27. äpril 1905. Vor XL88«NV0r8t»ock. U»ttllvl8, Voraitrsnäsr. veror-«u»aSblatt -er SreiSha«pt«a»»schast Bautze» zugleich als Sorrsiftorialbehör-e -er Oberlausitz. Amtsölatt der Amtöhauptmanvschasten Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, ingleichen der Stadträtc zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemcinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga« der Handels- ««v G e w e rb e l a m m e r z« Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse ^Vertreter A. Zschuppej (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr). — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzen. Fernsprechanschluß Nr. 51. Lie Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich abends. Preis deS vierteljährlichen Abonnement« 3 JnsertionSgebühr für den Raum einer Petit-Spaltzeile gewöhnlichen Satzes 15 4, tn geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt: Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. RachwriSgebÜhr sür jede Anzeige und Insertion 20 <4, stlr briefliche «nskunstserteilung 10 4 (und Porto). DM» Nur bis früh 1V Uhr eiugetzeude Inserate finde» noch in de« abends erscheinende» Blatte tlNfNahMe« Inserate nehmen die Geschäftsstelle de« Blatte« und die AnnoncenbureauS an, desgleichen di» Herren Walde in Löbau, Clauß in Weißenberg, Ltppitsch in Schirgiswalde, Gustav Kröling tn Bernstadt, Buhr in Königshain bei Ostritz, Reußner in Ober-CunnerSdors und von Lindenau In PulSnItz. autmirs üachnchten