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Halts des Kaisers keine entscheidenden Schritte in der ungari scheu Krise unternommen werden sollen. Budapest, 10. Juli. (Dr. Arn.) Ein ungarisches Blatt meldet: Der Kriegsminister hat die Kommandanten des Klausenburger Jnfanterie-RegimentS 62 und des Szekely- Uavarhrlyer Infanterie Regiments 82 auf vertraulichem Wege beauftragt, eine strenge Untersuchung unter den Mannschaften einzuleiten, da angeblich aufrührerische Schriften unter den Soldaten verbreitet sein sollen. Bon diesen Soldaten soll Franz Kossulh Briefe erhalten haben, in denen die Koalition ermahnt wird, im Kampfe um die nationalen Rechte auszuharren, da die ungarischen Soldaten, wenn es dazu kommen sollte, auf dir Ungarn nicht schiessen, sondern dir Waffe gegen die Oesterreicher kehren würden. Infolge d«S Befehls des KriegSmintsters wurden in beiden Städten strenge Untersuchungen in den Kasernen gepflogen, doch wurde, von einigen sozialistischen Flugblättern abge sehen, nichts gefunden. Im Zusammenhang damit erfährt das Blatt, daß kürzlich drei Bataillone eines siebenbürgischen Regiments den Gehorsam verweigert hätten, indem sie er klärten, daß sie auf deutsches Kommando nickt mehr hören. Tie Ausrückung der betreffenden Truppen sei kann auch m terblieben. Dänemark. * Svendborg, 10. Juli. Die deutsche Jacht „Iduna" mit der Kaiserin und den Kaiserlichen Kindern an Bord ankerte um 3'/, Uhr nachmittags bei ChristianSminde. (Svendborg liegt an der Südostküste der Insel Fünen. — Die Red.) Kr»»kreiL. * Paris, 10. Juli. In der heutigen Sitzung der De putiertenkammer verlas Ministerpräsident Rouvier eine Erklärung, welche besagt, daß Frankreich gegen die Marokkokonferenz grundsätzlich nichts einzuwenden habe. Frankreich und Deutschland hätten sich über die folgenden Punkte geeinigt: Die Souveränität des SultanS und die Selbständigkeit Marokkos, sowie wirtschaftliche Freiheit ohne jede Ungleichheit, Anerkennung der Lage, die für Frankreich in Marokko geschaffen wird usiv. Infolgedessen erklärt sich Frankreich bereit, an der Konferenz teilzunehmen. Das Ein verständnis zwischen Deutschland und Frankreich sei damit hcrgestellt, und die so wünschenswerte Berständigung zwischen beiden Ländern erreicht. Die Abmachungen zwischen England und Frankreich und zwischen Frankreich und Spanien bleiben unverändert. (Allgemeiner Beifall.) Auf eine Anfrage Eochins erwiderte Rouvier, er habe nichts hinzuzufügen. Gerville Rooche verlangte, daß Rouvier ein Gelbbuch ver öffentliche. Rouvier stimmte diesem Vorschlag zu, erklärte sich aber nicht zu einer Antwort verpflichten zu können, ehe die Konferenz stattgefunden habe. — Die vom Minister präsidenten Rouvier in der heutigen Kammersitzung abge gebene Erklärung hatte folgenden Wortlaut: „Die Kammer erinnert sich, daß unser Gesandter in Marokko bei seiner Reise nach Fez im Januar d. I. den Auftrag hatte, im Namen Frankreichs den Sultan mit den Reformen be kannt zu machen, die am meisten geeignet seien, der gestörten Lage seines Reiches wieder aufzuhelfen, und die in großen Zügen der Versammlung der Notabeln des Reiches unter breitet und vorgeschlagen, sowie sehr gründlich unter Mit wirkung Ker zu diesem Zwecke ernannten Bevollmächtigten geprüft worden waren. Diese Reformpläne fanden keine ablehnende Antwort oder ernstliche Einwendungen. Der Sultan jedoch, über diese vorbereitenden Verhandlungen umerrichtet, wünschte, die Ansicht der fremden Mächte «n-,u- holen und lud diese zu dem Zwecke zu einer internationalen Konferenz ein. Diese Einladung an uns erging am 30. Mai. Das Berliner Kabinett teilte der Republik am 5. Juli durch eine Note mit, daß ihr die Konferenz als das beste Mittel erscheine, um diese Reformen vorzubereiten. Wir haben darauf geantwortet, daß wir im Prinzip und mit wohlüber legtem Entschlusse dem Gedanken einer Konferenz nicht gegenübrrständen, daß es uns aber notwendig erschiene, um zweckmäßig unseren Beitritt zu erklären, uns mit Deutsch land ins Einvernehmen über gewisse Grundsätze zu setzen, deren wir unS in Marokko nicht würden begeben können. Wir wünschten besonders Gewißheit darüber zu erlangen, daß die Kaiserliche Negierung ebenso wie wir das besondere Interesse Frankreichs als Grenzland an der Aufrechterhal tung oer Ordnung im scherifiscken Reiche anerkenne. Die Erklärungen, die ich mit dem Botschafter Fürsten Radoiin ausgetauscht habe und die von unserem Botschafter Bihourd und dem Reichskanzler Fürsten Bülow vereinbart sind, haben die beiden Regierungen veranlaßt, sich gegenseitige Zusiche rungen zu geben, deren Wortlaut die Schriftstücke festlegten, die ich in der Kammer jetzt verlesen werde. * Paris, 10. Jult, abends. Rouvier verlas am Schlüße seiner Erklärung in der Deputiertenkammer die zwischen ihm und Radolin ausgetauschten drei Dokumente bezüglich der Marokkokonferenz. Er fügt hinzu, daß das Einverständnis zwischen Deutschland und Frankreich über die Hauptpunkte hcrgestellt sei, deren Aufrechterhaltung in Marokko für Frankreich als benachbarte Macht besonderen Wert haben. Ebenso erklärte der Ministerpräsident, daß Frankreich aus diesem Grunde ein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung der Ordnung im scherifischrn Reiche hat. Jede Störung in Marokko könne ihre Rückwirkung auf französische Untertanen unter der muselmanischen Be völkerung ausüben. Endlich geben beide Regierungen die Nützlichkeit zu, in Marokko polizeiliche und finanzielle Re formen einzusühren, wie sie Frankreich bereits angebahnt hat. Beide Regierungen werden dem Sultan gemeinschaft- schaftliche Ratschläge erteilen, auf den Grundlagen, die sich aus den bisherigen Abmachungen ergeben. * Brest, 10. Juli. DaS aus 11 Schiffen bestehende englische atlantische Geschwader ist heute um »/,2 Uhr auf der hiesigen Reede eingetroffen. «rotzbritanniea. Die Leitung der englischen Arbeiterpartei hat Bebel und Jaurös etngeladen, in London ihre Vorträge über die Friedensidee zu halten. Lchwe-e« «»d Norwegen. * Stockholm, 10. Juli. König Oskar und der Kronprinz werden am Donnerstag mit Sonderzug nach 1876 Gefle reisen und an Bord oer Königslackt „Drott" auf den Gefle-Fjord hinausfahren, um mit Kaiser Wilhelm zusammenzutreffen, der auf der „Hohenzollern" in den dortigen Gewässern erwart« wirv. Ruhland. Moskau, 10. Juli. Ter Zar trifft mir seiner Familie in nächster Zeit in JljinSkoje, dem bei Moskau gelegenen Lieblingsgute des ermordeten Großfürsten Sergius, zum Sommerausenthalte ein. Morgen kommt Trepoff nach Moskau, der den Dienst zur Bewachung des Zaren organi sieren wird. Wie sich die Dinge im Innern Rußlands immer mehr zuspitzen, ist an vielen Anziichen zu sehen. Besondere Befürchtungen erregt mit Recht der geplanre allgemeine Semstwo-Kongreß, oer nach der Absicht der revolutionären Kreise zu tiner großen Mobilmachung gegen das Zarentum benutzt werden soll. Für ihn hält man Wohl die bereits angekündigte provisorische Regierung hauptsächlich auf Lager. Man rechnet auch damit, wenigstens einen Teil des Offizier korps und der Truppen zu gewinnen. Dem Diktator Trepoff kann diese Gefahr nicht verborgen geblieben sein. Alle fort schrittlichen Gruppen wollen mit der sozialistischen Arbeiter schaft Zusammenwirken Trepoff soll daher in Voraussicht der kommenden Möglichkeiten vom Zaren den Befehl erwirkt haben, die in Moskau am 19. d. geplante Versammlung der Semstwos und Städte mit allen Mitteln zu verhindern! <r trifft persönlich die nötig erscheinenden Anordnungen. Die bisherigen Semstwo-Versammlungen, die teils in Petersburg, teils in Moskau abgehalten wurden, sind zwar ebenfalls als ungesetzlich erklärt und verboten worden, allein die Regierung fand es doch für geratener, sie nicht gewaltsam zu stören, sondern ließ sich die Fiktion gefallen, daß es sich lediglich um „Privatversammlungen" handle. Jetzt brennt das rote Feuer aber anders auf die Nägel. Wie es soweit hat kommen können, das bespricht die „Schles. Zlg." mit folgen den scharfen Worten: „Der Zusammenbruch Les moSkowiti- schen Götzen und seines Bonzentums und das blutrote Emporsteigen der strahlenumgebenen Sonne im fernen Osten lehrt nicht nur die Notwendigkeit einer kräftigen Flotten vermehrung, falls wir forrfahren wollen, Wellpolitik zu treiben, sondern auch, daß ein System erkrankt, wenn das Vertrauen zu den leitenden Stellen erschüttert ist, wenn Aeußerlichkeiten und leerer Tand zu unberechtigter Be deutung gelangen, wenn ideelle nationale Werte, die dazu dienen, die bedingungslose und erfolgreiche Hingabe einzelner an die Sache aller zu belohnen, durch Vergeudung herab gesetzt werden, wenn das Beispiel fehlenden Ernstes und überhandnehmender Vergnügungssucht gegeben wird und die Massen zu der Erkenntnis gelangen, daß Selbstberäucherung 'tatt Leistungen, die Form statt des Inhalts, das Mittel latt des Zwecks und daß statt des Seins der Schein m Geltung sind." Nach Meldungen aus Warschau wurde eine Anzahl Offiziere des Warschauer Militärbezirks standrechtlich erschossen. Sie hatten sich geweigert, nach der Mandschurei zu gehen, und erklärt, sie würden dorthin nur mit ihren Regimentern gehen. Daraufhin wurden vier Offiziere und zwanzig Unteroffiziere zum Tode verurteilt. Eine Abteilung eines litauischen Regiments wurde beauftragt, sie zu erschießen. Die Abteilung weigerte sich, das zu tun, worauf Kosaken mit der Exekution beauftragt wurden. Nach Aus führung derselben wollten die Kosaken nach ihrer Kaserne zurückkehren, wurden aber unterwegs von dem litauischen Regiments angegriffen. Man will wissen, daß über 200 Kosaken gefallen seien. Berichte über ernste Erhebungen sind, einer Meldung des „Daily Expreß" aus Odessa zufolge, aus 38 Bezirken der Gouvernements Cherson, Poltawa, Jekaterinoslaw und Taurien etngetcossen. In einem Umkreise von 6 deutschen Meilen um Odessa wurden während der letzten 10 Tage 17 große Güter geplündert. Aus Constanza wird noch gemeldet: Die Mann schaft des „Potemkin" zeigte sich, nach dem „Berliner Tageblatt", beim Landen anfangs mißtrauisch, wurde aber bald sehr lustig. Sie ließ Musik holen und tanzte auf offener Straße mit den Rumänen. Die Bevölkerung be zahlt gute Preise für die Mützen und Bänder der Matrosen. Der interessanteste von den 700Gelandeten ist Matuschenko, ein schwärmerischer Jüngling, dem das Fehlschlägen der Rebellion tief zu Herzen gehl. Er soll 65000 Rubel, die in der Schiffskasse waren, unter der Mannschaft verteilt haben. Der russische Konsul behauptet dagegen, eS seien 700000 Rudel gewesen, die für das Revolutionskomiter ge nommen wurden. Aus Constanza wird ferner gemeldet, sobald der russische Admiral das Rebellenschiff wieder übernommen hatte, fand eine religiöse Feier an Bord statt. Ein russischer Priester der orthodox griechischen Kirche, in seinen vollen kirchlichen Gewändern gekleidet, ging über das ganze Schiff und sprengte heiliges Wasser auf alle Schifföteile, Geschütze, Maschinen und auf die Fahne. Ein Teil der Matrosen des „Potemkin" übernachtete bei Familien in Constanza, ein anderer Teil in der noch unbenutzten Kaserne. Lie Bevölkerung kam den Leuten ungemein freundlich ent gegen. Admiral Pissarewski erklärte, der „Potemkin" sei im Zustande vollständiger Verwahrlosung, so daß deshalb die Abfahrt deS Geschwaders verschoben werden müsse. Der Rest der Sebastopolflotte, darunter „Po- bjedonoszew", wird in Konstanza noch erwartet. „Potemkin" wurde von 20 Offizieren und 200 Soldaten besetzt. Die am Kai weilenden Meuterer weinten. Sie hatten geglaubt, das Schiff würde Rußland erst nach Gewährung einer Ver fassung zurückgegeben werden. Bulgarien. In Sofia tritt mit Bestimmtheit das Gerücht auf, daß die Proklamierung Bulgariens zum Königreich im Laufe des Monats August erfolgen werde. Alle Vorberei tungen seien bereits getroffon. «lfrU«. Am 5. Juli wurde der Kongreß der Burenpartei „Het Volk" in Pretorias «öffnet. ES waren nach der „Franks. Ztg." über 200 Delegierte erschienen. General Botha, der den Vorsitz führte, beglückwünschte die Mit. glieder der Vereinigung zu dem wachsenden Enthusiasmus ln dem Verbände, der dazu berufen sei, eine Macht im Staate zu werden. Den Hauptgegenstand der Vnhand lungrn bildete die neue Verfassung. Sir wurde von allen Rednern als gegen die Versprechungen des Vertrages von „Vereeniging" verstoßend verdammt. Besonders der Aus schluß der Oranjefluß-Kolonie rief heftigen Tadel hervor. Botha verwarf die neue Konstitution ganz und gar. Transvaal und die Oranjesluß Kolonie, so erklärte er, seien im Kampfe und im Frieden Eins gewesen und sie müßten dies auch in konstitutioneller Beziehung sein. Nicht einmal die Vorschläge, die Lord Milner dem Komitee gemacht habe, hätten in dem Entwurf Aufnahme gefunden. In seiner Rede verlas Botha ein interessantes Telegramm, das während der Verhandlungen über die Knegskostenzahlung Transvaals von Chamberlain persönlich aus Johannesburg an dir Herren Wernher und Beit geschickt worden war. Dieses Telegramm enthält dir Vorbedingungen, unter denen die Regierung be reit sein ivürde, als Gegenleistung für die Kriegsentschädi gung eine Anleihe zu garantieren. Chamberlain besteht da rauf, daß die Minengesellschaften „freiwillig" die Zahlung einer Entschädigung anbiet«, unter dem Hinweis darauf, daß sie in einem solchen Falle bessere Bedingungen erzielen würden, als durch ein hinziehendes Verhallen, daS die Re gierung zu willkürlichem Handeln zwingen würde. Auck Lord Milner trat für die Vorschläge Chamberlains ein und erklärte, daß er für den Fall der Annahme dieser Vorschläge durch die Firmen Repräsentanten aller Klassen einberufen und zur Zustimmung veranlassen werde. Auf diese Weise würdrn die Firmen von der Verantwortung, für die ganze Volksgemeinschaft gesprochen zu haben, befreit werden. Der Rede Bothas folgten mehrere Fragen, in deren Beantwor tung der General sagte, die englischen Vertreter in „Vec- eeniging" hätten eine Konstitutton nach dem Muster der jenigen der Kapkolonie versprochen und erklärt, daß die Oranjeslußkolonie diese Konstitution nicht von Transvaal erhalten werde. Wenn man sick, abgesehen von den Ver sprechungen, nur an den Buchstaben des Vertrages halte, so müsse man zu der Ueberzeugung kommen, daß die Probezeit vorüber und die Zeit für eine vollverantwortliche Regierung gekommen sei. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen äußerte sich General Beyers, der bereits früher eine recht deutliche Sprache geführt hat, ungewöhnlich scharf. Man -abe ihm gesagt, daß die Annahme der Konstitution die Li ieralen stärken werde. Für ihn seien auch die Liberalen Engländer und nicht besser als die anderen. Der vorsichtige General Smuts hielt es für angebracht, zur Mäßigung bei den Beratungen zu mahnen. Es sei bedauerlich, wenn man ich über Kleinigkeiten erhitze und den Streit des Kampf- eldes hier fortsetze. Die Frage, ob die Buren sich unter rer jetzigen Verfassung an der Regierung beteiligen sollen, blieb vorläufig offen. OertlicheS. (Nachdruck unserer Original-Artikel nur mir deutlicher Quellenangabe „Bautzener Nachr." gestattet.) Bautzen, 11. Jult. — Bei Krau verw. GeorgMonse, bezw. bei derKtrma E. M. Monse sind anläßlich des TodeS deö Herrn Buchdrucker«, bcfitzers und Chefredakteurs Georg Monse eine Anzahl offizieller Beileidsschreiben eingegangen und zwar vom Stadtrat zu Bautzen, von Hm. Postdirektor Jacobi namens dcrBamteü- schaft des Kaiser!. Postamts, vom Ktrchenoorstand zu St. Petri, von der Realschule, der Freimaurerloge zur goldenen Mauer und von den Vereinigten Bautzener Papier fabriken, sowie von folgenden hiesigen Vereinen: Gustav.Adolf- Krauenverctn, Sächsische Fechtschule, Evangelischer Jünglings verein, Evangelischer Arbeiterverein, Christlicher Verein junger Männer und Taubstuwmcn-Verein zu Bautzen. In dem sehr warm gehaltenen Schreiben unseres Stadlrats heißt eS u. a.: „Auch wir verlieren in ihm nicht nur einen hochgeachteten, mit den schönsten Gaben des Geistes und Herzens versehenen und für das Wohl seiner Vaterstadt allezeit begeisterten, treuen Mitbürger, sondern auch einen treuen Mithelfer bet den Fortschritten, die unsere Stadtgewetnde in der neueren Zeit zu verzeichnen gehabt hat. In strenger Loyalität, treu zu Kaiser und Reich stehend, ist der Vcrewigte als Redakteur unseres Amtsblattes mit selbstloser Hingebung ein unermüdlicher Vorkämpfer für alles Gute und Wahre gewesen." — Das Wttzmann-Denkmal-Komitee sendet uns folg. Aufruf zur Veröffentlichung zu: „Unter dem Ehrenvorsitz Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg scharen wir unS zusammen, um das Andenken Hermann von Wißmanns zu ehren, den uns ein unheilvolles Geschick in der Blüte seiner Jahre entrissen hat. Ganz Deutschland blickte mit Stolz auf den Mann, der in der Erforschung und Erschließung des dunkeln Erdteils einer unserer Besten war und mit Begeiste rung die reichen Schätze seiner Erfahrung in den Dienst prakti scher Kolonialpolitik gestellt hat. Hermann v. Wißmann hat in zweimaliger Durchquerung Afrikas von Westen nach Osten Kultur, stätten im Innern geschaffen, die Eingeborenen in ihrer Eigenart verstanden und uns verständlich gemacht. Die Greuel der Men- schenjagden und des Sklavenhandels hat er vor das Forum des entrüsteteten Europas gebracht. Als dann das Deutsche Reich in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten war und der Araber- aufstand die ostafrikanische Küste in Flammen gesetzt batte, berief Fürst Bismarck den erfahrenen Afrikaner in ernster Stunde und es wurde die Wiedergewinnung der Kolonie ihm übertragen. Wißmann schuf in kürzester Frist die mit seinem Namen aufs engste verknüpfte Schutztruppe und führte sie zu Kampf und Sieg. Die heute erreichte wirtschaftliche Entwicklung Deutsch-OstafrikaS hat in WtßmannS Taten ihre Grundlage. Neben seinen wissen- schaftlichen und militärischen Erfolgen hat die rein menschliche Persönlichkeit unseres Wißmanns die deutschen Herzen gewonnen. Die Tiefe seiner Empfindung, die Größe seiner Anschauung, die Lauterkeit seines Charakters mußten mächtig auf jeden wirken der daS Glück hatte, in seine Nähe zu kommen. Und so verlieh er dem kolonialen Gedanken in Deutschland durch sein Wesen kraftvolle Schwingen. Wir Deutsche wollen sein Gedächtnis ge bührend ehren und die unS teuere Heldengestalt den kommenden Geschlechtern im Bilde «halten. Ein Denkmal soll ihm in Lauterberg, sein« zweiten Heimat, erstehen und die Erinnerung (Foetsetzuug in der erst« Vellage? (Hierzu die UuterhaltuilgSbetlage Nr. SS.) Druck mrd Verlag vou S. M. Mons« tu Bautze».