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Verordnungsblatt der Kreishauplmannschaft Bautzen zugleich als Kousistorialbehörde der Oberlausitz. Amtsblatt -er Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, i des Hauptzollamts Bautzen, ingleichen der Stadträtc zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg, Orga« der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau. Für die Redaktion verantwortlich: Paul Monse (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr). — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzen. Fernsprechanschluß Nr. 51. > i -o> i "DK Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich abends. Preis 4>eS vierteljährlichen Abonnement? 3 ^l JnsertionSgeblihr siir den Raum einer P«M- Gpaltzeile gewöhnlichen Satzes 1b in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt: Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nachweisgebühr siir ,ede Anzeige und Insertion 20 Pfg., für briefliche «uskunstsertetlung 1V Psg. (und Potto). WM- Nur bis früh 10 Uhr eingehende Inserate finden noch in dem abends er- scheinende« Blatte Äufnahme. Inserate nehmen die Geschäftsstelle des Blattes und die Annoncenbureans an, desgleichen die Herren Waide in Löbau, oiauh in Weigenberg, Lippitsch in Schirgiswalde, Gustav Kröling in Bernstadt, Buhr in Königshain bei Ostritz, Reußner in Ober-Cunnersdors und von Lindenau in Pulsnitz. A auhener Nachrichten. Nr. 191 1905. Freitag, den 18. August, abends. Die Prüsungslommissionen für Aerzte, Zahnärzte und Apotheker sind im Einverständ- miffe mit dem Ministerium des Innern für daS PrnsungSjahr 1905 06 io folgender Weis« festgesetzt worden. I. Für die ärztliche Vorprüfung: Vorsitzender: Der Dekan der Medizinischen Falkultät Geheimer Mediziualrat Piosessor vr. Sattler. Stellvertretender Vorsitzender: Der Prodekan der Medizinischen Fakultät Geheimer Medizinalrat Professor vr. Curschwaun. Mitglieder: Geheimer Hosrat Professor Ür. Pfeffer, Geheimer Medizinalrat Professor vr. Hering, Geheimer Hosrat Professor 1>r. Beckmann, Professor vr. Chun, Professor vr. Wiener, Professor vr. Hantzsch und K. K. Hofrat Professor vr. Rabl. Diese Kommission fungiert sowohl für die nach den alten Bestimmungen, als auch für die nach der Prüfungs ordnung vom 28. Mai 1901 abzulegenden Vorprüfungen. II. Für die ärztliche Prüfung. Vorsitzender: Geheimer Medizinalrat Proseffor vr. Zweifel. Stellvertretender Vorsitzender: Geheimer Medtzinalrat Professor vr. Hoffmann Mitglieder: Die Geheimen Mediziualräle Professoren vr. Hofmann, vr. Boehm, vr. Flechsig. Vr. Zweifel, vr. Curschmann, vr. Sattler, vr. Trendelenburg, Vr. Marschner, vr. Soltmann, Medtzinalrat Proseffor vr. Hennig und Proseffor vr. PertheS, für die nach der Bekanntmachung vom 2. Juni 1883 abzulegenden Prüfungen aber außerdem noch der Geheime Medizinalrat Professor vr. Hering und der K. K. Hofrat Proseffor vr. Rabl. Iv. Für die zahnärztliche Prüsung werden der ärztlichen Prüfungskommission nicht nur die Professoren Geheimer Medtzinalrat vr. Hering und K. K. Hosrat vr. Rabl — soweit sie ihr nicht ohnehin angehören — sondern überdies der praktische Zahnarzt und Direktor der Zahnärztlichen Instituts Proseffor vr. Hesse, sowie der Proseffor vr. Wilms veigeordnet. IV. Für die Prüfung der Apotheker. Vorsitzender: Geheimer Hosrat Professor vr. Beckmann Mitglieder: Ge heimer Medizinalrat Professor vr. Böhm, Geheimer Hosrat Professor vr. Pfeffer, Proseffor vr. Wiener, Proseffor vr. Hantzsch und Apotheker vr. Lößner. Dresden, den 8 August 1909. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Aus Blatt 370 des Handelsregisters, die Firma Eiscngirßerci und Maschinenfabrik, Aktien-Gesell- schaft in Bautzen betreffend, ist heute eingetragen worden, daß die Prokura des Oberiugenieurs Bruno Max Zimmermann in Bautzen erloschen ist. Bautzen, am 17. August 1905. Königliches Amtsgericht. Häckel, Luther und Bismarck. Häckel, der bekannte Verfasser der ganz und gar auf materialistischer Giundlaoe ruhenden „Welträtsel-, will der Menschheit e'ne neue Religion geben, denn er erkennt es an, Religion ist nun einmal rin Bedürfnis deS menschlich«« Gemütes. So beschenkt er denn die Menschheit mit vier neuen Göttinnen, mit der Göttin des Wahren, des Guten, des Schönen und mit der Urania, der Göttin der Welt- körper. Diese Göttinnen sollen die Menschen in Tempeln verehren, aber selbstverständlich nicht zu ihnen beten, denn sie hören nicht und können nicht erhören. Die Gotteshäuser dieses Kultus der Natur, sagt Häckel, werden nicht mit Heiligenbildern und Kruzifixen geschmückt, sondern mit kunstreichen Darstellungen aus vem unerschöpf lichen Schönheitsreiche im Natur- und im Menschenleben. Zwischen den Säulen der gotischen Dome, die von Lianen umschlungen sind, werden schlanke Palmen, zierliche Bananen und Bambusse an die Schöpfungskraft der Tropen erinnern. Zn großen Aquarien unterhalb der Ktrchenfenster werden reizende Medusen, buntfarbige Korallen und Sterntiere die Kunstformen des Meereslebens erläutern. An die Stelle deö Altars wird eine Urania treten, die die Allmacht des Substanzgefitzes darlegt. Gefeiert werden nach dem Vor schläge Häckels die Winter- und Sommersonnenwende, um Ostern die Auferstehung der belebten Natur und im Herbste der Eintritt in die ernste Studierstube des Winters. Welch ein vernichtendes Armutszeugnis stellt dieser Apostel des Unglaubens sich und seiner ganzen Weltanschauung aus! Glaubt dieser armselige Gelehrte, mit diesem Fabrikat von Religion könne er irgend ein Bedürfnis des Menschenherzens befriedigen? Meint er, eine nach Wahrheit suchende, unter Schuld und Leib seufzende Menschheit, eine am Bette ihres Kindes weinende Mutter, ein schuldbeladenes Gewissen, ein totwuvdes, blutendes Herz durch große Aquarien, seltene Blumen und Muscheln, durch das Fest der Sonnenwende trösten zu können? Meint er, hierdurch würden die tiefen Schäden, die die Sünde und ihr Verderben angerichtet hat, geheilt? Weiß er sonst keine Antwort auf das große Rufen der Menschheit: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott!?" Ist das Religion, die vergängliche Natur bewundern und anstounen? „Laß, was irdisch ist, dahinten, schwing' dich über die Natur," sagte der fromme Dichter, und er Hot recht, denn nicht, was von unten stammt, was der Vergänglichkeit unterworfen ist, kann uns befriedigen und das Sehnen unserer Herzen stillen, sondern nur das, WaS aus der Ewigkeit heriührt, waS erhaben ist über allem Irdischen. „Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden," muß man bei solcher menschlichen Weisheit wieder sagen. Um nicht mit diesem Mißklang abzuschließen, dessen wir Deutsche, denen Gott einen Luther und Bismarck ge schenkt hat, uns schämen müßten, seien hier einige recht hierher passende Sprüche des ersteren und ein Glaubens, bekenntnis des letzteren angeführt: „Eigener Dünkel ver derbet alle Dinge." — „Die Vernunft und Natur kann Gottes Güter nicht begreifen noch verstehen." — „Falsche Prediger sind ärger denn Jungfiauenschänder." — „Ein christlich Leben bestehet in drei Stücken, im Glauben, Liebe und Kreuz." — Diese Sprüche des echten Reformators möge der Jenenser falsche Reformator beherzigen! Bismarck aber schreibt unter dem 3. Juli 1851 an seine Gattin (diese Korrespondenz ist jüngst dec Oeffentlichkeit übergeben worden): „Vorgestern war ich zu Mittag in Wiesbaden bei Dewitz und habe mir mit einem Gemisch von Wehmut und altkluger Weisheit die Stätten früherer Tor heit angesehen. Möchte es doch Gott gefallen, mit seinem klaren und starken Weine dies Gesäß zu füllen, in dem da mals der Champagner 22jährigrr Jugend nutzlos verbrauste und schale Neigen »urücklteß. Wie viele sind begraben, mit denen ich damals liebelte, becherte und würfelte; wie hat meine Weltanschauung doch in den vierzehn Jahren seitdem ,fo viele Verwandlungen durchgrmacht, von denen ich immer die gerade gegenwärtige für die rechte Gestaltung hielt; und wie vieles ist mir jetzt klein, was damals groß er schien, wie vieles jetzt ehrwürdig, was ich damals verspottete. Ich begreife nicht, wie ein Mensch, der über sich nachdenkt und doch von Gott nichts weiß und wissen will, sein Leben vor Verachtung und Langeweile tragen kann, ein Leben, das dahinfährt wie ein Strom, wie ein Schlaf, gleichwie ein Gras, das bald welk wird: wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Ich weiß nicht, wie ich das früher aus gehalten habe; sollte ich jetzt leben wie damals ohne Gott, ohne Dich, ohne Kinder — ich wüßte doch in der Tat nicht, warum ich dies Leben nicht ablegen sollte wie ein schmutziges Hemde; und doch sind die meisten meiner Bekannten so, und leben." — üt. Nationale Reiseziele. „Nationale Reiseziele" — ein moderner Begriff, den unsere Väter und Großväter noch nicht kannten. Wenn sie auf Reisen gingen, so war eS gerade der Wunsch, fremde Länder kennen zu lernen, sich liebend und bewundernd als lernbegierige Schüler in fremde Kulturen zu versenken, der ihre Schritte lenkte. Mit welch ehrfürchtigem Entzücken betrat Goethe den italienischen Boden, wie froh war er, als er die Sprachgrenze überschritt und die geliebte Sprache Tassos an sein Ohr schlug. Wir heute denken anders. Freilich, fern sei es von unS, daß wir jemals auf den Gedanken kämen, wir könnten in der Fremde nickts lernen, daß wir in hochmütiger Beschränkt heit vor dem Guten und Besseren da draußen in der Welt die Augen verschlössen. Im Gegenteil. Wen einmal sein Geschick hinausführt über die Grenzen des heimischen Kultur lebens, der soll nur ja seine Augen möglichst weit aufmachen, um zu lernen und in sich aufzunrhmrn. Sonst hat er sich vergebens bemüht und hätte lieber zu Hause bleiben sollen. Gewiß also: lernen wollen wir draußen nach wie vor, neid los anerkennen und aufrichtig bewundern, was uns Großes und Schönes nur irgendwo auf der Welt entgegentritt, und als. schönsten Erwerb von unseren Reisen weiten Blick und offenen Sinn sür alle Erscheinungen auch einer fremden, auch einer vielleicht niedrigeren oder uns unsympathischen Kultur mit uns heimbringen. Aber so gern wir uns die alte, zu Unrecht virlgescholtene Aufnahmefähigkeit erhalten wollen — in einem Punkte denken wir Söhne des neuen Reichs doch anders als unsere Väter und Vorväter. Gerade in der Fremde brennt uns Deuischen von heute die Mahnung: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist" besonders stark auf der Seele. Nirgendwo kommt uns unsere neu errungene Weltstellung und die Weltstellung un serer Kultur stolzer zum Bewußtsein als da draußen in der Fremde. So ist uns heute fast die ganze Welt ein natio nales Reiseziel, insofern sie uns eben Gelegenheit bietet zu Studien über die größere oder geringere Intensität, mit der deutsche Einflüsse hier und dort wirksam werden. Denn aus Empfangenden sind wir längst auch Gebende, aus Gedul deten Rivalen geworden. Doch nicht in diesem Sinne soll hier von nationalen Reisezielen die Rede sein, sondern in einem engeren und zugleich tieferen. Durch die Länder tobt heute der nationale Kampf, nirgends stärker als in dem uns verbündeten Nach barreiche. Vor allem in den Sudetenländern hat sich dir deutsche Minderheit in schwerem Ringen des nationalen Gegners zu erwehren. So wenig wir uns in jedem Einzel falle mit der Politik unserer deuischen Landsleute in Oester reich einverstanden erklären können — ihr Kampf selber ist unserer wärmsten Anteilnahme sicher. Wir wissen, daß sie, indem sie gegen die slavtsche Uebermacht zu Felde liegen, auch für uns kämpfen, daß die Schläge, die auf ihren Schild fallen, auch uns mit gelten. Auf einer Strecke, die in der Luftlinie wohl 400 Kilometer mißt, zieht sich der nationale Kriegsschauplatz in den Sudetenländern fast unmittelbar an unserer Grenze von Troppau im Nordosten bis ru BudweiS im Südwestrn um das slavische Rechteck herum, das sich an dieser Stelle wie ein Keil tief ins deutsche Land hineinschiebt' Hier auf bedrohtem deutschen Volksboden: in Nordböhmen, im Böhmerwalde, an den Abhängen der Sudeten, im mäh rischen Gesenke usw. winken nationale Reiseziele die Menge, auf die besonders unsere wanderfrohe akademischeJugend in diesen Herbsttagen hingewiesen sei. Bedrängten deut schen Volksgenossen auf solchen Wanderfahrten die Hand zu reichen, ist vielleicht eine bescheidene nationale Tat, aber man soll ihren moralischen Wert doch auch nicht unterschätzen. Sie üben heißt ein Band der nationalen Gemeinsamkeit schlingen, deren das Deutschtum an der bedrohten Sprach grenze der Sudetenländer zu seiner Rückenstärkung an mehr als einem Ort dringend bedarf. Or. 6. L. Her Singebsrenen-Anssto- t» »entschrGttweßafrik«. Die Proklamation Generals v. Trotha an die Hereros wird von der „Kreuzztg." mit Recht in Schutz genommen. Bemerkenswert ist der Schlußsatz: „Wir haben keinerlei Be Ziehungen zu Herrn v. Trotha und ahnen nicht, wie er sich entschließen wird. Doch wissen wir, daß seine Gattin in einem hiesigen Krankenhause todkrank daniederltegt, und es will uns nicht ausgeschlossen erscheinen, daß er selbst deshalb bald nach Berlin kommt. An und für sich brauchte eine solche Reise noch nicht als Verzicht auf seine jetzige Stellung angesehen zu werden. Ihn abzuberufen, dafür dürfte jetzt, militärisch betrachtet, der ungeeignetste Zeit punkt sein." Der russisch-japanische Krieg. Portsmouth (U. S. A.), 17. August. (Reut. Bur.) Minister Witte äußerte gestern abend gegenüber Bericht erstattern: Ich tue alles, WaS ich nur kann, zur Erlangung des Friedens. Von den 8 Artikeln, die bereits erwogm sind, habe ich in Bezug auf sieben nachgegcben. Kein anderer russischer Staatsmann würde gewagt haben, auf seine eigene Verantwortung hin so weit zu gehen, wie ich es getan habe. Artikel 9, der von der Kriegsentschädigung handelt, soll heute erörtert werden. Man erwartet, daß ber Meinungsaustausch über die restterenden Artikel morgen oder am Sonnabend beendet sein wird, und daß sich dann die Konferenz auf Montag vertagt, damit inzwischen die Dele gierten ihre Regierungen befragen können. Rußland gibt jede Anwaltschaft auf die Mandschurei auf. Seine einzige Hoffnung, einen Teil seiner ungemein großen Ausgaben für die Eisenbahn vergütet zu erhalten, wäre ein Abkommen mit China. Japan soll sich mit seinen Ansprüchen für die nach dem Durchmarsch der russischen Armee notwendig gewordene Wiederherstellung der Eisenbahn an die chinesische Regierung wenden. — Gestern abend waren Gerüchte im Umlauf, nach welchen sich verschiedene Mächte bemühen sollten, Japan zu veranlassen, auf die Kriegsentschädigung zu verzichten und sich statt dessen eine möglichst weitgehende anderweitige Kom pensation zu sichern, aber nur für den Fall, daß Rußland schließlich in die Abtretung von Sachalin einwilligt. Japan besteht beharrlich auf der Uebergabe der internierten Kriegs schiffe. Man glaubt, daß diese Beharrlichkeit auf das drin gende Anraten Englands zurückzuführen sei. Eine etwaige Entschädigung soll nicht zur Vergrößerung der japanischen Flotte verwendet werden, da die internierten Schiffe, falls Japan sie erhält, und die gehobenen Schiffe Neubauten von Kriegsschiffen überflüssig machen. Die Kriegsentschädigung oll vielmehr dazu benutzt werden, den durch den Krieg ent- tandenen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, für Pensionen zu sorgen, und das Erziehungssystem in Japan zu verbessern. Portsmouth, 17. August. In der heutigen Vor- Mittagssitzung der Friedenskonferenz wurde ein Ein vernehmen über Artikel 9, welcher dir Zahlung einer Kriegsentschädigung an Japan betrifft, nicht erreicht. Keine Partei wollte auch nur im geringsten nachgeben. Der Artikel wurde daher, nachdem man dm ganzen Vormittag