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Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautze» zugleich als ttonsistorialbehörde der Oberlausitz. Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, ingleichcn der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderüte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- und Gewerbekammer z« Zittau. Verantwortlicher Redakteur Arno Zschuppe (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr). — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzen. Fcrnsprechanschluß Nr. 51. Bautzener NachUchten erscheinen, mit NuSnahme der Sonn- und Festtage, lüglich abends. Preis des vierteljährlichen Abonnement« 3 Xl Jnserttonsgebühr silr den Raum etner Petit» Spallzeile gewöhnlichen Satzes 15 -4, in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Mein-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nachweisgebühr sirr «ede Anzeige rind Inserlion 2V Psg für brirMchr AuStuustSeNcilung 10 Pig (Uttv Porto). Mr die Aufnahme von Anzeigen und Reklamen an bestimmter Stelle wird keine Garantie übernomtnen. MN" Nur bis früh 1t) Uhr cingeheude Inserate finden noch in dem abends erscheinenden Blatte Aufnahme. "MW Inserate nehmen die GejchäjlSslelle des Blattes und die Annonccnbmeaus an, desgleichen die Herren Walde in Man, Claus, in Weidenberg, Lippitsch in Schirgiswalde, Gustav Kröling in Bernstadt, Buhr tu bei Neuner m ^srer-(^llnnov^^vrf v'>n t" »r. 282. MMSMMWWW»«, Freitag, de« 1t). N ovember, abends. 1905. Veka»»t«ach«»ß. Pakte jeder Art sowie Wertbriefe a) nach Rußland mit Ausnahme de« General-Gouvernement« Warschau (Russisch-Polen) und mit Ausnahme von Finnland (über Rußland), b) nach anderen Ländem im Durchgang durch Rußland werden von den Postanstalten wieder zur Besörderung angenommen. Alle Paket und Wertsendungen werden über Eydikuhnen—Kibartt, geleitet, Postslachistücke jedoch nur insoweit, al« der Absender nicht die Leitung über Oesterieich (PodwolüczySka) vorgeschrteben hat Pakete nach Finnland aus dem direkten Seewege über Lübeck oder über Schweden sind nach wie vor zur Besörderung zugelassen. Berlin O. 66, den 8. November 1905. Der Staatssekretär des Reichs-Postamts. Sraetkc. Veta«utmachu»g. Die Zinsen der Carl Christoph Michael scheit Blinürustiftung gelangen demnächst zur Verteilung. Dieselben sind nach der Bestimmung des Stifters an sechs arme Männer oder Weiber, ledige oder v«- heiiatetc, von moralisch gutem Lebenswandel, die entweder blind geboren oder später teilweise oder voll» ständig erblindet sind und zwar ohne Unterschied der Religion und ohne Rücksicht daraus, ob sie andere Wohltaten genießen, zu vergeben. In erster Linie sollen Bewohner hiesiger Stadt, im Mangel geeignet« hiesiger blinder Personen aber auch auswärtige Bewerber berücksichtigt werden. Diejenigen, welche den vorstehenden Bedingungen entsprechen und im Bezirke der Königlichen KreiS- hauplmannjchast Bautzen sich wesentlich aushallcn, haben ihre Gesuche binnen vier Wochen auher einzureiche«. Bautzen, am 21. Oktober 1905. Der Stadtrat. Ur. Sambier, Oberbürgermeister. k. Der Geist des Aufruhrs geht durch die Lande. Allerwärts und nicht zuletzt in Deutschland spitzen Renolutionsschücer ihre Ohren und horchen hinüber nach Rußland, wo dir VolkSauswiegelung Triumphe über Triumphe feiert. „Die Revolution marschiert!", so jubeln Tag für Tag die sozialdemokratischen Blätter in Deutschland. „Der russische Koloß liegt zu den Füßen deS Proletariats." „Der politische Massenstreik — dessen An wendung „gegebenenfalls" zu Jena beschlossen worden ist — bewährt sich, ihm gegenüber sind Behörden und Soldaten machtlos." „Die alten Mächte können sich nicht halten." „Und wir? Wann werden wir .... zum Sturm über gehen auf die Bastionen der Reaktion?" „In die Arbeiter klasse jedes europäischen Landes sind Funken von der Feuer taufe der russischen Revolution gefallen, und in Oester reich glimmen die Hellen Brände schon auf. Nicht zuletzt auch die brutschen Arbeiter stehen mit in dem Kampfe, den ihre russischen Brüder führen . . . ." So schüren und Hetzen die sozialdemokratischen Blätter, „revisionistische" wie „radikale", die Arbeiterschaft in den Aufruhr hinein. Die Frucht dieses Hitzens ist auch schon zu Lage getreten. Die Breslauer „Volksmacht" ver kündet an der Spitze ihrer Mittwochnummer: „In der Montag abend abgehaltenen Versammlung des Sozialdemokratischen Vereins für BreSlau und Umgegend wurde beschlosst«, beim Vorstand der Sozialdemokratischen Partei in Berlin die Veranstaltung von Massenkund gebungen gegen das Dreiklassenwahlsystem in Preußen am Tage des Zusammentritts des preußischen Land tags oder am darauffolgenden Bußtag in Anregung zu bringen. Der Vorstand soll zu diesem Zwecke mit den Ver trauensleuten von Groß-Berlin, denen die Vorbereitung zur Gründung einer Landesorgantsation für Preußen übertragen ist, in Verbindung treten. Die Versammlung ging von der Meinung aus, daß angesichts der großen Wahlrechtsbe wegungen in Oesterreich, Ungarn und Rußland das preu ßische Proletariat den Kampf gegen das ungeheuere Wahl unrecht in Preußen nicht länger ruhen lassen darf, sondern mit allen Mitteln eine Reform des Abgeordnetenhauses, dieses Rückhalts aller Wahlrechtsfeinde in Deutschland, an streben muß. Der Vorstand des Vereins hat diesen Antrag dem Parteivocstanv unverzüglich übermittelt." Eine so aufrührerische Sprache, wie sie jetzt die sozial demokratische Prrsse führt, ist in Deutschland und namentlich in Preußen noch nicht geführt worden, und die Absicht, Massendemonstrationen zu veranstalten — bekanntlich ein polizeilich nicht erlaubtes Unternehmen — beweist, daß der Geist des Aufruhrs auch in Deutschland umgeht. Die so- zialbemdkratische Presse sucht die deutsche Arbeiterschaft da durch in Aufruhrstimmung zu versetzen, daß sie fortwährend darauf aufmerksam macht, wie in Rußland, der stärksten Vormacht der Reaktion — soll heißen: monarchischen Staats ordnung — gegenüber dem „Heldenmute" des Proletariats, Beamtenschaft, Heer und auch Bürgertum versagt habe und daß sie zwischen den Zielen durchblicken läßt, auch bei uns werde angesichts eines Massenstreiks die Regierung den Kopf verlieren und Konzessionen machen, und die Bürger schaft werde sich der Revolution anschlteßen. Wie schwer aber würde sich das sufgewiegelte Proletariat täuschen, wenn es sich durch solche Vorspiegelung auf die Straße treiben ließe! Wir sind nicht in Rußland. Die deutsche Beamtenschaft ist nicht korrumpiert wie die russische. Die deutsche „bürgerliche Gesellschaft" und insondeiheit der deutsche Mittelstand in Stadt und Land liebäugelt nicht mit den Sozialrevolutionären, sondern steht treu zu Monarch und Vaterland. Aber im Interesse der verhetzten Arbeiter schaft liegt es, daß ihr schon bei etwaigen Versuchen, Massen demonstrationen auf den Straßen zu veranstalten, klar ge mocht werde, daß es bei uns nicht angrht, „russisch zu reden", 'daß darauf eine rücksichtslose kräftige deutsche Antwort erfolgen würde. Die bürgerlichen Parteien haben in dieser ernsten Zeit die Pflicht, gegen aufrührerische Anzettelungen zusammen zuhalten. Parteiinteressen müssen schweigen, wenn es sich um das Wohl des Vaterlandes handelt. Wohin die partei politische Verzettelung führt, kann man in Oesterreich sehen. Jedoch auch die Regierung darf unter keinen Umständen dem Vorwärtsdrängcn de: Sozialrevolutionäre mit dem „Mute der Kaltblütigkeit" zusehen und etwa daran denken, ven drohenden Sturm durch versöhnliches Entgegenkommen beschwören zu wollen. Jedes Entgegenkommen gibt nur — wie sich jetzt im Ruhrrevier zeigt — Anreiz zu neuen stärkeren Forderungen. Wie die Regierung mit dankenswerter Aufmerksamkeit die auswärtigen Vorgänge beobachtet und darauf hält, daß unser Vaterland für jede schwierige Lage hinreichend gerüstet sei, so muß und wird sie hoffentlich auch dafür Sorge tragen, daß sie gegenüber einem Aufruhr im Innern voll kommen gewappnet auftieten könne. Dazu gehört, daß im Falle eines Generalstreiks in den Kohlenwerken die Er zeugung dieses wichtigen Minerals sichergestellt wird, daß im Falle eines Versuchs, wie jetzt in Oesterreich, einen Eisenbahnerstreik auzuzetteln, unser Bahnbetrieb aufrecht er halten werden kann. Dazu gehört ferner, daß ein bestimmter Plan festgelcgt wird, wonach dem „politischen Massenstreik", d. i. dem Massenaufruhr, entgegengetreten werden könnte. Wir hoffen, daß bei uns in keiner dieser Beziehungen etwas versäumt werden wird. Gut wäre es aber, wenn dies authentisch und deutlich ausgesprochen würde, um die von den sozialrevolutionärcn Hetzern ausgewiegelle Arbeiterschaft vor törichten Schritten zu warnen. Die Eiageboreaeu-Ausftäove t« Devtfch-Südweft- auv -Oftaftika f * Berlin, 9. November. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Am 29. Oktober o. Js. im Patrouillengcfecht am Chamsavib-Rivier. Verwundet: Leutnant Georg von Reese, geb. am 6. Juli 1882 zu Hamburg, früher im Königlich Sächsischen Karabinier-Regiment, leicht, Streifschuß rechte Hand. Sergeant Alois Buchal, geb. am 22 Septbr. 1879 zu Friedewalde, früher im Feldartillerie-Regiment Nr. 21, schwer, Fleischschuß rechten Oberschenkel. — Am 2. November d. Js. im Gefecht bei Koms. Gefallen: Unteroffizier Joseph Klapecki, geboren am 22. Januar 1877 zu Glatz, früher im Füsilier-Regiment Nr. 39. Ver wundet: Sanitäts-Sergeant Friedrich Oberhoffer, geboren am 24. Oktober 1880 zu Lebach, früher im Feldartillerie- Regiment Nr. 8, leicht, Splitter an rechter Hand. — Am 28. Oktober d. Js. auf Patrouille bei Awadoob. Ver wundet: Gefreiter Gustav Grundmann, geb. am 26. Juni 1878 zu Staßfurt, früher im Fußartillerie-Regiment Nr. 4, leicht, Schuß linken Oberschenkel. — Seit 3. Oktober d. Js. auf Patrouille bei Persip: Vermißt: Unteroffizier Fritz Gärtner, geboren am 18. Januar 1881 zu Hannover, früher Bezirkskommando Hannover; Reiter Paul Franzke, geboren am 19. September 1885 zu Rawitsch, früher im Husoren- Regiment Nr. 6. Man schreibt den „Leipz. N. N.": Von dem Komplott in Windhuk ist es ganz still geworden. Die Untersuchung dauert aber fort. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die in und um Windhuk in der letzten Zeit verübten Diebstähle durch und auf Veranlassung von Weißen geschehen und daß sie in Verbindung mit den Absichten des Komplottes stehen. Das Komplott hat das Gute gebracht, daß man aufmerksam auf das weiße Gesindel geworden ist, welches mit den Eingeborenen gemeinsame Sache macht. Letzte Mrwrmg. * Dar-eS-Salaam, 9. November. (Lokalanz.) Laut einer Meldung deS Bezirksamtes Kilwa beginnen die Jum- ben von Samanga, Miteja und Kisuami sich zu unter werfen. jDaS PolizeikorpS schafft Ordnung am Südfuße der Matumbibrrge und stellt die Telegraphenleitung bis zu dem Kisweralager wieder her. ytueste dintte keltsramm sud Ltlephsmeldm-t«. (Nachdruck «erboten.) * Hannover, 10. November. Von dem Souper bei de» Königsulanen begaben sich die Majestäten, vom Publikum stürmisch begrüßt, nach dem Schloß und dann nach de« Theater. Beim Eintritt der Majestäten in die große Loge ertönten von den oberen Reihen Fanfaren, worauf daS Orchester mit der spanischen Hymne einsctzte. Stadtdtrektox Tamm brachte ein Hoch auf den Kaiser und auf den König aus, das jubelnd ausgenommen wurde. Gegeben wurde „Krieg im Frieden" von Moser und Schönthal. Die Ma jestäten beteiligten sich lebhaft am Beifall des Publikums. Nach der Aufführung brach das Publikum wieder in Hoch rufe aus und darauf kehrten die Majestäten nach de« Schlosse zurück. * Hannover, 10. November. (W. B.) Der Kaiser und der König von Spanien, sowie der Kronprinz, alle in Jagduniform, auch heute wieder von einem zahlreichen Publikum lebhaft begrüßt, sind um 8 Uhr 20 Min. nach Springe abgereist. Mit ihnen die Gefolge und der Ehren dienst. * Wie«, 10. November. Der Leiter des Eisenbahn ministeriums richtete einen Aufruf an alle Organe des Betriebsdienstes, worin das Bedauern ausgesprochen wird, daß ein Teil des Personals wegen Durchsetzung der Lohn forderungen zu Mitteln gegriffen habe, die die schwerste« Dienstvergehen darstellten. Er ermahnt das Personal, un gesäumt den Dienst in der altgewohnten Weise zu versehen und Maßnahmen zu vermeiden, deren Konsequenzen für die Beteiligten die schwersten sein müßten. Das Mintsteriu« verhehle sich nicht, daß die Wünscht nach Verbesserung der ökonomischen Lage bei der gegenwärtigen Lebensmittelteue- rung teilweise berechtigt seien, und es sei mit Entschieden heit gewillt, Mittel zur Auflxsserung im Bereiche der staats finanziellen Möglichkeit zu beschaffen. Die unbedingte Vor aussetzung hierfür sei die Herstellung der oidnungsmäßigen Verhältnisse. Eine völlige Erfüllung der Wünsche sei aus geschlossen, da diese einen Betrag erheischen würde, besten Aufwendung mit dem Stande der Reichsfinanzen nicht in Einklang zu bringen sei. Die vorgebrachten Wünsche über stiegen das Maß der berechtigten Forderungen. * Wie«, 10. November. Die Arbeiter der Südbahx nahmen in einer gestern abend stattgehabten Versammlung einstimmig die von den Bediensteten der Staatsbahn ange nommene Resolution an und beschlossen, heute früh die passive Resistenz zu beginnen. * Prag, 10. November. Ein zweimaliger Brandaus bruch auf dem „Mox"-Schacht der Prager Eisenindustrie i« Kladno äscherte die elektrische Zentrale ein. Es wird Brandstiftung vermutet. In Kladno demonstrierten die Arbeiter. Der Güterverkehr stockt völlig. Die Zucker fabrik in Nimburg stellte wegen der Bahnobstruktion de« Betrieb ein. Die Aufseher wurden geprügelt und die Zucker vorräte vernichtet.