Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 24.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-24
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.10.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-> Morgen Nachmittag S Ubr friert der Gustav Adolf- Frauenverein sein Jahresstsl i»i große» Saale Zinzendorf- siraße 17. Herr Pastor Gummi auö Aussig wird den Portraa iiglten und besonders von der evangelischen Bewegung In Böhmen reden, die immer lebhafter die Gemiither bewegt. Den Bericht hat der erste Schriftführer des Pcreins. Herr Konsistorialrath V. Kükm übernommen. Alle Freunde und Freundinnen der Gustav Adolf-Sache sind zu dieser kurzen, aber interessanten Feier riu- geladen. — Im Tichh'schcn Theater varistö in Prag zeigen sich zur Zeit die zusammengewachsenen Zw i l lI» gsi ch w e st ern „Rosa und Josefa", eines der sclleiuten Natuwhänomene der Gegenwart. Dieselben sind im Jahre >878 in Böhmen von einer Wiakrigen Mutter, die zwei Jahre früher ei» gesundes Müdchen zur Welt brachte, geboren, seht aiio 21 Jahre alt und besitzen sebc ein sehr liebliches und feines Geschicken, sowie seines Benehmen. Bom medizinische» und gynäkologischen Standpunkt ist diele seltene Awillingsgestaltung sehr interessant. Tic Entwickelung der Mädchen entspricht ihrem Aller. Die individuelle Ausbildung jedes der Mädchen gleist sich deutlich kund: das eine schläft zuweilen, während das andere wacht, und die willkürlichen Beweg ungen erfolgen bei ledern Geschöpf selbstständig. Bemcrkensweith ist überdies bei dielen Mädchen eine eigenthümlichc Ungleich mäßigkeit der Schädel. Die Mädchen haben ein verschiedenes Temperament, dag eine ist mehr sentimental angelegt, wogegen das andere fröhlich, fast ausgelassen ist. — Im nächsten Monat dürsten dieselben ini hiesigen Viktoria-Salon anitreten. — Bis zu welcher Stufe der Vollendung es heute die graphische Kunst gebracht hat. erhellt rccl» dcullich aus einem Re- klamcplakat der „E rsten K »l in ba ch cr Akticn - B ra ucre i", das gegenwärtig in verschiedenen hiesigen Restaurants anShängt und in prächtigen Farbcntöncn einen in altdeutschem Gemach sitzenden Landsknecht darstcllt, wie er sich am Stofs des „Ersten "Aktien-Bräu-Kulmbacb" labt. Es mag dies zwar ein dein Ge schichtsforscher bedenklich erscheinender Anachronismus sein, dieser Anachronismus bindert aber nicht, daß alle Freunde eines edlen Gerstensaftes beim Beschauen dieser Prächtigen Gcrralt »nwillknr- licb etwas wie Durst veripnren, so lebenswahr und bcnerdeiisrverlh erscheint dieser sorglose Zecher. TagcSgeschiclitt. Deutsches Reich. Ter Kaller hat bestimmt, daß die Land- w e l> > - Jnsanlelic-Rcgimenter mit Heimen ausgerüstet werden, soweit solche von den Linien-Jnsanterie-Regiincntern ans Ucbcr- schüssen hcrgcgeben werden lärmen. Tie übrigeLnndwekr-Jnsanterie behält de» Tichako bei. Als Abzeichen ist am Helmzicrrath das Londwchrlrenz anzubringen. Die sonst lehr englandsrcundliche freisinnige „Ration" bemerkt zu der Kaiscrreisc nach Englanv: „Untere Nemralität gilt den Buren wie England: aber es stände uns schlecht an und würde dazu führen, daß mar, »niere politische Bedeutung in England lehr niedrig ciiizirschähe» beginne, wenn wir uns ans dicier abrvartcn- den Stellung lierauslockcn ließen, um für einige Douceurs zu Gunsten Englands gegen die Buren rn dcmonslriren. Und eine Reste unseres Kaisers nach London würde — io Völlig anders sie auch gedacht irr — heilte als solche Demonstratio» in redem Falle onsgenützt werden. Wir nebmen daber an, daß die Reue nicht zur Ausiührung gelangt, und darüber icdeirfalls soll inan in Eng land nicht im Zweifel win. daß der deutsche Kaller die Smn- pathien des deutschen Volkes für England in diesem Augenblick nicht über den Kanal mit Innüberbringen würde. Ist denn aber, wenn alle anderen Gründe für nichts sind, bei solcher Stimm»»» in Dentschiaiid und bei solcher Haltung innerer Presse überhaupt reue Reste denkbar? Man erwäge die Sachlage. Unser Kaller der Gast der Königin von England und unsere Presse und unsere vssenilichc Meinung die englische Politik laut und rnckballlos ver- werkend! Welch' eine Verlegenheit, unlcr solche» Umständen in England Gast zu sein!" Der Staatsstkrctär deS ReschsmariireamlS Kontreadmstal Tirpitz bat seine Besiclttigrmgsrelle »ach Wilhelmsbaven, die bis Mitte dieser Woche dauern sollte, bereits am Sonnabend unterbrochen und ist nach Berlin znrückgelehrt. ' Ein polizeiliches Erin ittcl rings verfahren schwebt nach der „Staatsb -Ztg." zur Zeit nach dem Unbekannten, der den Koiitoniiszirg des Frcibemr v. Zedlitz über dessen der „Post" gelieferte Beiträge dem „Vorwärts" in die .>>ände gespielt hat. Tie kürzlich erwähnte Fahrradsteiier in Heven heträgt für Fahrräder 5 Mk. und für Antonrvhile 5 dis 10 Mk. Inner halb der Orticbasten ist die Fahrt nur mit der Ge>cl»vindig!cit eines mäßig trabenden VferdeS gestattet und das Fahren ans den Fußsteigen untersagt. Außerhalb der Orte ist dies gestattet. Die Polizei kann einzelnen Radfahrern das Fahren ani öffentlichen Wegen imterlagen und im Ungehorsams-salle daS Rad vorläufig Mit Beschlag belegen. In der leisten Sitzung der l> a v c r i s ch c n Kanimer der Ab geordneten stand eine Ansragc der Sozialdemokraten zur Berallmng über die Gründe, uns denen die bayerische Regierung im Bnndes- ratbc dein Gcwüeiitwurf znin Schuhe des gewerblichen Arbeits- Verhältnisses zrigestlmmt trabe. Minister Freiherr v. Feilitzich er klärte in stirer Antwort ans diese Anfrage, daß die bäuerische Re gierung nach wie vor gegen eine Beschränkung des KvalitivnS- rcchtcs der Arbeiter sei. Durch den Gesetzentwurf werde aber 8 152 der Rcichsgewerbeordnirng, der sich mit der Gewährleistung des Koalitionsrcchtes bcinffc. nicht berührt, sondern mir 8 >58, welcher berweckc, den Aussthreilnngen »nd Mißbräuchen des Koalitionsrechtes zu begegnen Tic Bestimmung dieses 8 l'»8 reichte bei den Versuchen, die Arbeitswilligen gegen Ausschreit ungen bei Ansständen zu schüben. vielfach nicht auS und ilvc Er gänzung hätte im eiaencn Interesse der Arbeiter gelegen, deshalb habe die baherllcbe Regierung dein Geicheniwursc rin Brirrdcsrathc ziigcstinrmt. Die Besprechung der Anträge wurde aus beute vcriagt. Ans der Kolonialcibtheruiiig des Auswärtigen Annes crsäbrt „W. T. B-", daß die gcsordcrle sslnstnnit des Gouverneurs v Puttkamcr über die Vorgänge in K a in e r rr rr eingctrosse» ist. Sic weiß neue vosiiivc Angaben zrvar nicht zu »incücn, läßt aber doch erkennen, daß die Angabe» in cnglllcbcn Quellen anscbciircnd stark übertrieben sind. Es sei sthwcr erklärlich, daß Ereignisse von der bchaiwteten Tragweite den offiziellen deutschen Stellen da selbst uribclannt geblieben sein könnten. Der Gouverneur bat, so wie er von Schwierigkeiten, die dem Leutnant v. Queis durch unruhige Eingeborene erwachsen waren, gehört hatte, unverzüglich Maßnahmen ergriffen, irr» sich über das Schicksal von dessen Expcdiiion Gewißheit zu verschaffen und ihr Hilfe zu biingcri. Oesterreich. In Pest wurde vom Kaller eine Abordnung der hervorragendsten mnhamcdairllchen Herzegowiner mit dem Multi Galitich Hadschi Eiieiidi an der Svstzc emviangcn, die Klage über die Ucbergriffc der bosnischen Behörden führte. Die Angelegenheit soll in Hofkrciieii uncrngenehm berührt hciben. Knllny ist in Folge dieser Vorgänge aus höheren Auftrag nach Bosnien gereist. lieber die Vermählung der Kroiivriuzcssin-Wittwe Stevhanie schreibt die „N. Fr. Pr.": Ter künstigc Garte ist Graf Eiemcr Lv- rrhay. Mitglied deS ungarischen Magnatenhauses, k. rr. k. Kämmerer und k. u. k. Legationsrath a. D , Bescher der Herrschaft Bvdrog- Qlcrszi im Zcmpiincr Komitat. Er wurde am 2-1. August 18>>i geboren, hat also vor zwei Monaten sein 86. Lebensjahr vollendet. Gras Elemer Loirvah entslanrmt einer alten und weitverzweigten ungarischen Adelsiamilie, die der resolmirteil Kirche arrgehört. Es war deshalb nöthig, daß der Gras zur katholischen Kirche übertrete, was in jüngster Zeit geschehen sein soll. De» Graiciistaird bat er nebst seinem ältere» Bruder Gabriel im Millenirirrmsjahrc 1806 erbaitcri. Seine Mutter war eine Tochter Divnvs Paziiiairdu's, des Präsi denten des ungarischen Reichstages von 1818 bis 1810 Graf Elemer ist fenier ein Nesse des 1881 verstorbenen Grafen Melchior Lonyay, der 1867 Finanzmiriister im Ministerium Audrassy, 1870 ReichS-Finanzminister und 1871 nach der Ernennung des Grasen And raff» zum Minister des Acußercn ungarischer Minister- Präsident wurde. Graf Elemer Lonyah stand früher im diplo matischen Dienst; er begann seine Carrivre bei der Gesandtschaft in Bukarest, kam dann nach Petersburg, Paris, London, Brüssel sind war zuletzt Legationsrath der österreichisch-ungarischen Bot schaft beim Ouirlnal, welchen Posten er im vorigen Jahre verließ. Da er im diplomatischen Dienst lange Jahre Im Auslände zu- gcbracbt hat, ist er in der aristokratischen Gesellschaft von Budapest und Wien persönlich wenig bekannt. Kronprinzessin-Witiwe Stephanie soll den Grafen Elemer Lonyay erst vor etwa drei Jahren bei einer ihrer giessen nach England in London kennen gelernt haben, wo er ihr von Seiten der Botschaft während ihres Aufenthaltes in der englischen Hauptstadt als Ehrenkavalier ,»- aetlieil! worden iel. Man erzählt sich, die Kronprinzeisin-Wittwe bade aus den Grasen einen so tiefen Eindruck gemacht, daß er. »in seiner Gefühl« «nd Empfindungen Herr zu werden und die Ruhe deS Herzens wieder zu finden, eine längere Reise nach dem Orient unternahm und dann erst den Posten bei der Bvtichaft in Rom antrat. Nach seinem Austritt aus dem dipsomatischen Dienst nahm er seinen ständigen Wohnsitz aus seinem Schlosse Bodrog- OlaSzl und ließ es mit großem Aufwande restaurire» und pracht voll einrichten, was als ein Anzeichen der nahe bevorstehenden Vermählung gedeutet wurde. Es ist selbstverständlich, daß der Wiedcrvcrmählung der Kronprlnzeisin-Wittwe Vielsache Festsetzungen bezüglich ihrer künftigen Stellung vorangrhen mußte», da sic auf- bört, Erzherzogin und ei» Mitglied des kaiserlichen Hauses zu sein. Wie wir ferner vernehmen, wird die Tochter der Kron- vrinzessin-Wittwe. Erzherzogin Elisabeth, die am 2. September ihr sechzehntes Leheiisiahr vollendet hat. schon in der nächsten Zeit groiüährig erklärt werden und ihren eigenen Hofstaat erbauen. Aus Hoikreistn verlautet, daß die Vermählung der Kronprinzeisin- Wittwe schon in den ersten Tage» des November stcittsindc» werbe. Eine von der Vertraueiismännerversammluna der Böhmischen Nativiinl-Partei tAltczc cbe n) in Prag einstimmig angenommene Resolution besagt: Anläßlich der Aushebung der Sprachenverord- niingen ohne deren Ersetzung durch mindestens gleichivertbige Ver fügungen muß nunmehr die Turchsühning der vollen Gleich- verechtigiiiig i» Böhmen, Mähren und Schlesien angeilrebt werden. Die Resolution spricht die völlige Uebereinsliminnng mit den Be schlüssen der freisinnigen Ncitionalvartei und des konservative» Großgrundbesitzes aus und betont die Nvthwendigkeit, ln der bis herigen Politik zu verharren. Die erste und wichtigste Ausgabe sei die Erzielung einer Verständigung mit den deutschen Landcs- genviscn, mit welchen die Ezechcn Jahchunderlc lang ein gemein schaftliches Vaterland bewohne» und mil denen sie diuch h»torische Mid andere Bande vereinigt sind Trotz der hochgradigen Er bitterung und dem Bestreben der Teulschen, die Hegemonie um icden Preis zu erhalten, müsse es zur Verständigung kommen, wenn nicht beide Bolksstüinme zu Grunde gehen sollten. Daher möge jeder Parteinnterschied ichwinden und mit allen Kräften des Geistes einem lind demselben Ziele zngeitrebt werden. Die Ver sammlung wurde unter lebhaften Ovationen für Rieger geschlossen. lieber neuerliche Kundgebungen wird aus verschiedenen böhmischen und mährischen Städten u. A. gemeldet: I» Pilsen zog eine etwa 500 Mann starke Menge vor die BezirkSbauptmann- scbcist und stieß antideutsche und antisemitische Rase aus. Nach einer Stnnde ging die Menge auseinander. Kolm Ist anläßlicy der Aushebung der Svrachenvcrordnnngen bcslaggt. Ein Auszug durch die Stadt verlies ohne Ruheilörung. In Prerau ver anstalteten nichrcre Vereine eine Tcmonslrotion gegen die Aus hebung der Sprackcnverordnlingen. Rach Absingung nationaler Lieder zerstreute sich die Menge. In .Holleschnn kam es zu be deutenden Exzessen, wobei in jüdischen Häuiern die Fenster cin- gcichlagcn. zwei Geschäfte gcvlündcrt und ein Haus angczünder wurden. Die Menge griff die Gendarmerie an. so daß bicie von der Waise Gebrauch machen mußte. Drei Personen wurden hierbei getödtct und eine verwundet. Militär machte schlieiüich den Ex zessen ein Ende. Ferner lause» aus Krcmsier, Lcipuik, Franksladt. Mescritich und Gaya Berichte über Kundgebungen ein. die in Um zügen, verbunden mit Absingen nationaler Lieder bestanden, jedoch ruhig Verliesen. Ausschreitungen kamen nicht vor. Frankreich. Bon zwei ministeriellen Kundgebungen wird bcrichict: Bei dem Festmahl, welches sich an die Ecnwccynng des Häsens von Jvry anschloß, hielt der Minister der öffentlichen Arbeiten Pierre Baud in eine Rede, in weicher er alle Republi kaner zur Vereinigung aiffrics, um der Rcvnblik Achtung zu ver schaffen und die Beovachtnng der Gesetze zu sichern. Tie Regier ung werde die soziale Politik befolgen, weiche eingcleitet sei durch ihre Vermittelung gelegentlich der sozialen Konstitte. — Finnnziilinistcr Eailläux wohnte in La Fcriö Bcrnard sDcv Sarlbe) einer Festlichkeit bei: der Minister hielt eine Rede, in welcher er ansnthrte. der Kampf zur Vertheidignug der Revnblil scheine beendet: die Gemuthcr würden bald voUIonnncn beruhigt sein. Die Sclnvierigleiten, denen man in dicicin Kamvst be gegnet sei, halten icdoch gezeigt, daß die Republik unzureichend gerüstet sei. Gesetze und Institutionen müßten zuianimenwirlen, nni die Einrichtung einer sozialen Pcstitil zu 'chützen. Die Revublikancr sollten Fragen, die Erregung Hervorrufen, vermeiden und sich auf ein Programm der Pcrtheidigung der Republik vereinigen. Jiiistland. Ans der Fabriksiadt Bialystok in Russisch-Polen wird gemeldet, daß daselbst eine große KriiiS ansgebrochen ist An einem Tage haben 80 Fabriken sich für zahlungsunfähig erklärt, Ans St. Petersburg wird gemeldet: Das „Rothe Kreuz" beschloß im Grundsätze eine Attion in Südafrika uns wird 'eine Saniauter- lnlie den Kriegführenden anbieien. Ter „Herold" bemerkt dazu: Wir wahren alio mit unserer „Doppelieitigkeit" d e Fon», ver bergen aber nicht unieie Gesinnung. Mehrere Blatter eröffnet«:» Cninnilungcn zu Gunsten der Bildung eines Fcciwilligcnlorps. Die private Thäligkeit in dieser Richtung nimmt guten Fortgang. Türkei. Mit Bezug ans den Vorschlag der Pforte, während der Tauer eines Jahres die nach Smyrna eingcsnhrteil Waaren mit einer Uebertaxe von 80 Pro;, zu belegen, uni aus deren Eitragc iinstistützungcm an die durch das Erdbeben im Büchet Aidin Betroffenen zu vertheilcii, erhielten die fremden Konsuln in Smyrna von ihren Botschaftern den Auftrag, Berichte über den ninthmaßlichen Ertrag der beabsichtigten ilcbcrtaxe über die Art, wie deren Verwaltung in wirtsgmcr Weite durchzuietzen wäre, sowie darüber zu erstatten, ob nicht auch Aussiihrartilel herangezvgen seit! solle». Sowie die Berichte cingeacinacn stad, werden die Bolschoster die der Pforte zu crihcitcnde Antwort fcstslellcn oie evranaicti ireptrien gni. r-cacy einem rcricucriccamys, ocr dem Schweigen der Geschütze der Buren endete, ging ui Jntanterie ziini Angriff vor, das Devonihirc-Rcgi»lent an Spitze. Während die Tevonihires und Gordons die linke FH Transvaal. Vom Kriegsschauplatz liegen weiter folgende, ausschließlich anS englischen Quellen kmnmcnde Meldungen Vvc: Ans dem Lager von Glencoe iNaratz, Sonnabend 2 Ehr Nachmittag. Ein heftiges Gefecht beginnt im Nordwcftcn des Lagers. — Eine amtliche Dcpesthc des Generals White über die Einnahme von Elands- laagie besag!: Das wirkliche Gefecht begann uni 8^/r Uhr Nachmittags. Die Baren hatten eine hervorragend feite Stellung aus felsigen Hügeln inne, Unicre Geschütze voslirten sich ans einem Bergrücken, etwa 1100 ^ffarvs vom Feinde entfernt, der sosort ein gut, wenn auch etwas hoch gerichtetes Feuer begann: die Granaten krcpirte» gut. Nach einem Arlillcrielamvf. der mit untere der . . Flanke der Buren umgingen, iiabincn die Geschütze, wenn auch zeitweilig schweigend, bei der geringsten günstigen Gelegenheit das Feuer unablässig wieder ans: die Geschütze wurden mit großem Muthe bedient. Nach heftigem Gefecht nciyni die Infanterie um 6> - Uhr Nacinniltaas die Stellung. Der Feind hielt bis zuletzt mit großem Muthe und großer Ausdauer bei de» Geschützen Stand. Unsere Kavallerie altackirte drei Brat mit amem Erfolge die zuiückwcchen- den Buren. Wir iiabmen zwei Geschütze und das ganze Lager. Die Verluste der Buren sind vetrachtlicn. Wir nahmen den Buren einen eroberten Fug und nenn englische Gesungene ab. Unser Verlust an Todien und Verwundeten beträgt etwa 160 Mann. Eine Anzabl Buren wurde gesungen genommen; darunter der im Gefecht verwundete General der Bnrcn Kock und Pick Jvubert, ein Nesse des Generals. Kock ist seinen Wunden erlegen. Die Abthcilnng der Buren, die bei Elandslnagte focht, unffaßtc auch das holländische, daS deutsche und die übrigen srcmden Freikorps. — In seine» Depeschen aus Ladyimith theilt der Kvrrcivoiidcmt der „Dniln Mail" in einer Schilderung des Gefechts bei Eiandslaagtc Folgendes mit: Ter Sturmangriff gegen die feindliche Linie wurde mit großer Bravour auSgcsührt. Die Jniantcrie ging zwei Mal mit gestilltem Bajonett vor. Die britischen Truppen gcncihcn dann, da sic durch ein heftiges Gcwehricucr auigchaiicn wurden, für einen Augenblick in S Stocke», aber gleich darauf stürzten sie sich mit brauienden Hurrahrufen von Neuem auf den Feind und durchbrachen seine Linien. Die Buren, die sich übermannt iahen, traten nu» den Rückzug an. hißten die weiße Flagge uns ergaben sich. Einige Hundert, welche die Flucht crgnsscn hatten, wurden von den Lanzcnrcitcrn niedcraeritten. Der Korrcwondent fügt hinzu, man glaube, daß der Verlust der Bure» über 100 Mann betrage. Kommandant Demeillon von Johannesburg befinde sich unter den Gefangenen. — Die Buren-Abtbeilung, die Freitag das Lager von Glencoc angegriffen batte, ist die Hauptmacht der Nvrdkoloiine. Die Engländer sind in guter Stellung verschanzt und werden vom Genercff Pute befehligt. Ter Führer des deut schen Freikorps, Oberst Süffel, ist bei Elandslaagtc gcsangen ge nommen worden. — Die Buren beschießen Dundee auf große Distanz; ihr Feuer ist nicht wirksam. — Wie ans Kapstadt vom 2l. Oktober gemeldet wird, sei eine starte Marine-Jnfanteric- Brigade, hauptsächlich vom Kreuzer „Powersnl", in Sonderzagen nach "Norden abgegangen. Die Königin Viktoria richtete gestern ein Telegramm an den Kriegsmlnister. in dem sie sagt, ihr Herz blute über die schweren Verluste. Auch heute wieder ie! rui großer Erfolg er rungen worden: aber sie fürchte, er sei theuer erkauft. Sodann bittet die Königin den Minister, ihre herzliche Theilnahme den Angehörigen der Gefallenen übermirteln und ihnen ihre Be wunderung über deren Haltung ausdrückcn zu wollen. Die „Times" schreioen: Die von de» Buren entsalteten tüch tigen Eigenschaften sollte» in hohem Maße zur Paeifikation Süv- afiikas, die der E»d»wcck des Krieges sei, beitragen. Wir haben ein- für allemal die Frage der Suprematie zu erledigen, um für immer das Phantom eurer Airikandernativn zu bannen. Wenn England von der Erreichung dieses Zieles zuruckstche, werde cs eine erstaunliche Dnmmhcit. ein Verbrechen begehen. ! Zur augenblickliche» Situation aus dem Kriegsschau plätze schreibt die „Rhein. - Wests. Ztg": Die unaeichultc Krieaskunst der Bilrcntruppe», denen cs für einen ernsthasten Kampf in großem Stile noch an der nüthigen Erfahrung fehlt, hat in der Schlacht bei Glencoe am Freitag der überlegenen eng lischen Taktik und dem besser disripunirten englischen ArtiLeric- fener weichen müssen Die Artillerie der Buren scheint ihre Schuldigkeit nicht gethan zu haben, sie ist verhältnißmäßig früh durch die englischen Geschütze zum Schweigen gebracht worden und verschiedentlich wird gemeldet, daß die Buren alle ihre Kano nen an den Feind verloren haben. Das dürfte iirdeß kaum wört lich zu nehmen sein, denn sicher haben die Buren bei Glencoe über mehr als 5 oder 6 Kanonen verfügt, von denen in den eng lischen Berichten immer nur die Rede in. Tie Stärke der Äuren- truvven ist der Kleinkrieg und das wohlaezielte Einzelfeuer, hierin sind sie den Engländern überlegen, das beweisen auch die schweren Verluste der die Geschützstellung der Buren stürmenden beiden englischen Jiffanterie-Reg»nentcr. deren Führer General Shmons hierbei den Heldentod gestorben ist. Dieser Sturm wäre wohl auch nicht gelungen, wenn nicht die Gurcn-Jnsanterie vorher durch ein außerordentlich wirksames englisches Gcichützscner erschüttern worden wäre. Eines ist übrigens in den Berichten über die Schlacht »och unklar: welchen Ausgang hat die Schlacht auf dem linken englischen bezw. rechten Flügel der Buren genommen Hierüber schweigen sich die englischen Berichte aus und es besteht die Möglichkeit, daß hier die Engländer keinen Erfolg gehabt und die "Niederlage Joubert's durchaus keine vollständige gewesen ist. Wir wissen, daß der linke Flügel der Buren sich bis Jnaagano, südlich von New-Castle, hat zurückziehen müssen, wir wissen aber nichts darüber, wo die Oranje-Buren des anderen Flügels ge blieben sind. Immer vorausgesetzt, daß sich die englischen Sieges nachrichten in vollem Umsange besiäiigen und daß kein hinkender Bote nachkommt, darf inan sagen, daß der Sieg der Briten unter Umständen erfochten wurde, die für sie außerordentlich ungünstig waren, denn so viel über die Beschaffenheit des Geländes und die voranigegangenen Triivvcnbewegungen bekannt geworden ist. waren bei Beginn der Schlacht die Buren im Vortheu. Sie konnten sich ihre Stellungen wählen, sie konnten den günstigen Zeitpunkt für den ersten Angriff selbst bestimmen, während die Engländer die Schlacht annehmen mußten wo und wie sie ihnen geboten wurde. Man darf aus der anderen Seite aber nicht vergessen, daß die aiz dem Kampf belkeilicnen englische» Regimenter mit dem Geläirde seit Langen, hinlänglich vertraut waren. Weiches die nächsten Folgen des englischen Sieges lein werden, läßt sich schwer ermessen: vor Allem sind die Engländer in den Stand gesetzt, ihre rückwärtige Verbindung niit Pieiermaritzburg und Durban sicher zu stellen und ruhig die "Verstärkungen ans Großbritannien abwarten, um dann mit aller Wucht rur Offensive überzngehen und mit ihren Heer- iänlcn in die beiden Burenitaaten einrurücken. Inzwischen liegt diese Gefahr für die Buren noch in weiter Ferne: ihre Infanterie hat in der Schlackt bei Glencoe bewiesen, daß sie Tüchtiges , leisten kann, und diele Tüchtigkeit wird bei einem Defensivkrieg bei "Veribeidinnng der Drakengebirgspässe vollauf zur Geltung kommen können. Das von derenglffchen Presse eifrig verbreitete Gerücht, Kaller Wilhelm werde gerade jetzt seiner britischen Großmutter einen Besuch abstalten, findet bei der „N ow W r." keinen Glauben. In einem solchen Besuche läge ja eine indirekte Verurtheilung des "Vorgehens der Regierung von Transvaal und etwas Derartiges könne man von dem Deutschen Kaiser nicht erwarten. Uird gleich Dcuffchhmd hätten auch Rußland und Frankreich keinen Grund, den Engländern in die Hände zu spielen: „Ans die ansrichlige Frenndichast der hcinuückychcn „Königin der Meere" können sie nicht rechnen — zu gut ist der Werth dicier Freundschaft sowohl in Berlin als in Petersburg und Paris bekannt. Völlige "Neu tralität während der ersten Phase des Krieges zwilchen England und Transvaal — ist die zweckmäßigste Politik für die Regier ungen, welche aus Ersahrung wissen, zu welchem Zwecke England jedesmal, wenn es sich in e»icr schwierigen Lage befindet, eine Stütze ans dem europäischen Kontinent sucht." Während die „Now. Wr." wenigstens für die „erste Phase" des Krieges strikte Neutralität der Großmächte verlangt und die gleichfalls proponirtcn „Maßregeln, weiche den Wünschen Englnnds direkt zuwiderlaiffen" gitgcnschcinlich »ür eine spätere „Phaie" anfipart. wünscht die „Rossim" eine Flottendemonstrativn der drei Großmächte und bietet dos Oberkommcindo über die vereinigten Flotten den Franzosen an: „Das Mittel, durch welches die Großmächte am bequemsten und ichlennigsten England veranlassen können, dem allgemeinen menschlichen Gewissen Gehör zu schenken, welches in der Trans vaal-Frage mit solcher Krast gesprochen Kot. ist folgendes: an den Uicrn Südafrikas und am Kap der Guten Hoffnung wäre eine Flotte zu concenkrircn, die genügend stark ist. um den Engländern vci der weiteren Entwickelung der Fcindicligleiten gegen Transvaal zu imvoniren. Unlcr allen europäischen Staaten hat gerade Frankreich nächst England die größte Seemacht und besitzt außerdem die genügenven Stutzpunkte rn icne» Breiten. So eröffnet sich denn dort, in den Gewässern Südafrikas, der französischen Fahne vst Möglichkeit einer großen, rühmlichen und heiligen Thai, einer Tkat der Menichenliebe. die zu gleicher Zeit das Prestige Frank reichs wieder auf die gehörige Höbe brächte. Frankreich wird die Ausgabe zu Tbcil sich jenen Platz im Rache der Völker wieder m erringe», der ihm von Rechts wegen stets gehört hat. AllcS läuft jetzt daraus hinaus, Frankreich mit völliger Klarheit und Dring lichkeit darauf biiizuweistn und es an seine Pflicht gegen die Mensch heit zu erinnern" Mit einigem Pathos citirt die „Rossiia" den Geist des große» Napoleon, der vom Granitfelstn St. Helena die französischen Wimpel grüßen werde, und bemerk! weiter: „Sowohl die russische wie die deutsche Flotte würde in diesem Falle der sranzösi'chen ohne Neid »nd Streitigkeiten die erste Stelle cin- räumen: wie die zuverlässigen und treuen Bundesgenossen würden sie sich zu ihr verhalten. Weder für Deutschland noch sür Rußland, die als Seemacht jünger sind als Frankreich, kann es eine Schande sein, wenn sich ihre Schisse beim Kamvie gegen die abscheuliche Vergewaltigung nicht im Eentrnm, sonder» nur auf den Flanken der französischen Schiffe befinden Tic Flotte ist ein Tbcil der Heimath das Schiff — ei» Theilchen des bcimathlichen Bodens. Nicht umsonst haben während der letzten Jahre sowohl russische als deutsche Gebieter mit Worten der Einigung und Versöhnung das Teck französischer Schiffe betreten. Und indem wir Frankreich auffordern, „cnncn Thcil seiner Heimath" der englffchen Ver gewaltigung eittgegenzuienden, apvellircn wir an den für uns un- zweisclhcfftc» Patriotismus der Franzosen, linier Aufruf ist die freie Stimme des öffentlichen Gewissens, welche durch lene Schranken nicht gebunden ist, in denen sich die diplomatischen Kanzleien und die Negierungen selbst manchmal wider ihren Willen ballen müssen. Tie Presse ist der Ausdruck des Gewissens der Völker Wir wissen nicht, ob unsere Stimme laut genug, unser Ausruf wirkungsvoll genug sein wird, um dg-Z „Her; Frank reicvs" zu erwecken, wir sind aber überzeugt, daß die öffentliche Meinung sowohl in Rußland als unter allen wahren Franzosen eine Intervention energisch fordert. Für uns Russen ist das der Weg zur Lösung einiger imicrcr welthistorische» Aufgaben, für Frankreich eine ansgczcichnctc Gelegenheit — uns oeeamo tonten tiffto — »m nicht nur in Worten, sondern in der That als mächtige Großmacht wiederzucrslchc». tz»i vivo?! Oa Oruneo!" Alles, was die „Rvisija" sagt, ist sehr hübsch, sehr erfreulich, aber, aber ... es erinnert doch an das bekannte: „Haniicinann, geh' Du voran, Du hast die längsten Stiebest» an!' Kunst »uv Wissenschaft. s Nu» ist auch „Der Herr Senator" dem guten Beispiel von „College Emmoton" gesol t und hat den Weg vom Rcsidcnz- Iheatcr zum Königl. Hofschauspiel gesunden, wo er vor gestern Abend eine» verspäteten, aber für die Kassenrapporte der nächsten Woche» jedenfalls hochcrsreulkcbcn Triumph feiern durste, der von obligaten Lachsalve» und frenetischem Händeklatschen be gleitet war. gaiiz wie an jenem ersten Tage, da Engels durch seine prächtige Darstellung des Hem» Senator Andersen de» Dresdner Nachrichten. Nr. LS5. Seite 3. Dienstag, 21. Oktober 188V
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)