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Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-191007091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19100709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19100709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-09
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
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1899 kassiere! Beruh. Lohm ann-PaunSdors, ergriff Steuerinspektor Stichert-Leipzig, daS Wort und überbrachte der Vereinigung den Gruß deS Direktoriums des „Vereins sächsischer Gemeinde beamten", wobei er sich als ein eifriger Förderer ihrer Be strebungen bekannte. Die darauffolgende Festansprache des ersten Vorsitzenden, Erwin v. Wolffersdorf-Leipzig gab ein interessantes und scsselndeS Bild von den Zielen der Ver einigung. Einen ebenfalls bemerkenswerten Bericht gab Be- amtenschülcr Döhler, und zwar über die Entwickelung und den gegenwärtigen Stand der Beamtenschule, die jetzt mit 129 Schülern ihren Höchststand erreicht hat. Olbernhau. Schadenfeuer. Zn dem unweit gelegenen Orte Ansprung wurde die Holzwarenfabrik von Adolph Fritzsch ein Raub der Flammen. Außer dem Fabrikgebäude, dem Dampssägewerk und der Schneidemühle wurden sämtliche Wirischastsgebäude total durch den Brand vernichtet. Der Schaden beläuft sich auf ea. 250000 Mark, ist aber durch Versicherung gedeckt. Die Ursache des Brandes ist noch un bekannt. Lichtentanne. Einrichtung katholischer Gottes dienste. Unser Ort war bis vor einigen Tagen ein rein evangelischer, ist aber, nachdem hier das Max-Werk, ein großes Eisenuntcrnchmen, begründet worden ist, unter dessen katholischem Direktor stark mit Katholiken durchsetzt worden. Infolgedessen hat das Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts auch die Einrichtung von katholischen Gottesdiensten genehmigt. Kurze Nachrichten. Der tn den Glashüttenwerlen zu Kamenz bcschäsliglc Arbeiler Menzel wurde von einer Lowry angefahren und dabei schwer verletzt. In Wurzen hatte ein Hauswirt ein zum Reinigen des Hauses be< nutzles Fläschchen mii Lauge flehen lassen. Ein 2' jähriges Mädchen sand das Fläschchen und trank daraus. Es ist infolgedessen daran ver storben. Der 19jährige Malergehilse Auerswald legte sich mittags in der in der Heinrichslrasie zu Leipzig befindlichen Werkstatt feines Meisters zum Schlafen nieder, nachdem er vorher in einem kleinen Kanonenvsen Feuer angeziindel hatte. Offenbar hat der Ofen keinen Abzug gehabt, denn Auerswald erstickte durch den sich entwickelnden Rauch. In St. Egidien vermachte der kürzlich verstorbene Restaurateur Gustav Bauer der Kirche 2000 Mark. Gerichtssaal. Sitzungen der I. Strafkammer. (Vorsitzender: Herr Landgerichtsdirektor Dauteuhahu). (Nachdruck verboten.) Bautzen, den 8. Juli. 1. Der dreimal vorbeslraste ledige 24 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Ernst Michalk aus Kaschel hatte sich wegen schweren Dieb stahls im Rückfall zu verantworten. Obwohl er Arbeit hatte und aus kömmlich verdiente, verüble er in den Nächten vom 5. zum 0. Mai und zum 1. Juli 1910 Einbruchsdiebstähle in eine Frühstücksbude eines an der Bautzcn-Ncukircher Straffe auf Stiebltzer Flur gelegenen und in die Kantine eines am Temritzer Wege aus Seidauer Flur gelegenen Stein bruchs. Im ersten Falle sprengte er mit einer Brechstange zwei Türen aus, erbeutete aber nur ein Notizbuch, zwei Taschenmesser, ein Geld täschchen und eine Hofe, im zweiten Fall stieg er nach Auswuchten eines verschlossenen Fensterladens durch ein Fenster ein, öffnete gewaltsam den Schanktischkasten und stahl daraus der Kantinenpächterin' Marie verw. Suschke 43 Mk. bares Geld. Mlchalk legte ein offenes Geständnis ab und wurde unter Zubilligung mildernder Umstände zu 1 Jahr 6 Mo naten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsoerlust verurteilt. Die Unter suchungshaft fand Anrechnung. 2. Hieraus sand Hauptverhandlung gegen den 50 Jahre alten Agent Eduard Ferdinand Bär aus Reichenberg i. B., in Zittau wohnhaft, wegen Vergehens gegen K 302a des R.-St.-G.-Bs. statt. Die Beweis aufnahme ergab folgenden Sachverhalt. Der bei der Firma Müller -V Ex in Zittau angestellle Dekorateur Karl August Max Koban hatte sich im November 1909 an Bär mit der Bitte um ein Darlehn von 1000 Mk. gewendet. Bär, der so viel nicht zur Versügung hatte, empfahl ihni, seine Bitte dem Gartenbesitzer Karl Gustav Schirmer in Zittau vorzutrage». Nach anfänglichem Zögern gewährte Schirmer ein Darlehn von 500 Nik. und Koban vereinbarte mit ihm freiwillig folgende Bedingungen, er ver sprach Schirmer 100 Mk. Vergütung, 35 Mk. sür durch Verkauf eines Wertpapieres dem Schirmer tatsächlich entstandenen Kursverlust, sowie Ersatz der Slempelkosten. Aus das Anerbieten Kobans lauste Schirmer die Möbel von Kobans Ehesrau sür 650 Ml., überliest sie aber zu leih weiser Benutzung gegen eine Jahresgebühr von 40 Nik., ln der Ver gütung von 100' Mk. sollten gleichzeitig die Zinsen von 500 Mk. aus ein Jahr enthalten sein. Koban erhielt 500 Nik. in bar und gab sür die Rückzahlung kurzfristige Wechsel im Betrage von 50—65 Mk. Bär fertigte den Kauf- und Leihvertrag betreffs der Möbel an und verlangte dafür und sür seine sonstigen Bemühungen 12 Mk. Bär sowohl als Schinner gegenüber hatte Koban behauptet, es handele sich bei ihm nur um eine vorübergehende Geldverlegenheit, er wolle mit den 500 Nik. nur einige „Lepperschulden" bezahlen und lebe sonst in geordneten Verhältnissen. In Wirklichkeit aber war Koban durch hohes Spiel und unsoliden Lebenswandel in Schulden geraten, seine Stellung bei Müller L Ex war ihm gekündigt worden; er hatte auch sein Gehali bereits 2 Monate im voraus erhalten. Seinen Rückzahlungsverpjlichtungen kam er nicht pünkttich nach und als Schirmer energisch aus Zahlung drängle, zeigte Koban am 15. März 1910 den Agenten Bär bei der Slaalsanwallschast an. Bär wurde beschuldigt, unter Ausbeutung der Notlage KobanS mit Bezug aus das Darlehn von 500 Nik. dem Gartenbesitzer Schirmer Vermögensvorteile versprechen assen zu haben, welche den üblichen Zinssust dergestalt überschritten, dast ie in ausfälligem Missverhältnis zu der Leistung Schirmers standen, ltoban musste heute aber selbst zugeben, dass er oem Angeklagten und Schinner seine Notlage verschwiegen Halle. Das Gericht sand bet dieser Sachlage Bär nicht für schuldig und sprach ihn frei. 3. Da er zu der aus heule gegen ihn anberaumlen Hauplverhand- ung wegen Untrene, RücksallSbelrugS und lirkundensälschnng ntchl er- chienen war, wurde gegen den vorbesiraslen Kausmann Eduard Otto Horn aus Bischofswerda ein Haftbefehl erlassen. Die Kgl. Staatsanwaltschaft war durch Herrn Assessor Grieshammer vertreten, Verteidiger sür Bär war Herr Rechtsanwalt vr. Backhaus- Zittau. Sport. Der Akademische Sportbund hat beschlossen, den Bundes tag sowie das akademische Olympia- und die akademische Hockey- Meisterschaft im nächsten Jahre aus Anlaß der Internati o- nalenH y giene-Aus st ellung in Dresden abzuhalten. Radrennen zu Dresden. Die vier Kämpen vom Zement sür nächsten Sonntag sind in Dresden eingetrossen und haben das Training für den Preis vom Großen Garten ausge nommen. Unter den Vieren ragt Theile besonders hervor, der durch seine große Schnelligkeit besticht. Auch der Amerikaner Butler, der unserem Publikum ein Neuling ist, macht hinter dem Eschweilerschen Motortandem eine sehr gute Figur und zeigte sich bald auf der fchnellen Dresdner Bahn zu Haufe, indem er 21er Runden fuhr. D e in k e hat entschieden seine Form ver bessert und wird Sonntag ein gewichtiges Wort mitreden. Bruni muß tüchtig arbeiten, wenn er diese drei Matadoren hinter sich lassen will. Das Training findet von 7—8 Uhr in gewohnter Weise statt. Zn 1381 Nieter Höhe im Aeroplan. Latham ist gegen wärtig der Held des Flugfeldes von Reims. Nachdem er am Donnerstag einen neuen Dauerrekord ausgestellt hatte, wurde er jubelnd begrüßt. Aber nur wenige Minuten gönnte er sich Ruhe. Bereits um 5 Uhr 30 Min. stieg er von neuem auf, diesmal zu einem Höhenflüge. Immer kleiner und kleiner wurde der Appa rat des Fliegers, bis er schließlich als kleiner Punkt nm grauen Himmelsgewölbe erschien. Kurze Zeit nach Lathams Start stieg Moräne mit seinem Vlöriot-Eindecter auf und folgte ihm in die luftige Höhe. Bald hatte er Latham erreicht, und jetzt schwebten zwei winzige Punkte über dein Flugfelde von Böthony. Plötz lich war der eine, kleinere Punkt den Blicken der Menge entrückt. Latham war in 1384 Nieter Höhe in den Wolken verschwunde n. 10 Minuten vergingen, ohne daß man ihn wicdersah. Eine Viertelstunde — und die Menge wurde schon ungeduldig. Da, endlich, nach 20 Minuten, tauchte er in der Ferne über der Stadt Reims wieder aus, immer noch in beträcht licher Höhe, aber doch bereits deutlich sichtbar. Er hatte über 10 Kilometer in den Wolken durchflogen. In weitem Vogen kehrte der kühne Aviatiker nach dem Flugseide und Startplatz zu rück, wo unterdessen auch Moräne wieder gelandet war. Brau sende Jubelrufe begrüßten ihn, als er seinen Eindecker verließ. Als Latham in der Nähe seines Schuppens landete, war er zwar feucht und schmutzbespritzt, doch im übrigen froher Laune. Nur die Zigarette, sein sonst unzertrennlicher Begleiter, fehlte. „Ich bin niedergegangen", so erzählte er über seinen Flug durch die Wolken, „weil ich mich inmitten der Wolkenschichten nicht mehr orientieren konnte. Mein Horizontalsinn war ab handen gekommen. Als ich in die Wolken hinein flog, wußte ich vollkommen Bescheid; als ich aber höher stieg und auch unter mir weiter nichts wie dahinziehcnde Wollen waren, da wußte ich nicht mehr, ob ich gerade oder im Bogen, horizontal oder seitlich geneigt dahinslog. Die unter, über und neben mir dahin ziehenden Schichten verwirrten mir die Sinne. Wo sich die Erde, der ebene Boden befand, wurde mir nicht bewußt. Ich mußte daher meinen Plan, noch höher zu steigen und einen neuen Höhenrekord aufzustellen, fahren lassen und an den Abstieg denken. Als ich endlich aus Nebel und Wolken herauskam, be fand ich mich über der Stadr Reims. Die Kathedrale lag zu meinen Füßen. 10 Kilometer hatte ich in den Wolken durcheilt." Land- und Forstwirtschaftliches. Der 2V. Deutsche Landwirtschaftliche Gcuosscnschaststag wurde unter Beteiligung von etwa 1000 Delegierten am Mittwoch in der städtischen Festhalle zu Koblenz eröffnet. In Vertretung des durch Krankheit verhinderten Eenecalanwalts Haas-Darm- stadt leitete Landcsökonomiecat Johannsen-Hannover die Verhandlungen und erstattete auch den Jahresbericht des Ec- neralanwalts sür das Jahr 1909/10. Daraus sei hervorgehoben, daß auch das Berichtsjahr 1909/10 wiederum einen merklichen Zuwachs an landwirtschaftlichen Genossenschaften aufweist. Be sonders stark war die Zunahme der Elektrizitäts-, Maschinen-, Wasserleitungs-, Eierverkaufs- und Viehoerkaussgenossenschasten. Die innere Entwickelung der ländlichen Genossenschasten war im letzten Jahre im allgemeinen durchaus gedeihlich. Ihren Mittel punkt findet die landwirtschaftliche Genossenfchastsbewegung nach wie vor im Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Ge nossenschaften. Ihm gehörten am 1. Juni 1910 18 962 Genossen schaften an. Sodann referierte Verbandsdirektor Hosrat Bach- Dresden über die „Einrichtung von St erbe kaffen und die Verbreitung der V o l k s v e r s i ch e r u n g", die eine dankbare Aufgabe für die Genossenschaften seien, um die Wohlfahrt ihrer Mitglieder zu fördern. Es wurde hierzu fol gende Resolution angenommen: „Der Kenossenschaststag zu Straßburg im Jahre 1905 hat bereits den Genossenschaften die Errichtung von Vegräbniskassen angelegentlich empfohlen als ein geeignetes Mittel, die Wohlfahrt ihrer Mitglieder zu för dern. Die Erfahrungen, die seitdem gemacht worden sind, lehren, daß die landwirtschaftlichen Genossenschaften nicht genug daraus hingewiesen werden können, selche Bestrebungen aus das eifrigste zu fördern, sie so fruchtbringend wie nur irgend möglich zu ge stalten. Der Eenossenschaftstag lenkt daher die Aufmerksamkeit auf die Sterbekassen und die Volksversicherung, das heißt die Lebensversicherung zu mäßige» Betrügen, und erwartet nament lich von den Darlehnskassen, daß sie sich bemühen werden, der artige Einrichtungen zum Wohle ihrer Mitglieder zu treffen." Die Resolution wurde nach kurzer Debatte angenommen. Pflanzenbutter aus Kamerun. In Kamerun findet sich eine Art der in tropischen Gegenden weit verbreiteten Pflanzcn- gattung Minusops, die auch von der Wissenschaft nach der ihr von den Eingeborenen gegebenen Bezeichnung Djave oder Jabi genannt worden ist. Diese Pflanze hat die Aufmerksamkeit der Europürer schon mehrfach auf sich gelenkt, und jetzt macht der frühere Missionar Schwarz nach direkten Berichten aus Kamerun an den „Tropenpslanzer" einige Mitteilungen über die Art, wie die dortigen Eingeborenen das in den Früchten dieses Gewächses enthaltene Fett gewinnen und als eine Art von Vutterersatz be nutzen. Nachdem unter den Früchten, die eine braune Farbe und eine harte Schale besitzen, die guten ausgelesen worden sind, wer den sie geschält und möglichst auf einem Stein zu Brei zerrieben. Unter Zutat von siedendem Wasser werden dann mit den Hän den Klöße daraus geformt und aus diesen schließlich das Oel mit den Händen ausgepreßt. Der Rest wird weggeworfen, weil er einen bitteren Geschmack besitzt. Das Oel selbst ist nicht bitter, sondern von angenehmem Geschmack. Es liegt auf der Hand, daß durch Einführung von einfachen Maschinen zum Zerreiben der Früchte und zum Auspressen des Niehls die Oelgewinnung sehr vereinfacht und verbessert werden kann. Das Oel gerinnt bald zu einem festen Körper. Der Missionar Schwarz bedauert, daß diese Früchte noch keine Verwertung nach Deutschland hin ge sunden haben, während sie auf dem Markt von Liverpool schon in ziemlich großen Mengen gebracht werden. Namentlich, wenn es auch noch gelingt, für die Rückstände nach der Auspressung des Oels eine Verwendung zu finden, dürfte es lohnend sein, dieser „Pslanzenbutter" von Kamerun ein größeres Interesse zuzuwenden. Dies ist bisher nur deshalb vielleicht nicht ge schehen, weil die Hauptbestünde der Büume nicht in der Nühe der Küste, sondern weiter landeinwürts zu finden sind. Industrie, Handel nnd Verkehr. Mechanische Weberei Zittau. In der nm Freitag slattge- sundenen Generalversammlung wurde die vorgelegte Bilanz pro 1909/10 einstimmig genehmigt und die Dividende mit 14 Prozent für sofort zahlbar erklirrt. Gegen das Sondcr-Nabattwescn macht sich seit einiger Zeit in der Dresdner Geschäftswelt eine immer mehr zunehmende Bewegung geltend, weil die Gewährung von Sonderrabatten an Wirtschafts-Ver eine usw. ganz besonders in Dresden stark entwickelt ist. Bekanntlich hat sich auch die Dresdner Handels kammer kürzlich sehr entschieden gegen die Gewährung derartiger Sonderrabatte ausgesprochen. In bemerkens werter Weise hat sich auch kürzlich die Handels-« kämm er zu Mainz zu der Gepflogenheit, Sonder-« rabatte an die Mitglieder bestimmter Vereine zu gewähren, geäußert. Sie hat in ihrem letzten Jahresbericht dieses Eeschäftsgebahren als einen schlimmen Mißstand be zeichnet und dringend dessen Beseitigung gefordert. In dem Jahresberichte heißt es u. a. wörtlich: „Es sind uns Fülle bekannt geworden, in denen sich Geschäfte dazu verstanden haben, solche Rabatte in Höhe von 10, 15 und gar 20 Prozent des allgemeinen Verkaufspreises zu bewilligen. Derartigen Zugeständnissen steht in der Regel nicht nur keine angemessene, sondern überhaupt keine Gegenleistung gegenüber, weder hinsichtlich der Höhe des Umsatzes, noch hinsichtlich der Zuweisung eines bestimmten Kundenkreises. Es besteht für den Kaufmann vielmehr lediglich die Hoffnung, daß durch sein Zu- zeständnis sich die Mitglieder des betreffenden Vereins veranlaßt ehe» möchten, bei ihm cinzukausen. Warum aber solche Zugc- tündnisse den übrigen Kunden, von denen gewiß viele durch langjühriges Festhalten an ihrem Lieferanten noch am ehesten einen Anspruch darauf besitzen sollten, vorenthalten werden, ist nicht cinzusehen; diesen gegenüber bedeutet das Verhalten eine durch nichts zu rechtfertigende Benachteiligung und Brüskierung. Mit den Grundsätzen einer reellen kaufmännischen Eeschäfts- ührung ist das Verfahren kaum zu vereinbaren. Ist die Rabatt gewährung dazu so hoch, wie oben angegeben, bemessen, so muß man außerdem annehmen, daß in den betreffenden Eeschüften die gewöhnlichen Kunden in schlimmer Weise übervorteilt werden. Denn die Rabatte übersteigen zum Teil erheblich den Gewinn, der bei normalen Preisen in der Regel erzielt wird. Die Ge währung von Sonderrabatten muß hiernach vom Standpunkte des reellen Kaufmanns entschieden verurteilt werden." Im Anschluß hieran spricht sich die Mainzer Handels kammer für die Gewährung eines mäßigen Rabattes für Barzahlungen aus, dessen Einführung ohne Frage zur Ge sundung unseres gesamten Zahlungswesens beitragen würde. Die Tarifvcrh^ndlungen im Leipziger Baugewerbe vorläufig gescheitert. Bei den am Donnerstag im Sicben- männerhause in Leipzig abgehaltenen Verhandlungen über den Abschluß von Tarifverträgen für den Bezirk Leip zig (Groß-Leipzig, Taucha, Liebertwolkwitz, Gaschwitz, Zwenkau, Markranstädt), die Baurat Enkeals Vertreter des Sächs. Vezirksverbandes leitete, konnte der vorgclegte Tarifvertrag nur mit den Zimmerern durchberatcn wer den, da die Maurer und die Bauhilfsarbeiter es ab lehnten, das Verbandsgebiet des Leipziger Arbeitgeber bundes anzuerkennen. Sie forderten den Abschluß von Sonderverträgen für jeden einzelnen Lohnbezirk. Mit den Zimmerern wurde in allen Punkten Uebereinstimmung er zielt. Eine am Montag stattfindende Generalversammlung des Arbeitgeberverbandes wird sich nur noch mit einem Anträge der Zimmerer auf veränderte Einteilung der durch den Schiedsspruch festgesetzten Lohnerhöhungen befassen. Während in Leipzig selbst also keine Verträge für die ge samte Bauarbeiterschaft zustande kamen, wurde eine Einigung im Baugewerbe anderer Leip- zigerVczirke erzielt. Es wird uns darüber gemeldet: Der Sarkophag Karls des Großen. Karls des Großen Grabstätte im Dom zu Aachen bietet so viel des Merk würdigen, daß mancher Umstand lange unerklärlich erschien. So auch, bis heute, die dem germanischen Brauche wider sprechende A u f st e l l u n g des Sarkophages ober halb der Erde, sowie seine Unterbringung in einer Nische, nicht aber, wozu doch der Zentralbau bei nur einigermaßen entwickeltem künstlerischen Empfinden auffordert, in der Mitte. Heinrich Schrörs glaubt dieses Problem gelöst zu haben. Er weist in den „Annalen des Historischen Ver eins für den Niederrhein" auf die Bemühungen um die Anerkennung der neuen Kaiserlichen Würde durch den byzantinischen Hof hin, auf den Triumph, den man in dieser Hinsicht endlich 812 errang, sowie auf den regen Verkehr mit Byzanz, dessen Einrichtungen als mustergültig Kaiserlich galten. Hier aber bestand ein Kaiserliches Mausoleum. Konstantin der Große hatte es neben und in Verbindung mit der Apostelkirche erbaut. In der Mitte des Rundbaues stand ein Altar. Von den 13 Nischen waren 12 Kenotaphien, nämlich Ehrengrabmäler der Apostel. In der 13. Nische sollten nach dem Willen Kon stantins seine irdischen Ueberreste beigesetzt werden. Sein Sohn Konstantin aber bestimmte dann, hierin eine Ueber- hebung erblickend, die übrigen 12 Nischen zur Aufnahme von Erabmälern der Kaiserlichen Familie. Schrörs meint nun, dieses Kaiserliche Mausoleum habe als Vorbild gedient, als man am fränkischen Hofe erwog, wie Karl am würdigsten beizusetzen sei. Vielleicht habe also die Absicht bestanden, auch die übrigen Nischen späterhin mit den Sarkophagen der Nachfolger Karls zu besetzen. Zur Besetzung des Direktorpostens an der Wiener Hof- oper. Aus den Kreisen der Wiener Hoftheaterintendanz ver lautet, daß der Direktor der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wilhelm Bopp, provisorisch für ein Jahr ab 1. Januar 1911 zum D i r e k t o r der H o f- oper ernannt werden soll. Die Verhandlungen mit Muck sind vorläufig resultatlos verlaufen, weil Muck für nächstes Jahr zuviel Verpflichtungen als Dirigent für Tourneen übernommen hat Bopp studierte, wie Wein gartner, an der Leipziger Akademie. Radium oder Messer beim Krebs. In zwei Junisitzungen hat sich die Chirurgische Gesellschaft in Paris mit der Frage beschäftigt, welcher Nutzen von dem Gebrauch des Radium bei der Behandlung von Krebs zu erwarten sei. Die Erörterung gestaltete sich besonders interessant, weil einige der hervor ragendsten Chirurgen von Paris daran teilnahmen. Professor Monod knüpfte an eine früher gemachte Mitteilung an, wo nach bei fünf Krebskranken durch Radium eine erhebliche Besse rung und auch eine Verzögerung des Rückfalls erzielt worden wäre. Monod selbst stellte sich auf den Standpunkt, daß der Arzt zum Radium nur greifen solle, wenn die Beseitigung der Geschwulst durch die Operation unmöglich sei. In einigen Fällen könne Radium allerdings zur Unterstützung des Erfolgs der Ope ration gebraucht werden, aber erst dann, wenn so viel als irgend möglich von der Geschwulst durch das Messer entfernt worden sei. Professor Segond berichtete, daß unter seiner Obhut meh rere Krebskranke mit Radium behandelt worden wären; er habe aber nicht einen Fall von Heilung gesehen, obgleich das Radium eine gewisse wohltätige Wirkung auszuüben schien, die in einer Linderung der Schmerzen und einer vorübergehenden Vernar bung bestand. Die Krankheit selbst aber wurde in ihrem Fort schritt keineswegs aufgehalten. Bei Eebärmutterkrebs im be sonder» schien das Radium völlig nutzlos zu sein. Dieser durchaus unerfreulichen Bekundung trat vr. Delbet entgegen, indem er sagte, daß er gerade bei Epitheliom der Gebärmutter gute Ergebnisse der Benutzung des Radium zu verzeichnen habe. Professor Tuffier hat Radium vor, während und nach Opera tionen gebraucht, dabei aber nie einen wirklichen Erfolg wahr- genomme». Bei Geschwülsten, die eine Operation ausschlossen, trat wenigstens eine Erleichterung der Beschwerden ein. Der be kannte Chirurg L u k a s - C h a m p i o n n i L r e will nach seinen Erfahrungen dem Radium zwar keine Heilwirkung, dagegen eine Schutzwirkung zuschreiben. Vorläufig scheinen sich also die Stimmen auch bedeutender Fachleute noch vollkommen zu wider sprechen und man muß einstweilen daraus verzichten, die aus das Radium gesetzte Hoffnung in einer nahen Zukunft erfüllt zu sehen.
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