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Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-191007091
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19100709
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19100709
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- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-09
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
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1895 alle Demokratie nur ein frommer Wunsch bleiben würde: „Disziplin!" — Die vorstehenden Ausführungen des erwähnten Eewerkschaftsblattes sind jedenfalls geeignet, besonders bei der denkenden Arbeiterschaft großes Interesse zu erregen, und zwar insbesonder deshalb, weil in dem Artikel die absolutcUnterordnung der Massen von den Führern verlangt wird. Di« Reichseinnahmeu im April und Mai. Uebcr die Ein nahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren in der Zeit vom 1. April 19lv bis zum Schluß des Monats Mai veröffentlicht der „Reichsanzeiger" eine Uebersichr, der folgende Ergebnisse zu entnehmen sind: Die Einnahmen an Zöllen sind in diesen zwei Monate» um 31-4 Millionen gegenüber der Solleinnahme zurück geblieben. Die Solleinnahme nach Abzug der Aussuhrver- gütungen usw. sollte in runden Ziffern 94)4 Millionen betragen, die Jsteinnahme hat 9l Millionen betragen. Bei den übrigen Einnahmen sind die entsprechenden Ziffern: Zigarettensleuer Jsteinnahme 3 736 000 ./(, Solleinnahme 4 553 000 Ver brauchsabgaben für Branntwein 20 Millionen (25 700 000), Schaumweinsteuer 1391 000 (1579 000), Zündwarensteuer 2140 000 (2166 000), Reichsstempelabgaben von Kaus- und son stigen Anschafsungsgeschästen 4 194 000 (4 260 000), von Fracht urkunden 2 462 000 (2 533 000), von Personensahrkarten 2 477 000 (2 526 000), von Grundstücksllbertragungen 7 607 000 (7 763 000). Die Einnahme aus der Erbschaftssteuer mit 6 631 000 entspricht der Solleinnahme, ebenso die Wechselstempelsteuer mit 3 271 000. Dagegen ist die Jsteinnahme aus der Zuckersteuer und der Brau steuer und Uebergangsabgaben vom Bier höher als die Soll einnahme. Die Zuckersteuer hat 30 729 000 gebracht (22 Milli onen), die Brausteuer 14 349 000 (11 254 000) Marl. Die ge samte Jsteinnahme hat 220 966 131 betragen, die gesamte Solleinnahme beträgt 216 851 276 ./(. Die Jsteinnahme ist also insgesamt um 2 137 000 ./k höher. Zu einer pessimistischen Ausfassung liegt demnach bisher kein Grund vor. Die Loyalität der Polen. Ein alter Ostmärker schreibt uns: Seit Wochen gehen in Posen Gerüchte um, daß die Einweihung der Kaiserpfalz den Beginn einer neuen Ost markenpolitik bringen werde. Man beruft sich auch auf die „Loyalität" der Polen, um nachzuweisen, daß mit der jetzi gen Art, Ostmarkenpolitik zu treiben, gebrochen werden müsse. Sind denn nun die Polen loyal? Ich muß gestehen, daß ich nicht begreifen kann, weshalb diese Frage immer wieder aufgeworfen wird. Ein kleines Häuflein polnischer Großgrundbesitzer, eine Handvoll vermögender polnischer Kapitalisten, alle, was man nach unseren Begriffen als konservativ gerichtet bezeichnen kann, ist zweifellos loyal. Aber alle diese Leute machen noch nicht den fünften Teil der polnischsprechenden Bevölkerung Preußens aus. Die Kulerski, Korfanty, Seyda und Rzepecki haben die polnischen Massen hinter sich, und sie wollen von einer Versöhnung spolitik nichts wissen. Denn ihr geschichtlicher Sinn sagt ihnen, daß das doch nur eine Episode sein kann, weil das Interesse des preußischen Staates es schlechthin unmöglich macht, auf die Dauer nach polnischen Rezepten zu regieren. Wenige Wochen, nachdem der russische Premierminister es als eine unbedingte Notwendigkeit erklärt hat, daß Ruß land seinen Polen gegenüber den Staatsgedanken nach drücklich geltend machen muß, solle man in Preußen wirk lich die Frage, ob unsere Ostmarkenpolitik geändert werden soll, selbst für den Hochsommer als undiskutabel betrachten. Solange die Erde steht, kann der Pole dem Deutschen nicht Bruder sein. Dieses polnische Sprichwort sollte jeder deutsche Politiker, der sich mit ost märkischen Fragen befassen will, als seinen Leitstern be trachten. Dann weiß er, was zu tun ist. Die bayerische Steuerreform gescheitert? Aus München wird gemeldet: Eine Einigung zwischen der Abgeordneten- und der Reichsratskammer über die Steuerreform ist nicht z u- stande gekommen. Das Zentrum beharrte in der gestrigen Freitag-Sitzung des Finanzausschusses der Zweiten Kammer aus dem von den Reichsräten abgelehnten 5 v. H. Steuertaris und lehnte auch jeden weiteren Kompromiß ab. Daraus erklärte der F i ii a n z m i n i st e r, ihm scheine das ganze Werk damit ge scheitert. Liberale und BsuernbUndler stellten sich geschlossen aus den Standpunkt des Zentrums. Eine unwürdige Zeitungsreklame. Der in Würz burg erscheinende „Armenseelenbote" genierte sich, wie der „Hofer Anz." meldet, nicht, in seiner Abonnements einladung einen Köder auszuwerfen, wie er jedenfalls noch nicht gebraucht worden ist: „Im weiteren machen wir unsere geehrten Abonnenten dar auf aufmerksam, daß wir vom 3. Jahrgangs an jährlich 72 heilige Messen für die Anliegen der Abonnenten und zum Tröste der armen Seelen lesen lassen werden-, ferner, wer den Abonne mentspreis im voraus einsendet, wird in den „Sühnungsverein der daß unter dieser Eashülle eine Masse von anderer vielleicht feurigflüssigcr oder gar fester Beschaffenheit vorhanden sein müsse. Jedenfalls spricht man im Gegensatz zu dem eigentlichen Sonnenkörper von einer Sonnenatmosphäre, und das Verhält nis beider zu einander mag man sich ähnlich vorstellen wie das des Luftmeers und des festen Körpers bei der Erde. Sonst be stehen natürlich gewaltige Unterschiede, denn aus der Erde würde nicht das geringste Leben möglich sein, wenn ihre Atmosphäre eine ähnliche Zusammensetzung und Teniperatur besäße wie die der Sonne. Im einzelnen bleiben trotz des unablässigen Stu diums, das die Naturforscher seit langen Zeiten und neuerdings mit außerordentlichen technischen Hilfsmitteln der Sonne ge widmet haben, noch viele Rätsel zu lösen. Wie verwickelt diese Verhältnisse sind, zeigt ein Vortrag, den der berühmte Leiter der Sternwarte von Meudon bei Paris, Professor Deslandres, vor der Royal Institution in London gehalten hat. Dieser For scher hat sich nunmehr fast 20 Jahre unablässig mit der Sonnen atmosphäre beschäftigt und stellt nun die Ergebnisse dar, die bis auf die allerjüngste Zeit erzielt worden sind, und zwar nament lich mit Bezug auf die früher überhaupt unerforscht gebliebenen obern Schichten der Sonnenatmosphäre. Es war die Sonnen finsternis vom Jahre 1868, die zum ersten Mal die Tatsache ent hüllte, daß die roten Protuberanzen, die bei einer vollständigen Verfinsterung am Sonnenrande auffällig erscheinen, zum großen Teil aus glühendem Wasserstoff bestehen. Bald darauf machten der französische Astronom Janssen und sein englischer Fachgenosse Lockyer die Entdeckung, daß diese Protuberanzen und auch die sogenannte Chromosphäre der Sonne auch an gewöhnlichen Tagen beobachtet werden können, während bisher die seltene Gelegenheit einer Finsternis dazu abgewartet werden mußte. Damals aber wurde das Verfahren mit Hilfe des Spektroskops und des roten Teils des Wasserstofslichts zunächst nur so weit entwickelt, daß man die äußerste Chromosphäre am Sonnenrand dadurch betrachten konnte, eigentlich sogar nur die leichten Dämpfe dieses Randes, während der innere Teil nicht zu erfassen war. In den Jahren 1892 bis 1894 nahm dann die Untersuchung einen großen Fortschritt, in dem Mittel gefunden wurden, alle Dämpfe, leichte und schwere, und alle über einander geschichteten verlassenen Seelen im Fegefeuer" ausgenommen, in welchem jede Woche über 4000 heilige Messen gelesen werden." Warum wehrt sich die katholische Kirche nicht selbst gegen derartigen echt Tetzelschen Unfug? Deutsche Vorstellungen in Petersburg. Der deutsche Botschafter in Petersburg, ErafPourtalös, hat, wie ein Berliner Blatt meldet, bei dem russischen Minister des Aeußeren, Iswolski, freundschaftliche Vorstel lungen wegen der in letzter Zeit vorgekommenen U ebergriffe russischer Soldaten an der preußisch-russischen Grenze erhoben. rung in Krems sein könne. Stammte doch das Fleisch, welches sich die Kremser Hausfrauen von außerhalb und sogar von der Hauptstadt kommen ließen, ebenfalls aus der Zucht dieser österreichischen Agra rier und kam trotz Her Transportkosten billiger zu stehen als bei den Fleischern in K. Was aber soll man über die großen liberalen Blätter in Oesterreich sagen, welche diese schlechtgereimte und ganz unsinnige Agrarierhetze anstands los weiter verbreiten, zumal sich doch diese Angriffe in. erster Linie gegen die sonst mit süßem Wort umschmeichelten „bäuerlichen Viehzüchter", nicht gegen die großen „K o r n- Aolouiales. Veränderungen in der Kolonialoerwaltung? In ko lonialen Kreisen verlautet, daß der zur Zeit in Berlin weilende Gouverneur von Kamerun vr. Seitz zum Unter st aatssekretär im Reichskolonial amt ausersehen sei. Geh. Rat vr. v. Iacobs solle Gouverneur von Südwestafrika werden, wäh rend Geh. Rat Or. Gleim im Herbst dieses Jahres als Nachfolger von Or. Seitz nach Kameru n gehen werde. Schließlich solle Geh. Rat vr. Meyer die Stellung des krankheitshalber nach Europa zurückgekehrten langjährigen Gouverneurs von Togo, Grafen v. Zech, übernehmen. Definitive Beschlüsse liegen jedoch noch nicht vor. Ein neues Ausfuhrerzeugnis der deutschen Kolonien. Auf Veranlassung des Kaiserlichen Gouvernements in Togo hat Korpsstabsapothekcr Barnegau das Frucht fleisch der Assendrotfrucht in Bezug aus seine Verwertungs möglichleit geprüft und darüber nach dem „Pflanzer" be richtet: „Ich stellte aus dem Fruchtfleische ein gereinigtes, mit Zucker präpariertes Suppenmehl her, welches, mit Wasser gelocht, aus Zusatz von wenig Milch eine schmackhafte und erfrischende Frucht- suppe und gekühlt eine erquickende Kaltschale lieferte. Zunächst wird die Verwendung von Assenbrotsruchtfleisch nur lokale Be deutung in den Kolonien haben und dem Speisezettel der Ge sunden und Kranken Abwechselung bringen. In den Kolonien, wo der Assenbrotfruchtdaum, dessen Rinde bekanntlich auch einen brauchbaren Rohstoff für die Papierjabrikation liefert, besten ölreiche Fruchtsamen ferner von den Oelsabrilen verwendet wer den können, in größeren Akengen verkommt, könnte das sonnen getrocknete oder durch künstliche Trocknung, am besten Vakuum- Trocknung, ausbereitete Fruchtfleisch als Rohstoss für die Suppen- konserven-Jndustrie ein Aussuhrartikel werden. Das präparierte Mehl habe ich auch in einer Cakessabrik für Biskuitbereitung prüfen lassen. Die Biskuits waren zwar ganz schmackhaft, aber nach dem Gutachten der Cakessabrik Uetz sich das Mehl nur sehr schwer verbacken." Oesterreich-Ungarn. Die Begegnung Aehrenthals und Kiderlen-Waechtcrs soll, wie das „Wiener Tagblatt" meldet, in Marienbad stattsindcn. Kundgebungen der Heimgcschickten. Die Reichs ratsabgeordneten weilen noch in Wien, obgleich der Reichsrat vertagt worden ist. Die Parteileitun gen bereiten große Kundgebungen an ihre Wähler vor, in denen sie ihren Standpunkt zu rechtfertigen suchen. Die Sozialdemokraten haben bereits eine Kundgebung veröffentlicht, in der sic die Schuld daran, daß das gesamte parlamentarische Leben Oesterreichs gegen wärtig stillsteht, der Regierung und de» bürgerlichen Par teien in die Schuhe schieben. Fleischboykott und Agrarierhetze. Wie wir bereits in unserer Mittwochsnummer berichteten, ist es in der nieder österreichischen Stadt Krems zu einem heftigen Fleisch kriege gekommen, weil die dortigen Fleischhauer plötzlich eine Preiserhöhung von 8 Heller pro Kilogramm Fleisch beschlossen hatten. Die Hausfrauen weigerten sich ein mütig, diesen Preisausschlag zu bezahlen und ließen sich ge meinsam Fleisch zunächst aus der Nachbarschaft, dann sogar aus Wien kommen. Die liberale österreichische Presse ist begeistert für dieses Vorgehen der energischen Kremser Hausfrauen und sucht sie zu tapferer Fortsetzung des Kampfes zu ermuntern. So veröffentlicht eines dieser Blätter z. B. folgenden „Trutzvers" an die Damen: „Haltet aus, wir folgen nach! So muß es durch ganz Oesterreich erklingen. Dann werden wir die ganze Not Und die Habgier der Agrarier bezwingen." Dieser liberale Dichter ist ein ebenso schlechter Dichter als Logiker, sonst hätte er sich sagen müssen, daß unmöglich „die Habgier der Agrarier" Ursache der Fleischpreissteige- Agrarier" richtet. Streikende Lehrer in Ungarn. Die M i t t e l s ch u l - Professoren in ganz Ungarn beabsichtigen, bei Beginn des neuen Schuljahres im März n. I. in den Streik zu treten, falls bis dahin die Regierung eine Besserung ihrer materiellen Lage nicht herbeiführt. Lpanicn. Eine Sturinszene in der spanischen Kammer. Im Verlause der Donnerstag-Sitzung der D e p u t i e r t c n k a m m e r äußerte der sozialistische Abgeordnete Iglesias, er wurde selbst ein Akten tat für gerechtfertigt halten, wenn durch ein solches verhindert werde, daß Maura wieder zur Regierung ge lange. Diese Worte riefen lebhaften Widerspruch und heftigen Lärm aus allen Seiten des Hauses hervor. Als der Redner dann einer Ausforderung des Präsidenten, seine Worte zurückzunehmen, nicht Nachkommen wollte, erklärte der Präsident, die Worte wür den im Sitzungsbericht gestrichen werden. Daraus fuhr Iglesias in seiner Rede sort. Zum Kulturkampf meldet der Draht aus Madrid: Im Senat verlas der Ministerpräsident Canalejas den Entwurf zu dem sogenannten „Gesetz Cadenas", das die Nieder lassung neuer religiöser Gesellschaften in Spa nien untersagt, bis die Verhandlungen zwischen Madrid und dem Vatikan über die Reform des Konkordats beendet sind. Aukland. Der Kamps um das Finnlandgesctz. Wie aus Hel - s i n g so r s gemeldet wird, hat der Senat die Ver öffentlichung des vom Kaiser bestätigten Finnland gesetzes gegen den Antrag des Berichterstatters b e - schlossen. Der Prokurator hat gegen die Veröffentli chung Einspruch erhoben. Orient. Bulgarien als Fricdcnsclcment. Der bulgarische Minister präsident Malinow erklärte in einer Unterredung mit dem Vertreter der „Wiener Politischen Korrespondenz", das Verhält nis Bulgariens zu Oestereich-Ungarn trage einen völlig unge trübten, geradezu freundschaftlichen Charakter. Malinow äußerte sich überaus befriedigt und beruhigt über seine Unterredung mit Graf Aehrenthal, die dieser Tage stattfand. Der Allsla- vische Kongreß in Sofia habe keinen politischen Charakter und keine Spitze gegen Oesterreich-Ungarn. Die Beziehungen zu Rumänien seien ausgezeichnet, das Verhältnis zwischen Sosia und Konstantinopel sei korrekt. Den bulgarischen Staatslenkern liege die Absicht fern, einer für die Türkei gün stigen Ordnung der Kretafrage entgegenzuwirkcn. Bulgarien sei ein anerkanntes Friedenselement und wolle es bleiben. Eine Lösung der kretischen Krisis scheint nunmehr be vorzustehen. Die Opposition in der Kammer hat vor dem Einspruch der Schutzmächte endlich kapituliert. Es wird nämlich aus Kanea gemeldet: Da die Opposition in einer Versammlung am Freitag erklärte, daß sie der Re gierung freistelle, den Schutzmächten die Z u l a s s u n g der muselmanischen Deputierten zur Natio nal v e r sa m m l u n g mitzuteilen, wird diese für Sonn abend einberufen werden. — Dieser Entschluß der Oppo sition ist ohne Frage auf einen erheblichen Druck der Schutz mächte zurückzuführen, der in den letzten Tagen anschei nend von französischer Seite ausgeführt worden ist. Darauf weist deutlich unsere gestrige offiziöse Depesche hin. Das darin in Aussicht gestellte gütliche Zureden der euro päischen Konsuln hat also seinen Zweck erreicht, und vor läufig darf man damit rechnen, daß die Eröffnung der kre tischen Nationalversammlung sich ohne Zwischenfälle voll ziehen wird, wenn es dann auch in den Sitzungen recht stürmisch zugehen dürfte. Uebcr die Lösung der Krisis wird der „Köln. Ztg." noch aus Kanea gemeldet: Die Krisis ist durch Nachgeben der Opposition gelöst, die Veniselos schriftlich erklärte, sie halte an der Ansicht fest, daß die Mohammedaner auszuschließcn seien, erkenne aber das Recht der über die Mehrheit verfügenden Negierung an, den kretischen Schutzmächten die Zulassung der Mohammedaner zuzusagen. Die Opposition werde der Regierung helfen, die Ordnung aufrechtzuerhalten: sie bewillige vier Zwölftel des Budgets und wünsche eine Ta gung der Kammer bis zum 14. September. Nach der Kam mersitzung am Sonnabend wird Veniselos die Echutzmächte benachrichtigen. Lagen der Sonnenatmosphäre zu erforschen, und zwar in der ganzen Ausdehnung der Halbkugel, die der Erde zugewandt ist. Die Linien der Dämpfe am Sonnenrande erscheinen, gegen das Himmelsspektrum betrachtet, hell, auf dem Hintergrund der Sonnenscheibe selbst dagegen dunkel. Schon 1892 aber zeigten Professor Hale und Deslandres selbst, daß einige Linien des Elements Calcium eine Ausnahme bildeten und daß an Stetten, wo sich eine sogenannte Sonnenfackel wahrnehmen ließ, eine Um kehrung eintrat, indem in der Mitte der breiten dunkeln Linien noch Helle Linien zu sehen waren. Eine Doppellinie dieses Ele ments erschien überhaupt hell, nicht nur auf den Fackeln, sondern auch in allen andern Teilen der Sonnenscheibe, obgleich sie dort nur schwer zu erkennen war. Die Beobachtung dieser Calcium dämpfe wurde dadurch zu einer hauptsächlichen Aufgabe der Sonnenforscher, und sie ist wesentlich gefördert worden durch die Erfindung und Vervollkommnung eines Instruments, das den Namen Spektroheliograph erhalten hat und wiederum von Hale und Deslandres geschaffen worden ist. Der französische Astro nom hat gleich, nachdem er zur Leitung der Pariser Sternwarte im Jahre 1907 berufen worden war, ein solches Instrument er bauen lassen, um damit das Studium der obern Schichten der Sonnenatmosphäre auszunehmen. Im folgenden Jahre konnte er bereits die obere Lage der Lalciumdämpfe in dieser At mosphäre für sich ausscheiden und weiterhin nachweisen, daß diese Dämpfe überhaupt aus drei verschiedenen Schichten bestehen oder sogar aus deren vier, wenn die eigentliche Oberfläche der Sonne mitgezählt wird. Im Jahre 1909 vermochte er dann festzustellen, daß auch die Wasserstosfdämpfe in wenigstens drei verschiedenen Lagen angeordnet sind. Mit einem besonder» Instrument ist es ihm dann ferner gelungen, die Bewegungen dieser Sonnen- dämpse zu verfolgen, die oft in einer Geschwindigkeit von zwei Kilometern in der Sekunde aufstiegen, während über de» Fackeln umgekehrt eine absteigende Bewegung ermittelt worden ist. Durch diese Forschungen wird man endlich dazu kommen, auch „die Winde und Stürme" der Sonnenatmosphäre genauer kennen zu lernen. Asien. Herrn Iswolskis Triumph. Der Petersburger Korrespondent des „Daily Telegraph" meldet seinem Blatte, daß der russisch-japanische Vertrag im Brennpunkt des Interesses ckller politisch interessierten Kreise steht. Ueberallher laufen bei Iswolski Telegramme ein, die ihn zu seinem glänzenden Erfolg beglückwünschen. Selbst seine politischen Gegner erkennen freimütig an, daß der Abschluß des Vertrages einer der größten Siege der russischen Diplomatie ist. Rußland ist Iswolski dafür zu großem Dank verpflichtet, daß er die stete Gefahr eines Krieges im fernen Osten von ihm genom men und ihm auf Jahre hinaus Ruhe und Frieden und da durch eine gedeihliche Entwicklung seiner östlichen Gebiete gesichert hat. Nach einer Drahtmeldung des „New-Pork-Herald" aus Peking betrachtet man dort den russisch-japanischen Ver trag als eine Folge der Verhandlungen der Großmächte Uber das Chin-Chow-Fu-Aigun-Bahn-Projekt. Man ist der festen Ansicht, daß ein geheim erVertrag beider Mächte sich mit dieser Bahnlinie beschäftigt und gleich zeitig dem B e st r e b e n C h i n a s, die Handelsquellen der Mandschurei zu erschließen, entgegenarbeitet. Die chinesische Diplomatie versichert, daß es China jetzt außer ordentlich schwer falle, die Anleihe der Thin-Chow-Fu- Aigun-Bahn unterzubringen und den Bahnbau in Angriff zu nehmen. Rußland arbeite offen, Japan im geheimen dagegen. Das.Zustandekommen des rb i.n^k^T^d i^
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