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Verordnungsblatt der AreiShauptmannschaft Bautze« als Soufiftorialbehörde der Oberlaufitz. Amtsblatt der AmtShauptmannschasten Bautzen und LSbau, de- Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, -e- HauptzollaurtS Bautzen ingleichen der StadtrSte zu Bautze« und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga» der HaudelS- «ud Gewerdekammer zu Zittau. WlscheinnngSweiser Täglich abend» mb «»«»ahme d«i «d Feiertage. «chrtsUeUnn« «nd GeschLfttsteSe: Ban»«», Innere Lane^—de 1 Fernsprecher: Nr. 51. — Drahtnachricht: Amtsblatt, Vanyni. «tNch I «aU. »tN-etprei«: 10 Pseuntg«. Unzat-envrei«: Die «gespaltene PeUlzeile oder deren Raum 15 Mennige, in geeignet«: Fisten Ermäßigung Schwieriger Sa» entspreche« Skek««e«r Di« Zgefpaltcne Petttzeile 50 Pfennige. «l 11«. Dienstag den 24. Mai 191V, abends. ISS. Jahrgang. Dar Wichtigste vom Tage. * Die sächsische nationalliberale Frak tion gibt jetzt den einstimmig gefaßten, gegen Herrn Langhammer lautenden Beschluß in der Tiag- Affäre bekannt, womit Langhammers Austritt aus der Partei besiegelt ist. Der Verein zur Wahrung der gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und West falen hat einstimmig eine Entschließung zu Gunsten der Herrenhausbeschlüsse zur preußischen Wahl reform angenommen. * Der Prozeß Hofrichter hat gestern vor dem Wiener Kriegsgericht begonnen. Heute werden die Ver handlungen fortgesetzt. * Das radikale dänische Ministerium Zahle hat infolge des Ausfalls der Folkethingwahlen beschlossen, seine Entlassung zu nehmen. * An der türkisch-montenegrinischen Grenze ist es zu einem blutigen Scharmützel zwischen Montenegrinern und der türkischen Grenzwache gekommen. Sichere Informationen besagen, daß die Kreta- Schutzmüchte über Maßregeln verhandeln, die gegen die Kreter anzuwenden seien, falls diese sich weiter weigern, die mohammedanischen Deputierten in der Kammer zu belassen. Der Senat der Unio, hat das Flotte ngesetz angenommen, in dem 130 Millionen Dollars be willigt werden. In dieser Summe sind die Kosten für zwei Dreadnoughts einbegriffen. Wetteraussicht für Mittwoch: Wolkig, kälter, zeitweise Regen. * Ausführliches siehe an anderer Slsllc. Zu Königs Geburtstag. Und wieder wehen grün-weiße Fahnen überall im Sachsenlande und künden den Geburtstag unseres Königs. Das ganze sächsische Volk nimmt freudigen und herzlichen Anteil an diesem Festtage; hat es doch König Friedrich August so recht verstanden, sich die Herzen seiner Landes kinder zu gewinnen, und zwar in erster Linie durch sein liebenswürdiges und freundliches Wesen, das sich überall offenbart, wo der König mit anderen Personen in Verkehr tritt. Zn zwangloser und heiterer Weise knüpft er, oft unerkannt, Gespräche mit den einfachsten Leuten aus dem Volke an und befragt sie über dies und das, und oft er fahren die Betreffenden viel später, wer eigentlich der freundliche Herr gewesen ist, der sich mit ihnen unterhalten hat. Sein natürliches Wesen offenbart sich aber auch in seiner rührenden und vorbildlichen Liebe zu seinen Kin dern und in seiner Freude an der schönen Gottesnatur. Wie oft durchstreift er, nur begleitet von seiner blühenden Kinderschar, die Wälder in der Umgebung von Dresden und Pillnitz, um sich an der freien Natur zu erfrischen und seine Söhne und Töchter auf die Naturschönheiten aufmerk sam zu machen. Ganz besonders aber ist man dem König dafür dank bar, daß er sein Interesse und seine Fürsorge der Förde rung von Handel und Industrie und von Kunst und Wissen schaft in Sachsen zugewendet hat. Zahlreiche Betriebe Sachsens hat er bereits besichtigt, ebenso hat sein Besuch wiederholt der Landesuniversitüt, der Dresdener Techni schen Hochschule und anderen höheren Bildungsanstalten gegolten, wie der König überhaupt keine Gelegenheit ver säumt, um die Eröffnung von Bildungsanstalten durch seinen Besuch auszuzeichnen, um dadurch seine Anteilnahme an der Erziehung unserer Jugend Ausdruck zu verleihen. Ein hervortretender Zug seines Charakters ist auch noch sein großer Wohltätigkeitssinn. Fortgesetzt gehen aus der Königlichen Privatschatulle Spenden an Wohltätigkeits vereine und Anstalten, sowie an bedürftige Privatper sonen, und nur die Wenigsten erfahren von diesen Akten der Wohltätigkeit. Wenn darum das Sachsenvolk den morgigen Festtag mit freudiger Begeisterung feiert, so ge schieht dies in ehrlicher Ueberzeugung und in dem Bewußt sein, daß König Friedrich August jederzeit bestrebt ist, das Veste zu wollen und sein Volk glücklich und zufrieden zu machen. Darum klingt es auch morgen durch alle Gauen unseres sächsischen Vaterlandes bald still im Gebet, bald im lauten Zubelruf: „Den König segne Gott!" Das oberschlesische Poleatum. Nachdem das Polentum in Posen und Westpreußen sich in den letzten Jahren in bewundernswerter Weise zu ¬ sammengeschlossen hat, so daß es durch seine Organisationen geradezu einen Staat im Staate bildet, ist es gegenwärtig bemüht, Teile des preußischen Staates für das Polentum zu gewinne», die seit dem Jahre 1161 von dem früheren polnischen Reiche getrennt waren. Wir denken hier an Oberschlesien, dessen Bevölkerung stets treu zu Preußen gehalten hat, weil sie in ihrer schlichten Anhänglichkeit sehr wohl einsah, um wie viel bester es gerade der soge nannte kleine Mann unter dem preußischen schwarzen Adler als unter dem polnischen weißen Adler hat; liegt doch Galizien, wo man derartige Vergleiche leicht anstelle» ka»n, vor den Toren Oberschlesiens. Lange genug hat man deutscherseits dieser Gefahr gegenüber die Augen ver schlossen, bis ein Neichstagssitz nach dem anderen den Deutschen von den Polen abgenommen wurde und es jetzt nicht mehr möglich ist, diese Vogelstraußpolitik weiter zu treiben. Die polnische Bewegung in Oberschlesien, die sich jetzt so bedrohlich ausgewachsen hat, ist keineswegs etwa im Lande selbst entstanden, sondern von Posener Polenführern dorthin übertragen worden, die sich die Eroberung Ober schlesiens für das Polentum zum Ziele gesetzt habe». Dieses Ziel streben sie aber nicht nur an durch Volksversamm lungen mit tönenden Reden, sondern besonders durch eine große Anzahl wirtschaftlicher Genostenschaften, die ja auch in Posen und Westpreußen das Rückgrat des dortigen Polentums bilden. In erster Linie handelt es sich dabei um Kreditgenossenschaften, welche die kleinen Kapitalien der polnischen Sparer sammeln und in den Dienst der nationalpolnischen Sache stellen. Gegenwärtig bestehen in Oberschlesien bereits zwölf derartige Banken, was um so beachtenswerter ist, als die ersten derartigen Gründungen erst vor ungefähr 12 Jahren ins Leben gerufen wurde». Allerdings ist das eigene Kapital dieser sämtliche» Banke» nicht besonders hoch und beträgt gegenwärtig, wie Amts richter vr. Ernst Sonntag aus Kattowitz in Ober- schlcsien in einem Artikel der „Grenzboten" eingehend aus führt, nur etwa l Million Mark. Immerhin ist diese Summe beachtenswert, wenn man bedenkt, daß sie zu sammengebracht ist aus vielen Anteilen kleiner Leute, die hier ihre oft schwer ersparten Gelder in den Dienst des Eroßpolentums stellen. Der Schwerpunkt dieser Organisationen liegt aber weniger in ihren eigenen Kapitalien, als in ihren großen Depositen, die auf 20 bis 24 Millionen Mark geschätzt wer den. Durch diese großen Summen und die Geschicklichkeit der Bankleitung ist es den Banke» nicht nur gelungen, das Polentum fest zu organisieren, sondern sogar auch mora lische Eroberungen bei dem Deutschtum zu machen. Wenn auch diese polnischen Genostenschaste» als solche keine Poli tik treiben, so stehen doch an ihrer Spitze fast durchgehends die führenden Persönlichkeiten des oberschlesischen Polen tunis. Diese werden natürlich bei einer passenden Ge legenheit nicht verfehlen, auf de» Geldbediirstige» in ihrem Sinne einzuwirken und ihn zur Teilnahme an dem polnischen Vereinsleben oder gar zu einer nationalen Wallfahrt nach Galizien veranlassen, von wo er dann als ein auf den polnischen weißen Adler vereidigter National pole zuriickkehrt, mag er auch Müller oder Schulze heißen. Es ist daher die höchste Zeit, daß man deutscherseits diesen polnischen Bestrebungen in Oberschlesien die ge bührende Aufmerksamkeit schenkt, um so mehr, als die An stalten, die von den Pole» ins Leben gerufen sind, vielfach mustergültig und ähnlichen deutschen Einrichtungen über legen sind, wenn sie sie vielleicht auch nicht in der Vorsicht und Gediegenheit der Geschäftsführung erreichen. Es wäre aber falsch, das Gute an diesen Einrichtungen nicht aner kennen zu wollen, weil nur aus einer derartigen Erkennt nis sich die Möglichkeit ergibt, diesen polnischen Kampfes- organisationen gleichwertige und bessere deutsche Organi sationen gegenüber zu stellen. Bei diesem Kampfe, der sich an der ganzen Ostgrenze zwischen Deutschtum und Polentum abspielt, darf man nicht aus dem Auge verlieren, daß es in erster Linie darauf ankommen muß, das Deutsch tum besonders dort, wo es sich in der Minderzahl befindet, vor der Berührung mit dem ihm an Zahl überlegenen Polentum möglichst zu bewahren, weil diese Berührung nur zu leicht, wie die traurige Erfahrung oft gezeigt hat, zu einer Aufsaugung der deutschen Bestandteile durch das Polentum führt. Tschechenpolitik. Wenn der Deutsche den Sieg schon errungen hat, so legt er sich erfahrungsgemäß auf der altbekannten Bären haut schlafen, der Gegner überfällt ihn und Michel merkt auf einmal, daß er verloren ist, wenn er sich die Augen ausgerieben hat. Das gilt nirgend mehr als im nationalen Eeisteskampfe, und am augenfälligsten trat diese deutsche Kurzsichtigkeit und Harmlosigkeit in Erscheinung, als man im vorigen Jahre die Perhandlungsbehinderung im W i e- ner R e i ch s r a t gewaltsam totmachte. Da gab es be kanntlich zahlreiche deutsche Abgeordnete, die ihr Volkstum selbst mit zu Grunde richten halfen: die Ehristlichsozialen sind in erster Linie zu nennen und in zweiter die Deutsch freiheitlichen. Die kleine Schönerergruppe hat damals mit Ernst und Eifer vor der Falle gewarnt, in die ohne Bedenken die Re gierungsleute tappten, und jetzt sehen sie sich wieder in der Lage, ihre Volksgenossen vor eine», Fehler warnen zu müssen, der nicht wieder gut gemacht werden könnte, wenn er erst einmal begangen ist. Wird sie diesmal mehr Er folg erzielen? Werden diesmal ihre Gründe schwerer wiegen als die Orden, Titel und Pensionen, welche die Re gierung des Freiherrn von Bienerth zu vergeben hat? Man kann es nur hoffen. Wie bekannt, ist die Lage in Böhmen ganz un haltbar geworden, weil der Landtag so lange schon nicht verhandlungsfähig ist infolge der deutschen Obstruktion. Es wurden keine Steuern genehmigt, und die Leute wei gerten sich infolgedessen, solche zu zahlen. Der Staatsauf wand aber mußte natürlich geleistet werden, und so war bald Schmalhans Küchenmeister. Die Theaterunter stützungen »rußten eingestellt, die Stipendien verkürzt wer den; die Anschaffung bereits genehmigter Dinge, die Her stellung vorgesehener Bauten, die Anstellung notwendiger Beamten und Lehrer mußte unterbleiben — man hat sogar schon daran gedacht, die Gehalte zu verkürzen oder we nigstens die Pensionen. Es ist klar, daß ein solcher Zustand nicht andauern kann. Und wie konnte er beseitigt werden? Es gab nur zwei Wege: entweder die Eintreibung der Steuern mittels Staatsgewalt unter rücksichtsloser Ausschaltung der Ver fassung — eine solche Maßnahme hätte den Deutschen viel weniger Unliebsamkeiten verursacht als den Tschechen — oder das Nachgeben der Tschechen in der Frage der n a - tionalen Zweiteilung Böhme n s. Denn letz teres war die Bedingung der Deutschen für das Fallen lasten ihrer Perhandlungsbehinderung. Oft genug hat es die Regierung versucht, eine Eini gung der Deutschen und Tschechen herbeizuführen — öster reichische Regierungen pflegen ja an Maklerdienste gewöhnt zu sein — aber nutzlos. In dieser Angelegenheit zeigten sich die Deutschen einmal fest, und so oft die Tschechen Halb heiten versprachen mit der Absicht, nichts zu halten, so oft erfuhren sie eine Abweisung aus dem deutschen Lager. Endlich hat sich die Regierung ermannt und einen Ent wurf vorgelegt, der die Ordnung der verfahrenen na tionalen Angelegenheiten in Böhmen bezweckte. Jetzt holte das Tschcchentum seinen neuen Trumpf hervor, mit dem es die deutsche Einigkeit zu erschüttern ge denkt. Es stellt sich ungeheuer ausgleichsfreundlich und tut, als wäre es zu einem ungeheuren Entgegenkommen bereit: zu nationalen Ausgleichsmaßnahme» gleich für ganz Oester reich, nicht für Böhmen allein. Natürlich ist das eine Leimrute für die deutschen Abgeordneten, weiter nichts. Der Gegenstand wird durch diesen Antrag ungemein er weitert, und so lange, bis man ihn erledigt hat zur Zufrie denheit der Deutsche», können die Dinge in Böhmen nicht liegen bleiben. Die Deutschen sollen dann den zur Schau getragenen „guten Willen" der Tschechen für die vollzogene Tat nehmen und einstweilen die Verhältnisse der böhmi- chen Steuerleistungen ordnen helfen. Hinterher kommt entweder überhaupt nichts im Sinne des Ausgleichs zu- tande, oder die slavisch - romanische Mehrheit beschließt einen Ausgleich, der die Deutschen vollends in die Hände ihrer Gegner liefert. Wehren können sich die kaum da gegen, weil durch die auf so raffinierte Weise erschwindelte Eeschüstsordnungsänderung die Obstruktion der Deutschen ausgeschaltet ist. Wenn die Deutschen in dem Kampfe nicht ihre letzte Waffe aus der Hand geben wollen, können sie nur uner- chlltterlich sich auf den Standpunkt stellen: keine Zulassung von Verhandlungen in Böhmen, bis der Ausgleich auf der Grundlage der Bienerthschen Vorschläge und unter Be grenzung auf Böhmen erledigt ist! Politische Nachrichten. Deutschs- Reich. Abgeordneter Merkel will für den 22. Reichstagswahk- kreis nicht wieder kandidieren. So hat er selbst dem frei sinnigen Verein von F a l k e n st e i n mitgeteilt, wie dessen Vorsitzender, Lehrer Herrmann, in einer Volksversamm lung kundgab. Die Versammlung war von allen Parteien aus gut besucht. Reichstagsabg. v. Friedrich Nau-,