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Verordnungsblatt der Areishauptmannschaft Bautzen als Konsistorialbehörde der Oberlaufitz. Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeindcräte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Nr. 162 12i> Jahrgang Sonnabend, den 16. Juli 19 lv, abends Organ der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau VrscheinungSweiser Täglich abend« mit Ausnahme der Sona- and Feiertage. Bezugspreis: Monatlich 1 Mart. Anzeigenpreis: Die ögcspaltenc Petitzeile oder deren Raum 15 Pfennige, in geeigneten Fällen Ermäßigung. Schwieriger Satz entsprechend Gchristleitung und Geschäftsstelle: Bauten, Innere Lauenstrich« 4 Fernsprecher: Nr. 51. — Drahtnachricht: Amtsblatt, Bautzen. Einzelpreis: 10 Pfennige. teurer. Reklamen: Dte 3gespaitcne Petitzeile 50 Pfennige. Das Wichtigste vom Tage. "KönigFriedrichAugust wohnte gestern nach mittag in Gelenau bei Chemnitz der Enthüllung des Denkmals für König Albert bei. Am Abend reiste Se. Majestät nach München und Oberammergau. * Die Dresdner Handelskammer hofft, daß die Einführung der Schiffahrtsabgaben an dem Widerspruch Oesterreichs und der Niederlande scheitern werden. * Die bayerische Steuerreform gilt als ge sichert. * Es erregt Aufsehen, daß diebadischen Sozial demokraten das Budget mit den übrigen Parteien der Zweiten badischen Kammer bewilligt hat. * Eine Verschwörung gegen den König von Spanien glaubt man in Valladolid entdeckt zu haben. Wetteraussicht für Sonntag: Wolkig, kälter, zeitweise Niederschlag. ' Ausführliches siehe an anderer Stelle. Wochenschau. So verregnet der heurige Sommer ist, so lebhaft geht es auf dem politischen Tanzplatz zu. Wenn man von dem russisch-japanischen Abkommen hinwegsieht, dann bleibt allerdings nicht vieles bestehen, was für die Dauer von Bedeutung sein dürfte. Das gilt in erster Linie von der großen Sensation dieser Woche, von dem Kaiserbrief an den Präsi denten von Nikaragua. Man täte den englischen Journa listen unrecht, wenn man annehmen wollte, sie seien wirk lich solche politische Wickelkinder, dah sie die harmlose Be deutung dieses Schreibens nicht erkannt hätten. Aber es war ihnen eben um eine Sensation zu tun. Nichts macht nun in England soviel Sensation, als wenn irgend etwas Schlechtes über Deutschland gemeldet werden kann, unk nichts ist den Engländern dabei lieber, als wenn die Person des Kaisers dabei mit hineingezogen wird. Wir sind ja diese englischen Gehässigkeiten seit Zähren gewohnt ge wesen. Die deutsche Regierung und vor allem der Kaiser persönlich haben alles Mögliche getan, dies gehässige Miß trauen zu beseitigen. Wenn nach der Beerdigung König Eduards die englischen Empfindungen freundlicher gegen Deutschland zu werden schienen, so ist das nicht von langer Dauer geblieben, ebensowenig, wie bei früheren Gelegen heiten eine friedliche Stimmung jemals jenseits des Ka nals lange angehalten hat. Man kann daher wirklich nur immer den Rat geben und die Bitte aussprechen, doch mit Freundschaftsbeweisen England gegenüber möglichst zurück haltend zu bleiben. Auf die Dauer wird unser Verhältnis zu England doch durch die Stärke unserer Schiffswünde und die Durchschlagskraft unserer Geschosse bestimmt. Einen starken Gegner wird England so leicht nicht angreifen, und wir sind zufrieden, wenn wir in ehrenvollem Frieden blei ben können. Das gilt auch in unserem Verhältnis zu Rom. Es wäre freilich sehr rücksichtsvoll gewesen, wenn die vati kanische Regierung auch die Veröffentlichung der Borro mäus-Enzyklika in Oesterreich unterlassen hätte, doch so zartfühlend sind die in Spanien geborenen einflußreichen Monsignori nicht, die nach der Aussage des biederen Stadt- pfarres von Donaueschingen in Rom im Sportkostüm Tennis spielen. Eeneraldispens vom Fasten für ganz Spanien, das ist ein Mittel, mit dem sie eher glauben, Seelen fangen zu können, und wahrscheinlich hoffen die Herren so am ehesten, der religiösen Unzufriedenheit auf der iberischen Halbinsel Herr zu werden. Vielleicht haben die Herren nicht einmal so ganz unrecht, der Spanier ist ausgesprochener Fleischesser und die Entbehrungen der Fastenzeit haben schon aus manchem revoltierenden Magen ein revoltierendes Hirn gemacht. Zm innerpolitischen Leben sind aller Augen auf die Nationalliberalen gerichtet, deren Partei offen bar eine schwere Krisis durchgemacht. Symptomatisch dafür sind die Vorgänge in C h e m n i tz, wo die Scheidung zwischen dem rechten und dem linken Flügel auch äußerlich vollzogen ist. Herr Langhammer mit den Seinen mag nun nach Bassermannschem Rezept den Anschluß nach der rötlichen Seite suchen. Hoffen wir, daß der rechte Flügel getreu dem alten Grundsatz „DieNationüber die Partei" das Kriegsbeil gegen die Konservativen begräbt, zum Segen einer zielbewußten deutsch-nationalen Politik, deren Angriffspunkt der gemeinsame Gegner, die Sozialdemokratie ist. Die Äreter haben sich den Noten und Schiffen der Schützmächte gefügt und entschlossen, die Mohammedaner unvereidigt in die Nationalversammlung zuzulassen. Damit ist, wenn es sich um mehr als ein Zugeständnis han delt, das der überlegenen Macht ihrer Schutzfreunde gilt, für den Augenblick die Krists gelöst. bsuäLdiliter se sub- jecerunt. Es fragt sich nur auf wie lange. Da die Schutz mächte sich zu einem Definitivum nicht entschließen können, wird man wohl annehmen können, daß sie noch mehrfach ihre Schiffe senden und abberufen werden. Aber es wäre interessant festzustellen, wie viele Millionen Kreta den vier Mächten schon gekostet hat. Die Franzosen haben in ihrer Balkanpoli - t i k eine bemerkenswerte Schwenkung gemacht. Während sie eine Zeitlang die Türken zu begünstigen schienen, ver warnen sie sie jetzt, den Bogen Griechenland gegenüber nicht zu Überspannen. Vor allem fordern sie die Aufhebung desBoykotts gegen die griechischen Waren. Es ist aber recht fraglich, ob die Türken überhaupt imstande sind, diese Bedingung zu erfüllen. Die türkische Bevölkerung würde einer dahingehenden Anordnung ihrer Behörden offenen Widerstand entgegensetzen, und schließlich kann man doch niemanden zwingen, bei jemandem zu kaufen, bei dem man nun einmal nicht kaufen will. Was Oester reich erdulden mußte, das muß schließlich doch auch Grie chenland sich gefallen lassen, zumal dieser Boykott das ein zige Mittel ist, auf das hin die Kreter von Athen aus beruhigt werden. König Georg von England scheint also mit seiner Balkanpolitik bei den Franzosen Erfolg gehabt zu haben. Die Kammern in Frankreich haben ihre Ar beiten beendet. Die öffentliche Meinung kümmert sich aber nicht um den Parlamentschluß. Sie hat anderen Ge sprächsstoff. Zum Beispiel den Besuch des englischen Königspaares. Die Presse ist in ihrer politischen Würdi gung der französisch-belgischen Festtage merkwürdig nichts sagend. Man sieht ja in den Belgiern so halbe Verwandte und bringt ihnen gewiß viele Sympathien entgegen, so sehr man sich insgeheim über die eigentümliche Sprache der Nachbarn und ihre angeblich wenig verfeinerten Sitten lustig macht. Belgien ist aber ein neutrales Land und man kann also keine neuen Ententeexperimente gegen Deutschland mit diesen Leuten anfangen. Zudem ist der Belgierkönig Halb-Deutscher und die Königin gar Ganz- Deutsche und man war doch etwas gekränkt, daß der erste Besuch der belgischen Herrschaften dem Berliner Hof galt. Natürlich bemühen sich die maßgebenden Kreise trotzdem, die fürstlichen Besucher auf alle mögliche Weise für Frank reich zu gewinnen. Die Feier des Nationalfestes war die selbe wie alle Jahre. Die Sozialisten und Syndikalisten haben nur Hohn und Spott für diese Revolutionsfeier der „reaktionären" Bourgeosie. Einst war der Nationalfeiertag eine einzige Nationalorgie. Heute denken nur noch die paar Gläubiger der Derouladö-Sekte an den ehemaligen Spektakel. Nicht als wenn der Haß gegen die „Räuber" Elsaß-Lothringens vergessen wäre, aber man zieht heute andere Methoden vor, als vor 30 Zähren. Die diesjährige interparlamentarischeFrie- d e n s k o n f e r e n z wird Ende August in Brüste! versand melt sein und allem Anschein nach die bedeutendste Ver sammlung dieser Art werden, die bisher stattgefunden hat. Denn es werden nicht bloß die meisten Parlamente der Welt durch hervorragende Mitglieder vertreten sein, son dern man kündigt auch die erstmalige Teilnahme verschie dener Parlamente an, darunter der russischen Reichsduma, der serbischen Skupschtina, der bulgarischen Sobranje, der Volksvertretungen des ottomanischen Reiches und Japans, auch aus dem persischen Parlamente werden Vertreter er wartet. Nicht minder bedeutend ist die Tagesordnung, die insbesondere zwei wichtige Fragen umfaßt, nämlich die Neutralisierung der bedeutenderen Meerengen und inter nationalen Kanäle, wie des Panamakanals, und den Aus bau der Haager Schiedsoertragsbestimmungen nach dem Anträge des nordamerikanischen Staatssekretärs des Aeußern Mr. Knox. Großes Aufsehen erregt einepolitischeNiedei- lage, die Theodore Roosevelt jüngst in Albany erlitten hat. Er hatte sich in einem Telegramm an den Vorsitzenden des republikanischen Grafschaftskomitees Eriscom dahin ausgesprochen, daß er die durch die Cobb-Bill beantragte Legislativen Befugnis der Ur wählerversammlungen billige und ernstlich hoffe, daß die Bill Gesetz werde. Die Cobb-Bill ist aber mit 80 gegen 63 Stimmen abgelehnt worden. Die demokratischen Zeitungen jubeln und höhnen, die republikanischen sind kleinlaut. Zm Grunde genommen liegt weder zu dem einen noch dem an deren ein ernster Grund vor. Das Erstaunliche ist nur, daß es Roosevelts erste Niederlage ist; im übrigen ist man in Amerika gewohnt, das Ereignis des Tages zu übertreiben und bald genug wieder zu vergessen. Roose velt hat sein letztes Wort gewiß noch nicht gesprochen. Der Zweck des jüngsten japanisch-russischen Abkommens besteht darin, alle durch den Vertrag von Portsmouth und die späteren Vertrüge zwischen Rußland und Zapan unentschieden gebliebenen strittigen ostasiati schen Fragen zu ordnen und die Gefahr künftiger Reibun gen zwischen den beiden Staaten zu beseitigen oder doch wesentlich einzuschrünken. Es leuchtet nun ein, daß man sich zu diesem Zwecke nicht lediglich auf die Regelung be reits bestehender Verhältnisse beschränken konnte, sondern auch alle künftigen Möglichkeiten in Betracht ziehen mußte, soweit sie sich irgend übersehen lassen. Dies konnte am zweckmäßigsten dadurch geschehen, daß die beiden Vertrags mächte sich gegenseitig bestimmte Einfluß- und Interessen sphären garantierten und verpflichteten, sich gegenseitig bei der Betätigung ihres Expansionsdranges in jenen Reser vaten in Zukunft jeder Gegenaktion und jedes Wider spruches zu enthalten. Da beide Staaten nun auf chinesi schem Gebiete wichtige Konzessionen vertragsmäßig besitzen, deren Ausnutzung und Ausdehnung bisher gerade zu Un stimmigkeiten und Konflikten führte und für die Zukunft ernstere Komplikationen erwarten ließ, so mußte es eben das Reich der Mitte sein, auf dessen Kosten sich Zapan und Rußland verständigten. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Die Schiffahrtsabgaben auf der Elbe. Der soeben veröffentlichte Jahresbericht 1909 der Handels- kammerDresden, welche bekanntlich in dem Arbeits ausschuß der Weser- und Elbschiffahrtsinteressenten den Vorsitz führt, wird in ausführlicher Weise wiederum dar getan, daß der Widerspruch gegen die Schiffahrtsabgaben in Sachsen nicht nur auf die nächstbeteiligten Kreise von Handel und Gewerbe Sachsens beschränkt ist. sondern daß die gesamte sächsische Bevölkerung die Bei behaltung der Schiffahrtsabgabenfreiheit wünscht, auch heute nach der Annahme des Gesetzes im Bundesrat. Die Handelskammer Dresden schreibt, daß es im Interesse der sächsischen Volkswirtschaft nur zu begrüßen wäre, wenn die Einführung von Schiffahrtsabgaben schließlich an dem Widerspruch Oesterreichs und Hollands scheitern würde, wenngleich es dann vom nationalen Standpunkt außerordentlich bedauerlich bleibe, daß die Ab gabenfreiheit der deutschen Ströme nur dem Widerspruch zweier ausländischer Staaten zu verdanken wäre. In Sachsen hat man sich jedenfalls keineswegs mit dem Ge danken ausgesöhnt, denn auch die Zustimmung der Regie rung ist doch hervorgegangen aus rein taktischen Erwä gungen, welche die prinzipielle Haltung Sachsens in dieser Frage in keiner Weise berühren. Die sächsische Aerzteschaft zur Frage der unentgeltlichen ärztlichen Tätigkeit. Namens des ärztl. Bezirksvereins Leip zig-Land hatte dessen Vorsitzender, vr. meck. Eoe tz-Leipzig, folgende Bekanntmachung an die dem deutschen Aerzte- vereinsbunde angehörenden Aerztevereine erlassen: „Die immer erneut an die Aerzte herantretende Forde rung, für sog. gemeinnützige Unternehmungen ärztliche Fachtätig keit unentgeltlich zu leisten — ein Verlangen, das mitunter so weit geht, uns solche Tätigkeit geradezu als Standespslicht hin zustellen —, die Unklarheit, die unter den Aerzten selbst vielfach darüber besteht, wie man sich solchen Zumutungen gegenüber zu verhalten habe, veranlaßt den ärztlichen Bezirksverein Leipzig- Land, falls er die dazu nötige Zustimmung von noch zehn Bun desvereinen findet, d^m diesjährigen Aerztetage folgenden Antrag vorzulegen: „Der 38. Deutsche Aerztetag fordert die deutschen Aerzte auf, ärztliche Tätigkeit auch in solchen Fällen nur gegen Be zahlung auszuüben, wo es sich um sogen, gemeinnützige Unter nehmungen, wie Säuglingsfürsorge, Ausbildung Roter Kreuz- Kolonnen, Samariter-Ausbildung, poliklinische Tätigkeit oder Aehnliches handelt." Diejenigen Bundesvereine, die diesen Antrag zu unterstützen gedenken, werden um Zustimmungserklärungen gebeten." Auf diese Aufforderung haben jetzt 29 ärztliche Be zirksvereine zu dem Anträge Leipzig-Land in folgender Weise Stellung genommen: 1. Abgelehnt haben den Antrag die Bezirksvereine Chemnitz-Land, Dresden-Land, Zwickau, Bautzen, Zittau (unter Vorbehalt), Oelsnitz, Glauchau, Grimma, Annaberg, Dippoldiswalde, Marienberg, Oschatz, Löbau, Borna, Großenhain, Dresden-Stadt, Chemnitz-Stadt und Kamenz. 2. Angenommen haben den Antrag die Bezirks vereine Meißen, Plauen und Leipzig-Land. 3. Es für wünschenswert erklärt, daß die Frage - " auf dem Aerztetage verhandelt werde, haben die Bezirks»«^--^ vereine Rochlitz, Döbeln und Flöha. ..HA