Volltext Seite (XML)
r »«««Mch I ««I. : 10 ««mü««. N«z<t^e»prti«: Die SgefpaNrne PklltzcU« olxr deren Raum 15 PfrantM. t» geeignete« Fällen Ermäßigung Schwieriger Sa- eaq-rechöid teurer. SkeN««e»r Di« Zgespaitene Petitzeile 50 Pscnnlge. VeryrduuugHblatt der Areitzhauptmannschaft Bautzen als Konsistorialbehörve der Oberlausitz. A m t s ö l a 1L der AmtShauptmamischasten Bautzen und L-bau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, tzet HmrptzoÜamtS Bautzen ingleichen der Stadtröte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga» der HaudelS- »ud Gewerdelammer z« Zittau. G»^«tz«inungäweifer Täglich abend» mit Ausnahme der E*»- m»d Frirnage. «chr«sU»it»»g und »efch»ft»St««e. Bautzen, Inner« Lanenftmche t F«r»fprtch«r: Rr. 51. — Drahtnachricht' «m»4blaN, Bonden. «r 111 Mittwoch, de« 18. Mai 1910, abends. 129. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Der Abgeordnete Großindustrielle Merkel-Mylau, der aus der nationalliberalen Fraktion der sächsischen Zweiten Kammer ausgeschieden ist, verbleibt in dec nationalliberalen Reichstagsfraktion. * In Johanngeorgenstadt wurden umfang reiche Handschuh- und L e d e r d i e b st ä h l e aufge deckt. Der Schaden wird auf mehrere Hunderttausend Mark geschätzt. * Der Kaiser ist gestern abend nach London ab gereist. Der 4)4 Millionen-Fonds zur Entschädigung der deut schen Zigarrenfabrikanten und Tabakarbei ter wird noch weiter erhöht, da man sich in Negie rungskreisen jetzt entschlossen hat, auch diejenigen Tabak arbeiter zu unterstützen, die vom Militär entlassen wur den und keine Stellung fanden. * Der „Bund der Industriellen" lehnt im Gegensätze zum „Zentralverband deutscher Industrieller' die Herrenhausbeschlüsse zur Wahlreform in Preu ßen ab. * In Lancastershire droht ein großer Streik in der B a u m w o l l - I n d u st r i e, da die Fabrikbesitzer eine 5proz. Lohnherabsetzung beschlossen haben. Die Pforte mobilisiert die Reserven des 4. Armeekorps, um sie an die griechische Grenze zu schicken. * Wetteraussicht für Donnerstag: Heiter, kälter, trocken. ' Ausführliche» siehe an anderer Stelle. Wie soll es weitergehen k Wenn das deutsche Volk jetzt den ernstlichen Willen zeigt, auf dem Wege nach größerer Gerechtigkeit und Gleich heit wieder ein ansehnliches Stück vorwärts zu schreiten, so soll man nicht versuchen, dieses Streben aufzuhalten, son dern lediglich darauf bedacht sein, es in die richtige Bahn zu lenken. Das deutsche Volk kennt in seiner Geschichte keine er folgreiche Revolution. Dagegen ist, wie das „Vaterland" treffend aussührt, die Entwicklung des französischen Volkes seit mehr als hundert Jahren eine fortlaufende Kette von Aufruhr und Umsturz: man denke nur an die Jahre 1789, 1830, 1848, 1871. Beim englischen Volk liegen ähnliche Umwälzungen zwar weiter zurück, aber sie haben doch auch stattgefunden und haben den nachhaltigsten Einfluß auf das staatliche Leben ausgeübt. Es sind in dieser Hinsicht zu nennen: Der Beginn der Herrschaft des Oliver Crom well 1649 und die Verurteilung der Stuarts 1688. Das deutsche Voll ist in dem Fortschritt zu immer höherer allgemeiner Wohlfahrt, zu möglichst ausgedehnter Freiheit und Gleichheit, zu gesteigerter Förderung von Bildung und Gesittung, von Erwerb und Genuß hinter andern Völkern keineswegs zurückgeblieben, aber seine Er folge waren niemals das Ergebnis von Gewalttaten, son dern vielmehr stets die Frucht des friedlichen Zusammen wirkens zwischen Fürst und Untertanen. Schon die deutsche Reformation unterschied sich hierin sehr wesentlich von der gleichen Bewegung in andern Län dern, und wenn schließlich daraus der schreckliche Dreißig jährige Krieg entsprang, so muß man erwägen, daß dieser in dem nichtdeutschen Böhmen zum Ausbruch kam, und daß er in seinem Verlaufe nichts andres war als ein Erobe rungskampf fremder Nationen auf deutschem Boden. Die deutschen Fürsten waren es alsdann, an deren Hand sich die Bevölkerung immer wieder aus Not und Elend emporarbeitete, sowohl in den größeren als in den kleineren Staaten. In Brandenburg—Preußen ragen hinsichtlich derartiger Leistungen der Große Kurfürst und Friedrich der Große hervor, von denen der letztere in wahr haft bewundernswerter Weise die furchtbaren Verwüstun gen des Siebenjährigen Krieges zu heilen verstand; unter den übrigen deutschen Fürsten aber nehmen die Wettiner mit ihrem unermüdlichen stillen Wirken für das Gedeihen ihres Staates und mit ihrer liebevollen herzlichen Art, die auch stets warme Gegenliebe erzeugt hat, einen der vor nehmsten Plätze ein. Ferner sei hingewiesen auf die Wiederbelebung des preußischen Staates in der Zeit von 1807 bis 1813 durch die Regierungsmänner Stein, Hardenberg und Scharn horst, auf den Erlaß der ersten Verfassung für einen deut schen Staat durch den Eroßherzog von Sachsen-Weimar Karl August, den hochherzigen Freund des Dichters Goethe, 1816, auf die freiwillig gewährte Verfassung für das Königreich Preußen im Jahre 1847, auf das von dem treuesten Diener seines Königs, dem zu jener Zeit viel- gehaßten Bismarck, geschaffene allgemeine gleiche Wahl ¬ recht, auf die Arbeitergesetze Kaiser Wilhelms I. seit 1881, mit denen das Deutsche Reich noch heute in der ganzen Welt einzig dasteht. Mancher Fortschritt ist langsamer ins Werk gesetzt worden, als es den ungeduldigen Wünschen einzelner Be völkerungsklassen entsprach, aber er ist doch nicht ausge blieben und hat der Regierung nicht abgekämpft werden müssen, wie dies in andern Staaten der Fall gewesen ist. lleberall sonst auf der Erde hat sich das Dichterwort unendlich oft erfüllt: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leden blüht aus den Ruinen." Nur Deutschland macht von diesem Prozeß eine rühmliche Aus nahme: in ihm verknüpft sich das Neue mit dem Alten ohne Umsturz und Verwüstung, und wer wollte behaupten, daß ihm diese Abweichung von der allgemeinen Regel irgend welche Nachteile bereitet Hütte? Ueber alles Erwarten günstig hat sich die echt deutsche allmähliche Verschmelzung des Hergebrachten mit dem Fortschrittlichen erwiesen. Es sei nur erwähnt, daß 1848 kaum jemand die Herstellung eines kraftvollen deutschen Reiches mit der Beibehaltung des vielköpfigen Fürsten tums für vereinbar gehalten hat, und siehe da, das letztere ist zum segensreichsten Hort gegenüber der so häufig zu Tage getretenen Zerfahrenheit des Reichstages geworden. Der Deutsche hängt aber auch seiner ihm angeborenen Natur nach mit ganzem Herzen cn seinem Landesfürsten. Dies hat er besonders in der Zeit des Unglücks gezeigt, wo doch die wahre Gesinnung des Menschen sich zu offenbaren pflegt: in Preußen nach 1807, und in Sachsen nach der Ge fangennahme seines Königs 1813, als der Vorschlag ge macht wurde, daß dieser sein väterliches Erbe mit einem Stück Land in der katholischen Rheingegend vertauschen sollte. Wenn neuerdings in zahlreichen Angehörigen unsers Volkes eine andre Empfindung rege geworden ist, so muß diese als des deutschen Wesens unwürdig mit der Wurzel wieder herausgerissen werden. Es ist eine ober flächliche fremdnationale Denkweise, wie sie sich leider auch auf andern Gebieten nicht selten in die für allerlei Be strebungen so empfängliche Auffassung unsres Polkes ein geschlichen hat. Vertrauen zu unsern Fürsten, und Vertrauen zu ihren Dienern! Mit ihnen gelangen wir viel sicherer zum Ziel als gegen sie. Es ist stets gefährlich, solchen Führern Folge zu leisten, die erst etwas werden wollen. Der letztere Zweck pflegt diesen bei weitem mehr am Herzen zu liegen, als das Wohl ihrer Getreuen, während die In haber der einflußreichen und verantwortungsvollen Stel lungen, wenn sie nur für gerechte Forderungen überhaupt zugänglich sind, als die berufenen Schöpfer aller gesunden Neuerungen zu gelten haben. (An neuer Weg zu handwerklicher (vemcinschaftS-Ardcit. Alle Versuche, dem Handwerk zv helfen, müssen schei tern, so lange nicht zweierlei erreicht wird: Erstens dem Handwerk mehr Arbeits- und Verdienstgelegenheit zu ver schaffen, und zweitens den ewigen Preisunterbietungen Einhalt zu tun, damit die solide Arbeit endlich wieder lohnend wird. Bei dem jetzigen verzweifelten Wettrennen um die Aufträge und bei dem üblichen Zuschlag an den Mindestfordernden wird entweder die Qualität der Arbeit immer mehr heruntergedrückt oder die Handwerker rui nieren sich zum Vergnügen ihrer Gegner. Um dem Handwerker mehr Verdienstgelegenheit zu verschossen, muß er in den Stand gesetzt werden, sich auch an größeren öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen, die bisher fast immer Großunternehmern zufielen. Dazu bedarf es allerdings gewisser Vorbereitungen und Organi sationen. Die Bildung von Genossenschaften allein genügt hierfür noch nicht; denn so anerkennenswert es ist, daß ver dienstvolle Männer einzelne Handwerker zu Genossenschaf ten organisierten, so war doch damit allein noch nicht ge holfen. Denn schließlich waren zwar die Produktions- Ecnvssenschaften vorhanden, aber sie hatten leider nichts zu produzieren; es fehlte an Arbeit. Darum muß also eine Instanz ins Leben gerufen werden, deren Haupt zweck die Arbeitsbeschaffung ist — also eine Arbeits- Vermittelungs- und Arbeits-Verteilungs- st e l l e, die ihrem nächstliegenden Zwecke entsprechend als „Submissions-Zentrale" bezeichnet worden ist. Auf wiederholte Vorstellungen der Mittelstandsver einigung bei den oberen Behörden ist die bestimmte Zu sicherung geworden, daß bei Vergebung öffentlicher Ar beiten das Handwerk mehr als bisher berücksichtigt werden soll; allerdings müßten dann gewisse Garantien geschaffen werden, daß die Arbeiten in gleichmäßiger Güte und aus gleichmäßigem soliden Material gefertigt würden, auch sonst bezüglich der ordnungsmäßigen Ablieferung usw. alle nötige Sicherheit bestehe. Begreiflicherweise lehnten es die Behörden ab, sich mit der Verteilung der Arbeit an Dutzende oder gar Hunderte von Kleinmeistern zu befassen; das würde den amtlichen Apparat zu sehr belasten. Es be darf also auch hier wieder einer Vermittelungsstelle, die den Behörden diese Aufgabe abnehmen könnte und die auch sonst die nötigen Garantien für die sachgemäße Ausführung bietet. Die Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen will es nun unternehmen, eine solche Zentralstelle für A r b e i t s v e r m i t t e l u n g zu schaffen. Sie hat sich deswegen mit den Behörden in Verbindung gesetzt, um sich deren Zustimmung und Förderung für das Unter nehmen zu sichern, und sie hat allerseits bereitwillige Zu sagen erhalten. Das Unternehmen soll in erster Linie sich die öffentlichen Ausschreibungen der Behörde zunutze machen und den mittleren und kleineren Betrieben die Mitbewerbung um dieselbe» erleichtern. Es wird also darauf ankommen, einer möglichst großen Anzahl von ge eigneten gewerblichen Betrieben Teil-Lieferungen an größeren Submissionen zuzuweisen, die Arbeit un parteiisch und sachgemäß zu verteilen, nötigenfalls die Be schaffung gleichmäßig guten Materials zu vermitteln, die Ausführung und Ablieferung zu überwachen usw. Ueber die Größe und Schwierigkeit dieser Aufgabe möge man sich nicht täuschen. Dennoch kann sie bei ge eigneter Leitung, bei dem guten Willen aller Beteiligten und dem nötigen Wohlwollen seitens der Behörde recht wohl gelöst werden. Die Anbahnung des ganzen Unternehmens und die Schaffung der nötigen Organisation, die Einrichtung der erforderlichen Bureaus und Anstellung befähigter Beamter erfordert begreiflicherweise Summen, deren Aufbringung dem wirtschaftlich geschwächten Handwerk aus eigenen Mitteln nicht zugetraut werden kann. Hier muß st a a t - l i ch e Hilfe eingreifen, und da es sich um eine Aufgabe von größter öffentlicher Bedeutung handelt, so kann auch der Staat hier seine Hilfe nicht versagen. Auf die Vor stellungen der Mittelstandsvereinigung hat sich denn die sächsische Regierung auch bereit erklärt, eine Summe von 20 000 jährlich zur Unterstützung einer Submissions-Zentrale in den Etat einzustellen, und der da hin gehende Antrag im Landtage ist mit überraschender Einmütigkeit von Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen genehmigt worden. Da auch die Erste Kam mer ihre Zustimmung erklärt hat, dürften dem Unter nehmen sich kaum noch erhebliche Schwierigkeiten entgegen stellen. Es hat nun bei dem ersten Bekanntwerden des Ge dankens in der Oeffentlichkeit nicht an Bedenken und Einwendungen gefehlt, die aber zum Teil auf Miß verständnisse zurückzusühren sind. Atan hat der geplanten Zentrale zugetraut, daß sie ältere bestehende Organisati onen, wie z. B. den sächsischen Genossenschafts-Verband, die sächsische Handwerker-Zentral-Genossensch.-Bank usw. bei seite schieben und somit bewährte Einrichtungen zerstören wolle. Das widerlegt sich schon dadurch, daß der Vertreter des sächsischen Genossenschafts-Verbandes, Herr Knappe, von vornherein zu den Bestrebungen in dieser Angelegen heit stets zugezogen worden ist. Man hat der neuen Or ganisation sogar die Absicht unterstellt, eigene Werkstätten schaffen zu wollen und gewissermaßen durch Errichtung neuer Großbetriebe die bestehenden selbständigen Betriebe zu gefährden. Das sind selbstverständlich Ausgeburten der Phantasie. Die neue Organisation soll vielmehr alle be stehenden und bewährten Einrichtungen und Verbände schonen und sie in ihrer Wirksamkeit fördern und stärken. Sie soll vor allem die bestehenden Betriebe schützen und zu erhalten suchen und sich lediglich darauf beschränken, hel fend, beratend, vermittelnd und unterstützend überall ein zugreifen. Es wird auch zu einem gesunden Gedeihen des Planes sich von selbst gebieten, daß die neue Zentrale sich nicht in gewagte wirtschaftliche Unternehmungen einläßt. Sie kann zum Beispiel nicht daran denken, etwa große Ma terial-Einkäufe auf eigene Rechnung zu übernehmen, wohl aber kann sie den Bezug gleichmäßig guten Materials auf Wunsch für gewisse Aufträge vermitteln; und auch hier wird sie wiederum darauf bedacht sein müßen, bestehende Mittelstands-Existenzen des Handelsstandes nicht zu ge fährden, sie vielmehr nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Wenn auch in den ersten Entwürfen der bestehende Plan bis zu weit ausschauenden Konsequenzen durchgeführt wurde, so ist doch durch praktische Rücksichtnahmen geboten, daß man sich vorläufig auf das Nächstliegende beschränkt, dort dem Gewerbe Rat und Hilfe angedeihen läßt, wo die Mittel und Kräfte es gestatten und daß man den weiteren schrittweisen Ausbäu dem praktischen Bedürfnis überläßt.