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K Mhemr ANachnchlen Verordnungsblatt der Kreishauptmannschast Bautzen als Konfistortalbehörde der Oberlausitz. Amtsötatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, inglcichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde uud Weißenberg. Orga« der Handels- uud Gewerbekammer zu Zittau. Erscheinungsweise» Täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Tchriftleitung und Geschäftsstelle: Vaupcn, Innere Lauensnake 4 Fernsprecher: Nr. 51. — Drahmachüchl: Amtsblatt, Baußen Bezugspreis r Monatlich 1 Mark. Einzelpreis: 10 Psennige. Anzeigenpreis: Di- 6gespallene Pciitzeiie oder deren Raum 15 Psennige, in geeigneten Fällen Ermäßigung. Schmieriger Satz entsprechend teurer. Reklamen: Die Zgespaltene Petitzeile 50 Psennige Nr. 12 129. Jahrgang Montag, den 17. Januar 191N, abends Tas Wichtigste vom Tage. * In B e r l i n fand am Sonntag die H u n d e r t j a h r- feier des preußischen Krönungs- und Ordens- Festes statt. Die Zahl der verliehenen Orden beträgt 4012. * Der konstituierende Parteitag der neuen deutschen freisinnigen Volkspartei findet am 0. März in Berlin statt. * Prinz Philipp von K o b u r g hat aus Geltend machung seiner Ansprüche gegen die Prinzessin Luise ver zichtet. * Die P a r l a m e u t s w a h l e n in England haben bisher sür die Opposition, die Unionisten, guten Erfolg ge bracht; sie gewannen 18 Sitze neu, die Liberalen unr 3. * Prinz Georg von Serbien hatte einen hef tigen Zusammenstoß mit dem Belgrader Stadtpräfekten Alim-pitsch. Die Regierung verlangt vom Könige die Ver bannung des Prinzen aus Serbien für längere Zeit. * Wetteraussicht für Dienstag: Stürmisch, mild, Regen und Schnee. * Ausführliches siehe an anderer Stelle. Die Entwickelung der Schutzgebiete in Afrika und der Siidsee. Dem Reichstage ist vom Reichskolonialtamt eine Denkschrift über die Entwickelung der Schutzgebiete in Afrika und der Südsee im Jahre 1008/0!) zugegangen. Wie aus der Denkschrift hervorgcht, hat die Befriedung unserer Schutzgebiete auch in dem Zeitraum 1908/09 merkliche Fort schritte gemacht. Sie äußerte sich bei der farbigen Bevölke rung unserer afrikanischen Besitzungen in einem erfreu lichen Rückgang kriegerischer Unternehmungen und in der stetig zunehmenden Anspannung ihrer Arbeitskräfte für die wirtschaftliche Entwickelung. Daß Arbeitsunlust und ein seitige Auffassung eingegangcner Verpflichtungen hier und da polizeiliche Maßnahmen und Bestrafungen notwendig machten, liegt in der Natur des Farbigen begründet. Immerhin scheint es, als ob die Eingeborenen unserer afri kanischen Schutzgebiete dem Segen der friedlichen Arbeit all mählich größeres Verständnis entgegenbringen. Von allgemeiner Bedeutung für sämtliche dem Reichs- Kolonialamt unterstellten Schutzgebiete ist die Kaiserliche Verordnung vom 3. Juni 1908, betreffend die Einrichtung der Verwaltung und die E i n g c b o r e n e n r e ch ts - pflege. Durch die Verordnung ist nunmehr der Reichs kanzler (Neichskolonialamt) allgemein ermächtigt worden, Vorschriften und Anordnungen über die Verwaltungs organisation der Schutzgebiete zu erlassen und die Gerichts barkeit über die Eingeborenen zu regeln. Die Ermächti gung erstreckt sich auch auf das materielle Recht fZivil- und Strafrecht) der Eingeborenen und auf das sogenannte ge mischte Recht, d. h. auf die rechtlichen Beziehungen der Ein geborenen zu den Nichteingebvrenen. Wie es weiter in der Verordnung bestimmt ist, können die erwähnten Befugnisse mit Ermächtigung oder Zustimmung des Reichskanzlers auch durch die Gouverneure ausgeiibt werden. Das Schul- und M i s s i v n s w e s e n erfreute sich im Berichtsjahre einer besonderen günstigen Entwickelung, na mentlich auch in Ostafrika, wo die Ausbreitungstendenz des Mohammedanismus die Pflege des christlichen Missions- und Schulwesens zu einer besonderen Aufgabe der Verwal tung macht. Mit Recht wird in den Schutzgebieten immer mehr Gewicht auf eine praktische Erziehung der Eingebore nen zur Arbeit, insbesondere zu Handwerks- und landwirt schaftlicher Arbeit gelegt, und die Erzielung einer nicht auf praktische Kenntnisse gerichteten Halbbildung als nicht er strebenswert, ja als bedenklich erkannt. Im Zusammen hänge damit treten dann aber weitere Bildungsprobleme auf, besonders die Schaffung von Einrichtungen für die Fortbildung solcher aus der großen Masse hervorragender Eingeborener, bei denen erwartet werden kann, daß ihre Bildung nicht in schädlicher Halbheit verbleibt. Die Gesundheitsverhät nisse der Europäer dürfen in allen Schutzgebieten als befriedigend bezeichnet werden. Unter den Krankheiten der Eingeborenen ist be sonders die Schlafkrankheit zu nennen, deren Bekämpfung immer noch erhebliche Schwierigkeiten verursacht. Was die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schutzgebiete anlangt, so war für deren Entwickelung die Erhaltung des Friedens günstig. Allerdings machte sich die allgemeine Geschäftslage auf dem Weltmärkte im Berichts jahre in den ans die Ausfuhr angewiesenen Schutzgebieten »och ungünstig fühlbar. Nach Schluß des Berichtsjahres hat sich übrigens die Konjunktur für die Ausfuhrprodukte unserer Kolonie» schon wesentlich verbessert. Das Gebiet, auf welchem die Verwaltung eine besonders intensive prv- duktionspvlitische Tätigkeit entsaltetc, ist der Bergbau. Die Ausfuhrstatistik zeigt hier vor allem eine bedeutende Zunahme der Kupsernussuhr, sodann außer für Blei zum ersten Male auch für Diamantcnausfuhr, die sich im laufen de» Jahre bereits außerordentlich gesteigert hat. Auch für Kupfer und einige andere Mineralien ist eine Steigerung der Ausfuhr zu erwarten. Die günstige Entwickelung der Finanzlage der Schutzgebiete hält an. Die eigenen Einnahmen zeigen im Rechnnngsjahre 1907 mit insgesamt 21 703 000 gegenüber 1906 mit 16 524 000 eine Zunahme von mehr als 30 Pro zent und werden, soweit die Etats- und vorläufigen Nech- nungsergebuisse dies erkennen lasten, nach einem vorüber gehenden Rückgang im Rechnungsjahre 1908 in den Jahren 1909 und 1910 voraussichtlich eine weitere Steigerung unr nahezu 50 Prozent aufweisen. Die bedeutende Steigerung für 1M9 und 1910 ist vornehmlich begründet aus deu Ein nahmen, die dem Landessiskus von Siidwestafrika aus der Ausbeutung der Diamantfelder dieses Schutzgebietes zu- flietzen. Bemerkenswert ist im Berichtsjahre die Einwir kung der Eisenbahnen aus die Steigerung der Steuerein nahmen in den von den Eisenbahnen erreichten Gebieten gewesen. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Zur Frage der Schiffahrtoabgaben. Die „Dresdner Nachrichten^ kommen in ihrer gestrigen Svnntag- nummer in einer Besprechung der Etatsdebatte der Ersten Kammer nochmals auf die bekannte Rede des Geh. RatS vr. Wach und die Erklärungen des Ministers Grafen Vitzthnm in der Frage der SchiffnhrtSabgaben zurück uud entnehmen daraus, daß sich Sachseu, Bade» und Hessen, sowie diejenigen Bundesstaaten, die ihnen »och beitrete» werde», nur der Gewalt süge n werden. Die Zustande auf der öffentlichen Tribüne der Zweiten Kammer sollen nach Berichten von Vertretern der Presse zur Zeit derartige sein, wie sie kaum in einem anderen Parlamente anzntreffcn sind. Die Rede» der Genossen wer den mit Beifall begleitet, die Reden aus den bürgerlichen Parteien und insonderheit auch vvu der Ministerbank wer den mit lautem Widerspruch aus der Tribüne aufgenvm- meu. Kürzlich soll eine Aeußcrung des Herrn Ministers Grafen Vitzthnm von der Tribüne aus laut zurückgewiescu worden sein. Dabei werden die Ansichten über die im Hause gehaltenen Reden auf der Tribüne oft so heftig aus getauscht, daß die Vertreter der Presse, die auf der Nachbartribüne sitzen, hierdurch in der richtigen Aufnahme ihrer Berichte schwer beeinträchtigt werden. Die Verhandlungen erwecken oftmals den Anschein, als sei »ran in einer Volksversammlung, und man begreift nicht, wie der Präsident diese Vorgänge entweder nicht sehen oder nicht hören will. Es scheint fast, als ob er sich der Macht der Tribüne nicht gewachsen fühle. Wäre letzteres der Fall, so würde dies allerdings im Interesse unseres sächsischen Land tages außerordentlich zu bedauern sein. Diese Mitteilungen kommen, wie gesagt, nicht aus den Reihen einer der bürger lichen Parteien, sondern von der Pressetribüne. Will also Herr vr. Vogel das Ansehen der Kammer und sein eigenes Interesse nicht länger gefährden, so muß er endlich andere Maßnahmen ergreifen. Wechsel in der EhcmNiger Amtohauptmannschaft? Ge rüchtweise verlautet in Ehcmnitz, daß der seit Anfang Juli 1904 daselbst amtierende Herr Amtshauptmann vr. Mor genstern demnächst seinen Posten verlassen und nach Dresden berufen werden solle. Bestimmtes ist zur Zett noch nicht darüber bekannt. Kommunales aus Zwickau. Das städtische Gaswerk zu Zwickau hat im letzten Jahre 345 878 ^Reingewinn gemacht, einschließlich 61 542 .// Rückzahlung für das Gas zur Straßenbeleuchtung. — Tic dortige Sparkasse ver fügte für 1W9 über einen Reingewinn von 275300 .//, 14 000 mehr als im Vorjahre. Eine Reichsgründnngöfeier hielt der Deutsche Reform verein in Leipzig am gestrigen Sonntage in den Kcst- sälen des „Hotels de Bvlvgne" ab. Der Vorsitzende, Stadt verordneter vr. Bennewitz, begrüßte die Festteilnehmer, zu denen Vertreter der meisten Leipziger nationalen und wirtschaftlichen Vereinigungen gehörte», n»d erklärte, daß man, nachdem sich die Woge» der politische« Erregung über die letzte Landtagswahl geglättet haben, auch diesmal zur Feier zusammeugetreten sei, um der Ueberzcugnug Ausdruck zu geben, daß die alte, unabhängige, rein deutschvölkische Gesiunung und der gesunde vaterländische Geist noch leben dig sei. Mit dieser Ueberzeugung brachte der Vorsitzende dem Kaiser und dem König ein dreifaches Heil, den: die Vaterlandshymne folgte. Die Festrede hatte wiederum Os wald Zimmermann aus Dresden übernommen. Er betonte die Notwendigkeit, daß wir uns in langer Friedens zeit an solchen Tagen, wie der der Neichsgründungsseier, immer aufs neue vergangener Großtaten erinnern müßten, damit mir ans der Vergangenheit Gewinn für die Gegen wart ziehen. Der Redner gedachte dann verschiedener Vor kommnisse, wie ganz unbedingt die Achtung des deutschen Namens draußen gelitten habe, und wandte sich gegen Parteiwirtschaft, nationale Phrase, einseitiges Fraktivns- interesie, sowie gegen di« Steuerlosigkcit des Reichsschiffes. Der Wasfenschutz sei unerläßlich, und nur auf dem natio nalen Boden gemeinsamer Politik können nur Errungenes festhalten und weiterkommen. An die patriotische Erinne- ruugsfeier reihte sich eine Gabenverlosuug und ein Ball. Die Ortsgruppe Oberlausiti des L^erbandco Sächsischer Industrieller hielt am 11. Januar unter dem Vorsitze des Herrn Fabrikbesitzers Otto Moras, in Fa. Wagner L Moras in Zittau, ihre 3. Generalversammlung ab, in welcher zunächst VorstaudSwahlen vvrgenvmmen wur den. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig wieder- gewählt. Alsdann hielt Herr vr. Mürz von der Ge schäftsführung des Verbandes sächsischer Industrieller einen Vortrag über „Wirtschaftliche Z e i t f r a g e n". Der Redner ging zunächst auf die gegenwärtig schwebenden Fra gen auf wirtschaftlichen:, handelspolitischem und sozial politischem Oiebiete ein und berührte eingehend das Ver hältnis der wirtschaftlichen Verbände zmn Hansabunde. Zur Frage des deutsch-portugiesischen Handels vertrages trat die Ortsgruppe der vom Oiesamtvorstaude des Verbandes bereits in seiner Sitzung vom 24. November v. I. zum Ausdruck gebrachten Anschauung bei, daß der Vertrag namentlich die Interessen der sächsisch-thüringischen Expvrtindustrie schädige, und daß man schon vom Reichs tage Ablehnung des Vertrages erwarte. Weiter begrüßte die Ortsgruppenversammlung die ablehnende Haltung der sächsischen Regieruug in der Frage der Schifsahrtsabgaben und regte zugleich au, die Frage deS Epiphamasfcstes, dessen Abschaffung bezw. Verlegung von der Zweiten Kammer bereits beschlossen ist, bei der Regierung auf das nachdrück lichste weiter zu verfolgen. An zweiter Stelle sprach Herr Vr. Prange- Berlin über die N e f o r m v e rs i ch c r t e n- bank. Nach eingehender Diskussion über dieses Projekt sprach sich die Ortsgruppenvcrsannnlung einstimmig sür dessen Unterstützung aus. Zu»: Schluß überbrachte -Herr vr. Mürz die Einladung des GesamtvvrstandeS zu der am 15. und 16. Februar d. I. in Dresden stattfindenden Ge neralversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller. * * * Neber die Angelegenheit Haß veröffentlicht die „Nordd. Allg. Ztg" eine halbamtliche Darstellung. Herr Haß hat in Eingaben an das auswärtige Amt die diplomatischen Ver treter des Reiches in Venezuela usw. schwer beschuldigt uud zuletzt auch das Amt gröblichst beleidigt. Er erhob gegen dieses die Beschuldignngen der Rechtsbeugung, pflicht widrigen Verhaltens, Justizmordes, bewußt straffälliger Handlungen ufw. Die Schmähungen gipfeln in den Wor ten: „Entweder Sie oder ich gehören nach Moabit." Es ist darauf ein ärztliches Gutachten eingefordert wor den. Das Gutachten kam zu dem Ergebnisse: „Typischer O u e r u l a n t e n w a h n und gemeingefährlich." Dieses Gutachten schloß zunächst naturgemäß für das aus wärtige Amt jedes weitere Verhandel:: mit Herrn Haß aus. Aus alledem ergibt sich, daß der gegen das auswärtig« Amt geschleuderte Vorwurf der gewaltsamen Mundtotmachung eines unbequemen Mannes ganz und gar grundlos ist. Die Bndgetkommission in der Diamantenvegic. Die Nudgetkommission des Reichstags besuchte am Svunabcnd vormittag die Tinmantenregic des deutsch-süd:ocstafrikani- schen Schutzgebietes. Die Regie befindet sich in Berlin in dem Geschäftspalast Behrenstraße 7, wo sie eine Flucht statt lich eingerichteter Räume inne hat. Den Herren von der Budgetkommission hatten sich viele andere Mitglieder dos Rc:chstages angefchlossen, u. a. der Vizepräsident Vr. Spahn Von der Kolonialverwaltung war Staatssekretär Dern burg mit mehreren Räten seines Amtes erschienen; auch Mitglieder des Bundesrats waren gekommen, so der Ver treter der hanseatischen Städte, Klugmann. Die Herren wur»