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35 unterhalb Lissabon in das Meer ergießt. Kolumbus erkannte den Felsen von Cientra. Gern hätte er das Kap Vincent umfahren, um auf spanischem Boden zu landen, allein die Not zwang ihn doch, die portugiesische Küste anzulaufen. Auch hier hatte der Sturm furchtbar getobt, einen ganzen Ort von der Erde weggefegt; die Strandbewohner staunten die Rettung des Schiffes wie ein Wunder an. Kolumbus richtete nun in einem Schreiben die Bitte an den König von Portugal, ihm zu gestatten, bei Lissabon zu landen. Da erschien Bartholomäus Diaz und verlangte, er solle aus seine Schaluppe kommen, um den königlichen Beamten Rede zu stehen. Kolumbus aber wies diese Zumutung so entschieden wie stolz zurück, er, der Admiral des Königs und der Königin von Kastilien, habe einem Beamten keine Rechenschaft zu geben. Nur dazu ließ er sich endlich herbei, auf seinem Schiffe einem Beamten seine Papiere zu zeigen. Nun wurde ihm auch kein weiteres Hindernis in den Weg gelegt. Vor Lissabon konnte er sich kaum der Menge erwehren, die vom Hasen zusammenströmte und auf seine Schiffe drängte. Jeder wollte den Mann sehen, dem es durch die göttliche Gnade vergönnt gewesen war, „Indien zu erreichen." Der König von Portugal beschied ihn nach dem Thale von Paraiso, wo er eben Hof hielt, empfing ihn mit den Zeichen der höchsten Achtung, hieß ihn neben sich Platz nehmen, ließ sich von ihm erzählen, was er gesehen und erlebt habe, und versicherte, daß er sich seines Erfolges freue. Die Portugiesen hegten den Verdacht, Kolumbus komme aus Guinea, ihrem Interessengebiete, und der König äußerte deshalb, es scheine ihm, als gehörten die entdeckten Inseln ihm. Auf die Versicherung des Admirals, daß sein König ihm nicht befohlen habe, nach Guinea zu fahren, ließ man die Sache fallen. Kolumbus erfreute sich bis zu seiner Abreise überall einer freundlichen Behandlung. Am 12. März 1493 hob er die Anker und lief am 14. in denselben Hafen ein, aus welchem er am 3. August 1492 ansgelaufen war. In Palos traf dann auch Pinzon wieder bei ihm ein, der nach Galizien verschlagen worden war. Er hatte von dort einen Bericht an den spanischen Hof abgehen lassen, aber den abweisenden Bescheid erhalten, sich dem Admiral wieder anzuschließen. Diese Kränkung soll den Tod des sicher bedeutenden, aber durch Ehrgeiz zur Unbotmäßigkeit verführten Mannes beschleunigt haben. Die Auf nahme, welche Kolumbus durch das Volk in Palos und auf seiner Reise nach Barcelona fand, wo das Königspaar Hof hielt, war eine begeisterte; die Reise glich einem Triumphzuge. Außer den gesammelten Erzeugnissen der aufgefundenen Länder, Indiens, wie man meinte, führte er auch einige Indianer mit sich, deren fremdländische Erscheinung ungeheures Aufsehen machte. Er wurde vom Hofe mit ungewöhnlichen Ehren empfangen. So durfte er während der Audienz sitzen. Da seine schriftlichen Berichte bereits eingegangen waren, trat seine Erzählung nur ergänzend ein. Der König bestätigte ihm seine Würde als Admiral und Vicekönig, ergänzte sein 3*