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17 suchten die Könige von Lissabon aus, dieser grausamen Habsucht zu steuern, indem sie eine mildere Behandlung der Eingeborenen empfahlen. Indessen gelangten die Seefahrer allmählich weiter, sie überschritten den Äquator, kamen zum Kongo. Es bedurfte jetzt nur noch eines kräftigen Anlaufes, um das Ziel zu erreichen. Der Mann, dem diese Aufgabe ge stellt wurde, war Bartholomäus Diaz, aus einer Familie, die bei diesen Küstenfahrten bereits Hervorragendes geleistet hatte. Denn Johannes Diaz hatte Bojador umsegelt, Diniz, das grüne Vorgebirge erreicht. Bartholomäus war ein Mann von seemännischer Tüchtigkeit, und er setzte sein Leben mit derjenigen Rücksichtslosigkeit für seine Aufgabe ein, welche den Helden macht und den schwierigsten Verhältnissen trotzt. Er fuhr 1486 in einem Zuge zum Kongo, erreichte nahe dem Wendekreise des Krebses die Walfisch-Bai und endlich den St. Helencnbusen. Hier aber faßte ihn der Sturm; das Steuer verlor die Gewalt; die Schiffe trieben in südwestlicher Richtung vom Lande ab. Als er endlich wieder Herr seiner Fahrzeuge wurde, lenkte er nach Osten zurück, traf aber die bisher von Nord nach Süd laufende .Küste nicht mehr an. Er war über das Südende Afrikas hinausgeraten. Als er sich nun nach Norden zurück wandte, stieß er wieder an Land, und immer weiter nach Osten dringend, gelangte er an die Algoa-Bai. Er war auf Menschen gestoßen, Hotten totten, die mit ihren Viehherden davonflohen, sich aber an anderer Stelle mit den Waffen einer Landung wiedersetzten. Es konnte ihm nun kein Zweifel bestehen, daß er das Südende Afrikas erreicht habe, aber er wünschte eine Stelle zu finden, wo das Ergebnis der Schiffsmannschaft sichtbar vor Augen lag. Folgten diese doch mit sichtbarem Widerstreben seinen Befehlen, denn sie war überanstrengt; der Proviant fing an, knapp zu werden. Als sie jetzt stürmischer die Umkehr forderte, versprach er, nach drei oder vier Tagen zu wenden. Da das ersehnte Ergebnis nicht eintrat, kehrte er in der That um. Es wird erzählt und ist wohl denkbar, daß er in seinem Schmerze die an der Algoa-Bai errichteten Wappenpfeiler umarmt habe, ehe er sich von ihnen trennte. Auf der Rückfahrt nach Westen sah er das weit vor ragende Kap; er nannte es wegen der dort herrschenden Stürme „e»po torillsntoso". Sein König bezeichnete es als das 0SP0 äs. bos esxsrsllss, „Vorgebirge der guten Hoffnung". Länger als 16 Monate hatte diese erfolgreiche Fahrt gedauert; 270 Meilen neuen Gestades waren aufgeschlossen. Die große Frage, ob Afrika im Süden umschiffbar sei, .ob also der Seeweg nach Indien offen stehe, war beantwortet (1486). Dem Namen Bartholomäus Diaz ist damit die Unsterblichkeit gesichert. Übrigens erreichten die Portugiesen auch bald darauf aus dem Landwege Aden und von hieraus den Osten Afrikas, von wo ihnen die See nach Indien offen stand. In Habesch hatten sie einen christlichen König ge- Schillmann, Entdeckung Amerikas. 2