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15 Mannes, der die Schwierigkeiten wohl erkannt, die Mittel, sie zu über winden, wohl erwogen hat und sie kräftig in Bewegung zu setzen entschlossen ist. Unweit des St. Vincentvorgebirges, der südwestlichen Spitze Europas, nahe dem Hafen Lagos, wo er seine Schiffe sammelte, rüstete, übte, springt eine Klippe in den Ocean vor; es ist das die Felsenplatte von Sagres. Hier, vom Meere umrauscht, befanden sich seine wissenschaftlichen Anstalten zur Beobachtung des Himmels, eine Schule für angehende Seefahrer; hier wurden auch die Nachrichten gesammelt über den gegenwärtigen Stand der Erdkunde und ihre Fortschritte. Hier sammelte er den jungen thaten- lustigen Adel Portugals um sich, aber auch Fremde verkehrten dort nicht selten, fanden gute Aufnahme, Belehrung und Anregung. So begannen denn die so erfolgreichen Entdeckungsfahrten der Por tugiesen an der Westküste Afrikas. Aber weit gefehlt, daß man in einem raschen Zuge vorgegangen wäre; man stylte sich, die Küste sorgsam im Auge behaltend, langsam weiter, kehrte zurück, wenn man etwas Neues gefunden hatte, um nach einiger Zeit einen neuen Vorstoß zu unternehmen. Man gelangte zunächst nur bis zum Cap Bojador. Der Mangel an Buchten und Flußmündungen, die Küste, welche auf weite Strecken ungleich an das Meer nahe herantritt, die Nebel, die an diesen Küsten den Ausblick versperren, das alles konnte nicht ermutigen und schnell fördern. Im Gegenteile, der Zweifel erhob sich mächtiger, ob man überhaupt weiter Vordringen könne. Unser deutscher Landsmann, der berühmte Martin Behaim aus Nürnberg, der sich an diesen Fahrten beteiligte, überschätzte ebenfalls die Schwierigkeit des Vordringens. Doch hat seine Geschicklich keit ganz erheblich beigetragen, sie zu überwinden. Den Kompaß besaßen die Portugiesen wohl, auch ein Instrument, den Stand der Sonne zu messen und so den Ort auf der Erde zu bestimmen. Es war aber so schwer fällig, daß es auf dem Schiffe selbst nicht gebraucht werden konnte. Be haim verbesserte das Werkzeug, so daß es nun handlich und brauchbar wurde. Dennoch behielt die Sache einen sehr langsamen Fortgang und wäre wohl stecken geblieben, wenn der Prinz nicht unaufhörlich vorwärts ge trieben hätte. Man fand die Insel Porto Santo, und sah von dort gegen Süden einen dicken Nebel. Als man darauf losfuhr, entdeckte man die herrliche Insel Madeira; sie erhielt von den dichten Waldungen, mit denen sie bedeckt war, ihren Namen (Holzinsel). Der Wald geriet in Brand; sieben Jahre soll das Feuer gewütet haben. Aber die Asche düngte den Boden vortrefflich, auch das herrliche Klima kam den neuen Anpflanzungen vorzüglich zu statten. Der Prinz siedelte Portugiesen an, pflanzte Zucker rohr und Wein. Die Kanarien waren in den Besitz der Spanier ge kommen. Hier saß ein merkwürdiges Volk mit weißer Gesichtsfarbe und Hellen Haaren. Es waren wahrscheinlich Deutsche aus der Zeit der Völker- ^ Wanderung, welche Wandertrieb oder widriges Geschick auf diese Insel verschlagen hatte. Man nannte sie Wandschen oder Guanchen, vermut-