Suche löschen...
Bautzener Nachrichten : 29.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189812294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981229
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-29
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 29.12.1898
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ab bis auf weiteres die Neuvermeffunq in Kiautschau, aus nahmsweise auch in anderen ostafialischen Häfen durch Or gane deö Gouvernements in Kiaulschau erfolaen kann, »nd daß auf Grund dieser Vermessung vom Kaiserlichen Vermefsungsamte in Berlin neue Meßbriefe ausgesteUl werden. — Das „Berl. Tagebl." teilt mit, daß ihm im Original rin Rundschreiben vorliegt, in welchem das Haupt-Tages- vrgan des Bundes der Landwirte die Verzeichnisse der Mitglieder der konservativen Vereine einfordert, »m an jeden .organisierten Konservativen" Probcnummern des Böndlerorgans senden zu können. Diele Ausforderung sei «. a. unteistrieben von dem Abg. Barlbold, Vorsitzenden des konser vativen Vereins im Kreise Jüterbog, dem bayerischen Abg. Bkckh, Vor sitzenden des Wahlvereins der bayerischen Konservativen, Abg. Grasen Klinkowström, Vorstandsmitglied des ostpreustilchen konservattoen Ver eins, vr. Kremer, stellvertretenden Vorsitzenden des konservativen Eentralvereins für den Wahlkreis Teltow-Beeskow-Storkow-Charlotten- burg, Abg. von Puttkamer-Plaulh, Vorstandsmitglied des weslpreußl- schen konservativen Vereins, Abg. Ring, Vorstandsmitglied des konser vativen Vereins sür die Provinz Brandenburg, Schremps, Sekretär des ikonservativen Landesvereins sür Württemberg. Das „Berl. Tagebl." iemerlt dazu: .Alle diese Herren erachten es mit ihrer Stellung in dem Vorstände eines konservativen Bei eins sür vereinbar, eine Bitte zu »nlerstützen, deren Erfüllung die konservative Organisation ganz in die Hände der Bündler bringen müßte." — Das „Berliner Tagebl." meint, aus die ..Kreuz-Zig." und aus den „Reichsb." müsse dieser schnöde Verrat einen tiefen Eindruck machen. Wir können — so schreibt der „Reichsb." — dem „Berl. Tagebl." sagen, daß uns die Sache, wenn sie sich wirklich so verhält, ganz kalt läßt, und wenn das „B. T" die thatsächlichcn Verhältnisse kennen würde, so würde cs das begreifen. — Der Gerichtshof, welcher demnächst in der Angelegen heit des Professors Delbrück in erster Instanz zu ent scheiden haben wird, besteht aus elf Mitgliedern; den Versitz führt der Unterftaatssekretär im Fmauzministenum, Wirkt. Geh. Rat Meinecke; Mitglieder sind zur Zeit Mr nisterial-Direktor im Kultusministerium Or. v. Barlfch, der Landforstmeifter Wächter, die Geheimen Obeijuliizräte Or. Holtgreven und Steffel, der Geheime Obenegierungsrai Dr. Lindig der Senatspräfideut des Kammergerichls Gro- schaff und die Kammergerichtsiäte Peters, Stock und Thiel mann; zwei Sitze sind zur Zeit unbesetzt. — Die erste socialdemokratische Gemeinde vertretung für die Provinz Brandenburg trat, wie er wähnt, gestern hier zusammen und wurde von dem Reichs- tagsabgeordneten Singer mit einer kurzen Ansprache er öffnet. Gemeindevertreter Thomas-R'xdorf begründete in längeren Ausführungen Punkt 1 des vorgeschlagenen Kom- munalprogramms, welcher lautete: „Für die Wahlen zu den Gemeindevertretungen ist das allgemeine, di rekte, geheime und gl e iche Wahlrecht e nzuführen. Das Wahlrecht darf durch den Empfang irgend welcher Unter stützung aus den Gemeindemitteln nicht aufgehoben oblr beschränkt werden Die Wahlen haben des Sonntags statt zufinden." Der Redner führte u a. aus, der Antrag aus Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts müßte immer wieder in den Gemeindevertretungen eingebracht «erden. Bei dem allgemeinen Wahlrechte würden die So cialdemokraten in Beilin und den größeren Vororten wohl überall die Mehrheit erhalten, wie cs in Offenbach in nächster Zeit eintreten dürfte. Abg. Singer betonte, das allgemeine Wahlrecht muffe die Grundlage jedes Programms sein. Der Hauptwert des Programms sei em propagandi stischer; mit dem Programme wolle man die Mafien be geistern und sür die Bewegung gewinnen. Wenn die So cialdemokraten die Mehrheit in den Gemeinden hätten, würden sie alle Forderungen des zweiten Teiles des Par teiprogramms, die in der heutigen Gesellschaft durchführbar seien, einführen Auch für das Gemeindeprogramm müsse ein Endziel vorhanden sein, und das sei das allgemeine Wahlrecht. Nach längerer Erörterung wurde Punkt 1 des Wahlprogramms mit großer Mehrheit unverändert ange nommen. — Weiter beschäftigte man sich mit den vom Abg. Sing er vorgeschlagenen Programmpunkten zur Schul- frage, die nach längerer Debatte unverändert angenommen wurden. Ferner wurde folgendes angenommen: „Beleucht- «ngs-, Verkehrs-, Krafterzeugungs-, sowie sonstige, für die Gemeinde notwendige Betriebe sind der Privatausbeutung zu entziehen und auf eigene Rechnung der Gemeinden zu «richten und zu betreiben; auch sind andere Gemeinde arbeiten (Bau, Pflaster rc), soweit angängig, in Gemeinde regie zu führen." Längere Debatte war bei der Frage des Submisfionswesens, welcher Punkt in folgender Fassung von Sonnenburg - Friedrichshagen vorgeschlagen wurde: „Revision des Submissionswesens, Vergebung der Gemeindearbciicn »nd Lieferungen nur unter vertragsmäßiger Verpflichtung der Unler- mehmer, die Lohn- und Arbeitsbedingungen der von ihnen mit städti schen Arbeiten beschäftigten Arbeiter in Gemeinschaft mit den Fachorgani- sationen der Arbeiter festzusetzen. An Mitglieder der Gemeindevertretung dürfen keine Arbeiten oder Lieferungen sür die Gemeinde übertragen werden. Ebenso dürfen dieselben in keiner Weise an gewerblichen Unternehm- »ugen beteiligt sein, die in einem Vertrag-- oder Lieferung-Verhältnis zur Gemeinde stehen." Guhl-Nowawes machte Einwendungen gegen den zweiten Teil dieser Forderungen und beautra ste, die Forderung in folgender gemilderter Form ins Pro- gramm aufzunehmen: „An Mitglieder der Gemeinevertret- ung dürfen keine Arbeiten oder Lieferungen für die Ge meinde, soweit angängig, übertragen werden.' Die Kon- serenz nahm schließlich unter Ablehnung aller Abänderungs- Anträge die Programmpunkte unvetändert an. Die zum Schluß noch angenommenen Punkte betrafen den Acht stundentag für städtische Arbeiter und Beamte, Arbeiteraus- schüffe in städtischen Betrieben, Uebeinahme der Markt-, Bau-, Wohnungs-, Verkehrs-, Gesundheits- und Sichei. heitspolizei in die Gemeindeverwalrung, Errichtung von Ge werbeschiedsgerichten, Ausdehnung der Krankenversicherung auf die Hausindustrie. Es wurde beschlossen, alle zwei Jahre eine Konferenz der socialistischen Gemeindevertreter abzuhalten. Darauf schloß Singer mit einem Hoch auf die Socialdemokratie die von 57 Delegierten besuchte Kon- serenz. — sMilitärischesj Um einem Uebelstand abzu- helfen, der sich bei den Fußtruppen durch die „versuchs weise Einführung der zweijährigen Dienstzeit er geben", wird in der neuen Militärvorlage gefordert: „Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie und des Trains, welche freiwillig, und Mannschaften der Kavallerie und reitenden Artillerie, welche gemäß ihrer Dienstverpflichtung im stehenden Heere 3 Jahre aktiv ge dient haben, dienen in der Landwehr ersten Aufgebots nur 3 Jahre." Die „N. A. Z." führt aus, daß, ganz abge- sehen von d.'r Frage, „ob eine zweijährige Dienstzeit der Fußtruppe, der Masse des Heeres, überhaupt genügt", um ein für die spätere Dienstpflicht in Krieg und Frieden Stand haltendes Fundament zu liefern, die durch die zwei jährige Dienstzeit veranlaßte Ueberanstrengung des Aus- Vitdungs-Personals und der Ausfall von geeigneten Leuten des früheren dritten Dienstjahres ein Hauptgrund sei, der .gegendieDurchführbarkeit des jctzigen Provisoriums spricht." Gelinge der jetzt geplante Versuch, dann würden „die An bänger der zweijährigen Dienstzeit bei den Fußtruppen um ein Beträchtliches vermehrt' werden; gelinge es nicht, dann würden „wohl andere Mittel ergriffen werden müssen, um auf dem eingeschlagenen Wege der Erprobung der zwel- jährigen Dienstzeit bessere R.sultate zu erreichen". Der Artikel schließt: „Schlägt das jetzt vorgeschlagene Mittel fehl, d. h. erweist sich der Zudrang der für geeignet befun denen Leute als zu gering, dann müßten allerdings die Mittel zur Anregung gesteigert werden, denn die vrojck- tie-te Erleichterung der Unteroffiziere, hauptsächlich während der Rekrutenausbildungsperiode, und die Gewinnung von Material zu Reserve - Unteroffizieren sind Fragen von so aroßer Bedeutung, daß mit ihrer glücklichen Lösung die Mögl'chkeit der Durchführung der zweijährigen Dienstzeit in engem Zusammenhänge steht" — Die nächttjävrigen Kaisermanö ver werden zwischen dem 13. und 14. ArmcecorpS einerseits und dem 15. und 16. Ärmeecorps andererseits ftatlfinden und in der Genera!- i >ee einen Uebergang über den Schwarzwald durch das Murgtha! und über den Kniebis darstellen. Der Kaiser wird in Straßburg Aufenthalt nehmen und von dort aus an den Manöocrn teilnehmen. — ' Der Reichspostdampser „Bayern" mit den abgelöstcn Besatz ungen der Schisse des Kreuzergeschwaders, Transporuührer Kapitän zur See Karliner, ist in Suez etngctrossen und bat die Heimreise nach Neapel fortgesetzt. — j Kolonialp olitischcs. j Die geplante deutsche Expedition, deren Ziel der Tsadsee im hintersten Hinterlande Kameruns sein sollte, hat aufgegeben werden müssen, da bei den gegenwärtigen politischen Verhältnissen im Süden von Tsad-See eine sriedtiche Erreichung des Zieles kaum möglich gewesen sein würde. Als Ersatz dafür oder gewissermaßen als Anfang für eine spätere Tsadsee Expedition ist dagegen die Errichtung einer Militär- und Zoll statt on in Garua beschlossen worden und im Anschluß hieran wird daS west- afrikanische Hamburger Haus C. Woermann in Garua eine Handelsniederlassung gründen. Garua, das auf dem rechten Ufer des Benuö liegt, nicht fern von der Stelle, wo dieser Haupt Nebenfluß des Niger mit dem Majo Kebi zusammen- flößt, soll nicht von der Kamerunküste her über Land erreicht werden, sondern auf dem Flnßwege des Niger und des Benuö In Garua hatte früher die Royal-Niger-Company eine Handcls- faktorei, und 1893 und 1894 wurde die Stadt von der Kamerun-Hinterland Expedition unter den Herren v. Uechtritz und Or. Passarge besucht. — (Parlamentarisches, j Das amtliche Reichstags handbuch gtebt über die konfession ellen VerhäNniss e der Abgeordneten folgende Auskunft: 164 Abgeordnete bezeichnen sich als evangelisch; 141 als katholisch oder römisch-katholisch; 41 als evangelisch-lutherisch oder lutherisch oder altlutherisch; 4 als reformiert; 1 (der national-liberale Abg. Deinhard) als altkatholisch. 10 Abgeordnete haben keine Angaben über ihr Religionsbekenntnis gemacht, dar unter außer Socialdemokraten die Abgg. von Kardorff, Or. Hermes und Pachnicke. Ein Abgeordneter, der Frei sinnige Jacobsen, bezeichnet seine Religion als den Egidy schen Anschauungen entsprechend. Bcbel nennt sich rett gionslos. 13 seiner Genoss-n bezeichnen sich als konfessions los (meist Norddeutsche). 10 als Dissidenten (meist Mittel deutsche) und 7 als freireligiös (meist Süddeutsche). 4 So- cialdemokcaten: Haase, Singer, Stadthagen und Wmm, nennen stcy mosaisch, Or. Lchönlank und Rosenow nennen sich evangelisch. — Nach der dem Reichstage vorliegenden Nachweisung der Rechnungsergebntffe der Bemfsgenosscnschaften haben bereits im Jahre 1897 über 500000 Personen auf Grund ver Unfal ioersi cherungsgesetze Renten rc. bezogen. Ja der letzten Zeil hat die Zahl dieser Personen von Jahr zu Jahr um etwa 60000 zugenommen, so daß man nicht fehlgehen wird, wenn man sie für das Jahr 1898 auf über 550000 schätzt. Auch die Zahl der auf Grund des Jnva- ttoitäts- und Aliersverstcherungsgesctzes zu zahlenden Renten läßt sich für den Ausgang des Jahres 1898 auf Grund der vorhandenen Zahlen einigermaßen übersehen. Am 1. Oktober 1898 liefen nach den amtlichen Veröffentlich ungen 454 739 Invaliden- und Altersrenten. Wenn auch in dem seitdem nahezu verflossenen Vierteljahr die Alters- rentcnzahl sich noch etwas vermindert haben sollte, so ist doch als sicher anzunehmen, daß bei den Invalidenrenten das Gegenteil der Fall gewesen sein wird. Es ist also mehr als wahrscheinlich, daß die Zahl der Invaliden« und Altersrenten sich Ende 1898 auf über 450000 beläuft. Ueberblicken wir danach die Zahl der auf Grund beider Gesetze au den Fonds der Berufsgenoffenschaften und der Versicherungsanstalten unter Beihilfe des Reiches gezahlten Renten, so ergiebt sich die Thotsache, daß im Deutschen Reiche während des Jahres 1898 die erste Million solcher Rentner erreicht worden ist. Diese Tyatsache giebt neben der schon früher beobachteten, daß für die Kosten der staatlichen Arbeiterverficherung in Deutschland täglich etwa eine Million Mark aufzubringen ist, ein treffendes Bild von dem Umfange dieses Zweiges der heimischen Socialpolitik. — Im Reichstag ist der Antrag eingebracht worden, den Reichskanzler zu ersuchen, mit den übrigen Seemächten behufs Herbeiführung internationaler Maßnahmen zur Ver- Hütung von Schiffsunfällen und zur Sicherung des Lebens der Seeleute und der Scereifenden in Verhandlungen einzutreten. Man kann es angesichts der immer wieder- kehrenden großen Schiffsunfälle nur gutheihen, daß von deutscher Seite aus die Frage einer größeren Sicherung der Seeschiffahrt thunlichst in Fluß gehalten wird, wenn auch glücklicherweise unmittelbarer Anlaß, wie es im Jahre 1882/83 nach dem Untergang der „Cimbria" und im Jahre 1894/95 nach dem Untergang der „Elbe" der Fall war, diesmal nicht vorliegt. Diese Angelegenheit erhält ein be sonderes Interesse dadurch, daß zum ersten Mal Gelegen heit geboten wird zu einer AuSkunftSerteilung über die Wirksamkeit der seit dem 1. Juli v. I. in Kraft befind lichen Beschlüsse der Washingtoner Konferenz oom Jahre 1889. welche sich mit der Aufstellung inter nationaler Vorichriften zur V »Hütung des Zusammenstoßes von Schiffen auf See befaßte und nameuUich daSSlraßen- recht zur See ordnen sollte. Diese Vorschristen find von deutscher Seite nicht ohne Widerspruch, der spccicll das Wegerecht der F schereidampfer betraf, in Kraft gesetzt worden. Man ging dabei von der Ansicht aus, daß zwar eine Abänderung der einschlägigen Bestimmungen wünschens wert sei, daß das Fehlen einer solchen aber nicht den Ver zicht des Reiches auf den Vollzug der Washingtoner Vor- jchlifren rechtfertigen würde. * Straßburg i. E., 28. Dezember. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist in Begleitung der Prinzessin Elisabeth und des Prinzen Alexander mit Gemahlin heute mittag hier eingetroffen und am Bahnhof vom Statthalter Fürst Hohenlohe - Langenburg und dem Staatssekretär v. Puttkamer empfangen worden. Der Reichs kanzler beabsichtigt um 4 Uhr nachmittags die Reise über Baden-Baden nach Berlin fortzusctzen. Oesterreich. Wien, 27. Dezember. ES verlautet, daß der Kaiser Donnerstag abend von der Hochgebirgsjagd nach Wien zu rückkehrt, um Neujahr die Hosämtcr und Garden zu em pfangen. Es unterbleibt jedoch die große Gratulationscour. — InTriest wurde einevicltausendkvpfigeVolksVersamm lung unter Teilnahme der meisten italienischem Abgeordneten abgehalten. Sie nahm einen heftigen Einspruch gegen die Errichtung des slovcnischcn Gymnasiums in Pfiino an Es herrschte sehr erregte Stimmung gegen die slavischen An maßungen. * Wien, 27. Dezember. Sämtliche österreichische Mi nister, mit Ausnahme des an Influenza erkranklcn Handcls- ministers Baron Dipauli, haben sich heute abend mit Se paratzug der Staatsbahn zur Beisetzung der Gräfin Thun nach Bodenbach begeben. — Die Lage deö Ministerpräsidenten Thun gilt trotz der Worte der „W. Abdp" nach wie vor als wankend. * Wien, 28. Dezember. Der niedervsterrcichische Landtag wurde heute eröffnet. Der Statthalter Graf Kiel- mannsegg verlas ein Dankschreiben des Kaisers. In dem selben spricht der Monarch seinen Dank aus für die loyrle Kundgebung des Landtages anläßlich des 50jährigen Re- gicmngSjubiläums des Kaisers und betont dabei, daß die darin zu Tage tretende dynastische Treue den Gefühlen der vom Landtage vertretenen Bevölkerung entspreche und das unverbrüchliche Festhalten an dem durch Gottes Vorsehung in vielhundertjähriger ruhmreicher, geschichtlicher Entwicklung fest und kraftvoll gefügten Verbände der Monarchie in sich schließe. Sie biete somit eine zuverlässige Gewähr sür den ungeschmälerten Bestand der Macht und des Ansehens des Staatcs. Das Dankschreiben weist ferner hin auf den gei stigen und materiellen Aufschwung des Landes und giebt der Hoffnung und dcni Wunsche Ausdruck, daß über alle Gegen sätze der Anschauungen nnd Bestrebungen hinaus der ernste Wille zu sachlicher Förderung der geistigen und materiellen Wohlfahrt ein von gegenseitiger Nechtsachtung und Billigkeit getragenes Zusammenwirken aller Kräfte zeitigen wöge. — Auch an die übrigen heute eröffneten Landtage wurde dieselbe Kaiserliche Botschaft gerichtet. * Prag, 27. Dezember. Die Versammlung der deutsch fortschrittlichen Landtags-Abgeordneten hat be schlossen, sich an den Verhandlungen des Landtages nicht zu beteiligen. * Prag, 28. Dezember. Der Landtag wurde durch den Obcrfllandmarschall Fürsten Lobkowitz eröffnet. Sämt liche deutschen Abgeordneten fehlten. Nach der Begrüßung des Landtages durch den Obcrfllandmarschall gedachte der selbe des Negierungsjubiläums des Kaisers, dcs schweren Verlustes, den das Kaiserhaus durch die ruchlose That in Genf erlitten und brachte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus, welches mit Begeisterung ausgenommen wurde. Der Statthalter verlas sodann die Kaiserliche Botschaft an den Landtag, welche den gleichen Wortlaut hat, wie die an die übrigen Landtage gerichtete. * Bodenbach, 28. Dezember. In der Gruftkirche zu Krocglitz fand heute im Beisein des Erzherzogs Franz Ferdinand und der Minister die Beisetzung der Gräfin Thun statt. Die Einsegnung nahm Kardinal Schönborn vor. * Pesth, 27. Dezember. Infolge eines Schreibens, das die Bevollmächtigten des Ministerpräsidenten Baron Banffy an diesen über ihre Verhandlungen mit den Zeugen Ho- ranszkys gerichtet hatten, sandten Graf Stephan Karolyi, Nikolaus Szemere und Ferdinand Horanszky ihre Zeugen an den Minister Fcjervary und den Abgeordneten Gajary ab. Es werden also im ganzen sechs Duelle stattfinden. * Budapest, 28. Dezember. Gerüchtweise verlautet, daß heute 5 Duelle, welche infolge des Ehrenhandels Banffy- Horanszky zwischen deren Bevollmächtigten anhängig sind, zum Austrag kommen. Und zwar das Duell des Honved- ministers Baron Fcjervary mit dem Grafen Stephan Karolyi auf Pistolen, das Duell Fejervary - Nikolaus Szemere auf Degen, Edmund Gajari gegen Graf Karolyi und Szemere auf Degen; endlich wird der alte Ehrenhandel Kenedi-Kubik auf Degen gleichfalls ausgetragen werden. — In den schwe benden Duel las fairen ist, wie die Blätter melden, nach dem Duellkodex die Entscheidung getroffen worden, daß sich Karolyi nur mit Fejervary und Szemere nur mit Gajari zu schlagen haben. In der Angelegenheit Horanszky gegen Fejervary haben die Bevollmächtigten des letzteren erklärt, sie könnten ihrem Mandanten das Duell so lange nicht ge statten, als Horanszky seine Angelegenheit mit Banffy nicht im ritterlichen Sinne zu Ende führe. Horanszkys Bevoll mächtigte bestreiten, daß mit Banffy noch eine Angelegenheit schwebe, und erklären die Angelegenheit Horanszky-Fejervary mit obiger Erklärung der Bevollmächtigten als für Horanszky beendet. In der Affaire Horanszky-Gajari nehmen die Be vollmächtigten Gajaris denselben Standpunkt ein, wie die jenigen Fcjervarys. — Das Duell zwischen Fejervary und Karolyi hat, wie schon gemeldet, stattgcfunde». Der Erstere schoß und traf nicht, die Pistole Karolyis versagte. Bei dem Säbelduell zwischen Kenedi und Kubik wurden beide Gegner leicht verletzt. — Im Abgeordnetenhause wurde heute Minister Baron Fejervary bei seinem Er-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)