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Bautzener Nachrichten : 24.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189811245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981124
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-24
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 24.11.1898
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Erste Beilage zu Nr. 27^ der Bautzener Nachrichten. DouuerAtag, de« 24. November 18V8, - Petersburg, 23. November. Nach amtlicher Nachricht auS Eamarkand sind in Ansob in den letzten Tagen keine neuen Er krankungen an der Pest vorgekommen Auch in den benachbarten Ortschaften ist der Gesundheitszustand gut. sm«sch«ft, »UN« rk — In der Münchener „Allg. Ztg." wird der Regierung nahe« gelegt, dem Reichstage betreffs finanzieller Unterstützung einer deutschen Expedition in das Südpvlargebiet eine Vor lage in der nSchsten Session zugehen zu lassen. — (Notizen, j Ein Urnengrab wurde in Werder a. H. auf dem Schönickeschen Grundstück am Phöbener Weg beim Rafolen ausgesunben. Einige 30 Urnen mit Leichenbrandresten wurden dabei zu Tage gefördert. Leider sind die Urnen meistens zerstört, doch hofft man, noch weitere Funde zu machen Anscheinend han delt eS sich um eine alte wendische Begräbnisstätte. — In München hat im Schauspielhaus Paul Lindaus „Abend" gründlich Fiasko gemacht, die rührselige Marliltiade ward vom Publikum ausgezischt. — Wie auS London gemeldet wird, wird jetztdaS Institut der britischen Architekten zum 1. Mal eine Dame zum Mitglied erhalten, Frl. Ethel Mary Charles, die jetzt mit Erfolg ihre Baumelsterprüfung bestanden hat. — Aus Auck land (Australien) wird gemeldet, daß der aus einer Studienreise durch die südlich vom Arquator belegenen Gegenden begriffene Professor an der Universität Straßburg vr. Georg THIlenius, sich nach der Stephens-Insel begeben hat, um dort Beobachtungen über die Lebensweise der Tuatara- Eidechse anzustellen. (L. Z) — Aus Würzburg wird gemeldet, Prof. Roent gen habe einen Ruf an die Leipzig er Universität erhalten und werde ihn wahrscheinlich annehmen. — * Wien, 23. November. Der Historiker A. Huber, Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften, verstarb hier heute plötzlich auf der Straße. — Der freie Eintritt in italienische Museen, Galerien, Ausgrabungsstätten rc. wird fremden Künstlern auf Grund einer Bescheinigung des zuständigen Konsuls ihres Landes gewährt, durch welche ihre Eigenschaft als Künstler darzuthun ist. Diese Bescheinigung soll die Angabe des fremden akademischen Diploms enthalten, durch welches dem Nacbsuchenden die Künstlereigenschaft verliehen worden ist. Da jedoch bei uns die Ausstellung von Künstlerdiplvmen nicht stattfindet, hat die italienische Negierung von dem Nachweise deS Diploms für deutsche Künstler abgesehen und die Leiter der öffentlichen Sammlungen angewiesen, deutschen Künstlern und Mitgliedern deutscher Kunstanstalten den Zutritt auf Grund eines diese Eigenschaft bekundenden und dem Gesuch nm Zulassung anzuschlicßenden konsularamtlichen Zeugnisses zu ge währen. Die Ausstellung dieses Zeugnisses erfolgt auf Grund eines dem zuständigen deutschen Konsul vorzulegenden, die Eigenschaft als Künstler bezw. als Mitglied einer Kunstanstalt bezcugenden Attcstks. Ueber die Erlangung dieses Ältestes hat der Kultus minister nähere Bestimmungen erlassen. Aus dem deutsche« Sprachverein. 8. Deutsche Grüße! Durch eine Zuschrift an unsern Zweigverein wurde vor einiger Zeit angeregt, ob denn nicht der unschöne Gruß adieu, adje, hadje abgeschafft werden könnte; unschön natürlich nicht der Be deutung nach, die vielmehr nicht schöner seinjkann — „mit Gott!", als durch den Gedanken, den er immer wieder in uns wachrust, daß wir Deutsche nicht einmal zum Ausdruck der innigsten Gefühle, des Segenswunsches beim Abschiede von Freunden und Bekannten das Fremdwort entbehren zu können scheinen. Zwar wenn es an ein Abschiednehmen für lange Zett, wohl gar für immer geht, dann greift wohl auch der Deutsche in die Schatzkammer der Mutter spräche, um auS ihrer Tiefe kostbareres Gut zu entnehmen und rs dem geliebten Scheidenden zu reichen, dann klingt eS von unsern Lippen „Lebe wohl", „Behüt dich Gott", „Gott mit dir", „Fahre wohl". Daneben rusen wir wohl auch ein „Ade!' nach. Das ist dasselbe Wort wie „adieu", aber doch etwas anderes; es ist alter tümlicher, deshalb klingt eS feierlicher, weniger alltäglich. In dieser Form ist der romanische Gruß bereit» zur Zeit deS Minnesangs zusammen mit diesem oder vielleicht noch früher noch Deutschland gekommen, in dieser Form ist er lange bei uns bräuchlich und be liebt gewesen, bis die Fianzöselci des 18. Jahrhunderts darin eine fehlerhafte verderbte Form des neusranzösifchen Adieu sah und dieses dasür einsührte. Thatfächlich ist aber Ade nur eine ältere, ebenso berechtigte Form des Grußes; äs steht, wie selbst der Nicht sprachkenner sieht, dem lateinischen äous »och näher, als älsn (alt- französisch al ästr). So schleppen 'wir nun daS viel undrutscher klingende Wort, daS uns die Thorheit unsrer Väter ausgebürdet hat, von Tag zu Tag weiter und suchen rs uns durch allerhand Umgestaltungen mundgerecht zu machen, die wieder durch ihren häßlichen Klang abstoßen: adje, shadje, ndjes. Leider ist es aber um da» „Abschaffen" deS häßlichen Grußes eine schwierige Sachet Fragen wir, was dasür zur Verfügung steht, so will die Antwor. nicht recht befriedigend lauten: „Leb wohl" ist ganz gut und sinn gemäß, und wo es Irgend paßt, soll es gebraucht werden, aber im Alltagsleben will's freilich oft nicht recht paffen, eben weil es uns jetzt zu feierlich klingt; ebendasselbe gilt von „Behüt dich Gott", „Gott mit dir", „Mit Gott" «. a. „Leben Sie wohl" hat noch den Nachteil, für unsere Zeit, die so wenig Zeit hat, zu lang zu erscheinen. „Empsehl mich Ihnen' und „Gehorsamster Diener" smit den scheußlichen Kürzungen „'pfehl mich" und „Schamster Diener"), wie man ältere Leute hie und da noch sagen hört, klingt nach unwürdiger Unterwürfigkeit und Schmeichelei. Am besten ist s also, man wünscht sich zunächst, wie beim Begegnen, so auch beim Scheiden die gesegnete Tageszeit: Guten Tag, guten Morgen, guten Abend. Die „gesegnete Mahlzeit' ist da am Platze, wenn «S wirklich Effenzeit ist, doch darf sie nicht zum stehenden Gruß »erden, der zu jeder Stunde gebraucht wird, wie es seinerzeit wenigstens — weiß nicht, ob - anders worden in dieser neuen Zeit — in studentischen Kreisen vielfach leidige Sitte war; denn eS klingt doch gar zu „materiell" — sinnlich. Im übrigen verwende «an nach Möglichkeit die edleren Grnßsoimen, im Alltagsleben „Lebe wohl", daS immer noch (wenigstens bei uns zulandr) Aus sicht haben dürfte, das Adieu zu verdrängen. Vermischtes. — Löbau, 23. November. Die „Ober!. Ztg." teilt mit: Den Vereinen und Veranstaltern von öffentlichen musikalischen Anf ührungen dürfte wohl der Hinweis von Interesse sein, daß am 1.Oktoberd.J.die Anstalt für musikalisches Aufführungs recht in Thätigkeit getreten ist. Durch dieselbe wird das bisher wenig beachtete Recht an der öffentlichen Aufführung musikalischer Werke wahrgenommen. Zu diesem Zwecke sind für jeden Bezirk Pfleger ernannt worden, welche in den ihnen zugewirsenrn Be zirken die Rechte des Vereins und der Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht wahrzunehmen haben. Für den Bezirk Stadt und AmlShaupSmannschaft Löbau (Herrnhut, Bernstadt, Alt- und Neugersdorf, Ebersbach und Neusalza ausgeschl.) hat daS Ehren amt Herr Buchhändler W. Marx (I. G. Waldes Buchhandlung) von der Anstalt übertragen erhalten. Dieser Pfleger erteilt für diesen Bezirk alle wettere Auskunft. Den betr. Interessenten ist demnach zu empfehlen, sich sobald als möglich milden näheren Bestimmungen der Anstalt vertraut zu machen. Laut Verordnung des Kgl. Kriegs- mlnisterium» ist bereits sämtlichen Militärkapellen das bis jetzt viel ach gehandhabte Abschreiben der Stimmen untersagt worden. — Reibersdorf, 23. November. (N Z.) Am 16 d. in der 6. Abendstunde wurde auf der von hier nach Ullersdorf führenden Landstraße der Arbeiter I. B. aus Reibersdorf von zwei fremden Männern überfallen, zu Boden geworfen und nach geschehener Mißhandlung seines Geldes beraubt. Nach der That ergriffen >ie räuberischen Gesellen die Flucht. Den Nachforschungen der Schsischcn und der österreichischen Gendarmerie ist es nunmehr gc- ungen, die Spur der Thäter auSzuforschen. Der eine dieser Raub gesellen wurde in der Person des beim Gutsbesitzer Runge in Sächsisch-Ullersdorf bediensteten Kutschers Gustav Stiepn er er mittelt, gestern in Sächs.-UllerSdorf verhaslet und dem Amts gericht in Zittau ringeliesert. Der andere, der in Dönis b. Grottau wohnhafte Gustav Leubner, welcher wegen öffentlicher Gewalt- thätigkeit vom Amtsgericht Zittau verfolgt wird, hielt sich dieser Tage in Grottau und Umgegend auf, flüchtete aber schleunigst wieder über die Grenze, als er sich dort unsicher sühlte. — L oh men, 23. November. Vorgestern wurde der 33 Jahre alte Steinbrecher Röfeberg in einem Bruche in Hinterlohmrn beim Transporte eines etwa 80 Centner schweren Steines, welcher unglücklicherweise rückwärts anstatt vorwärts fiel, durch Eindrücken des Brustkastens getötet. Eine Schuld ist niemandem beizumessen. — Leipzig, 23. November. Polizeilich beschlagnahmt wurde hier das kürzlich erschienene Buch: „Warum?' Mensch und Buchhändler; Lebensaufzetchnungen von Johann Bacmeister" wegen seines teilweise beleidigenden Inhaltes auf Antrag der Staatsanwaltschaft zu Bernburg — Seit Montag ist der Holzdrechsler Paul Ment sch el in Coßmannsdors verschwunden, der seil mehreren Jahren eine ogenannte Weihnachtssparkasse sür unbemittelte Einwohner besorgte. Die ihm übergebenen Beträge hat er nicht in die Sparkaffe gebracht, mdern in seinem Nutzen verwendet. Die dem Genannten anver- rauten Betrüge belausen sich bei einzelnen Familien bis zu 120 Mark, während der ganze Fehlbetrag 1000 Mk. erreichen dü sie. In hinierlassenen Bliesen gtebt Mcntschel die betreffende Unter» chlagung zu und teilt gleichzeitig mit, daß er InS Ausland zu zehen beabsichtige. — Eine unangenehme Entdeckung machte neulich in Thal heim ein Einwohner Als er in den Stall trat, bemerkte er, daß die Schweine auSgcbrochen waren und die außerhalb des Schweine- talleS uatergebrachten Riesengänse alS leckere Biffen betrachtet, >ie eine Gans auch bereits aufgefressen hatten. Durch das Da zwischentreten des Besitzer- wurde dem GünseschmauS ein Ende gemacht. — Karlsfeld, 23. November. In der letzten Nacht hat eS im ganzen Gebirge regelrecht geschneit, hier geht rin leichter Schlitten. — Berlin, 22. November. An der Kaiserfahrt nach dem Orient hatte als Gast des Kaisers Pros. Knacksuß teilge- nommcn. Der Künstler hat, Ivie die »Kreuzztg.' hört, noch eine Studienreise nach Aegypten unternommen. Der Olientmaler Max Rabes ist hingegen über Konstantinopel nach Beilin zurückgekehrt und wird nun sofort die malerische Ausarbeitung der reizvollsten Motive der Kaisersahrt beginnen. Pros. Saltzmann, von dem ansangS verlautete, daß er den Kaiser nach Palästina begleiten werde, hat die Reise nicht mitgemacht. — Berlin, 23. November. Der Geh. Medizinalrat und vortragende Rat im preußischen Kultusministerium l)r. Schmidt mann, der die Palästinasahrt mitgemacht hat, hat aus der Eisen- bahnsahrt von Damaskus nach Beirut einen Beinbruch erlitten. — Vor dem Hause deS Hausbesitzers und Gruben-AusseherS Florian zu Bogutschütz erfolgte Montag nacht eine furchtbare Detonation. Als man nach der Ursache forschte, sand man, daß ein Dynamit-Attentat gegen Florian geplant war; 47 Fensterscheiben waren zertrümmert. Die sofort vorgenommene Haussuchung soll von Erfolg gewesen sein, da man in einer Wohn ung eine Zündschnur sand. Das Attentat hängt, der „Kattow. Zeitung" zufolge, wahrscheinlich mit dem Krawall bei der letzten RetchstagSwahl zusammen, dessentwegen sür Dienstag vor dem Schwurgericht in Beuthen Termin auSgesetzt war, bei dem Florian als Hauptbelastungszeuge vernommen werden sollte. — Ueber eine dunkle Assairr weiß die „Ermländ. Ztg." zu berichten: Als vor etwa vier Wochen der Sonderzug mit dem Kaiser von Rußland die Strecke Berlin-Königsberg passierte, hat, wie von glaubwürdiger Seite mitgeteilt wird, der Bahnwärter beim Ueberwege von Böhmenhösen nach Zagern das Schienen- grleise aus der dortigenMsenbahnbrücke verbarrikadiertge funden. An der Brücke wurden Reparaturen vorgenommen. Das zu diesen Arbeiten nötige Gerüst war unter dem Schutze der Dunkel heit auf das Geleise geschafft und dort festgrknotet worden. AlS der Bahnwärter daS Hindernis entdeckt hatte, hat er mit Ausbietung aller Kräfte an der Entfernung desselben gearbeitet, und es ist ihm gelungen, die Bahn sür den dem Sonderzuge deS Kaisers vorauf» gehenden Schnellzug frei zu machen. Doch hat ihm die mit dieser Arbeit verbundene Aufregung, jedenfalls in Verbindung mit dem Bewußtsein von seiner schweren Verantwortlichkeit, derart zugesetzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. — Zeitz, 22 Novbr. Der Untersuchungsrichter in Berlin hat am Sonnabend der hiesigen Polizrivclwaltung die Anweisung zugehen kaffen, daß der angebliche Seiffert als Gefangener zu betrachten und entsprechend zu bewachen sei, und daß ihm gemeldet werden solle, wann der Gefangene transportfähig sei, damit dessen Ueverführung in daS Berliner Untersuchungsgefängnis verfügt werden könne. Inzwischen sollen mit Rücksicht auf den Zustand der Kranken alle Vernehmungen fortsallen. Eine Rekognition des Patienten unterbleibt; daß Seiffert mit dem Raubmörder Wegener identisch ist, unterliegt sür die Behörden keinem Zweifel. Der Direktion de» hiesigen Krankenhauses ist eS, wie die „Zeitzer Zeitung" meldet, bisher geglückt, jede Erregung von Wegener fern» zuhalten, obwohl Aerztr, Wärter und Schwestern seit seinem Ein tritte in daS Krankenhaus über seine Persönlichkeit vollständig unter richtet find. Wegener lag am Sonnabend tagsüber in einem un ruhigen Halbschlummrr. Zuweilen sprach er einige gleichgültige Worte, mmchmalaber fuhr er jäh empor undrirsflözuend: „Wissen Sie schon? Wissen Sie schon?" Wegener hat seine Personalien beim Eintritt in daS Krankenhaus folgendermaßen angegeben: Aus die Frage, wie er heiße, sagte er glatt, ohne Zögern: „Otto Her mann Erich Seiffert, Buchbinder, 24 Jahre alt; die Krankenkasse der Zuckerfabrik zahlt. Ich habe keinerlei Angehörige mehr; alle find tot Ich gehö r der Gemeinde der Jrvingianer an; mein Vater war Kirchenbeamter. Er und meine Mutter find lange in Triest verstorben." Daß der angebliche Seiffert kein gutes Ge- wissen hat, darauf scheint der Umstand hinzudeuten, daß er plötzlich fragte: „Warum werde ich so besonders gepflegt?" Seit Soun» abend wird er von zwei anderen Kranken beobachtet, von denen einer ihn auf der Wanderschaft traf Da die Papiere dieses Kranken nicht ganz in Ordnung waren, so bot ihm Wegener an, einen Stempel zu schneiden, um sür sich und ihn neue Papiere an» zusertigen. Aus Stempelschneidrn verstehe er sich. Wegener wurde, damit ein etwaiger Selbstmord verhütet werde, in eine neue Krankenzelle gebracht und mit zwei anderen Kranken zusammen» gelegt. Neben dieser Zelle ist eine Polizeistatton errichtet wor den, io der ein Polizist die Wache hat. Sonnabend abend wurde der Diakanus Ncidholdt zu Wegener geschickt, um ihn, wenn mög lich, vorzubereiten, jedoch ohne Erfolg, da der Kranke wieder br» wußtloS wurde. Sein Ableben wird stündlich erwartet, er liegt in fortwährenden Zuckungen. — Derwährend der Verhandlungen im Hannoverschen Wucher- Prozeß wegen Verdachts des Meineids verhastete Zeuge, württem« bergischer Maschinendirektor a. D. George«, ist sicherem Ver- nehmen nach entflohen und soll sich in Amsterdam aushalten. Er war gegen Kaution aus freien Fuß gesetzt worden. — Wegen fahrlässiger Tötung verurteilte die Strafkammer in Hannover den l)r. rneä. Georg Krische auS Wunstorf, lang jährigen Arzt der Landarmenanstalt Wunstorf, zu drei Monaten Gefängnis. Krische hat in seiner Stellung als Arzt der Abteilung sür Geisteskranke einen sehr widersetzlichen Kranken, den Schlaffer Engelter, dadurch getötet, daß er ihm 20 Minuten lang eine sehr starke kalte Dusche verabfolgen ließ. — Essen, 23. November. Gestern verschied nach kurzem Leiden der VerlagSbuchhändler Julius Baedeker, der ungeachtet seines Alters von über?7 Jahren bis zum letzten Tage einer seltenen Gesundheit an Körper und Geist sich erfreute. Seinen Beruf al» langjähriger Leiter der „Essener Zeitung", später „Rheinisch-West fälischen Zeitung", und Mitinhaber der Firma G. D. Baedeker hier, hatte er bereits seit längerer Zeit aufgegeben, immer aber an allen Ereignissen deS öffentlichen und politischen Lebens daS regste Interesse behalten. — Der Monteur Carlstadt, ein Angestellter der Firma „HelioS" in Köln-Ehrenseld, sollte in Rosenheim aus dem Bau platze des dortigen Gymnasiums eine Bogenlampe au die elek trische Leitung anschließen. Während der Arbeit merkte er plötzlich, wie durch die Leiter, auf der er stand, der elektrische Strom ging. Das rief er »och einem Hilfsarbeiter zu. Wenige Augenblicke später sprang er, entsetzlich schreiend, von der Leiter und rannte noch etwa 20 Schritte von dem Kandelaber weg. Dann stürzte er bewußtlos zusammen. Leider konnte trotz aller Bemüh ungen der Unglückliche nicht mehr InS Leben zurückgerusen werden. Wie die Untersuchung ergab, hatte Carlstadt an der Nleder- spairnungsleitung gearbeitet, die eine Spannung von 72 Volt hat und demnach nicht tödlich ist. Es war eine Aufklärung notwendig, wie der hochgespannte Strom mit einer Spannung von 2000 Volt in dir Leitung kam. Die Ursache des Unfalles war das Durchschlagen des Transformators und die daraus folgende Ver bindung der Primärwickelung niit der Secundärwickelung. Earl stadt war ein ebenso tüchtiger als verlässiger Monteur. Bei dem Unfall kann von einer beklagenswerten Unvorsichtigkeit in keiner Weise die Rede sein. — Weißenburg a. S., 23. November. Am Freitag mit tag stürzte der Mittelthorturm, ein altes Wahrzeichen der Stadt, ein. Glücklicherweise hatte man schon vorher einige Riffe a« dem Turme bemerkt, die den Einsturz befürchten ließen, und in folgedessen den Verkehr gesperrt, so daß weitere- Unglück verhütet wurde. — * Wien, 22. Novbr. Während der heutigen Vorstellung im C arl-Theater begann in dem Jnspektionszimmer ein in der Nähe deS OfenS befindliches Sosa zu glimmen. Die Ge fahr wurde alsbald beseitigt, doch drang Rauch in den Zuschauer raum. Infolgedessen trat der Regisseur vor und gab die Erklär ung ab, daß nicht die geringste Gefahr vorhanden sei. — Wien, 23. November. Gestern 5 Uhr morgen» ist ein Neubau in der Thurygasse bis aus die Hauptmauern einge stürzt, vom vierten Stockwerke hinab bis in daS Parterre. Wäre das Unglück um einige Stunden später erfolgt, so wäre es von ganz unabsehbaren Folgen begleitet gewesen. Mit den Mauern, PlasondS und Gerüsten wäre alle- in die Tiefe gegangen, was darauf gearbeitet hätte, und in den Trümmern begraben worden. — Reichenberg i. B, 23. November. (Z. M.) Der Mörder der Galantrriewarenhändlerin Theresia Weiß soll nun, wie bereits mitgeteilt, in der Person deS Bäckergehilfen Franz Matuscheck ermittelt und verhaftet worden sei». Bekanntlich war der Thäter seinerzeit von niehreren Personen, darunter auch von dem Dienstmädchen Anna Reimann gesehen worden. Diesem Mädchen waren damals die drei Brüder Wenzel, Joseph und Franz Matuscheck vorgcführt worden, sie erkannte aber in keinem den Burschen, den sie am 26 Mai v. I., dem Tage des Morde«, vor dem Laden der Weiß gesehen hatte. Gegen den nun wieder ver hafteten Franz Matuscheck dürften sich neue BerdachtSgrü nde ergeben haben, welche ihn als Thäter erscheinen lasten. Derselbe hat zur Zeit der Verübung der Mordthat als Bäckergehilse bei dem Bäcker und Müller Zimmer in Brand bei Tannwald gearbeitet. — Bei der Jagd wurde in Plaß (Böhmen) der Fürst Paul Metternich angeschossen und leicht perletzt; daS Gerücht, daß er erschossen sei, ist unwahr.
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